Titel: | Doppelte Tyres-Bohrmaschine; von Maschinen-Ingenieur Josef Pechan. |
Autor: | Josef Pechan |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 154 |
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Doppelte Tyres-Bohrmaschine; von Maschinen-Ingenieur Josef
Pechan.
Mit Abbildungen auf Taf.
V [b. d/2]
Pechan, über eine doppelte Tyres-Bohrmaschine.
Zum Bohren der Löcher für die zur Befestigung der Radreifen auf den Radsternen
erforderlichen Schrauben, von dem Innern der Radsterne aus, wurde von der
„Ottakringer Eisengießerei und Maschinenfabrik“ in Wien die
in Fig. 4 bis
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dargestellte Maschine gebaut. Dieselbe ist bei der jetzt fast allgemein als
einfachste und sicherste gebräuchlichen Befestigungsart der Tyres durch
Schraubenbolzen, welche von innen eingeschraubt werden, sowie beim Bohren der
correspondirenden Löcher in neue Tyres, welche auf alte Radsterne aufgezogen wurden,
den bisher
gebräuchlichen derartigen Maschinen gegenüber dadurch von besonderm Werthe, daß bei
ihr das Umwenden der Räderpaare beseitigt ist. Diese Tyres-Bohrmaschine ist
nach Sharp's System jedoch mit doppelter Anordnung des
Bohrständers ausgeführt, wodurch es ermöglicht ist, nach einander die Löcher in
beiden Rädern zu bohren, ohne das Räderpaar umwenden zu müssen, übrigens wie Sharp's
Maschine sehr kräftig gehalten.
Das Räderpaar wird bei zurückstehenden Bohrständern s auf
dem Werkstättengleise normaler Spurweite, welches, wie in Fig. 6 und 7 in Ansicht und Grundriß
punktirt angedeutet ist, dicht an die Rollenlager a
anschließt, zur Maschine gerollt und ruht in derselben angelangt auf den vier Rollen
b, deren je zwei in geringer Entfernung von einander
in jedem der beiden Lager a enthalten sind. Die Rollen
sind nahe zusammen gerückt, um den Schlag beim Einfallen der Räderpaare zu vermeiden
und das Herausschaffen derselben aus der Maschine zu erleichtern. In jedem
Rollenlager ist eine Rolle lose auf festem Bolzen, die andere aber auf ihrem Bolzen
festgekeilt und mit Hilfe eines auf den sechseckigen Kopf des letztern aufgesteckten
Schlüssels drehbar. Beim Drehen dieser Rolle wird das darauf befindliche Räderpaar
durch Friction mitgenommen und um die Radachse so weit gedreht, bis die betreffende
Stelle, an welcher das Loch zu bohren ist, in die Richtung unter den Bohrer kommt.
Sodann wird einer der Bohrständer, welche auf kurzen Wangen i (Fig.
4) in Prismen geführt sind, mittels einer Ratsche vorgeschoben, welche auf
das viereckige Ende c einer kurzen, in der Wange
gelagerten Welle aufgesteckt wird, die im Innern der Wange ein Getriebe im Eingriff
mit einer an den Bohrständer angeschraubten Zahnstange trägt. Der Bohrständer kommt
so in die in Figur
4 links gezeichnete Stellung, in welcher das Bohren erfolgen kann.
Die Zuschiebung des Bohrers erfolgt von Hand mittels des mit Kurbelgriff versehenen
Handrades d, welches durch Schnecke und Schneckenrad auf
die in Figur 5
im Querschnitte gezeichnete Schraubenspindel e wirkt und
durch diese den Bohrzeugträger m bewegt, der am Ständer
in Prismen geführt ist. In gleicher Weise erfolgt das Zurückbewegen des
Bohrzeugträgers, wenn das Loch fertig gebohrt ist, von Hand.
Der Antrieb erfolgt für jeden der beiden Bohrer getrennt durch Fest- und
Losscheibe f, f (Fig. 4), welche auf der in
jeder Wange liegenden horizontalen genutheten Welle montirt sind. Von dieser Welle
wird die Bewegung durch Schrägräder auf die verticale genuthete Welle g (Fig. 5) übertragen, von
welcher aus durch ein Zwischenrad die Bohrspindel angetrieben wird.
Ein besonders interessantes Detail zeigt die Bohrspindellagerung; es sind nämlich bei
derselben die von Pfaff's
Spindelstöcken (* 1874 213
453) her bekannten Patentringe h, h zur Aufnahme des
Arbeitsdruckes des Bohrers in Anwendung gebracht, welche, gehärtet und geschliffen,
sich nur an einer sehr schmalen Kreisringfläche berühren und den Bedingungen einer
guten Spindellagerung vollkommen entsprechen. Einer dieser Ringe ist im
Bohrzeugträger fest eingepaßt und durch Keil gegen Drehung gesichert; der andere ist
in das Antriebsrad eingelegt und mit demselben ebenfalls durch Keilung verbunden;
innerhalb beider ist ein hohler Raum vorhanden, welcher als Oelreservoir dient. Die
Bohrspindel ist möglichst lang und kräftig gehalten und ihrer ganzen Länge nach über
dem Antriebrad in einer Metallbüchse cylindrisch gelagert, welch letztere im
Bohrzeugträger fest eingepaßt ist. Der Bohrer ist mit seinem conischen Ende
(Conicität 1 : 5) in die Bohrung der Spindel eingesteckt und dadurch centrirt,
während ein Gewindeansatz an demselben, welcher sein Muttergewinde ebenfalls in der
Bohrung der Spindel findet, zu seiner Befestigung dient.
Die beiden Wangen i sind durch eine lange, kräftige
Bettplatte k, auf welche sie aufgeschraubt sind, mit
einander verbunden. Die Maschine wird in der gezeichneten, theilweise überdeckten
Grube so in den Fußboden vertieft aufgestellt, daß die Oberkanten der Rollenlager
a mit den Oberkanten des Werkstättengleises in
gleichem Niveau liegen. Der Arbeiterstand befindet sich ebenfalls in der Grube, wo
der die Maschine bedienende Arbeiter auch noch die Riemenabsteller, welche aus den
in Lagern seitlich an den Wangen geführten Flacheisenschienen n und daran befestigten Riemengabeln p
bestehen, bequem zur Hand hat.