Titel: | Ueber die neuern Verbesserungen des Hughes-Telegraphen und eine neue Methode der Uebertragung mittels desselben; von F. v. Hefner-Alteneck, Ingenieur an der Telegraphenbau-Anstalt von Siemens und Halske in Berlin. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 51 |
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Ueber die neuern Verbesserungen des
Hughes-Telegraphen und eine neue Methode der Uebertragung mittels desselben; von
F. v.
Hefner-Alteneck, Ingenieur an der Telegraphenbau-Anstalt
von Siemens und Halske in Berlin.
Mit Abbildungen.
v. Hefner-Alteneck, über Verbesserungen des
Hughes-Telegraphen.
Um den Hughes-Telegraphen zu befähigen, die auf einer Leitung ankommenden
Depeschen selbstthätig in eine andere Leitung weiter zu geben (zu übertragen), müssen
bis jetzt die zu diesem Zwecke bestimmten Apparate mit besondern Einrichtungen
ausgerüstet werden. Da für nicht übertragende Stationen diese Einrichtungen nur
nutzlose, wenn nicht störende Complicationen sein würden, so war es nothwendig, zwei
Systeme von Apparaten — übertragende und solche, die ausschließlich für
Endstationen zu gebrauchen sind — in den Telegraphenbetrieb einzuführen, von
welch ersteren auch mit ihrer Bedienung speciell vertraute Beamten erfordern.
Abgesehen von den damit für den praktischen Dienst verknüpften Unbequemlichkeiten
ist auch die freie Auswahl der Uebertragungsstationen ausgeschlossen, weil eine
Station, die nur gewöhnliche Apparate hat, nie als Uebertragungsstation eintreten
kann, so wünschenswerth dieselbe in einzelnen Fällen auch sein mag, z. B. wenn
Aenderungen in der Combination mehrerer Leitungen im Falle von Störungen bei
ungünstiger Witterung u. dgl. nothwendig werden.
Jaite's Uebertragungsapparat (* 1875 216 317) ist mit einer besondern Contacteinrichtung mit eigenen
Zuleitungen und Klemmen ausgerüstet, hat außerdem ein besonderes Umschaltewerk,
welches in vielen seiner Theile dem Hauptapparate ähnlich ist, sein eigenes Laufwerk
und eigenen Elektromagnet besitzt und die Aufgabe hat, im gegebenen Momente
verschiedene Umschaltungen zu bewerkstelligen. Bei dem vom Prof. Hughes selbst angegebenen Systeme ist zwar das
Umschaltewerk in Wegfall gebracht; dafür hat aber der Hauptapparat einen zweiten
Elektromagnet, mehrere neue Contacte, doppelte Umschalter und einen von der
Schaltung der gewöhnlichen Apparate wesentlich verschiedenen Stromlauf erhalten.
Die Uebertragungsmethode, welche in Folgendem beschrieben ist, setzt eine solche
Verschiedenheit der übertragenden Apparate und der gewöhnlichen nicht voraus. Dieselbe knüpft sich an zwei in neuerer
Zeit entstandene Verbesserungen des Hughes-Telegraphen an, die unter den
vielen kleinern Aenderungen, welche dieser Apparat im Laufe der Jahre seit seiner
Einführung in den praktischen Dienst erfahren hat, vor Allem Aussicht auf allgemeine
Einführung haben. Die eine ist von Prof. Hughes selbst
angegebene Verlegung des Arbeits- und Ruhecontactes von dem rotirenden
Schlitten auf einen fest am Gestelle des Apparates gelagerten, die auf- und
abgehende Bewegung des Schlittens mitmachenden Hebel, durch welchen eine
übersichtlichere Anordnung und größere Zuverlässigkeit der Contacte erzielt ist. Die
zweite besteht in der rein mechanischen Einrückung der Druckachse am gebenden
Apparate unter Ausschluß der elektromagnetischen Einwirkung des abgehenden Stromes.
