Titel: | Ueber die Fabrikation des Aluminiums. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 324 |
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Ueber die Fabrikation des Aluminiums.
Ueber die Fabrikation des Aluminiums.
F. Wöhler erhielt bekanntlich im J. 1827 durch Zersetzung
des Chloraluminiums mit Kalium bei gelinder Glühhitze das Aluminium als graues
Metallpulver, später (1845) durch Zersetzung des dampfförmigen Chloraluminiums mit
Kalium dasselbe in silberartig glänzenden Metallkügelchen. Deville (1854 131 270) führte die Zersetzung
mittels Natrium aus; ihm gebührt das Verdienst, auf die werthvollen Eigenschaften
des Aluminiums aufmerksam gemacht und die Darstellung desselben so verbessert zu
haben, daß sie technisch brauchbar wurde (vgl. 1854 134
286) 1855 137 125. 1856 141 *
441. 142 211). Bunsen (1854
133 273) stellte das Aluminium elektrolytisch
dar.
H. Rose (1855 137 363), Deville
(1856 139 204) und Wöhler
(1856 141 447) stellten das Aluminium aus Kryolith mit
Natrium, Brunner (1856 140
357) aus Fluoraluminium, Newton (1857 144 133) aus 100 Th. Chloraluminiumnatrium, 50 Th.
Flußspath und 20 Th. Natrium dar; ähnlich auch Gerhard
(1859 152 448).
Petitjean (1858 148 371) will
Aluminiumsulfid mit flüchtigen Kohlenwasserstoffen oder Eisenfeile reduciren, Johnson (1859 151 317) durch
Erhitzen mit Aluminiumsulfat oder im Wasserstoffstrome.
Corbelli (1859 151 318) schlug
vor, schwefelsaures Aluminium mit Blutlaugensalz und Kochsalz im Tiegel zu
glühen.
Schon Deville (1854 131 271)
gibt an, daß Chloraluminium bei hoher Temperatur durch die gewöhnlichen Metalle
reducirt werde. Basset (1864 173 359) ließ sich dem entsprechend die Gewinnung von Aluminium durch
Schmelzen von Chloraluminiumnatrium mit Zink patentiren. Wedding (1865 177 327) sprach sich sehr günstig
über dieses Verfahren aus.
Nach Mittheilungen von Stevart (* 1864 171 51) und Wurtz (Bericht
über die Wiener Weltausstellung, Heft 20 S. 657) stammt die Gesammtmenge Aluminium,
welche in Frankreich gebraucht wird, aus der Fabrik von Salindres bei Alais, welche
im J. 1872 18k herstellte. Der als
Rohmaterial für die Aluminiumgewinnung verwendete Bauxit wird gepulvert, mit Soda
gemischt und in einem Flammofen erhitzt. Die durch Behandlung der aus dem Ofen
gezogenen Masse mit Wasser erhaltene klare Lösung von Natriumaluminat wird in
Fässern durch einen Strom Kohlensäuregas zersetzt. Nach vollendeter Einwirkung wird
die mehr pulverig als gelatinös abgeschiedene Thonerde mittels Filtration durch
Leinwand von der Natriumcarbonatlösung getrennt, ausgewaschen, ausgeschleudert und
getrocknet.
Die so als weißes Pulver erhaltene Thonerde wird nun mit Kochsalz und Kohle gemischt,
zu Kugeln geformt, welche man scharf trocknet und in Retorten aus feuerfestem Thon
bringt, die vertical in einem Ofen aufgestellt sind. Nun wird vorsichtig zur Weißglut erhitzt und durch
Oeffnungen, die sich im untern Theile der Retorten befinden, Chlorgas eingeleitet.
Das gebildete Doppelchlorid von Natrium und Aluminium destillirt durch ein am obern
Theile der Retorte angebrachtes Rohr mit angekitteter Vorlage. Aus dieser werden die
entweichenden Gase durch Röhren in den Schornstein abgeführt. 100k des erhaltenen Doppelchlorids werden nun
mit 35k Natrium und 40k Kryolith, welches als Flußmittel dient,
gemischt und im Flammofen erhitzt. Das Metall sammelt sich auf dem Boden und wird
schließlich in eiserne Formen zu Zainen gegossen.
Das Natrium wird in der Fabrik zu Salindres nach der von Deville (1854 134 369) * 1856 141 303. * 1864 171 55)
angegebenen Methode dargestellt.
Ueber die Darstellungskosten des Aluminiums macht Würz folgende Angaben:
I. Fabrikation des Natriums.
Materialien für 1k
Natrium.
Kosten für
k.
1k
Natrium.
Soda
9,35
(100k zu 32 Franken)
3
Fr.
09
Cent.
Kohle
74,32
(100 „
1,40 „ )
1
„
04
„
Lohn
1
„
73
„
Unterhaltungskosten
5
„
46
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Darstellungspreis für 1k Natrium.
11
Fr.
32
Cent.
II. Fabrikation des
Chloraluminium-Chlornatriums.
Angewendete Materialien
k.
Kosten für 1k.
Wasserfreie Thonerde
0,59
(100k zu 86 Franken)
0,507
Fr.
Braunstein
3,74
(100
„ 14 „
)
0,523
„
Salzsäure
15,72
(100
„ 3 „
)
0,471
„
Kohle
25,78
(100 „ 1,40
„ )
0,361
„
Lohn
0,238
„
Unterhaltungskosten
0,380
„
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Darstellungspreis für 1k Doppelchlorid
2 Fr. 48
Cent.
Das erforderliche Chlornatrium wird im Laufe des Fabrikationsprocesses selbst
gewonnen.
III. Fabrikation des Aluminiums.
Materialien für 1k Aluminium
k
Kosten für 1k.
Natrium
3,44
( 1k zu 11,32 Franken)
38
Fr.
90
Cent.
Doppelchlorid
10,04
( 1
„ 2,48
„ )
24
„
90
„
Kryolith
3,87
(100
„ 61,00
„ )
2
„
36
„
Kohle
29,17
(100
„ 1,40
„ )
–
„
41
„
Lohn
1
„
80
„
Unterhaltungskosten
–
„
88
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Darstellungspreis für 1k Aluminium
69
Fr.
25
Cent.
Da hierzu 10 Proc. allgemeine Unkosten hinzukommen, so kostet 1k Aluminium 80 Fr.; man verkauft es zu 100
Fr. Leider ist nur wenig Hoffnung vorhanden, daß dieser hohe Preis, welcher die
allgemeine Verwendung des Aluminiums hindert, erniedrigt werden kann, obgleich schon
Dumas (1855 137 127) glaubte, die Materialien für 1k Aluminium kosteten höchstens 32
Franken.
Augenblicklich wird das Metall namentlich von Optikern verwendet.
F.