Titel: | Clerc's Zinkhohofen. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 179 |
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Clerc's Zinkhohofen.
Mit einer Abbildung auf Taf. V [a. b/1].
Clerc's Zinkhohofen.
Im Vergleiche zu den Fortschritten, welche die Metallurgie des Eisens, Kupfers,
Bleies, Silbers und Goldes in den letzten Jahren gemacht hat, ist das
Zinkhüttenwesen fast gänzlich auf seinem ältern Standpunkte stehen geblieben und
namentlich auch den nordamerikanischen Bergwerksstaaten mit mannigfach rohen, seine
Kindheit bezeichnenden Einrichtungen überkommen. Die Production von 1t Zink erfordert die
Arbeit von 10 bis 15 Mann und einen Aufwand von 10 bis 20t Steinkohlen bei einem wahrscheinlich
nicht unter 20 Proc. betragenden, häufig aber noch höher sich beziffernden
Metallverluste, während das Verfahren selbst so mangelhaft und dabei zugleich so
kostspielig ist, daß, ungeachtet des verhältnißmäßig bedeutenden Marktwerthes des
Zinks, die Verhüttung von Erzen mit einem Metallgehalte von weniger als 25 Proc. die
Gewinnungs- und Verhüttungskosten kaum lohnt. Und doch hat dieser befremdende
und einigermaßen demüthigende Sachverhalt manches Entschuldigende für sich, gewinnt
selbst einen Anschein von Unvermeidlichkeit, wenn wir in Rücksicht ziehen, daß das
Zink selbst ein ganz eigenthümlich geeigenschaftetes und in hohem Grade schwierig zu
verhüttendes Metall ist. Es läßt sich nicht gleich den meisten andern technisch
wichtigen Metallen mit Hilfe der Wärme und reducirender Zuschläge aus seinen Erzen
gewinnen; denn zu seiner Reduction ist eine Temperatur erforderlich, welche höher
liegt als sein Siedepunkt, als der Punkt, bei welchem es verdampft oder sich
verflüchtigt. In Folge dieser Eigenthümlichkeiten kann metallisches Zink nur auf dem
Wege der Destillation mit nachfolgender Condensation gewonnen werden; in dieser
Hinsicht gleicht dieses Metall dem Quecksilber, freilich mit den für die
metallurgische Praxis wichtigen Unterschieden, daß es sich erst bei weit höherer
Temperatur verflüchtigt als das letztere, daß es durch atmosphärische Luft,
Kohlensäure und Wasserdampf weit leichter oxydirt wird, und daß es unterhalb einer
Temperatur von 417° starren Zustand annimmt und sich
dann nicht mehr zu einer zusammenhängenden Metallmasse vereinigen läßt, so
daß es also innerhalb gewisser, ziemlich enger Temperaturgrenzen aufgefangen und
condensirt werden muß. Dadurch sind aber die Grundzüge für die sämmtlichen bisher
zur Ausführung gebrachten Zinkhüttenprocesse gegeben: Behandlung der Erze in
geschlossenen Gefäßen (Muffeln, Retorten, Röhren) aus feuerfestem Material und
Condensation der Zinkdämpfe bei Abschluß der Luft und anderer oxydirenden Agentien.
Da die ganze zur Reduction der Erze erforderliche Hitze die Wandungen der Gefäße
durchdringen muß, so gibt man den letztern nur geringe Dimensionen; sie saugen viel
Zink ein, brennen rasch durch. Die Condensation der Zinkdämpfe erfolgt sehr
unvollständig, viel Metall entweicht durch die Gefäßwände in die Luft und geht
verloren; ein bedeutender Antheil verwandelt sich in
„Zinkstaub“ (Zinkgrau). Ferner ist die Arbeit eine sehr
anstrengende; auch erfolgt die Extraction des Metallgehaltes der Erze nur sehr
unvollständig und etwa die Hälfte des schließlich extrahirten Metalles hat zweimal
bearbeitet werden müssen (Umschmelzen des Zinkstaubes).