Die erste Notiz über diese mechanische Einrückung der Druckachse findet sich in den Annales télégraphiques, 1875 Bd. 2 S. 102, wo sie als
eine wichtige am Hughes-Apparate angebrachte Verbesserung bezeichnet wird,
welche von Terral und Mandroux
in ParisDiese ist inzwischen in den Annales,
télégraphiques, 1876 Bd. 3 S. 551 (vgl. auch Grothe's
Polytechnische Zeitung, 1877 Nr. 11 S. 132) beschrieben worden. Bei ihr
bildet der von Hughes (1872) angegebene
Contacthebel b b1 (Fig. 1) einmetallisches Ganzes;
der Druckachsencontact t wurde weggelassen. Beim
Empfangen entstand aber bei jeder Rückkehr des Elektromagnetankers auf die
Pole der Kerne ein Inductionsstrom, welcher den Anker wieder abzustoßen
strebte. Um bletzteres zu verhüten, inducirten Terral und Mandroux einen zweiten
entgegengesetzten Strom, indem sie mit dem über den Polen liegenden Anker
einen zweiten unter den Polschuhen liegenden verbanden, welcher sich also
von den Polen entfernt, wenn der erstere sich ihnen nähert. Diese
Einrichtung erscheint nicht nur umständlicher, sondern auch unzuverlässiger
als die von v. Hefner-Alteneck
gewählte.Der Ref. und gleichzeitig von Alba und Rouget in Toulouse
angeregt worden sei, die elektrische Einwirkung des gebenden Apparates durch eine
mechanische ersetze und ermögliche, die Stromverbindungen des
Hughes-Apparates ebenso einfach wie beim Morse-Apparate herstellen zu
können. Die in Paris damit angestellten Versuche seien so gut gelungen, daß eine
allgemeine Anwendung in Aussicht genommen sei. Darüber in welcher Art und Weise die
neue Einrichtung durchgeführt wurde, findet sich in der genannten Notiz keine
Andeutung.
Die etwas später in der Fabrik von Siemens und Halske in Berlin fertig gestellte mechanische Einrückung
ist in Grothe's Polytechnischer Zeitung, 1875 Nr. 29 ff. vom
Telegraphen-Secretär Sack beschrieben. Bevor wir
darlegen werden, in welcher Weise dieselbe befähigt wird, eine Weitertragung der
ankommenden Depeschen zu bewerkstelligen, sei hier kurz eine etwas neuere Form
dieses Mechanismus beschrieben, welche unter Weglassung aller durch die Aenderung
nicht berührten Theile des Hughes-Apparates In Fig.
1 und 2 dargestellt ist.
In derselben ist h h1 der
um die Achse o drehbare Einrückhebel, b b1 der neue
(Hughe'sche) Contacthebel, welcher durch die auf der senkrecht stehenden
Schlittenachse S auf- und abgleitenden und mit
dem obern Theile des Schlittens in Veranlassung einer gedrückten Taste sich
bewegendem Muffe m an seinem rechten Ende b1 nach unten gezogen
wird. Es sei hier gleich hervorgehoben, daß dem Contacthebel b b1 nur seine rechtsdrehende, d. h. die
an seinem rechten Ende b1 abwärts gehende Bewegung von der Muffe m aus ertheilt wird, daß er aber dieselbe Bewegung auch unter anderm
Einfluße ausführen kann, ohne dabei die Muffe m oder den
Schlitten in Mitleidenschaft zu ziehen. Am linken Arme b
des Hebels b b1 ist die
Contactfeder C befestigt, doch nicht, wie bei der
ursprünglichen Hughes'schen Form des Hebels, unmittelbar und
Textabbildung Bd. 224, S. 53
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in metallischem Zusammenhange mit diesem, sondern mit Hilfe
eines dazwischen gesetzten Elfenbeinstückchens e,
welches die leitende Verbindung zwischen Feder und Hebel aufhebt. Der elektrische
Strom wird der Contactfeder durch eine Spiraldrahtfeder d von einer auf der Tischplatte aufgeschraubten Leitungsklemme K aus zugeführt. Die Contactfeder C ist an ihrem vordern Ende beiderseitig mit Platin armirt und spielt
daselbst zwischen den in geringem Abstande einander gegenüber gestellten Spitzen
zweier Contactschrauben u und v, so daß sie bei der Bewegung, welche der Contacthebel unter dem
Einflüsse einer gedrückten Taste ausführt, den untern (Ruhe-) Contact v verläßt und sich vorübergehend an den obern
(Arbeits- oder Batterie-) Contact anlegt.
