Titel: | Holsboer's verbesserter Woltmann'scher Flügel mit elektromagnetischem Signalapparat; von F. Frese. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 48 |
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Holsboer's verbesserter Woltmann'scher Flügel mit elektromagnetischem
Signalapparat; von F.
Frese.
Mit Abbildungen auf Taf.
II [a. b/4].
Frese, über Holsboer's verbesserten Woltmann'schen
Flügel.
In Bd. 208 S. 168 dieses Journals wurde von Prof. Dr. Rühlmann ein Woltmann'scher Flügel mit
elektromagnetischem Signalapparat beschrieben, welcher vom Mechaniker Amsler-Laffon in Schaffhausen für die
Modellsammlung der polytechnischen Schule in Hannover angefertigt worden war. Die
Erwartungen, welche man an dieses Instrument knüpfte, haben sich (namentlich in
Bezug auf bequeme Handhabung und Genauigkeit der Versuchsresultate) vollkommen
bestätigt, so daß unter den Instrumenten der genannten Sammlung das
Amsler-Laffon'sche als das zuverlässigste zu bezeichnen ist.
Dennoch haben sich im Laufe der Zeit einige Mängel herausgestellt; so hat sich
beispielsweise die Einrichtung des dem Instrumente beigegebenen Elementes als
durchaus unzweckmäßig erwiesen — da es äußerst schwierig ist, Kohle und Zink
immer so in dem Gehäuse zu lagern, daß ein inniger Contact mit dem Platinplättchen
stattfindet, außerdem auch das Gehäuse trotz der Gummibekleidung zu sehr durch das
Quecksilbersalz angegriffen wird — und die häufigen Störungen, welche in der
ersten Zeit oft Zweifel an der praktischen Brauchbarkeit des Instrumentes aufkommen
ließen, wurden erst gänzlich beseitigt, als statt dieses ein gewöhnliches
Bunsen'sches Element, wie es bei Mechanikern zu Versuchen gebräuchlich ist, genommen
wurde. Auch der Signalapparat ist nicht Praktisch angeordnet, da einmal der zu
signalisirende Zeitpunkt nicht scharf genug markirt wird, außerdem aber auch das
Signal selbst zu wenig deutlich ist. In Folge dessen wurde bei den in diesem Jahre
mit dem Instrumente vorgenommenen Versuchen das ursprüngliche optische Signal gegen
ein Glockensignal (dem zu besprechenden Instrumente zugehörig) vertauscht. Beide
erwähnten Mängel sind also leicht zu beseitigen und können keinenfalls die Güte des
Instrumentes selbst beeinflussen; dagegen liegt ein größerer Uebelstand darin, daß der
Contact im Innern desselben stattfindet und der eine Leitungsdraht das zu dem Flügel
gehörende Gasrohr der ganzen Länge nach durchläuft. Diese Einrichtung ist namentlich
deshalb unzweckmäßig, weil das Rohr selbst aus mehrern Theilen besteht, also auch
der Draht kein zusammenhängendes Ganze bilden kann, so daß an mehrern und noch dazu
der Ueberwachung durch das Auge durchaus unzugänglichen Stellen die Leitung durch
blose Berührung zweier Drahtenden hergestellt wird.
Zweckmäßiger in allen diesen Beziehungen ist ein holländisches Instrument—von
B. Holsboer in Arnheim—welches Hrn. Professor Rühlmann für die hiesige Modell-Sammlung vom
Mechaniker Landsberg hierselbst angeboten war und mit dem
in Folge dessen im vergangenen Sommer ebenfalls Versuche angestellt wurden.
Allerdings bestätigten diese, wie von vorn herein zu fürchten war, daß das
Instrument zu plump ist, um (wenigstens für die hiesigen Verhältnisse) zweckmäßig
sein zu können; allein dies ist ein Fehler, der sich vermeiden läßt, da er nicht in
der Construction begründet, ist, diese sogar verhältnißmäßig einfach gegenüber der
Amsler-Laffon'schen genannt werden muß. Im Uebrigen hat auch dieses
Instrument manches interessante Detail aufzuweisen, und so mögen kurze Mittheilungen
über dasselbe an diesem Orte immerhin gerechtfertigt erscheinen.
Im Princip unterscheidet sich der holländische Flügel von dem
Amsler-Laffon'schen hauptsächlich dadurch, daß man bei ihm das Wasser ganz
ungehindert zwischen den Theilen der galvanischen Kette circuliren läßt, da der
Strom nicht so stark zu sein braucht, um ein Ueberspringen der Funken durch das
Wasser bewirken zu können. Hierdurch ist es möglich geworden, den ganzen Apparat
einfacher zu construiren und namentlich durch Vermeidung eines geschlossenen
Gehäuses alle Theile leichter zugänglich zu machen. Allerdings ist auf solche Weise
das Instrumeut wiederum mehr äußern Störungen durch im Wasser schwimmende fremde
Körper ausgesetzt, was aber im Allgemeinen wohl nur selten sich als wirklicher
Uebelstand fühlbar machen wird.
