Titel: | Raworth' Spul- oder Doublirmaschine; von Professor H. Falcke. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 248 |
Download: | XML |
Raworth' Spul-
oder Doublirmaschine; von Professor H.
Falcke.
Mit Abbildungen auf Taf.
VII [a. b/1].
Falcke, über Raworth' Spul- oder
Doublirmaschine.
Die von W. Weild und Comp. in
Manchester gebaute Spul- oder Doublirmaschine nach Raworth' Patent ist eine gewöhnliche Kettenspulmaschine, welche mit
einigen Abänderungen allerdings auch Schußspulen zu erzeugen vermag, und für den
Fall, daß man auf derselben doubliren will, mit einer Vorrichtung versehen ist, um
eine aufwindende Spule sofort in Stillstand zu setzen, sobald einer der ihr zugehörigen Doublirfäden
reißt. Wie viel Fäden dabei gleichzeitig zusammen vereinigt werden, ist
gleichgiltig, da sich die Vorrichtung für eine beliebige Zahl einrichten läßt.
Die Spulen A (Fig. 1 und 2), auf welche aufgewunden
werden soll, sind stehend angeordnet und stecken alle lose auf Spindeln, die fest
auf dem Gestell in zwei Reihen aufgestellt sind. Der Antrieb der Spulen erfolgt
durch conische Räder von Langwellen aus, die unterhalb der festen Spindeln
angeordnet sind. Auf jeder Spindel steckt zunächst ganz unten ein conisches Getriebe
B, welches in Eingriff mit dem entsprechenden Rad
der Langwelle steht. Auf diesem Getriebe liegt eine Tuchscheibe C, darüber steckt wieder ein Stirnrad W, hierauf ist wieder eine Tuchscheibe C aufgelegt und es folgt dann eine Büchse D, welche die Spule A trägt.
Empfängt das conische Rad B seine Drehung von der
Langwelle aus, so drehen sich auch die Spulen, da die Tuchscheiden für das
gewöhnliche Aufwinden genügende Reibung zum Mitnehmen der aufliegenden Theile geben.
Durch das Stirnrad W wird ein anderes getrieben, das
gleichzeitig noch eine conische Verzahnung hat, um das Sperrrad R, in Bewegung zu setzen; letzteres ist eigentlich mehr
eine Walze zu nennen, da es nicht eine blose Scheibe ist, sondern eine der Anzahl
der zu doublirenden Fäden entsprechende Längenausdehnung in der Achsenrichtung hat.
Jeder einzelne der zu doublirenden Fäden T geht von der
mit Tuch bezogenen Streichleiste M ab, ehe er nach dem
Fadenführer G gelangt, durch die Oese eines leicht
beweglichen Drahtfingers F, der durch die Fadenspannung
in gehobenem Zustand erhalten wird. Reißt ein Faden, so fällt der Drahtfinger nieder
und dreht durch sein Uebergewicht einen kleinen Wagebalken H derart, daß dessen hakenförmiges Ende sich nach oben bewegt und ins
Bereich der Zähne jenes Sperrrades kommt. Erfassen dessen Zähne den Haken, so kann
es sich selbst nicht mehr drehen und es müssen auch die Stirnräder, sowie die Büchse
D und die Spule A zum
Stillstand kommen, da ja alle nur durch Reibung getrieben werden.
Die Maschine ist auch derart eingerichtet, daß die Spule, wenn sie gefüllt ist, zum
Stillstand kommt; dies wird in folgender Weise erreicht. Gegen den Umfang der
Spindel lehnt sich ein Hebel; hat der Spindelumfang seine gewünschte Dimension
erlangt, so ist jener Hebel so weit zurückgedrängt, daß er eine Falle L freiläßt, welche beim Niedersinken die Spule etwas
hält und so deren Antrieb unterbricht. Die übrige EinrichtungEinrichtnng der Maschine bietet nicht viel wesentlich Bemerkenswerthes für den
Fachmann dar; es handelt sich blos darum, die Fadenführerstange G gleichmäßig auf und ab zu bewegen. Dies wird hier, wie
Figur 1 zeigt,
durch eine Kette bewirkt, welche sich von einer abwechselnd nach rechts oder links
gedrehten Rolle abwickelt. Die verschiedenartige Drehung dieser Rolle wird durch ein
Mangelrad hergestellt und hat also die Fadenführerbewegung das Fehlerhafte, daß im
höchsten und tiefsten Stand das Umkehren nicht schnell genug erfolgt. Zur genauen
Einstellung des Fadenführers für jede einzelne Spule ist übrigens noch die
Einrichtung getroffen, daß auf der Fadenführerstange excentrische Röhren stecken,
über welche die Fäden laufen. Durch Drehen dieser Röhren läßt sich dann leicht jedem
Faden die gewünschte Höhenlage anweisen. (Nach dem Textile Manufacturer durch Deutsche Industriezeitung, 1876 S. 415.)