Der rechte Arm b1 des
Contacthebels ist durch eine Zugstange Z mit einem auf
der Achse des Einrückhebels befestigten, nach rechts abstehenden Arme p in der Weise gekuppelt, daß, wenn der Contacthebel an
seinem rechten Ende abwärts gezogen wird, der Einrückhebel die
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Drehung in demselben Sinne mitmachen muß, durch welche
Bewegung er bekanntlich die Einrückung der Druckachse für die Dauer einer
Umdrehung bewerkstelligt. Wenn bald darauf das mit der Druckachse sich drehende
Excenter den Einrückhebel gewaltsam wieder in seine Ruhelage zurückbringt, wird
auch durch die Zugstange Z das rechte Ende des
Contacthebels und die Muffe m wieder in die Höhe
gezogen und muß nothwendig auch der obere Theil des Schlittens die rückgängige
Bewegung mitmachen können. Dies wäre bei der gewöhnlichen Form des Schlittens
nicht möglich, da sich in diesem Momente die sogen. Lippe l noch über dem durch die Taste gehobenen und in dieser Lage fixirten
Stößer befände und dadurch alle in Mitleidenschaft gezogenen Theile in ihrer
augenblicklichen Lage plötzlich festgehalten würden. Bei der beträchtlichen
lebendigen Kraft, welche der rotirenden Druckachse innewohnt, könnte dabei der
eine oder andere Theil Schaden leiden. Es mußte darum die Lippe auf etwas mehr
wie die Hälfte ihrer Breite verschmälert werden (s. Figur 3), so daß sie, wenn der fragliche Moment eintritt, den in die
Höhe gehobenen Stößer bereits wieder verlassen hat. Es ist dadurch zwar die
Zeitdauer, während welcher die Leitung bei Abgabe eines Stromimpulses mit der
Batterie in Verbindung bleibt, beträchtlich verkürzt. Da aber ohnedem die
Elektromagnetrollen der Hughes-Apparate nur den allerersten Theil eines
Stromimpulses in sich aufnehmen, so wird kein Bedenken der Verschmälerung der
Lippe entgegenstehen, um so weniger, als durch das unnöthig lange Verbleiben der
Leitung am Batteriepole doch nur die schädlich wirkende Ladung der Leitung
erhöht werden kann.
Trotz der Verschmälerung der Lippe könnte aber noch ein fatales Festklemmen der
Mechanismen stattfinden, in dem Falle nämlich, wenn zwei neben einander liegende
oder zwei durch weniger als drei dazwischen liegende Tasten von einander entfernte
Tasten gleichzeitig gedrückt würden. Bei vorschriftsmäßigem Arbeiten darf dies zwar
nicht geschehen; es kann aber aus Versehen vorkommen, und dann hätte der zweite der
zugleich gehobenen Stößer auch die verkürzte Lippe noch nicht rechtzeitig verlassen.