Die in Folge dieser Mängel der Zinkgewinnung in Gefäßöfen vielfach gemachten Versuche
zur Benutzung von Cupol- und Flammöfen scheiterten bisher, insofern bei
denselben in Folge eines mangelhaften Verfahrens, wohl auch in Folge besonderer
Schwierigkeiten lediglich Zinkoxyd (Zinkweiß) oder Zinkstaub (Zinkgrau) erzeugt
wurde. Aus diesen Gründen wurde der übrigens sehr nahe liegende Gedanke der
Anwendung von Schacht-, bezieh. Flammöfen selbst von rationellen Metallurgen
als unausführbar verworfen; man verzichtete auf dieselben gänzlich und zog es vor,
die existirenden Systeme mit allen ihren Unvollkommenheiten zu befolgen. Dies ist
denn aber doch wohl ein großer Fehlgriff; denn eine gründliche und sorgfältige
Prüfung ergibt, daß der Mißerfolg in sämmtlichen zur Veröffentlichung gekommenen
Fällen von einer irrigen Auffassung der Bedingungen, welche eine genügende Lösung
der Aufgabe allein ermöglichen, sowie von einem Radicalfehler in der Construction
der Oefen herrühre.
F. L. Clerc (Iron, November
1876 S. 581) nahm als damaliger Hüttenchemiker der Leghigh Zinc Company (Pennsylvanien)
das Problem auf einem von der von den meisten andern Zinkhüttenmännern befolgten
Richtung gänzlich abweichenden Wege in Angriff und erreichte sein Ziel, allerdings
auf einem Umwege. Zunächst wendete er einen Gasofen an, von dem Gedanken ausgehend,
das Verfahren möglicherweise durch Theilung des Processes in zwei einfache
Operationen verbessern zu können; nämlich zunächst aus den Erzen das Zink im
Wetherill'schen Oxydofen durch Verflüchtigung in Form von Oxyd zu extrahiren und
dann das letztere in einem besondern Ofen in continuirlichem Betriebe mit stark
erhitztem Kohlenoxydgas zu behandeln, so daß jede Schlackenbildung vermieden werden
konnte. Die Ofengase sollten zur Reduction der entstandenen Kohlensäure über
Holzkohle geleitet und in einem dicht am Reductionsofen liegenden und durch
denselben erhitzten, aus feuerfesten Steinen construirten Condensationsraum geführt
werden. Clerc führte den Versuch in einem
Siemens-Ofen in großem Maßstabe aus. Nachdem dieser Ofen auf fast Weißglut
gebracht worden und Esse und Luftzuführungscanal geschlossen waren, wurden einige
hundert Kilogramm Zinkoxyd auf der Sohle ausgebreitet und die gebrauchten Gase durch
eine der Seitenthüren abgeführt. Obgleich Clerc nur eine
von den vier Kammern des Regenerators zur Verfügung hatte und das Gas an Kohlenoxyd
so arm war, daß es ohne weitere Erhitzung nicht ununterbrochen verbrannte, und trotz
der geringen Stärke des lediglich durch die Steigkraft des erhitzten Gases ohne
gleichzeitige Mitwirkung der Esse entwickelten Gasstromes gelang ihm die
Verflüchtigung dieser Menge Zinkoxyd. Indessen war er nicht im Stande, den Proceß
continuirlich fortzuführen; auch fehlte es an Vorrichtungen zur Condensirung der
Zinkdämpfe, so daß das Metall als Zinkstaub entwich und mit der ihm eigenthümlichen
Farbe verbrannte. Dieser dreimal wiederholte Versuch, in Verbindung mit sorgfältigen
Berechnungen der bei den verschiedenen Operationen sowohl frei gewordenen, als
gebundenen Wärmemengen, überzeugte Clerc von der
Möglichkeit, dem Gasstrom eine solche Anfangsgeschwindigkeit zu geben, daß die
Reduction ohne Mitwirkung einer anderweitigen Wärmequelle vor sich geht, zu welchem
Behufe er dem Aufgeberumpfe und den Oefen eine solche Einrichtung gab, daß der
Betrieb ununterbrochen geführt werden konnte; gleichzeitig ermöglichte er mittels
einer besondern Ventilverbindung eine abwechselnde Erhitzung der Ofenkammern nach
dem Regenerativprincip, so daß auch das reducirende Gas dieselben durchströmen
konnte. Weitere Rechnung lehrte indessen, daß die abziehenden Gase die zur Reduction
ihres Kohlensäuregehaltes bei ihrer Berührung mit der Holzkohle erforderliche hohe
Temperatur nicht
besitzen konnten, wenn ihnen nicht eine Anfangsgeschwindigkeit gegeben wurde, welche
erhalten zu können man nicht wohl hoffen durfte.
