Titel: | Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia 1876; von Ingenieur Müller-Melchiors. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 557 |
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Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia
1876; von Ingenieur Müller-Melchiors.
Mit Abbildungen auf Tafel
XI.
(Fortsetzung von S. 455 dieses
Bandes.)
Müller-Melchiors, Notizen von der Weltausstellung in
Philadelphia 1876.
66. Atmosphärische Gaskraftmaschine,
System Langen und Otto. (Fig. 11 bis 21 [b.d/1].)
Die Langen und Otto'sche
Gaskraftmaschine, bekannt seit der Pariser Weltausstellung 1867 und jetzt schon zu
Tausenden als Kleingewerbemotor verbreitet (1876 219
371), hat in den letzten Jahren mehrfache constructive Verbesserungen (1875 217 512) erfahren und ist mit diesen durch die
„Gasmatorenfabrik Deutz“ auf der Weltausstellung zu
Philadelphia ausgestellt worden. Es ist überflüssig, hier noch näher auf die
außerordentlichen Vorzüge hinzuweisen, welche die atmosphärische Gaskraftmaschine
sowohl vor allen übrigen Gasmaschinen auszeichnen, als auch vor den meisten andern
Motoren, welche zur Leistung geringerer Kraftäußerungen vorgeschlagen und angewendet
worden sind, und es möge nur, zur deutlicheren Charakterisirung des wesentlich Neuen
gestattet sein, vorher kurz auf die bereits bekannte allgemeine EinrichtungVgl. 1867 183 106. 186
* 90. 1868 187 1. 188
12. 1869 194 * 276. 1870 195 470. der atmosphärischen Gaskraftmaschine einzugehen. Mit Bezug auf die Figuren 11 bis
14
besteht dieselbe aus einem verticalen, oben offenen Cylinder, dessen Kolben beim
Anhube ein explosives Gemisch von Gas und Luft einsaugt und durch die Entzündung
desselben nach aufwärts geschleudert wird, bis die Producte der Explosion sich
abkühlen und unter die Spannung der Atmosphäre herabsinken, worauf der Kolben durch
den Druck der äußern Luft herabgedrückt wird und dabei die entsprechende
Arbeitsleistung der oberhalb des Cylinders gelagerten Maschinenwelle mittheilt.
Diese Uebertragung geschieht durch eine am Kolben befestigte Zahnstange, welche in
ein Stirnrad eingreift, das auf der Maschinenwelle angebracht, aber nur beim
Abwärtsgange des Kolbens mit derselben fest verbunden ist, so daß es sich beim Aufwärtsschleudern des
Kolbens gegen den Sinn der Schwungradwelle drehen kann. Die erforderliche Kühlung
der Cylinderwände findet durch die natürliche Circulation des Wassers in einem den
Cylinder umgebenden Mantel statt, der an seinem obern und untern Ende mit einem
Kühlgefäße (Fig.
11) verbunden ist. Endlich wird die rechtzeitige Einführung und Entzündung
des Gasgemenges durch einen Schiebermechanismus besorgt, welcher außer in Fig. 11 und
12 in den
Skizzen Fig.
17 bis 21 dargestellt ist.
In Figur 11
sind die drei Gaszuführungsrohre g, g₁ und g₂ ersichtlich, welche in den Schieberkasten
einmünden; Fig.
12 und 17 zeigen die beiden Canäle E und A, welche den Eintritt und Austritt des Gases beim
Arbeitscylinder bewirken. Dieselben münden in dem aufgeschraubten Schiebergesicht
G in den analog bezeichneten Oeffnungen Figur 18.