Um dem vorzubeugen, ist das untere Ende der Zugstange Z
nicht direct in dem Hebel b1, eingehängt, vielmehr in einer an diesem mittels eines passend geformten
Zwischenstückes x befestigten Feder f, welche nach unten sich mit starkem Drucke gegen eine
gleichfalls am Hebel b1
befestigte Stellschraube y anlegt. Bei normalem Arbeiten
verläßt diese Feder die Stellschraube nicht, und die
Zugstange ist so gut wie fest im Hebel drehbar. Wenn dagegen einmal der vorgedachte
Fall eintritt, so verhindert die Feder durch ihre Nachgiebigkeit, indem sie von der Stellschraube
abgehoben wird, ein Festklemmen der Theile.Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß die Feder f es auch möglich machen würde, die ursprüngliche Breite der Lippe
beizubehalten, falls ihrer Verschmälerung unter besondern Umständen Bedenken
entgegenstehen sollten. Die Feder würde dann eben jedesmal auch bei normalem
Arbeiten in Thätigkeit kommen, was allerdings erhöhte Reibung am Excenter
zur Folge hätte. Die Schraube y,
welche in richtiger Stellung durch eine Klemmschraube festgepreßt wird, dient
zugleich zum richtigen Ausgleiche der Länge der Zugstange.
Der durch die mechanische Einrückung bedingte Stromlauf ist von dem der bisher
gebräuchlichen Apparate wesentlich verschieden, und ist des leichtern Vergleiches
wegen und um das Zusammenarbeiten von Apparaten alter und neuer Construction bei der
Uebertragung besser verfolgen zu können, zunächst in Figur
4 der Stromlauf eines Apparates ohne
mechanische Einrückung in schematischer Darstellung und mit Weglassung aller bei dem
eigentlichen Arbeiten nicht in Betracht kommenden Stromverzweigungen skizzirt. Es
ist dabei ein Apparat mit dem neuern (Hughes'chen) Contacthebel und feststehendem
Ruhe- und Arbeitscontacte gedacht, welche Vorrichtung jedoch nur eine
verbesserte Form der ältern rotirenden Schlittencontacte ist und durchaus keine
principielle Verschiedenheit im Stromlaufe bedingt. Die Wirkungsweise der einzelnen
Theile wird als bekannt vorausgesetzt. Figur 5 zeigt
schematisch den Stromlauf eines mit der beschriebenen mechanischen Einrückung
ausgerüsteten Apparates. Die Leitung L1 (die in Figur 5
punktirt gezeichnete Leitung L2 möge vorläufig als nicht vorhanden gedacht werden) liegt hier nicht wie
in Figur 4 direct an den Elektromagnetumwindungen,
sondern durch Vermittlung der Klemme K und des
Spiraldrahtes d an der Contactfeder, ist durch diese in
der Ruhe mit dem untern Contacte v, weiter durch die
Elektromagnetrollen, welche sich ihrerseits mit dem Anker- und
Druckachsencontacte r und t
ebenso gruppiren, wie beim Schema Figur 4, und
schließlich mit der Erde in Verbindung. Ein aus der Leitung ankommender Stromimpuls wirkt also — abgesehen davon, daß er den
Ruhecontact und die Elektromagnetumwindungen in umgekehrter Reihenfolge durchläuft
— auf den Elektromagnet ebenso ein, wie bei Apparaten ohne mechanische
Einrückung, d. h. er bringt den Anker des
Elektromagnetes zum Abfall. Dieser schlägt dann gegen den Einrückhebel und versetzt
ihn in eine geringe Rechtsdrehung, welche bekanntlich die Einrückung der Druckachse
für einen Umgang und den Abdruck eines Buchstabens einleitet. Dabei wird außerdem
durch die bei r stattfindende Berührung des Ankers mit
dem Einrückhebel dem überschüssigen Theile des elektrischen Stromimpulses ein
kürzerer Weg der Erde eröffnet, und
Textabbildung Bd. 224, S. 56
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zwar durch den Anker und den Einrückhebel statt durch die
Elektromagnetumwindungen und den Contact an der Druckachse t, welch letzterer Weg, da sich die Druckachse gleich darauf zu drehen
beginnt und den Contact bei t öffnet, ganz aus dem
Stromkreise ausgeschlossen wird. Anders verhält es sich bei der Abgabe eines Stromimpulses beim Niederdrücken einer
Taste. Sobald hier der Contacthebel unter Einwirkung der gedrückten Taste und
Vermittlung des rotirenden Schlittens seine rechtsdrehende Bewegung ausführt und
dabei die Contactfeder vom Ruhecontact v wegbringt und
an den Arbeitscontact u anlegt, tritt der elektrische
Strom durch letztern direct in die Leitung, ohne (wie bei den Apparaten ohne
mechanische Einrückung) die Elektromagnetrollen des eigenen Apparates zu berühren.
