Titel: | Elektrochemische Studien über die Benzolderivate; von Friedrich Goppelsröder. |
Autor: | Friedrich Goppelsröder |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 92 |
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Elektrochemische Studien über die Benzolderivate;
von Friedrich
Goppelsröder.
(Fortsetzung von S. 638 des vorhergehenden
Bandes.)
Goppelsröder, elektrochemische Studien über die
Benzolderivate.
VI. Elektrolyse der Salze des
Methylanilins.
Das Methylanilin gibt, angewendet in Form von Salzen, am positiven Pole einen
violetten Farbstoff. Ich habe übrigens auch je nach den Umständen andere Färbungen,
u. a. eine blaue Färbung, beobachtet. Die Elementaranalyse wird zeigen, ob es
dasselbe Violett wie das schon im J. 1861 von Ch. Lauth
erhaltene ist. Er hatte das Methylanilin mit denselben oxydirenden Agentien
behandelt, welche das Anilin-Toluidingemisch in Rosanilin verwandeln, und
gezeigt, daß z. B. das Chlorhydrat dieser Basis sich schon durch Einwirkung der Luft
bei erhöhter Temperatur in Violett verwandelt.
Sowohl bei Anwendung von salzsaurem als auch von schwefelsaurem Methylanilin blieb
die Flüssigkeit am negativen Pol immer farblos oder fast farblos, wenn der
Luftzutritt so viel als möglich verhindert wurde. Die als Conductor verwendete Seide
blieb ungefärbt. In den 6 angestellten Versuchen notirte ich für die Erscheinungen
am positiven Pol folgendes:
1. Versuch: Brauner Absatz, nach dem Behandeln mit kochendem
Wasser grün werdend; violette Flüssigkeit.
2. Versuch: Positiver Pol sofort mit gelbem, dann mit
röthlichem Absatz bedeckt, der an Alkohol einen gelben Farbstoff abgab; später
grüner, dann blaugrüner Absatz, nach dem Kochen mit Wasser grün bleibend, blaue
Flüssigkeit.
3. Versuch: auf dem Platinblech gelbbräunlicher Absatz, löslich
in Wasser; auf dem Boden des Gefäßes blauer Absatz, welcher Alkohol zuerst blau,
dann grün färbt. Die als Conductor dienende Seide färbte sich braungelb, gab an
Wasser einen gelben Farbstoff ab, blieb grün gefärbt. Die Flüssigkeit war
gelbbräunlich.
4. Versuch: auf dem Platinblech goldgelber Absatz, dann grüne
und violette Färbung; die Flüssigkeit sehr dunkel violett; die Seide bläulich.
5. Versuch: auf dem Platinblech gelber, dann grünlicher Absatz;
auf dem Boden des Gefäßes geringer Absatz, zum Theil in Alkohol braun löslich; die
Flüssigkeit bläut sich, färbt sich sogar dunkelblau.
6. Versuch: Der grüne Absatz auf dem Platinblech gleicht in
seinen Eigenschaften dem Emeraldin, das sich auch in der Bereitung des
elektrolytischen Anilinschwarz bildet.
Der violette Farbstoff, welcher aus der elektrolysirten Flüssigkeit durch ein noch zu
vervollkommnendes Verfahren abgetrennt werden kann, gab in alkoholischer Lösung
folgende Reactionen: Schwefelsäure verursacht blaue Färbung, ebenso Salzsäure.
Salpetersäure wirkt in der Kälte ebenso, in der Wärme färbt sich die Flüssigkeit
goldgelb. Chlorwasser färbt blau, dann grün und goldgelb. Schwefligsäure entfärbt;
durch sehr vorsichtigen Zusatz von Chlorwasser wird aber die Flüssigkeit aufs neue
violett, dann blau und zuletzt goldgelb. Kaliumpermanganat entfärbt. Ammoniak
bewirkt keine Veränderung.
VII. Elektrolyse der Salze des
Diphenylamins.
