Titel: | Ueber eine neue Isomerie des Purpurins; von Rosenstiehl. |
Autor: | Rosenstiehl |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 539 |
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Ueber eine neue Isomerie des Purpurins; von
Rosenstiehl.
Rosenstiehl, über eine neue Isomerie des Purpurins.
Das Pseudopurpurin C₁₄H₈O₆ oder Tetraoxyanthrachinon
liefert bei seiner freiwilligen Reduction in kochendem Wasser zwei
Trioxyanthrachinone, nämlich, wie in diesem Journal 1874 214 486 schon angegeben, das eigentliche Purpurin
C₁₄H₈O₅, welches Thonerdemordant roth färbt, und
gleichzeitig, wie die neuesten Untersuchungen Rosenstiehl's zeigen (Bulletin de Mulhouse,
1876 S. 543), einen dem Purpurin isomeren neuen Farbstoff, welcher Thonerdemordant
gelb färbt. Dieselben beiden Isomerien des Purpurins entstehen auch bei der
Reduction einer kalten schwefelsauren Pseudopurpurinlösung mittels Zink. Ebenso
erhält man in geringer Menge die neue, dem Purpurin isomere Substanz durch Behandeln
des gewöhnlichen Purpurins mit übermangansaurem Kali. Die Trennung beider Substanzen
läßt sich durch wiederholtes Umkrystallisiren kaum ausführen, am besten geschieht
sie mit Hilfe von Eisenoxydhydrat.
Der neue Farbstoff, welcher freilich bis jetzt nur in sehr kleinen Quantitäten
dargestellt worden, ist orangefarben und krystallisirt in feinen Nadeln. Er ist
löslich in Alkohol, Essigsäure, Chloroform, Benzin und in Aether. Er besitzt von
allen Krappfarbstoffen die größte Löslichkeit in Wasser. Seine alkalische Lösung ist
weniger roth gefärbt als die des Purpuroxanthins, und weniger violett als die des
Purpurins. Er löst sich in kochender Alaunlösung, jedoch ohne
Fluorescenzerscheinung; beim Erkalten der Flüssigkeit scheidet er sich wieder aus.
Sein Kalk- und Barytlack sind in kochendem Wasser unlöslich. Er färbt
Thonerdemordant orangefarbig, Eisenmordant gar nicht; das Färben verlangt 1 Aeq.
essigsauren Kalk (vgl. 1876 221 167). Gegenwart von
kohlensaurem Kalt wirkt beim Färben schädlich, weniger schädlich bei Anwesenheit von
Kohlensäure. Die resultirenden Farben widerstehen kochender Seife nicht.
Wird der neue Fabstoff reducirt, so liefert er das nicht färbende, dem Alizarin
isomere Purpuroxanthin oder Bioxyanthrachinon C₁₄H₈O₄
(1874 214 488). Wird er in Aetzkali geschmolzen, so geht
er in gewöhnliches Purpurin über, indem er, wie Rosenstiehl annimmt, zuerst sich zu Pseudopurpurin oxydirt und aus diesem
erst zu Purpurin wird. Ganz neuerdings hat der Verfasser gefunden, daß eine
alkalische Pseudopurpurinlösung sich von selbst an der Luft reducirt, und daß
hierbei diese neue Isomerie des Purpurins in reichlicherer Menge entsteht, welche
den Farbstoff eingehender zu studiren erlauben wird.
Rosenstiehl macht bei dieser Gelegenheit wiederholt auf
den Umstand aufmerksam, daß es bis jetzt noch nicht gelungen ist, das Alizarin,
gradeso ein Bioxyanthrachinon wie das Purpuroxanthin, weder direct noch indirect aus
dem Pseudopurpurin herzustellen, und spricht schließlich die Ansicht aus, daß der
heutige Stand der Untersuchungen über die Krappfarbstoffe es zuläßt, die Anzahl der
im Krapp ursprünglich sich vorfindenden Farbstoffe von 4 auf 2, auf das Alizarin und
das Pseudopurpurin zu reduciren.
Kl.