Statt durch das elektrisch bewirkte Abschnellen des Ankers, welcher hier ruhig auf
den Elektromagnetpolen liegen bleibt, wird die zur Ingangsetzung der Druckachse
erforderliche Rechtsdrehung des Einrückhebels in der beschriebenen Weise durch die
Zugstange Z bewerkstelligt. Wenn dann bald darauf der
Einrückhebel durch das Excentern der Druckachse wieder zurückgebracht wird (wobei
sein linkes Ende den fest liegenden Anker vorübergehend berührt), bringt er durch
die Zugstange Z auch den Contacthebel wieder zurück,
legt also die Leitung wieder an den Ruhecontact und die Elektromagnetrollen.
Trotzdem kann aber ein etwa aus derselben zurückfließender Ladungsstrom in den
Elektromagnetumwindungen nicht störend auftreten, da er den Weg durch dieselben am
Contacte t unterbrochen, dagegen bei der vorübergehenden
Berührung des Einrückungshebels mit dem Anker bei r
einen directen Weg zur Erde findet. Der Contact r
zwischen dem Anker und
dem Einrückhebel, welcher bei den Hughes-Apparaten bisheriger Form in
ungemein sinnreicher Weise zur Erfüllung eines doppelten Zweckes benutzt ist,
verliert also bei der mechanischen Einrückung seinen ursprüglichen Hauptzweck,
nämlich sofort nach Eintritt des Stromes den Widerstand der Elektromagnetumwindungen
des gebenden Apparates auszuschalten, da ja letztere von vorn herein nicht vom
abgehenden Strome berührt werden. Trotzdem ist der Contact r beibehalten, weil er nach wie vor die Einwirkung des elektrischen
Stromes auf den empfangenden Elektromagnet auf das nothwendige Minimum reducirt und
die Entladung der Leitung erleichtert, indem er dieselbe beiderseitig vorübergehend
direct an Erde legt.
Wie in dem Vorhergehenden beschrieben wurde, erfordert die mechanische Einrückung
nur, daß die durch einen Tastendruck veranlaßte rechtsdrehende Bewegung des
Contacthebels durch die Zugstange dem Einrückhebel mitgetheilt werde, welche
Abhängigkeit nothwendig bei der Linksdrehung des Einrückhebels auch die
Rückwärtsbewegung des Contacthebels zur Folge hat. Die ganze Veränderung, welche
nothwendig ist, um die Vorrichtung für die neue Uebertragungsmethode brauchbar zu
machen, besteht nun darin, daß die Möglichkeit geschaffen wird, diese Abhängigkeit
dahin erweitern zu können, daß die dem Einrückhebel durch den abfallenden Anker
mitgetheilte Rechtsdrehung sich ebenfalls dem Contacthebel als solche mittheilt. Mit
andern Worten, man muß bewerkstelligen können, daß die Zugstange Z nicht nur ziehend, sondern auch schiebend die beiden
Hebel mit einander kuppelt. Zu diesem Zwecke ist der nach rechts von der Achse des
Einrückhebels abstehende Arm p (Fig. 1), an welchem die Zugstange angehängt ist, aus zwei Theilen
gefertigt, welche nach Art eines Scharniers aus einander klappen können. Der oben
liegende Theil dieses Scharniers steht über dem untern, welcher an der Achse des
Einrückhebels befestigt ist, mit seinem rechten Ende ein wenig vor und trägt
daselbst mittels eines Kniegelenkes das obere Ende der Zugstange. Durch das Anziehen
einer mit ihrem Gewinde im untern Scharniertheile steckenden Schraube n, deren Hals durch ein im obern Theile befindliches,
genügend weites Loch frei hindurch geht, können beide Theile der Art zusammen
gepreßt werden, daß der Arm p als ein Ganzes erscheint. In diesem Falle kuppelt die Stange Z die beiden Hebel b
b1 und hh1 ziehend und
schiebend an einander. Wird dagegen die Schraube n um
einige Gänge gelöst, so kann die Zugstange nur noch ziehend auf die Hebel einwirken,
da sie schiebend blos das Scharnier auseinander klappt. Damit aber die Schraube n in ihrer obern Stellung nicht lose werde und bei der
Bewegung des Hebels ganz herausfallen könnte, hat sie auch an ihrem untern (Gewinde-)
Ende einen Kopf, welcher sich bei der obern Stellung der Schraube gegen die untere
Außenfläche des Scharniers festziehen läßt.
