Titel: | Neuere Griesputzmaschinen. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 468 |
Download: | XML |
Neuere Griesputzmaschinen.
Mit Abbildungen auf Taf.
XII [a. b/4].
Neuere Griesputzmaschinen.
Von den jüngst bekannt gewordenen Griesputzmaschinen wollen wir die folgenden, als
ein lebhafteres Interesse beanspruchend, hier besprechen.
1. Dunstputzmaschine von Child.The Miller, 1876 Bd. 2 S. 65 u. 133. Unter „Dunst“ versteht man bekanntlich ein Gemisch von
feinem Gries mit feiner Kleie. Die beabsichtigte Trennung dieser Theile erwies sich
früher als schwer durchführbar, weil bei der Behandlung mit Siebflächen die
Oeffnungen derselben bald verstopft wurden, die Behandlung durch einen Luftstrom
– ohne vorherige Scheidung nach dem Volum – aber kein gutes Resultat
hervorbringen kann.
Die erste durchaus zufriedenstellend arbeitende Maschine für den genannten Zweck
lieferte uns der bekannte Cabanes, dessen Maschine in
ihrem heutigen ZustandeRühlmann: Allgemeine Maschinenlehre, 2. Auflage
Bd. 2 S. 140. den erwähnten Schwierigkeiten in höchst sinnreicher Weise Rechnung trägt.
Cabanes läßt nämlich einen Luftstrom unter die
Siebfläche treten; derselbe dringt durch die Sieböffnungen und vermag die specifisch
leichteren Kleientheilchen den schwereren Griestheilchen gegenüber zu heben, so daß
nur diese mit der Siebfläche in Berührung kommen. Ebene, entsprechend geschüttelte
Siebflächen befördern eine Anordnung, nach welcher die Griestheile unten, die
Kleientheile über denselben liegen, selbstthätig, wie wir schon früher (*1863 169 259) nachwiesen. Bei dem hier in Frage kommenden
Gemisch tritt die betreffende Scheidung indeß nicht energisch genug ein, weshalb die
Cabanes'sche Idee einen wesentlichen Fortschritt
gegenüber früheren Constructionen in sich trägt.
Child hat das zuerst von Cabanes angewendete Princip
benutzt, bezieh. vortheilhaft ausgebildet, wie aus der Figur 20, welche einen
Längenschnitt der Child'schen Maschine zeigt, hervorgeht. Von dem Einschütttrichter
bei F₁ werden die Dunste, mittels der Speisewalze
E den vier Sieben D
zugeführt. Diese Siebe bewegen sich nicht in der Weise, wie es gewöhnlich der Fall
ist, sondern in einer winkelrecht zu ihrer Fläche stehenden Richtung. Sie ruhen mit
einem gemeinschaftlichen Rahmen auf vier Gummibällen P,
welche vermöge passender Stellschrauben in solcher Höhenlage gehalten werden, daß
die Hervorragungen eines Daumenrades G gegen eine Platte
des Bügels H mit der gewünschten Energie anstoßen,
sobald G in entsprechende Umdrehung versetzt wird. Die Siebe D schwingen daher in der oben bezeichneten Weise und
veranlassen dadurch das auf ihnen liegende Gemisch sich zeitweise von den
Siebflächen abzuheben, zu „tanzen“.
Gleichzeitig wird nun ein Luftstrom von unten gegen die Siebflächen geführt, welcher
der in hohem Maße aufgelockerten Masse gegenüber weit vortheilhafter wirken kann,
als es bei Cabanes' Maschine der Fall ist. Die Siebe D
haben verschiedene Feinheit, so daß der Gries in die drei Trichter F in drei verschiedenen Feinheitsnummern gesondert
niederfällt, um entweder direct vermahlen, oder weiter geputzt zu werden. Die Kleie
entweicht bei J.
