Titel: | Zur Glasdecoration; von Ed. Siegwart in Schweizerhalle bei Basel. |
Autor: | Eduard Siegwart |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 310 |
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Zur Glasdecoration; von Ed. Siegwart in Schweizerhalle bei
Basel.
Siegwart's Glasdecoration.
Es ist schon zu verschiedenen Malen der Vorschlag gemacht worden, Glasdecorationen
mittels leicht und schön krystallisirbaren Salzen hervorzubringen und derartige
Scheiben statt des gewöhnlichen Mousselinglases zu verwenden; es wurden
schwefelsaure Magnesia, Chlorbarium etc., hauptsächlich aber Bleizucker zu diesem
Zwecke vorgeschlagen. Die Krystallisation dieses letztern sieht oft recht hübsch aus
und ahmt die gefrorenen, mit Eisblumen überzogenen Fensterscheiben mitunter
täuschend nach. Leider sind diese Bleizuckerblumen, wenn ich so sagen darf, nicht
beständig, selbst in trocknen, reinlichen Räumen nicht, da der überall eindringende
Schwefelwasserstoff dieselben nach und nach dunkelt; derartige Fensterscheiben in
Bierstuben angebracht, wo ich sie gerne wegen des kalten Eindruckes, den sie
hauptsächlich im Sommer auf den Biertrinker machen würden, verwendet haben möchte,
werden daher je nach Qualität und Quantität des Besuches bald dem Auge
unangenehm.
Solidere Eisblumen stellt man auf Glas durch Einbrennen der natürlichen her; leider
ist dies aber bisher nur in empfindlich kalten Wintern möglich gewesen und wird auch
so lange nur in der kältesten Jahreszeit herzustellen sein, bis sich vielleicht die
Eismaschine dieses Verfahrens bemächtigt und Fensterscheiben mit eingebrannter Eisblumendecoration
in den Handel bringt, die jedenfalls ebenso günstige Aufnahme finden würden als die
sandgeblasenen Fensterscheiben.
Das Verfahren, eingeschmolzene Eisblumen herzustellen, ist folgendes: Feinst
geschlämmte weiße Glasfarbe wird mit dünner Gummiarabicum-Lösung zu einer
milchartigen Mischung angerührt. Mit dieser Flüssigkeit wird die horizontal liegende
Scheibe mittels eines breiten Pinsels überzogen und der Gefrierkälte ausgesetzt. Die
Wassertheilchen gruppiren sich zu Eisblumen und schleppen die dazwischen liegenden
Farbentheilchen zu Eisblumen ähnlichen Formen mit sich. Bringt man nun die Scheiben
in wärmere Räume, wo dem Wasser Gelegenheit geboten ist, sehr langsam zu verdunsten,
so bleibt schließlich die trockene Glasfarbe allein zurück und kann in der Muffel
eingebrannt werden.
Aehnliche Decorationen können auch auf kaltem Wege dauerhaft erzielt werden, nämlich
durch Netzen. Eine schwach angesäuerte Fluorsalzlösung wird je nach der Größe der
gewünschten Krystallisation stark verdünnt, oder auch eine concentrirte
Fluorsalzlösung mit viel dickem Glycerin vermischt; die eine oder andere Mischung
wird nun möglichst langsam auf das Glas einwirken lassen, wodurch sich größere oder
kleinere Krystallgruppen tief ins Glas einätzen.Ein der Redaction vom Verfasser gef. zugeschickter Lampencylinder zeigt diese
eingeätzten Eisblumen in überraschender Schönheit; für Fensterscheiben,
Weingläser u. dgl. würde dieses Verfahren ohne Frage eine sehr hübsche
Decoration ergeben.F.