Der Stromlauf des Apparates erleidet behufs der Uebertragung keine Veränderung. Es
werden einfach die beiden Leitungen L1 und L2 (Fig. 5), zwischen welchen die Uebertragung stattfinden
soll, an die Klemme K gelegt. Die drei in Frage
kommenden Stationen haben (wie es bei Apparaten mit mechanischer Einrückung ohnedies
immer der Fall ist) die gleichnamigen Pole ihrer Batterien in gleicher Richtung
geschaltet. Hat man den synchronischen Gang der drei Apparate in bekannter Weise
hergestellt und am mittlern die Schraube n in ihrer
untern Stellung festgezogen, so vollzieht sich die Uebertragung in folgender Weise:
Ein z. B. aus der Leitung L1 ankommender Stromimpuls wird sich zunächst an der Klemme K derart verzweigen, daß ein Theil desselben durch den
Uebertragungsapparat, der andere aber durch die Leitung L2 und den dahinter stehenden Endapparat
zur Erde geht. Da jedoch in gewöhnlichen Fällen der Widerstand des letztern Zweiges
sehr viel größer ist als der eines Apparates, so wird nur ein kleiner Theil des
ankommenden Stromes verloren gehen, der bei Weitem größere Theil aber seinen Weg
durch den Uebergangsapparat nehmen und hier den Anker wie gewöhnlich zum Abfalle
bringen. Derselbe schlägt gegen den Einrückhebel, dreht diesen und durch Vermittlung
der Zugstange den Contacthebel in gleicher Weise, als ob die Bewegung von einer
gedrückten Taste aus veranlaßt wäre. Es werden dadurch beide Leitungen an den Batteriepol gelegt. Allein rückwärts nach der
Leitung L1 wird zunächst
keine oder nur wenig Elektricität abfließen, weil auf der gebenden Station die am
andern Ende der Leitung mit dem gleichen Pole anliegende Batterie dem entgegenwirkt.
Aber auch, abgesehen davon, kann die Verzweigung des Stromes bei der Klemme K (ganz so wie auch sonst bei Benutzung
gemeinschaftlicher Batterien) keinen merklich schwächenden Einfluß auf den in
Leitung L2
weitergehenden Strom ausüben, so lange die Widerstände der Leitungen sehr groß sind
im Vergleiche zu demjenigen der Batterien. Der übertragende Apparat wird also einen
beispielsweise aus L1
ankommenden Stromimpuls sofort in L2 weitergeben, ebenso wie wenn er allein in diese
Leitung sprechen würde.
Es bleibt noch zu untersuchen, ob der von der Uebertragung aus möglicher Weise nach
rückwärts gehende Stromimpuls an dem gebenden Apparate keine Unordnung anrichten
kann. Ist der letztere ein älterer Apparat mit unverkürzter Lippe, so wird der
Strom, den er aussendet, den entgegengerichteten Strom, welchen der
Uebertragungsapparat zurück zu schicken sucht, überdauern, also gar kein
zurückfließender Strom auftreten; und wenn auch, derselbe würde am gebenden Apparate
den Weg durch die Elektromagnetumwindungen bei t (Fig.