Um das nöthige Vorwärtsbewegen des Dunstes zu bewirken, ist, da es hier an der sonst
üblichen Horizontalschüttlung fehlt, eine bedeutende Neigung der Siebflächen gegen
den Horizont nöthig. Soweit der Dunst normal gegen die Siebfläche emporgeworfen,
aber vertical niederfällt, findet die Bewegung desselben in der Kathete und
Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreieckes statt, dessen andere Kathete den Weg längs
der Siebfläche mißt. Soll dies zutreffend sein, so darf durch den Windstrom keine
nennenswerthe Ablenkung des zu verarbeitenden Gemisches stattfinden. Der Luftstrom
muß aber auch an den verschiedenen Stellen der Siebflächen verschieden stark, jedoch
mit einer ganz bestimmten Energie wirken. Deshalb die in Figur 20 deutlich
wiedergegebene Art der Luftabführung, welche oberhalb der Siebflächen die zu
denselben winkelrechte Richtung möglichst beizubehalten sucht, während die Klappen
k eine Regulirung der Intensität ermöglichen. Die
Fenster R gestatten ein Beobachten der betreffenden
Vorgänge.
Der Canal B führt die gebrauchte Luft, welcher
Staubtheilchen beigemischt sein werden, dem Exhaustor a
zu, der dieselbe bei m in einen passenden Canal wirft.
Um etwaige Unregelmäßigkeiten in der Geschwindigkeit des Exhaustors auszugleichen,
ist im Canal B noch das Ventil L angebracht.
Child bewirkt mit seiner Maschine demnach eine
gründlichere Auflockerung des Dunstes, eine gesetzmäßigere Einwirkung des
Luftstromes und eine Abführung des entstandenen Staubes.
2. Griesputzmaschine von Turner,
Parks und Comp. in Cuyahogafalls.Oesterreichisch-Ungarische Müllerzeitung, 19. November 1876. Ein Siebcylinder, welcher an der Auslaufseite einen Zapfen hat, behufs
Lagerung und Antrieb, während dessen Einlaufseite vollständig offen ist, so daß hier
die Lagerung auf Rollen stattfinden muß, enthält in seinem Innern den wesentlichsten
Theil der Maschine, welcher an einem die Einlaufseite des genannten Cylinders
einigermaßen dicht
schließenden Deckel befestigt ist. Dieser Theil besteht zunächst aus zwei nach der
Mitte geneigten Breterwänden, die an ihren tiefer liegenden Rändern einen Spalt
zwischen sich lassen, und welche bestimmt sind, das von den Siebflächen gehobene
Gemisch von Gries und Kleie aufzufangen, sobald es niederfällt. Ueber diesen
Schrägwänden liegt ein fünfeckiges hölzernes Rohr und zwar so, daß dessen obere
Fläche horizontal ist, während die unten liegende Kante nicht ausgebildet ist,
vielmehr auch hier ein Spalt sich befindet, der mit dem erstgenannten,
tieferliegenden Spalt communicirt. Außerhalb des Cylinders ist dieses fünfeckige
Rohr mit einem Exhaustor verbunden. Dieser saugt unter Vermittlung des genannten
Rohres Luft durch die Oeffnungen der Siebfläche. Diese Luft wirkt zunächst auf das
die Siebflächen bedeckende Gut. Sie muß hierauf zum größten Theil den Spalt zwischen
den beiden Schrägwänden passiren, wobei sie Gelegenheit findet, aus dem die
Schrägwände herabrutschenden Gemisch die leichten Kleientheile zu entfernen, mit
denen geschwängert sie den zweiten Spalt durchströmt, wobei etwa mitgerissene
Griestheile niederfallen, während die Kleientheile fortgeführt werden.
Der Gries soll durch die Siebfläche in den untern Raum des Cylinderkastens und dort
in eine Schnecke fallen. Auf dem Wege zu dieser Schnecke passirt derselbe einen
Luftstrom, durch welchen etwa noch beigemischte Kleie oder mit Kleientheilen
behaftete Grieskörper ausgeschieden und einer zweiten Schnecke zugeworfen
werden.
Gegen die Maschine ist besonders einzuwenden, daß die Wirkung nicht genügend
beobachtet, also die Maschine nicht exact regulirt werden kann.