Oberhalb der Oeffnung A enthält das Schiebergesicht das
Fenster a, aus welchem die Explosionsproducte durch ein
Rückschlagventil abgeführt werden; über E sind die
Eintrittlöcher e für das Gas, sowie das Fenster e' für die entsprechende Beimengung atmosphärischer Luft
ersichtlich. Letzteres mündet seitlich vom Schiebergesichte in die freie Luft durch
die gleichfalls mit e' bezeichnete Oeffnung der Fig. 20 und
12. Die
Gaseintrittlöcher e dagegen stehen nicht direct mit dem
Gaszuführungsrohre g in Verbindung, sondern zunächst nur
mit der Oeffnung f der Figuren 12, 18 und 20, von
welcher aus durch Vermittlung des Schiebers die Verbindung mit der Eintrittsöffnung
g des Gasrohres hergestellt wird.
Dem entsprechend muß der Schieber S, welcher in Figur 19
dargestellt ist, wie er vom Schiebergesichte umgekippt wurde, drei Muscheln
enthalten, von denen die erste A' die Verbindung von dem
Austrittcanal ins Freie vermittelt, die zweite E' das
Gas- und Luftgemenge der Oeffnungen e und e' dem Cylinder zuführt, während die dritte Muschel F' die Gaseintrittsöffnung g
mit f verbindet. In seiner Mittelstellung, welche in den Querschnitten Fig. 20 und 21 dargestellt
ist, verbindet der Schieber durch die Muschel A' die
Oeffnungen A und a, die
Muschel E' dagegen hat zwar e und e' erreicht, jedoch E noch nicht eröffnet, ebenso wie auch F' (Fig. 20) die Oeffnung f noch verschlossen hält. Es findet somit Austritt der
Explosionsproducte statt, bis der Schieber in seine unterste
Stellung gelangt. Hier hat die Muschel A'
bereits den Canal a überschritten, welcher nun von der
Schieberfläche bedeckt ist, F' dagegen hat die
Verbindung zwischen f und g
hergestellt (Fig.
20), ebenso wie E' die Verbindung zwischen E, e und e', so daß nun Gas
und atmosphärische Luft in den Cylinder eintreten kann.
Die Explosion erfolgt bei der höchsten Schieberstellung
Figur 12
durch ein Fenster x im Schieber, welches bei der
untersten und Mittlern Stellung mit Gas und Luft gefüllt und entzündet worden war
und nun durch die Eintrittsöffnung E mit dem Cylinder
communicirt. In diesem Momente ist die Oeffnung x
bereits wieder vom Schiebertastendeckel D bedeckt; in
den untern Stellungen dagegen passirt x vor einem
Fenster des Deckels, vor welchem eine constante Flamme, genährt von dem Gasrohre g₁ (Fig. 11), brennt, während
ein zweites Rohr g₂ in das Schiebergesicht mündet
und mit einem seitlichen Schlitze der Schieberöffnung x
communicirt (Fig.
19 und 20). Atmosphärische Luft endlich wird durch den untern Ausschnitt im
Schiebergesicht G
Fig. 18 und
21 dem
Fenster x zugeführt.
Hiernach ist die Functionirung des Schiebers, welcher seit Erfindung der Langen und
Otto'schen Maschine ziemlich unverändert geblieben ist, erledigt, und es mag nur
noch kurz bemerkt werden, daß von den zwei kleinen Seitencanälen, welche der
Eintrittsöffnung E im Schiebergesichte (Fig. 18) angefügt sind,
der untere dazu dient, beim Niedergange des Kolbens dem condensirten Wasserdampf der
Explosionsproducte Ausgang zu verschaffen, während der seitlich angebrachte Canal
zur Verbindung mit der Austrittsöffnung A des Cylinders
dient, um bei der höchsten Schieberstellung durch Vermittlung derselben eine
raschere Entzündung zu erzielen.
Auf die weitere Disposition der Maschine übergehend, ist zunächst die
Frictionskupplung des mit der Kolbenzahnstange verbundenen Stirnrades zu erwähnen,
welche in Fig.