4 und 5) unterbrochen finden und das sich
vollziehende Spiel nicht stören können. Besitzt dagegen der gebende Apparat
ebenfalls eine mechanische Einrückung, so werden zwar beide Apparate die Leitung
gleich lange Zeit an die einander entgegenwirkenden Batteriepole legen; da aber in
Folge der Verzögerungen durch die Leitung und die Trägheit der Elektromagnete der
Uebertragungsapparat sein Spiel etwas später einsetzt als der gebende, wird trotzdem
ein rückläufiger Strom übrig bleiben. Derselbe findet aber auch hier am gebenden
Apparate den Weg durch die Elektromagnetumwindungen bei t unterbrochen, eine Zeit
lang auch den Contact bei r und durch ihn einen Weg
direct zur Erde geschlossen, kann also ebenfalls keine Störung verursachen.
Natürlich ist in beiden Fällen vorausgesetzt, daß der rückläufige Strom den
abgegebenen nicht länger überdaure, als bis zur Vollendung des einmaligen Spieles am
gebenden Apparate oder, genauer ausgedrückt, bis zu dem Momente, in welchem sich bei
nahezu vollendetem Umgänge der Druckachse der an derselben befindliche Contact t wieder schließt. Versuche mit in allen ihren
Eigenschaften künstlich nachgeahmten Leitungen haben ergeben, daß diese
Voraussetzung zutrifft, auch noch für die ungünstigen Verhältnisse, unter denen der
Hughes-Apparat als solcher arbeitet. Es hat sich dabei gezeigt, daß für
letztere die Sicherheit des Spieles erhöht wird, wenn die Schraube a (Fig. 1), welche den
Contact mit dem Anker herstellt, möglichst tief geschraubt und die auf dem Rücken
des Ankers liegende Feder, gegen welche erstere drückt, etwas mehr als gewöhnlich
convex nach oben gebogen wird, d. h. wenn der Contact zwischen dem Einrückhebel und
dem fest liegenden Anker möglichst sicher und relativ lange dauernd gemacht
wird.
Seit Juni 1875 sind auf der Deutschen Telegraphen-Centralstation mit der
vorbeschriebenen Uebertragungseinrichtung ausgerüstete Apparate Probeweise in
Thätigkeit. Es wurden damit sowohl hinsichtlich des gewöhnlichen Arbeitens als auch
der Uebertragung durchaus zufriedenstellende Resultate erzielt. Außer der
Möglichkeit, mit dem gewöhnlichen Apparate ohne weiters übertragen zu können, welche
durch die neue Einrichtung geschaffen ist, und deren Werth bereits, eingangs
hervorgehoben wurde, bietet schon die vorangegangene und damit verbundene
mechanische Einrückung an sich große Vortheile, nämlich: Die Elektromagnete arbeiten
dabei nicht wie früher unter dem wechselnden Einflüsse zweier Batterien, sondern nur
unter dem einer, und zwar der auf der entferntem Station stehenden. Es tritt also in
jedem Elektromagnete nur
eine Stromstärke auf, wodurch die Regulirung
erleichtert und die Sicherheit der Zeichengebung erhöht wird; ferner tritt der
elektrische Strom von vorn herein in voller Stärke auf, da er, auch nicht im ersten
Momente seines Auftretens, den Widerstand des gebenden Apparates zu durchlaufen hat.
Endlich brauchen zwei mit einander arbeitende Stationen ihre Batterien nicht mehr in
von einander abhängiger und zwar verschiedener Polrichtung zu schalten, vielmehr
können alle mit der neuen Einrichtung versehenen Apparate ihre Batterien —
wie bei dem Morse-System geschieht — mit den gleichen Polen an den
Arbeitscontact legen. Eine allgemeine Durchführung des neuen Systemes vorausgesetzt,
können darum die jetzt mit den Apparaten verbundenen Polwähler oder Commutatoren in
Wegfall kommen, womit zugleich viele Unbequemlichkeiten und Zeitverluste bei neuer
Einschaltung eines Apparates erspart bleiben,(Journal télégraphique, October 1876 S.
409.)