Diphenylamin gibt, wenn eines seiner Salze der Elektrolyse unterworfen wird, am
positiven Pole ein blaues, in Alkohol lösliches Product. Gemische von Diphenylamin
und Ditoluylamin oder von Diphenylamin, Ditoluylamin und Phenyltoluylamin —
so wie sie angewendet werden, um Diphenylaminblau oder Triphenylrosanilinblau zu
erzeugen — geben, wenn sie in Salzform dem galvanischen Strom ausgegesetzt
werden, diese schöne blaue Farbe, löslich in Alkohol. So bildete sich z. B. bei der
Elektrolyse des Diphenylaminchlorhydrates in wässeriger Lösung am positiven Pole auf
dem Platinblech zuerst ein grüner, dann ein gelbbrauner, in Alkohol braun löslicher
Absatz, während sich die Flüssigkeit sehr blaß blau färbte. Die als Conductor
dienende Seidefärbte sich perlgrau; es bildete sich ein festes blaues Product, das
in Alkohol sich löst.
Bei der Elektrolyse des Diphenylaminsulfates wurde die Flüssigkeit am positiven Pole
violett, dann bildete sich ein Niederschlag und die elektrolysirte Flüssigkeit
entfärbte sich. Das feste Product wurde mit kochendem Wasser gewaschen. Nach einer
Reinigung, die ich zu vervollständigen grade beschäftigt bin, verhielt sich die
alkoholische Lösung des elektrolytischen Diphenylaminblau folgendermaßen:
Schwefelsäure macht sie grün; nach Zusatz von Wasser erscheint das Blau wieder.
Salzsäure, selbst in der Kochhitze, verändert sie nicht; die Flüssigkeit wird
höchstens leicht grünlich. Salpetersäure und Schwefligsäure, selbst in der Wärme,
verändern sie nicht. Kaliumpermanganat entfärbt sie, Schwefligsäure macht sie
nachher nur grün. Chlorwasser bewirkt schöne grüne Färbung. Ammoniak verursacht
schmutzig violettrothe Färbung.
VIII. Elektrolyse der Salze des
Methyldiphenylamins.
Methyldiphenylamin, welches, wie Bardy gezeigt hat, mit
verschiedenen oxydirenden Agentien eine blaue oder violette Farbsubstanz liefert,
erleidet dieselbe Umänderung auf elektrolytischem Wege. Ich erwähne auch einige in
meinen Notizen verzeichnete Resultate:
1. Versuch mit salzsaurem Methyldiphenylamin, gelöst in mit
Salzsäure angesäuertem Wasser, versetzt mit ein wenig Alkohol. Am negativen Pol:
kein Absatz und die Flüssigkeit, ebenso die als Conductor dienenden
Papierstreifbündel farblos. — Am positiven Pol: färbt sich das Platinblech
augenblicklich violett, die Flüssigkeit grün. Der Absatz auf dem Platinblech ist zum
Theil mit blauer Farbe in Alkohol löslich, während sich der übrige sehr geringe
schwarze Theil in Schwefelsäure löst. Diese saure Lösung gibt in Wasser gegossen
einen grünen Niederschlag, während die Flüssigkeit farblos erscheint.
2. Versuch mit einer wässerigen Lösung von salzsaurem
Methyldiphenylamin, versetzt mit etwas Alkohol: Am negativen Pol keine Veränderung.
— Am positiven Pol grünliche Färbung der Flüssigkeit, Bildung eines Absatzes,
der an kochendes Wasser und leichter an Alkohol einen blauen Farbstoff abgibt,
während ein grüner Rückstand bleibt.
3. Versuch mit schwefelsaurem Methyldiphenylamin mit Ueberschuß
der Basis und unter Zusatz von Ammoniak: Am negativen Pol keine Veränderung.
— Am positiven Pol rothviolette Flüssigkeit; festes Product, welches nach dem
Behandeln mit kochendem Wasser in Alkohol theilweise mit blauvioletter Farbe löslich
ist. Der alkoholische Auszug wurde verdampft, der Rückstand mit Aether behandelt,
welcher sich hellblau färbte und dann an Wasser einen blauen Farbstoff abgab,
während er selbst bräunlich rothviolett gefärbt blieb. Was sich in Aether nicht
gelöst hatte, wurde mit Alkohol geschüttelt. Die zuerst verdünnte alkoholische
Lösung färbte Seide blau, welches mit einem Seifenbad avivirt werden kann, wobei ein
beigemengter grüner Farbstoff entfernt wird.