13 und 15 durch zwei Schnitte dargestellt ist. Es ist daraus ersichtlich, wie
das Stirnrad zwischen einer festgekeilten Nabe n und
einer Losscheibe n₁ frei beweglich aufsitzt und
nur dann mit n gekuppelt wird, wenn es sich beim
Niedergange des Kolbens in der Richtung des Pfeiles der Figur 15 bewegt, dabei
die Frictionsrollen längs der excentrisch gekrümmten Außenfläche dreier Keile hinan
führt und dadurch diese selbst mit ihrer lederarmirten Innenfläche gegen den Umfang
der Nabe n anpreßt. Stirnrad, Rollen, Keile und Nabe
bilden dann ein Stück zur Kraftübertragung des Kolbens
auf die Schwungradwelle, um sich sofort beim Aufgange des Kolbens wieder
auszukuppeln. Die Kolbenzahnstange wird dabei in der neuen Maschine durch eine
Schwalbenschwanzführung gehalten, welche in den Skizzen Fig. 11, 13 und 14 ersichtlich ist.
Es erübrigt nunmehr die Darstellung des Steuermechanismus, welcher die wesentlichste
Neuerung der vorliegenden Maschine repräsentirt. Derselbe ist jetzt derart
eingerichtet, daß die Kraftentwicklung der Maschine vollkommen vom Regulator abhängig gemacht
ist, indem der ganze Steuermechanismus vom Regulator ausgelöst wird und so lange
ausgelöst bleibt, bis die Tourenzahl der Maschine unter die normale zu sinken
beginnt. Dann findet ein neuer Kolbenflug statt, während in der Zwischenzeit der
Kolben in Ruhe am Boden des Cylinders geblieben war. Auch die ältern Maschinen
besaßen eine Geschwindigkeitsregulirung, hatten jedoch die Steuerung nicht vom
Regulator direct, sondern von der Stellung des Kolbens abhängig gemacht. Demgemäß
wurde jedesmal ein neuer Kolbenflug eingeleitet, sobald der Kolben an den Boden des
Cylinders kam; um daher die Maschine zu reguliren, verzögerte der Regulator den
Niedergang des Kolbens dadurch, daß er das Rückschlagventil (Fig. 11 und 18) belastete
und den Explosionsproducten den Ausgang hinderte. Dann gerieth der Kolben, am
weitern Niedergange durch ein elastisches Kissen gehindert, in kurze Oscillationen,
welche neben andern Uebelständen ein ungleichmäßiges Ausschleifen der Cylinderwand
verursachten. Bei der neuen Maschine dagegen ist dies behoben und tatsächlich so
vollkommene Regulirung erzielt, daß man dieselbe Maschine bei geringer Belastung mit
1 bis 2 Kolbenflügen pro Minute auskommen sieht, welche unmittelbar darauf mit
stärkerer Belastung 30 Kolbenflüge pro Minute macht und dabei stets constante
Geschwindigkeit hält. Dies wird dadurch erreicht, daß die Kurbel k, welche die Schieberstange bewegt, nicht direct mit
der Schwungradwelle in Verbindung steht, sondern nur durch Vermittlung eines auf der
Schwungradwelle aufgekeilten Sperrrades s (Fig. 13), mit
welchem die Kurbel durch einen Sperrhaken gekuppelt werden kann. Ist dies geschehen,
so bewegt sich die Kurbel im Sinne des Pfeiles der Figur 11, bis der
Schieber in seine Mittelstellung gekommen ist. Hier aber hat ein vom Sperrhaken
vorstehender Arm p (Fig. 12 und 16) einen vom
Regulator bewegten Hebel h zu passiren, welcher bei
normaler Geschwindigkeit hoch genug steht, um dem Arm des Sperrhakens freien
Durchgang zu gestatten, bei übernormaler Tourenzahl dagegen sich senkt, den Arm p arretirt und den Sperrhaken auslöst. Dann bleibt der
ganze Steuerungsmechanismus arretirt, der Schieber ist in seiner Mittelstellung, bei
welcher den Verbrennungsgasen freier Austritt gestattet ist; der Kolben sinkt,