3. Bühlmann's Griesputzmaschine.Die Mühle, 1876 S. 224. Sie unterscheidet sich von der Buchholz'schenKick: Mehlfabrikation S. 207. Maschine nur durch die Anbringung von zwei Flügeln, welche die in zwei
concentrische Behälter fallenden, durch die Maschine geschiedenen Theile, Gries und
Ueberschlag, zu den Auslaufgossen bewegen. Auch ist die Maschine offen, was
vielleicht für die Beobachtung des Arbeitsprocesses von Werth ist.
4. Griesputzmaschine von F. Kruzik in Pirnitz (Mähren).Oesterreichisch-Ungarische Müllerzeitung, 5. November 1876. Dieselbe unterscheidet sich hinsichtlich des allgemeinen Princips durchaus
nicht von andern Maschinen mit saugender Wirkung; sie will aber das allgemeine
Princip möglichst vollkommen zur Wirkung kommen lassen. Zu dem Ende zeigt jede Etage
nicht eine, sondern sehr viele Ueberschlagskanten. Die Figur 21 stellt einen
Durchschnitt der untern Etage dar.
Die bei A angesaugte Luft tritt bei B ein und bewegt sich in der angegebenen Pfeilrichtung.
Ihre Geschwindigkeit, bezieh. Menge ist durch die beiden Klappen a und b zu reguliren. Das zu
Sortirende wird durch die schrägen Schlitze zwischen den Stäben c zugeführt. Da das überhaupt zu bearbeitende
Materialquantum auf einer größern Zahl von Flächen zugeführt wird, so bildet es sehr
dünne Schichten, auf welche der Luftstrom weit günstiger einwirken kann als auf eine
dickere Schicht. Ob indessen dieser Vortheil der Maschine nicht sehr beeinträchtigt
wird durch die Thatsache, daß die Luft nur bei dem ersten Spalt rein ist, von
welchem aus sie sich mehr und mehr mit Kleientheilen mischt, also mit solchen
Körpern, die im Stande sind, die Griestheile, welche sie auf ihrem Wege treffen, mit
sich fortzureißen, dürfte erst durch die Erfahrung festgestellt werden können. In
gewissem Maße mildert allerdings die Einrichtung der Maschine die angedeutete
Erscheinung durch die schräge Stellung der Flächen c
bezieh. d, welche den etwa über den ihnen gebührenden
Platz gerissenen Griestheilen gestattet, sich einer erneuten Prüfung zu unterziehen,
wodurch dieselben – wenigstens in vielen Fällen – doch in das richtige
Fach gelangen werden.
Ein zweiter Vorzug der Kruzik'schen Anordnung, welchen wir höher schätzen als den
vorhin genannten, besteht in der verhältnißmäßig sicheren Führung des Luftstromes.
Durch die Ueberfallkanten werden immer Unregelmäßigkeiten in der Begrenzung des
Luftstromes hervorgebracht, wodurch nicht selten störende Wirbelungen eintreten. Je
näher nun die Ueberfallkanten einander liegen, um so geringer werden die
Vertiefungen zwischen ihnen sein, um so geringer die Gefahr, daß Wirbel in dem
Luftstrom entstehen.
Die Klappe C dient zur schließlichen Regulirung, in wie
weit das Bearbeitete zum Gries oder Ueberschlag gehören soll.
Kruzik hat vier Etagen über einander gestellt, was
hauptsächlich ermöglicht wurde durch die eigenthümliche Anordnung der
Ueberschlagskanten, die nur geringe Höhe in Anspruch nimmt. Die Maschine ist in Figur 22 als
Doppelmaschine zusammengebaut, indem sowohl der Sauberer D, als auch die Windputzerei durch je eine zur Bildfläche parallele Wand
in zwei gleiche Theile zerlegt ist. Der Sauberer D
zerlegt das zu Bearbeitende zunächst nach der Korngröße und läßt das Feinste in den
Trichter E, das Mittelfeine in den Trichter F und das Grobe in die Gefäße H fallen. Durch E und F wird je ein System gespeist, dessen Schaulöcher mit e bezieh. f bezeichnet sind.
In dem Mittelcanal bei J bewegt sich die abgesaugte Luft
nach unten dem Exhaustor K zu.
H. F.