Die alkoholische Lösung des durch Elektrolyse aus dem Methyldiphenylaminsulfat
erhaltenen Blau reagirte folgendermaßen: Selbst heiße Salzsäure bewirkt keine
Veränderung. Schwefelsäure verursacht grüne Färbung. Beim Eingießen der grünen
sauren Flüssigkeit in Wasser fällt eine blaue Substanz nieder. Aetzkali bewirkt
röthliche Fällung. Schwefelsäure entfärbt. Ammoniak gibt einen violetten
Niederschlag. Heiße Salpetersäure bildet eine prächtige rothe Färbung; diese rothe
Flüssigkeit gibt beim Eingießen in Wasser einen in Alkohol mit gelber Farbe
löslichen Niederschlag und eine rothe Flüssigkeit, welche durch Ammoniak gelb
wird.
IX. Elektrolyse des Phenols.
Aus dem Phenol entsteht beim Durchleiten des galvanischen Stromes durch die
angesäuerte wässerige Lösung des Phenols oder eines Phenolats ein brauner Körper. Am
negativen Pol bleibt die Flüssigkeit ungefärbt und auf dem Platinblech findet kein
Absatz statt. Am
positiven Pol färbt sich die Flüssigkeit braungelb bis braunroth. Nach dem
Verdampfen bleibt ein braungelber Rückstand. Der auf der positiven Platinelektrode
entstandene braungelbe oder braunrothe Absatz löst sich mit denselben Färbungen im
Alkohol auf; diese Lösung hinterläßt nach dem Verdampfen einen braunrothen harzigen
Rückstand, sehr wenig löslich in Wasser und in Benzol, aber löslich mit braungelber
Farbe in Aether und braunroth in Aetzkalilauge, woraus die Farbsubstanz durch
Essigsäure wieder niedergeschlagen wird. Der braune Farbstoff färbt die Wolle und
Seide ohne Beizen.
Ich bin mit dem Studium der Elektrolyse des Phenols und seiner Homologen, allein oder
unter Zusatz anderer Körper, sowie auch einiger ihrer Derivate beschäftigt.
X. Elektrolyse der
Naphtylaminsalze.
Die Naphtylaminsalze in neutraler oder saurer Lösung geben beim Behandeln mit dem
galvanischen Strom Veranlassung zur Bildung eines violetten Farbstoffes. Am
negativen Pol zeigen weder Flüssigkeit noch Blech die geringste Färbung; aber am
positiven Pol färbt sich die Flüssigkeit gelb und die Elektrode bedeckt sich mit
einem bräunlich violetten Absatz, welcher getrocknet und mit Benzol geschüttelt
dieses rothbraun färbt, während ein brauner Farbstoff ungelöst bleibt. Wenn der
Rückstand des Benzolextractes mit Wasser gekocht wird, so färbt sich dasselbe nur
sehr leicht rothgelblich; behandelt man ihn hernach mit Alkohol, so färbt sich
dieser zuerst rothbraun, dann löst er den violetten Farbstoff. Der Rückstand dieser
alkoholischen Lösung gibt an Aether einen röthlichen Farbstoff ab, hernach an
Alkohol einen violetten, der in Essigsäure mit rothvioletter Farbe löslich ist und
nach Zusatz von Wasser gelöst bleibt; derselbe löst sich in Schwefelsäure mit
schmutzig grüner Farbe; gießt man diese Lösung in Wasser, so bildet sich eine
violettrothe Flüssigkeit.
Ich erinnere an die Arbeiten von Perkin, Scheurer-Kestner, P. Richard und Wildes, welche gezeigt haben, daß
oxydirende oder deshydrogenirende Körper wie z. B. Zinntetrachlorür, Salpetersäure,
Arsensäure, Kaliumpermanganat etc., das Naphtylamin je nach der Temperatur und je
nach den Verhältnissen in violettröthliche oder blauviolette Farbstoffe umwandeln,
die in Wasser unlöslich, in Schwefelsäure mit grasgrüner Farbe, in Alkohol und
Essigsäure mit violettröthlicher oder blauvioletter Farbe löslich sind.
(Schluß folgt.)