comprimirt die Gase allmälig, bis sie die Spannung der äußern Luft erlangen und, das
Rückschlagventil öffnend, ins Freie entweichen. Der Kolben verharrt sodann in seiner
Ruhestellung, bis die Geschwindigkeit genügend gesunken ist, damit sich der
Regulatorhebel h wieder erheben konnte. Sofort fällt die
von einer Feder gespannte Klinke ins Sperrrad s ein und
die Kurbel k bewegt während einer halben Tour den
Schieber nach abwärts und in die Mittelstellung zurück; gleichzeitig wird jedoch
der Arm m eines dreiarmigen Hebels (Fig. 14 und 16), der durch
eine Zugstange mit dem Kopfe der Schieberstange verbunden ist, im Sinne des Pfeiles
der Figur 16
bewegt. Hierbei macht der zweite Arm o des dreiarmigen
Hebels die entsprechende Bewegung nach aufwärts und hebt mit der in Figur 11 ersichtlichen
Druckstange die Kolbenzahnstange, die hier einen vorspringenden Stift trägt, um den
gleichen Betrag. In Folge dessen saugt der Kolben bei der gleichzeitig
stattfindenden tiefsten Stellung des Schiebers Luft und Gas in den Cylinder ein, bis
die Kurbel k wieder die Mittelstellung der rechten Seite
(Fig. 11)
überschritten hat und der Schieber in die obere Stellung gelangt, bei welcher die
Explosion stattfindet und der Kolben emporgeschleudert wird. Nun beginnt der
arbeitleistende Niedergang des Kolbens, und die Kurbel k
rotirt weiter im Sinne des Pfeiles der Figur 11, bis sie wieder
die linke Mittelstellung erreicht hat, bei welcher wir vorhin die arretirende
Einwirkung des Regulators annahmen. Aber selbst wenn diese ausbleibt und der
Regulatorhebel freien Durchgang gestattet, muß die Klinke p ausgelöst und der Schieber in seiner Mittelstellung erhalten bleiben,
damit der hierdurch bedingte Austritt der Verbrennungsgase ungehindert stattfinden
kann, so lange der Kolben sinkt. Diesem Zwecke dient der dritte Arm r des dreiarmigen Hebels mor, welcher, in Folge der Verbindung zwischen m und dem Schieberstangenkopf, für die linke Mittelstellung der Kurbel k der Klinke p in den Weg
tritt (Fig.
16) und die Verbindung ebenso auslöst, wie dies früher der Regulator
gethan hatte. Erst wenn der Kolben nahezu den Boden erreicht hat, stützt sich der
aus der Zahnstange vorstehende Stift auf die Druckstange des Hebelarmes o, bewegt denselben und mit ihm den Arretirungshebel r nach abwärts, so daß die Klinke p frei wird und neuerdings ins Sperrrad einfällt, wenn der Regulatorhebel
seine normale Stellung hat. Gleichzeitig mit o und r muß auch der Hebel m eine
kleine Drehung nach links machen, was ihm dadurch ermöglicht wird, daß die zum
Schieberstangenkopfe führende Zugstange hier in ein Langloch eingreift (Fig. 14),
welches das erforderliche Spiel gestattet, während anderseits der dreiarmige Hebel
durch eine am Lagerbock befestigte Feder i nach auswärts
gepreßt wird (Fig.
16).
Die Construction des Regulators, dessen Arme in der beweglichen Muffe ihr Lager und
in einem Schlitze der festgelagerten Antriebsspindel das Widerlager haben, ist aus
Figur 13
klar ersichtlich, ebenso die Lagerung der Kurbel k,
welche in der ausgebohrten Schwungradwelle durch eine Spindel erfolgt, die mit
eingedrehter Rinne und Stift gegen Verschiebung gesichert wird. Ein nettes Detail
ist auch die Verbindung der Schieberstange mit dem Schieber durch eine federnde Stahlplatte (Fig. 11 und
12) und
noch manches andere, dessen Beschreibung uns zu weit führen würde.