Diese Schwierigkeit war allerdings nicht als unüberwindlich zu betrachten, denn man
hätte ja die Holzkohle allenfalls durch eine besondere Feuerung erhitzen können; bei
der bereits ziemlich complicirten Natur des Verfahrens war indessen ein näheres
Eingehen auf einen andern, scheinbar weniger versprechenden Theil von Clerc's Idee angezeigt; es konnte sich nämlich
möglicherweise empfehlen, von der Anwendung eines besondern Generators ganz
abzusehen und das nöthige Kohlenoxyd durch Beschicken des Erzsatzes mit
Brennmaterial und Zuführung stark erhitzten Windes im Ofen selbst zu erzeugen. Auf
diese Weise war es möglich, dem letztern durch das Gebläse eine gleiche Wärmemenge
wie bei dem erstern Verfahren zuzuführen und die beim letztern im Generator verloren
gehende Ueberhitze zu nutzbarer Verwendung zu bringen. Schließlich gelangte Clerc zu dem nachstehenden einfachen Verfahren, welches
sämmtliche Elemente seiner ursprünglichen Idee in sich schließt und dessen
Grundzüge, kurz zusammengefaßt, die folgenden sind: 1) Das besonders vorbereitete
Erz wird in fein vertheiltem Zustande in dem Ofen continuirlich aufgegeben, indem
während seines langsamen Niedergehens in die Sohle der Beschickungssäule ein stark
erhitzter Gasstrom eingeblasen wird. 2) Gleichzeitig kommt eine reducirende Schicht
von Holzkohle zur Wirkung und wird 3) das reducirte Zink in einem aus Ziegelsteinen
construirten Condensationsraume aufgefangen, welcher durch die Ueberhitze des neben
ihm befindlichen Ofens auf der erforderlich hohen Temperatur erhalten wird.
Der eigentliche Ofenraum hat die Form eines umgekehrten, auf einem cylindrischen
Herde A′ (Fig. 27) stehenden
Kegelabschnittes A, welcher mit einem Gewölbe a überspannt ist. Der Herd ist mit Windformen z, einem Schlackenabstich x
und in besondern Fällen noch mit einem zweiten Abstich y
versehen. Im Gewölbe ist eine große centrale Oeffnung b,
durch welche die Beschickung niedergeht, sowie eine Anzahl seitlicher Oeffnungen c angebracht, durch welche die Ofengase abziehen. Ueber
b befindet sich der zur Aufnahme der Beschickung
bestimmte Ofenschacht B, dessen unterer Theil aus
feuerfesten Ziegeln aufgemauert ist und in den oben ein innerer eiserner Cylinder
D hineinragt. Die Condensationsvorrichtung besteht
aus gemauerten, über das ganze Ofengewölb sich erstreckenden Canälen H, deren Anzahl bei dem hier abgebildeten Ofen zwölf
beträgt; dieselben communciren im obern Theile zu je vier durch die querlaufenden
Züge e mit einander und stehen zu je vier mit einer eisernen Esse
F in Verbindung; von diesen Essen ist in der
Zeichnung nur eine einzige wahrnehmbar. An der Sohle vereinigen sich je zwei neben
einander liegende Canäle zu einer Reihe von sechs um die Peripherie des Ofens
gelegten Sümpfen d, in denen sich das candensirte Metall
ansammelt.
