Titel: | Patentirte Kettenschlicht- und Leimmaschine mit Lufttrocknung; von Baerlein und Comp. in Manchester. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 67 |
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Patentirte Kettenschlicht- und
Leimmaschine mit Lufttrocknung; von Baerlein und Comp. in Manchester.
Mit Abbildungen auf Tafel
III.
Baerlein's Kettenschlicht- und Leimmaschine mit
Lufttrocknung.
Bei dieser neuen Maschine, welche schon in mehrern Ländern mit Erfolg eingeführt sein
soll und sich gleich gut für Baumwolle wie für Streich- und Kammgarn eignet,
welche die feinsten, wie die gröbsten Nummern, gefärbt oder ungefärbt, schlichtet
oder leimt, ist das System der Lufttrocknung in wesentlich anderer Weise
durchgeführt, als bei der Maschine von Bullough und Whitehead (*1875 215 500) mit
ihrem horizontalen Trockenkasten und ihrem Saugventilator für die erwärmte Luft,
oder bei der Maschine von Lancaster (*1875 217 26) mit ihren Drahttrommeln.
Die aus dem Schlichttrog B austretenden Kettenfäden gehen
in der aus Figur
1 ersichtlichen Weise durch zwei oder mehrere pyramidenförmige
Trockenkästen C1, C2 … Im untern
Theile dieser Kästen befindet sich ein System von mit Dampf geheizten Röhren aus
Kupfer oder Eisen, welche so zusammengestellt sind, daß sie in ihrer Mitte einen
cylindrischen Raum für einen Ventilator V frei lassen;
letzterer zieht die kalte Luft in den Kasten hinein und schleudert sie, von jenen
Röhren erwärmt, gegen das den obern Theil der Kästen durchziehende, mittels
gerippten Leitwalzen geführte Garn. Die Heizröhren sind mittels Stopfbüchsen und
Gummipackung in die eisernen Dampfkästen K, welche zu
beiden Seiten der Trockenkästen, aber noch innerhalb des äußern Gestelles,
angebracht sind, so eingelassen, daß ein möglichst dichter Verschluß hergestellt
ist, wie der Verticalschnitt Cl in Figur
1 und der Horizontalschnitt durch die Ventilatorachse in Figur 2, sowie der in
vergrößertem Maßstabe gezeichnete Durchschnitt Figur 5 andeutet. Aus
diesem Kasten K erhalten die Heizröhren ihren Dampf mit
einem Drucke von etwa lat, und aus denselben läuft auch das
Condensationswasser in die am Ende der Trockenvorrichtungen zu beiden Seiten
angebrachten Condensationstöpfe. Jeder Trockenkasten ist mit einer Holverschalung
versehen, welche zu beiden Seiten geöffnet werden kann, um nach der Leitwalze t sehen zu können; ferner ist ein Theil der Querbreter
über die ganze Breite mittels Scharnier am Kasten befestigt, so daß man daselbst das
Garn und die Mittelwalze beobachten kann; ebenso sind die untern Füllungen
aushebbar, um an die Bolzen der Stopfbüchsen kommen zu können. Um erforderlichen
Falls die Leitwalzen r zu beobachten, wird das über
ihnen befindliche Bret aufgehoben; dasselbe dient zugleich als Erhöhung, um zu den
Walzen s und u zu gelangen.
Zur Erklärung der Trockenvorrichtung erübrigt nur noch anzuführen, daß C3 in Figur 2 den Grundriß der
Trockenröhren, C2 die
Ansicht eines Kastens von oben vorstellt. Die ganze Anordnung verfolgt neben den
bekannten Vorzügen der Lufttrocknung gegenüber der Cylindertrocknung, nämlich
Herstellung eines weichen, zähen, glatten und runden Fadens, den Zweck, daß die
warme Luft möglichst vortheilhaft ausgenutzt und das Garn möglichst wenig während
des Trocknens gestreckt werden soll. Dabei hat die Maschine eine ungefähr 10 Mal so
große Production als die sogen, schottische Schlichtmaschine, bei Verwendung von 4
Trockenkästen eine ebenso große als die Cylinder-Schnellschlichtmaschinen,
und bei Anwendung von 3 Trockenkästen jedenfalls eine größere Leistungsfähigkeit als
die andern Lufttrocken-Schnellschlichtmaschinen. Dimensionen, Kraft-
und Dampfverbrauch sind ungefähr denen der gewöhnlichen Schnellschlichtmaschinen
gleich. Ein besonderer Vorzug der Trockenvorrichtung in der Baerlein'schen Maschine
liegt in der oben schon beschriebenen Verbindung der Röhren mittels Stopfbüchsen,
wodurch alle Uebelstände eines Undichtwerdens, wie dies bei andern Systemen
beständig vorkommt, beseitigt sind.