Alles wirkt zusammen, um die Maschine von Langen und Otto immer mehr zu einer einfachen, dauerhaften und
ökonomischen zu machen, und wenn die ältere Construction mit dem geringen
Gasverbrauche von 1cbm pro Stunde und
Pferdekraft mit Recht so zahlreiche Anhänger sich erwarb, wird dies der neuen
Maschine, die nur mehr 0cbm,75 verbrauchen
sollVgl. Teichmann * 1876 220 116. Grove 1876 222 184., in noch höherm Maße beschieden sein.
67. Weimer's Winderhitzungsapparat
(Fig. 22
u. 23 [c/3].)
Während in Europa die Cowper'schen oder die Whitewell'schen Regenerativöfen (* 1870 197 315. * 1872 205 98) zur
Erwärmung der Gebläseluft für Hohöfen vielfach Eingang gefunden haben, findet man in
Nordamerika die ältern Winderhitzungsapparate noch fast ausschließlich in Anwendung.
Um nun die bekannten Uebelstände derselben – rasche Zerstörung und schwierige
Auswechslung der Winderhitzungsrohre – zu beheben, hat Weimer die Rohre in seinem Apparate (Fig. 22 und 23) hängend
angeordnet, alle Flanschen außerhalb der Feuerzüge gelegt, und behauptet so eine
längere Dauer und leichtern Ersatz der Rohre erreicht zu haben.
Wie aus dem Querschnitt Figur 23 ersichtlich,
wird der Apparat durch eine verticale Wand in zwei Kammern getheilt, von denen jede
wieder aus einer obern und untern Hälfte besteht. In letztere, den Verbrennungsraum,
treten die Hohofengase ein, verbinden sich mit der durch Gasrohre von 25mm Durchmesser eintretenden atmosphärischen
Luft und entzünden sich, worauf die Verbrennungsgase durch quadratische Fenster von
150mm Seitenlänge nach aufwärts in die
Röhrenkammern steigen und endlich durch die Kamine entweichen. Die Heizcanäle sind
somit vollständig getrennt, die Luftrohre dagegen stehen sämmtlich mit einander in
Verbindung, und zwar vertheilt sich die Gebläseluft zunächst in die drei
Schlangenrohre der ersten Kammer, wird in einem obern Querrohre gesammelt,
durchströmt von hier aus die andern drei Schlangenrohre und wird endlich auf
derselben Seite, wo sie kalt eingetreten war, mit der erforderlichen hohen
Temperatur abgeleitet.
Die Heizrohre sind mit ovalem Querschnitt von 100 auf 300mm gegossen und sollen 6m lang sein; am obern Ende sind sie im
Viertelkreis abgebogen und werden hier an einander geschraubt. Die abgebogenen Hälse tragen Lappen
angegossen, um die Rohre an kräftigen Quertraversen aufzuhängen (Fig. 22); außerdem haben
die Rohre hier eine Flansche, welche zum Tragen der aus Chamotteziegeln
hergestellten Decke dient.
68. Funkenfänger von Tagleicht in
Wien. (Fig. 24 und 25 [c/3].)
Der in den Zeichnungen Fig. 24 und 25 in seiner
Anwendung für Locomotiven dargestellte Funkenfänger ist schon mehrfach mit Erfolg
bei stabilen Rauchfängern in Wien versucht worden, und dürfte sich speciell für
Locomobilschornsteine eignen, bei denen mit Holz oder Stroh geheizt wird.
Der Apparat besteht aus je zwei gelochten Platten und deren Gegenschirmen, welche so
angeordnet sind, daß nirgends die Funken directen Austritt ins Freie haben, ohne daß
doch der Zug allzusehr beeinträchtigt würde. Die gelochten Scheiben, von denen die
obere, wie aus Figur 24 ersichtlich, durch aufgenietete Blechstreifen gegen den directen
Durchgang von Funken geschützt ist, können mittels eines Zuges gehoben oder gesenkt
werden, um den Durchgangsquerschnitt zu verengen oder zu vermehren.