Der Betrieb des Ofens wird nun in nachstehender Weise geführt. Die aus einem innigen
Gemenge von fein zertheiltem, zugebranntem, bezieh. geröstetem Erz, Brennstoff und
Zuschlag bestehende Beschickung, der man einen Antheil Zinkstaub von einer frühern
Schmelzung zusetzen kann, wird in den Rumpf des innern Cylinders D aufgegeben, während gleichzeitig in den äußern Rumpf
D′ des Ofenschachtes ein Antheil Holzkohle
eingeschüttet wird. Beide Materialien vereinigen sich bei ihrem Niedergehen in den
Schacht zu einer Beschickungssäule, welche sich, sobald sie in den Ofen gelangt,
ausbreitet und auf die Rast fällt. Da die Holzkohle die äußere Zone der
Beschickungssäule bildet, so wird sie beim Niedergehen der Charge nach oben gedrängt
und bildet eine Decke über der Beschickung. Indem das Zinkoxyd in den heißesten
Theil des Ofens gelangt, wird es reducirt; die Zinkdämpfe steigen mit den Gasen
empor, durchstreichen die Holzkohlendecke und treten in den Condensationsraum. Beim
Durchströmen der Holzkohlenschicht wird die in den Gasen enthaltene Kohlensäure zu
Kohlenoxyd reducirt, so daß die erstern auf das dampfförmige Metall nicht oxydirend
einwirken können; indem sie den Condensator durchströmen, geben sie ihre Wärme
allmälig ab, das Zink scheidet sich in Tropfenform aus ihnen aus und sammelt sich in
den erwähnten Sümpfen d an, aus denen es von Zeit zu
Zeit entfernt wird.
Zur Verhütung einer Verunreinigung des Zinks durch Zinkstaub dürfen die Gase, nachdem
sie unter den Schmelzpunkt des Zinks erkaltet sind, nicht länger im
Condensationsraume verweilen; ebensowenig darf ihnen aber der Abzug gestattet
werden, so lange noch eine Ausscheidung von Zink möglich ist. Hier erweisen sich die
eisernen Essen F als sehr nützlich, insofern sie
Temperaturbestimmungen der abziehenden Gase ermöglichen. Da sich im Condensator
nicht der ganze Zinkgehalt der Gase ausscheidet, so werden dieselben, bevor man sie
abziehen läßt, rasch abgekühlt und mit Wasser in Form eines feinen Sprühregens
behandelt, wodurch das Zink als schweres Metallpulver ausgewaschen wird, welches man
sammelt und bei einer spätern Schmelzung wieder aufgibt. Die von der die Erze
begleitenden Bergart und der Brennmaterialasche herrührende Schlacke wird durch den
Schlackenstich entfernt. Der Aufgebeschacht erhält eine solche Höhe, daß ein
Entweichen von Ofengasen durch ihn fast gänzlich verhindert wird.