Ueber die Einrichtung des Instrumentes, welche jedoch in der Hauptsache fast ohne
weiteres aus den Abbildungen in Fig. 43 bis 47 klar sein
wird, mag Folgendes bemerkt werden. Die Bewegung der Flügel a, welche letztere den ganzen Verhältnissen angemessen ziemlich groß,
dennoch aber sehr leicht sind, da sie nicht massiv, sondern aus dünnem Messingblech
zusammengelöthet sind, wird ganz wie bei ähnlichen Instrumenten von der Flügelwelle
b aus durch eine Schraube ohne Ende auf ein auch
hier (wie früher) 100zähniges Schraubenrad c übertragen,
welches sich also
bei je 100 Umläufen der Flügel einmal dreht. In Bezug auf die Flügelspindel ist zu
erwähnen, daß das vordere Lager derselben aus hartem Stein (Achat) gefertigt ist,
während das hintere Ende in einem leicht von außen nachstellbaren Conus e läuft. Eine kleine conische Haube f, welche an die Welle gelöthet ist, soll das Eindringen
von Unreinigkeiten zu dem Steinlager erschweren. Das Instrument wird mit der Hülse
g und den an dieser befindlichen Klemmschrauben auf
der Stange h befestigt, welche am zweckmäßigsten aus
Gasrohr gebildet, oberhalb des Wasserspiegels gehalten wird. Ein sehr großer, aus
dünnem Messingblech zusammengenieteter Steuerflügel F
bewirkt das richtige Einstellen des Apparates gegen die Stromrichtung in einer so
vollkommenen Weise, wie bei keinem der ältern Instrumente. Denn nicht allein ist das
Instrument mit einer zweiten Hülse i um die erste g drehbar, sondern der ganze Flügel kann sich auch,
sobald man die Schraube k gelöst hat, um die horizontale
Achse A B drehen, da er nur mit den Spitzen der beiden
Schrauben l, l in der Hülse h hängt. Letztere Anordnung macht ein geringes Schrägstellen der Stange
unschädlich, da der Steuerflügel noch mit schmalen Horizontalblättern versehen ist
und durch kleine Gegengewichte (die angeschraubt werden) gegen das Instrument
äquilibrirt werden kann, so daß der Druck des fließenden Wassers ein genaues
Einstellen in Bezug auf die horizontale Drehachse A B
bewirken muß. Damit übrigens die Beweglichkeit um A. B
ein gewisses Maß nicht überschreiten kann, sind zwei Anschläge m, m angebracht.
Nach je 100 Umdrehungen der Flügel, also einer Drehung des Schneckenrades, soll
oberhalb des Wasserspiegels ein Signal gegeben werden. Um dies durch
Elektromagnetismus zu bewirken, ist das Flügelgehäuse bei n
n durch Elfenbein von den übrigen Theilen (Stange u. s. w.) isolirt. Der
eine der beiden Leitungsdrähte α wird mittels der Klemme o an diesem Gehäuse befestigt, während der zweite
β durch die Klemme p mit der wiederum von dem
Gehäuse isolirten Zunge q in leitende Verbindung
gebracht wird. In der Kette ist an irgend einer Stelle der durch die Figuren 45 und 46
dargestellte Signalapparat eingeschaltet, welcher, wie leicht mit Zuhilfenahme der
Grundrißfigur 44 zu erkennen, so angeordnet ist, daß er zwei Signale geben kann, je
nachdem man den Hebel t auf die Warze u oder v stellt. Im erstern
Falle wird in dem Augenblicke, wo der Contact eintritt, einfach der Anker angezogen
und dadurch ein einziger Schlag des Hammers gegen die Glocke hervorgebracht; im
andern ist das Signal ein während der Zeit des Contactes anhaltendes Läuten.
Während einer Umdrehung des Schraubenrades findet nun zweimaliges Schließen der Kette statt und
zwar immer dann, wenn eine der beiden Zungen v und s des Rades mit der Zunge q
in Berührung kommt. Da die beiden Zungen nahe hinter einander liegen, so folgen auch
die Stromschlüsse in verhältnißmäßig kurzer Zeit auf einander; das durch den ersten
hervorgebrachte Signal soll nun lediglich dazu dienen, dem Beobachter anzuzeigen,
daß der Zeitpunkt des zweiten, des Haupt-Signales, welches nach Beendigung
von 100 Touren eintritt, näher rückt, um, die Uhr in der Hand, diesen Zeitpunkt
genau feststellen zu können Während nun bei der ersten Periode eines Versuches der
Hebel auf der Warze v ruht, so daß das Läutewerk als
erstes Signal dient, wird, sobald dieses abgegeben ist, der Hebel auf die Warze u eingestellt. Bei dem zweiten Signale findet dann ein
vollständig scharf markirter Schlag statt, dessen Zeitpunkt der Beobachter nun
leicht und fast mit absoluter Genauigkeit feststellen kann. Nach beendigtem Versuch
wird der Hebel wieder auf die Warze v geschoben, und ein
zweiter Versuch beginnt.
Figur 47 zeigt
den Flügel im Zusammenhange mit der Batterie und dem Signalapparate. Damit der
Beobachter nicht immer in unmittelbarer Nähe des Instrumentes seinen Standpunkt zu
haben braucht, sind die Leitungsdrähte sehr lang und daher der bequemen Handhabung
wegen auf zwei Rollen gewickelt, welche in den zum Aufbewahren und Transportiren des
Instrumentes dienenden Kasten gelagert sind. Beim Gebrauche werden mittels einer
Kurbel entsprechende Längen der Drähte abgewickelt und durch die Klemmschrauben o und p in der oben
angegebenen Weise mit dem Flügel verbunden, während die beiden von der Batterie und
dem Signalapparat kommenden Drähte, an zwei außerhalb des Kastens angebrachten
Klemmen befestigt, die Leitung vervollständigen. (Nach den Mittheilungen des Gewerbevereins für
Hannover, 1876 S. 233.)