Der in Philadelphia ausgestellte Rauchfang war augenscheinlich für einen
Locomotivkessel bestimmt, wurde jedoch nicht praktisch erprobt, so daß noch immerhin
fraglich bleibt, ob die Construction auch für diesen Fall mit Nutzen anwendbar ist,
da die Blasrohrwirkung jedenfalls beeinträchtigt werden dürfte.
69. Vacuum-Dampfpumpen.
(Fig. 26
bis 28 [d/3].)
Der „hydraulische Annex“ war entschieden am meisten besucht und
geschätzt von allen Gästen der Maschinenhalle, die jedoch weniger angezogen wurden
durch die vielen interessanten Constructionsdetails, durch welche sich die dort
ausgestellten Objecte von einander unterschieden, als herbeigeführt durch den ihnen
allen gemeinsamen Effect, Wasser und Luft, Erfrischung und Kühlung. Es ist daher
fast undankbar zu sagen, daß im Allgemeinen wenig neues zu sehen war. Was Gebläse
und Luftcompressionsmaschinen betrifft, so wären zunächst zwei verticale
Gebläsemaschinen und eine horizontale Luftcompressionsmaschine, die in der
Maschinenhalle standen, zu erwähnen, und ferner im hydraulischen Annex eine Anzahl
von Centrifugalventilatoren und Kapselrädergebläsen; voran Roots' Blower (*1874 213 380) * 1875 218 426) in completer Collection aller Größen, dann Diston's Blower, Ellis'
Blower, Baker's Blower (* 1873 212 384) u.s.f., die zum Theil schon im Journal beschrieben sind, zum Theil so geringe
Differenzen von einander aufweisen, daß es uns unmöglich wäre, eine scharfe
Charakteristik zu geben, und dies einem eingehenderen Specialbericht überlassen
bleiben muß.
Ein gleiches gilt von den Pumpen; man fand dort alle die geistreichen – und
dampfvergeudenden – Anschlagsteuerungen, mit denen seit Cameron's Special Steam-Pump (*1873 210
99) die Erfinder vergebens sich gegenseitig zu überbieten streben; Blake's Dampfpumpe (* 1875 218
14), Niagara-Pumpe (1874 212 435), die Pumpe von Selden, von Knowles, von Pickering (1876
219 387) u.a. Von Rotations- und
Centrifugalpumpen sind uns gegenwärtig die verschiedenen englischen Firmen Gwynne (1868 189 425) 190 260. 1876 219 177. 220 379) und L. D. Green
(*1874 216 471).
Endlich aber doch etwas specifisch Amerikanisches, die sogen. Vacuumpumpen, die sich seit der Wiener Weltausstellung 1873 durch Hall's
„Pulsometer“ (* 1873 210 101) auch
in Europa zu verbreiten begannen. Die „Aquometer“ Dampfpumpe (Fig. 26 bis 28),
ausgestellt von der „Aquometer Steam Pump Company“ in
Philadelphia, ist vielleicht der beste Repräsentant dieser Gruppe. Figur 27 zeigt die beiden
Pumpenkammern sammt ihren Saugklappen und dem Saugrohre im Querschnitt, hinter
denselben punktirt sind die betreffenden Druckventile und das Druckrohr ersichtlich.
Im langgestreckten obern Theile der Kammern sind die Oeffnungen, welche zum
Dampfvertheilungsorgan führen, dessen Gehäuse in Figur 26 in der Ansicht,
in Figur 28
in vergrößertem Querschnitte gezeichnet ist. In der Mitte des Gehäuses mündet das
Dampfrohr zwischen zwei Scheiben, die auf einer gemeinsamen Spindel befestigt und
auf Längsrippen verschiebbar sind. An ihren Außenseiten haben die Scheiben
Schleifflächen angearbeitet und stehen Ventilsitzen gegenüber, die sie abwechselnd
öffnen und schließen, je nachdem sie nach rechts oder links verschoben sind.