Bei sämmtlichen bisher gemachten Versuchen zur Verhüttung der Zinkerze im Hohofen
wurde das Mißlingen durch die Bildung entweder von Zinkoxyd oder von Zinkstaub
bedingt. Zinkoxyd entsteht in Folge der Einwirkung von
atmosphärischem Sauerstoff, Wasserdampf oder Kohlensäure auf das reducirte Metall;
seine Bildung wirkt in verschiedenartiger Weise störend auf den Betrieb ein und
legt, wenn sie in größerm Maßstabe stattfindet, dem Betriebe unüberwindliche
Schwierigkeiten in den Weg, insofern sich das Oxyd entweder in schweren Rinden von
„Ofenbruch “(Hohofengalmei) an das Mauerwerk ansetzt, oder
in Form von leichten Flocken („Hüttennichts“) die Züge und
Canäle versetzt und sich nur durch sehr starke Hitze verflüchtigen oder reduciren
läßt. Aus den Gasen läßt es sich nicht auswaschen, da es mit Wasser einen Brei
bildet. Die wahrscheinlichste Quelle einer derartigen übermäßigen Oxydbildung und
des dadurch bedingten Mißlingens der erwähnten Versuche dürfte nach Clerc's Ansicht die Beschickung selbst sein, insofern
dieselbe in der Hitze Luft, Wasserdampf und bezieh. Kohlensäure abgibt; dies läßt
sich vermeiden durch sorgfältiges und aufmerksames Zubrennen der Erze und Zuschläge,
sowie durch ausschließliche Anwendung von Brennmaterial, welches bei höherer
Temperatur kein Wasser abgibt, und durch Beseitigung des Luftgehaltes der
Beschickung mittels eines den Aufgebeschacht aufwärts durchstreichenden Stromes von
Kohlenoxydgas. — Die mögliche Mitwirkung des Gebläsewindes und der
gasförmigen Verbrennungs- und Reductionsproducte zu übermäßiger Erzeugung von
Zinkoxyd dürfte, Clerc's Ansicht zufolge, weniger zu
fürchten sein. Würde nämlich der Ofen bei Abwesenheit von reducirbaren Oxyden nur
mit Brennmaterial der erwähnten Art beschickt und dann mit überhitztem, an der Sohle
eingepreßtem Gebläsewinde in Gang gesetzt werden, so würden die abziehenden Gase
entweder von Kohlenoxyd, oder von freiem Sauerstoff gänzlich frei sein. Würde man
nun Zinkoxyd in den Ofen aufgeben, so würde sich nur an solchen Punkten, wo die
Temperatur zur Reduction des erstern hoch genug ist, also ungefähr 1000°
beträgt, Kohlensäure bilden und durch eine fein zertheilte, bei derselben hohen
Temperatur Kohlenstoff enthaltende Masse als solche entweichen. Nun aber wirkt
Kohlenstoff bekanntlich schon bei 500° stark reducirend auf Kohlensäure,
demnach spricht jede Wahrscheinlichkeit dagegen, daß letztere in unreducirtem
Zustande nach oben durch die Beschickungssäule entweicht. Ueberdies beobachtete Clerc die weitere Vorsichtsmaßregel, die Beschickung mit
einer durch die Ueberhitze der Gase erhitzten Holzkohlenschicht bedeckt zu erhalten.
Zur Bestätigung seiner Annahmen ließ er in ein kaltes Gemenge von Zinkoxyd und
Holzkohlenpulver einen
bis fast zum Schmelzpunkt des Gußeisens erhitzten Windstrom eintreten; das Zink
wurde als Zinkstaub weggeblasen und erst beim Bloslegen der
Form bildeten sich Flocken von Zinkoxyd.
Die Bildung von Zinkstaub — im Wesentlichen
metallisches Zink in fein zertheiltem Zustande, wenn auch gewöhnlich oberflächlich
oxydirt — wird durch die Umstände bedingt, unter denen der Zinkdampf
erkaltet. Obgleich die Reduction des Zinks aus seinem Oxyde erst bei einer
Temperatur erfolgt, bei welcher es Gaszustand besitzt, so bleibt es doch, aller
Wahrscheinlichkeit nach, nicht lange uncondensirt, oder existirt an keiner Stelle im
Ofen als vollkommenes Gas. Dies gilt ebensowohl für die Reduction des Zinks in der
schlesischen Muffel und in der belgischen Retorte, als im Hohofen. Man kann es dann
als in der Form von kleinen flüssigen Kügelchen in den Ofengasen vertheilt vorhanden
ansehen, und die gewöhnlich als Condensation bezeichnete Operation ist eigentlich
ein Ansammeln dieser einzelnen Kügelchen zu einer einzigen flüssigen Metallmasse.