Das Baumgestell A entspricht ziemlich dem anderer
derartiger Maschinen; ebenso ist für das Kopfende D das
sonstige Princip der gewöhnlichen Schnellschlichtmaschinen beibehalten, mit Ausnahme
einiger Abänderungen von untergeordneter Natur. Eine bedeutendere, das Resultat der
Schlichtung wesentlich beeinflussende Verbesserung hat der Schlichttrog B erfahren. Die gewöhnlichen Schlichttröge sind mit
einer Eintauchwalze, einer Holz- und einer Kupferwalze (oder auch 2
Kupferwalzen ohne Holzwalze) und mit 2 Preßwalzen versehen, welche theilweise durch
das Garn getrieben werden. Der Apparat von Baerlein
enthält 2 in einem Hebellager laufende Holzwalzen, l Kupferwalze und eine kleinere,
mit Flanell umwickelte Eisenpreßwalze. Das Garn geht in der Schlichtmasse zwischen
den Holzwalzen l und m (Fig. 3) durch,
dreht sich um die Walze m auf die außerhalb der
Schlichte befindliche Kupferwalze n, um zwischen dieser
und der Eisenpreßwalze o hindurch zu passiren und über
das Wälzchen p den Trockenraum zu erreichen. Das Garn
wird also unter der Flüssigkeit gequetscht und zwar zwischen l und m, über der Flüssigkeit zwischen m und n, und zwischen n und o, ohne daß es jedoch
die Walzen zu treiben
hätte; vielmehr erhalten dieselben sämmtlich ihre Bewegung von der Kupferwalze n, welche ihrerseits durch eine Seitenwelle eigenen
Antrieb erhält und den andern Walzen mittheilt. Es ist leicht einzusehen, daß bei
dieser Art zu pressen und bei diesem langen Weg des Garnes durch die Flüssigkeit die
Schlichte weit besser in den Faden eindringt als bei den Schlichttrögen älterer
Construction, wodurch eine wesentliche Ersparniß an Schlichte bedingt ist und, wenn
gewünscht, das Garn mehr Schlichte als bei andern Trögen erhalten kann; daß ferner
durch die fortwährende Berührung des Garnes mit den Walzen während des Durchganges
durch die Schlichte das sogen. Seilen desselben vermieden wird; und daß endlich das
Garn, weil es selbst den Walzen keine Bewegung zu ertheilen hat, auch hier im
Schlichttrog in keiner Weise eine Streckung erleidet. Dieses System bietet dadurch
auch die Möglichkeit, Wollenstreich- und Kammgarn vorzüglich zu schlichten,
was bisher auf keiner andern Schlichtmaschine geschehen konnte.
Interessant ist auch die Vorrichtung zum Ausheben des Garnes aus Schlichte beim
Abstellen der Maschine; es wird nämlich zu diesem Zwecke die Preßwalze o mittels des Hebels s (Figur 1)
abgehoben und mit dem Handrad h die Zahnstange und mit
ihr das Hebellager der beiden Holzwalzen l, m gehoben; m gleitet alsdann
an der Kupferwalze n aufwärts, bis die Achse der
Holzwalze etwas über jene der Kupferwalze gelangt, worauf die Walze l abwärts und die Walze m in
die Höhe schwingt, so daß das Garn außer Berührung sämmtlicher vier Walzen kommt,
wie in Figur 4
deutlich zu sehen ist.
Für Streich- und Kammgarn, welche des Auskochens bedürfen, werden zwei solcher
Schlichttröge, der erste zum Auskochen, der zweite zum Schlichten angebracht, welche
grade so ruhig und gleichmäßig arbeiten, wie einer für sich allein. Für das
Schlichten von Baumwollgarn wird der Trog mit durchlöcherten Röhren, für Leim mit
geschlossenen Schlangenröhren erwärmt. Für Baumwollgarne wird endlich meist eine
verbesserte große Circularbürste b (Fig. 3) beigegeben, welche
mit großer Geschwindigkeit läuft und mit einem verbesserten Stellapparat zum genauen
Adjustiren des Garnes gegen die Borsten versehen ist. Beim Einstellen der Maschine
wird das Garn selbstthätig außer Berührung mit den Borsten und dem Stellapparate
gebracht, indem sich dieser durch eine Hebelverbindung hebt; dies verhindert das
Ankleben des Garnes und ein mögliches Reißen beim nächsten Ansetzen der
Maschine.
Die Figur 3
zeigt auch die nähere Einrichtung des Schlichttroges, welcher in zwei Abtheilungen
getheilt ist, nämlich die vordere für das Gingießen oder vielmehr für das
selbstthätig mittels Schwimmer sich regulirende Zufließen der Schichte und zum Vorwärmen
derselben, ehe sie in die hintere Abtheilung, den eigentlichen Schlichttrog, kommen
kann.
Die Baerlein'schen Maschinen werden in den Werkstätten von
Atherton Brothers in Preston (England) gebaut.
Kl.