Außerhalb der Ventilsitze trägt die Spindel auf jeder Seite eine Fangschale
aufgebolzt. In der Stellung der Figur 28 ist das rechte
Ventil geschlossen, das linke geöffnet, und der Dampf strömt von hier aus durch die
oben angeführte Oeffnung in die linke Pumpenkammer, die wir mit Wasser angefüllt
voraussetzen wollen. Hier mischt er sich in dem obern langgestreckten Halse mit
Luft, welche durch kleine Ventile zugelassen wird, und drückt die Wassermenge durch
die Druckklappe in das Druckrohr. Sowie jedoch die Kammer ganz geleert ist und der
Kesseldampf selbst mit erhöhter Geschwindigkeit durch die Druckklappe zu entweichen
beginnt, wird die
Ventilspindel des Dampfvertheilungsorganes durch den Anprall des Dampfes wider die
Fangschale nach links verschoben, das linke Ventil geschlossen und der Dampfzutritt
zur linken Kammer unterbrochen. In Folge dessen sinkt die Spannung des in der linken
Kammer eingeschlossenen Dampfes, die Saugklappe öffnet sich, Wasser tritt ein und
vollständige Condensation findet statt, so daß die linke Kammer nunmehr durch den
äußern Luftdruck neuerdings mit Wasser angefüllt wird. Gleichzeitig fand in der
rechten Kammer Dampfzutritt statt, bis alles darin enthaltene Wasser durch die
Druckklappe ausgepreßt und das Dampfvertheilungsorgan wieder nach links verschoben
war, worauf wieder Dampf in die linke Kammer tritt, die Saugklappe schließt und die
Druckklappe öffnet. Das angesaugte Wasser behält jedoch beim plötzlichen Schließen
der linken Saugklappe lebendige Kraft genug, um die rechte Saugklappe zu öffnen und
hier, wie früher links, die Condensation einzuleiten, womit das regelmäßige Spiel
des Aquometers erklärt ist. Zu bemerken wäre nur noch, daß zur Vermeidung von Stößen
über dem Saugrohr ein Windkessel angebracht ist.
In gleicher Art wie der hier beschriebene Aquometer wirkt der Hall'sche Pulsometer,
der noch dadurch vereinfacht ist, daß an Stelle des oben beschriebenen
Dampfvertheilungsorganes nur eine Kugel auf die obern Trennungskante beider
Pumpenkammern gelegt ist, und, abwechselnd vom rasch entströmenden Dampfe
mitgenommen, die rechte oder linke Einströmöffnung verschließt. Ebenso fungirt die
Vacuum-Dampfpumpe von Nye, die gleichfalls im
hydraulischen Annex ausgestellt war, nach gleichen Principien, sowie eine neuere,
nicht ausgestellt gewesene Pumpe von Gleason. Ihnen allen
ist gemeinsam eine wahrhaft imposante Einfachheit und eine ebenso großartige
Vernachlässigung der hier stattfindenden unvermeidlichen Dampfverluste, welche nur
dann verzeihlich wären, wenn von der Vorwärmung des Wassers Gebrauch gemacht werden
könnte, speciell zur Kesselspeisung.
Daß aber die Vacuumpumpe unmöglich den Kessel speisen kann, mit dessen Dampf sie
arbeitet, ist aus der directen Wirkungsweise des hier arbeitenden Dampfes sofort
einleuchtend.
70. Pumpenventil von Matthewman und
Johnson. (Fig. 29 [d/4])
An den Schlammpumpen der Obengenannten befindet sich ein eigenthümliches Ventil (Fig. 29),
welches trotz der bei solchen Pumpen stattfindenden ungünstigen Umstände, so
vortrefflich fungirt, daß es gewiß einer weitern Verbreitung fähig ist. Dasselbe
besteht aus einem Kautschukschlauche
aa₁, welcher in das Saug- oder
Druckrohr eingesetzt und nach der Stromrichtung der Flüssigkeit zu durch einen
aufgenieteten Bügel b zusammengefaltet und mit dem
Leitungsrohre c verbunden wird. Die in der Pfeilrichtung
strömende Flüssigkeit drückt den Schlauch nach aufwärts zusammen und entweicht
zwischen demselben und dem Leitungsrohre, während der Rückgang der Flüssigkeit
dadurch verhindert wird, daß dieselbe von der andern offenen Seite a₁ ins Innere des Schlauches tretend denselben
fest gegen die Rohrwandung anpreßt.