Demnach muß die Bildung von Zinkstaub durch jede Verhinderung dieser Ausscheidung
der schwerern Metallkügelchen aus den leichtern Gasen, sowie durch jede verfrühte
Abkühlung der letztern unter den Schmelzpunkt des Zinks vermehrt werden. Uebrigens
bildet sich Zinkstaub bei allen üblichen Reductionsprocessen und muß sich auch bei
jeder denkbaren Methode bilden; seine Entstehung ist nicht nothwendig ein
ernstlicher Uebelstand, kann jedoch zu einem solchen werden, wenn sie — in
Folge einer fehlerhaften Construction des Condensotors — so wassenhaft
erfolgt, daß ein theilweises Umarbeiten der Beschickung nöthig wird; oder wenn durch
Anhäufung von Zinkstaub in irgend einem Theile des Condensationsraumes der Zutritt
des Gebläsewindes gehemmt und häufiges und mühsames Reinigen nöthig wird; oder wenn
durch Zinkstaubbildung größere Metallverluste verursacht werden. In den meisten
Fällen scheinen die in Folge der Entstehung von Zinkstaub bedingten
Betriebsstörungen durch zu enge Züge, durch zu plötzliche Abkühlung der Gase (in
Folge zu rascher Expansion der letztern oder anderer Ursachen), sowie durch rasche
und unregelmäßige Bewegung des Gasstromes, schließlich auch durch den Mangel an
geeigneten Vorrichtungen zum getrennten Auffangen des flüssigen Zinks, gesondert vom
Zinkstaube, verursacht worden zu sein.
Diesen letztern Proceß, das Auffangen oder Ansammeln der Producte, führt Clerc in zwei verschiedenen Operationen aus. Der
Condensator wird auf einer Temperatur erhalten, bei welcher sich Zinkstaub nicht
bilden kann; man gibt diesem Theile des Ofens eine solche Form und solche Dimensionen, daß die
Ausscheidung der Zinkdämpfe aus den sich langsam bewegenden Gasen erleichtert wird.
Die die Gase dem Waschraum zuführenden eisernen Röhren sind so eingerichtet, daß sie
leicht abgenommen und gereinigt und rasch wieder eingezogen werden können; der
Waschapparat selbst ist derart construirt, daß fast die letzten Spuren von Zink
durch Waschen aus den Gasen gewonnen werden können. Die Wirkung eines Durchblasens
von feuchten Zinkdämpfen durch eine nur mäßig dicke Schicht der sein zertheilten
Beschickung wird voraussichtlich die Ausscheidung von Zink sein, welches sich zu
Tropfen sammeln, niederfließen und dann dem Winde den Durchgang versperren wird, bis
es sich wieder verflüchtigt hat; dadurch aber wird der Ofengang sehr unregelmäßig
und unsicher werden. Demnach müssen die Gase aus dem Ofen sehr nahe dem Punkte, an
welchem der Reductionsvorgang stattfindet, und zwar mit einer dem Verdampfungspunkte
des Zinks nahen Temperatur abgeleitet werden. Dadurch aber wird den obern Zonen des
Ofens eine außerordentlich große Wärmemenge entzogen, welche ihm in irgend einer
Weise wieder zugeführt werden muß. Daher die Nothwendigkeit flacher, d. h. solcher
Gichten, die eine verhältnißmäßig nur geringe verticale Dicke haben. Dieselben sind
von sehr günstiger Wirkung; denn je flacher die Gicht, in desto feiner vertheiltem
Zustande kann sie aufgegeben werden, ohne dem Winde den Durchgang zu versperren;
eine solche feine Zertheilung aber befördert die Reduction des Zinks sowohl, wie der
in Folge der letztern entstandenen Kohlensäure.