Bei der Pumpe von Matthewman und Johnson sind zwei solche Ventile in gleicher Richtung in ein Rohr gesetzt,
das am einen Ende das Saugrohr, am andern Ende das Druckrohr angeschraubt hat und
zwischen beiden Ventilen den Pumpenkörper trägt. Beim Aufgange des Kolbens wird
durch das eine Ventil angesaugt, während das andere durch den Ueberdruck der
Druckleitung festgeschlossen bleibt; beim Niedergang eröffnet sich umgekehrt das
Druckventil und das Saugventil bleibt dicht geschlossen. Dieser dichte Schluß wird
selbst dann bewerkstelligt, wenn feste Substanzen zwischen dem Schlauch und dem
Leitungsrohr zurückgeblieben sind, da diese von der elastischen Masse eingehüllt und
beim nächsten Hube weiter befördert werden. Damit jedoch derartige Substanzen beim
Anprall an den Kautschuk denselben nicht verletzen können, und damit ferner durch
den Rückdruck der Schlauch nicht aus der Form gebracht werde, ist derselbe durch
eine eiserne Schutzplatte d gedeckt, welche in einem
Scharnier an dem aufgenieteten Bügel b drehbar
eingehängt ist.
71. Gould's Dampffeuerspritze.
(Fig. 30
bis 32 [b/3].)
Unter den amerikanischen Dampffeuerspritzen, welche im Allgemeinen durch ihre
brillante Ausführung imponiren, nehmen die Gould'schen
Maschinen einen hervorragenden Rang ein. Doch soll hier nicht näher auf die
verschiedenen Dispositionen dieses speciell amerikanisch entwickelten
Sicherheitsmittels eingegangen werden und nur die gelungene Anordnung der von Gould angewendeten Saug- und Druckpumpen eine
kurze Erwähnung finden.
Der Pumpenkörper besteht, wie aus Fig. 30 und 31
ersichtlichersichlich ist, zunächst aus einem äußern Gehäuse A, in
welchem die drei Austrittöffnungen a und die zwei
Eintrittöffnungen e angebracht sind. In dieses Gehäuse
ist der Pumpencylinder P sammt dem die Eintritt-
und Austrittventile tragenden Mantel M eingesetzt
derart, daß er nach Entfernung des Deckels leicht herausgenommen werden kann. Eine
verticale Wand des Gehäuses A (Fig. 31) trennt die
Eintrittöffnungen e von den Austrittöffnungen a; rechts von derselben befinden sich die Saugventile,
links die Druckventile. Eine zweite, horizontale. Wand (Fig. 30) trennt die
untern Saug- und Druckventile von den obern, so daß die Pumpe doppeltwirkend
ist.
Die Construction der Ventile ist in Figur 32 dargestellt; sie
bestehen aus einer Metallscheibe, welche an der Dichtungsfläche mit einem
Kautschukstulp armirt ist. Das Wasser tritt beim Lüften des Ventils sowohl in der
äußern als der innern Ringfläche aus und verhindert so, daß die Führung mit Schmutz
verlegt wird; der Führungsstift ist in den Ventilsitz geschraubt, gibt der
Spiralfeder das entsprechende Widerlager und wird von vier vorstehenden Rippen des
Ventiltellers umfaßt. Der Ventilsitz selbst ist gleichfalls aus Metall und wird in
den Mantel M eingeschraubt.
Die vorliegende Pumpe hat 20 Saugventile von je 19,3qc Fläche, 8 Druckventile von der gleichen
Oeffnung und 108qc Pumpenquerschnitt.
(Fortsetzung folgt.)