Die dem Ofen mit den Gasen entzogene Wärme kann ihm theilweise durch Verwendung
derselben zum Vorwärmen der Beschickung oder zum Erhitzen des Windes zurückerstattet
werden. Clerc gibt dem letztern den Vorzug —
obgleich man beides gleichzeitig ausführen kann — da die Beschickung in Folge
der besondern Methode des Aufgebens der Gichten durch die unmittelbare Berührung mit
den Gasen ökonomisch weit vortheilhafter erhitzt wird, als durch Verbrennen der
letztern und Transmission der Hitze durch die Ofenwände. Da die Gase dem Ofen rings
um seine Peripherie entnommen werden, so neigen sich die Zonen gleicher Temperaturen
der Neigung der Rast entsprechend, und indem die Beschickung nach unten und außen zu
niedergeht, gelangt sie allmälig in die Reductionszone. Zugleich kann man einen
Theil des Gasstromes, dessen Zug durch die Höhe des Aufgebeschachtes regulirt wird,
ohne Gefahr eines Metallverlustes durch jenen Schacht selbst aufsteigen lassen, so
daß durch ihn die Luft verdrängt und die Beschickung von den letzten Spuren ihres
Wassergehaltes befreit wird. Anderseits ist eine hohe Temperatur des Gebläsewindes in
vieler Hinsicht sehr wünschenswerth; durch eine solche wird die Verbrennungszone
zusammengezogen, die Reduction bethätigt und sehr befördert, das Volum der Gase
vermindert und die Anwendung flacherer Gichten ermöglicht. Diese Gründe bestimmten
Clerc, den Wind stark zu erhitzen und die Gichten in
entsprechendem Maße flacher zu machen.
Schließlich faßt Clerc seine Ansichten nochmals kurz
zusammen und spricht seine Ueberzeugung dahin aus, daß das Mißlingen der bisherigen
Versuche zur Zinkgewinnung im Hohofen der einen oder der andern der nachstehenden
Ursachen zuzuschreiben ist. Entweder gab die Beschickung Sauerstoff (atmosphärische
Luft), Kohlensäure oder Wasser ab; oder die Zinkdampf haltigen Gase wurden mit einer
zu niedrigen Temperatur aus dem Ofen abgeleitet; oder dieselben wurden auf
unzweckmäßige Weise abgekühlt; oder die obern Ofenzonen erkalteten in Folge der
intermittirenden Wirkung des Aufgebens der Gichten zu stark; oder der Condensator
versetzte sich in Folge des Absatzes von Zinkstaub. Durch Beseitigung dieser
Ursachen des Mißlingens glaubt sich Clerc einen günstigen
Erfolg seines Verfahrens zu sichern; indem er auf die Auswahl und die Vorbereitung
der Beschickungsmaterialien die größte Sorgfalt verwendet, indem er ferner
überhitzten Wind, eine Decke von glühender Holzkohle, flache Gichten der fein
zertheilten Beschickung benutzt und eine Methode des Aufgebens der letztern befolgt,
durch welche dieselbe nach und nach stark vorgewärmt wird, bevor sie in die
Reductionszone gelangt, hofft er die mit der Lösung der hier in Rede stehenden
Aufgabe verbundenen Schwierigkeiten zu überwinden, zumal er die Condensirung der
Zinkdämpfe bezüglich der Temperatur gänzlich in der Hand und ein wirksames Mittel
zur Abscheidung des Zinkstaubes aus den Ofengasen vorgesehen hat. Clerc ist jetzt mit den Einrichtungen zur Erbringung
möglichst gründlicher und vollgiltiger Beweise für den Werth der von ihm
eingeführten Verbesserungen beschäftigt, und wenn die Veröffentlichung dieser
Mittheilungen vorzeitig erscheinen könnte, so gibt er zu bedenken, daß die Zinkgewinnung im Hohofen — mögen nun seine
Bemühungen um dieselbe von Erfolg gekrönt sein oder nicht — sicherlich einer
größern Beachtung werth sein dürfte. —
Bereits vor Jahren gründete A. Müller — von der von
ihm gemachten Beobachtung ausgehend, daß Zinkoxyd nicht allein durch Wasserstoff,
sondern auch durch Kohlenoxyd bei hoher Temperatur zu Metall reducirt wird, welches
letztere seinerseits beim Contacte mit Wasserdampf oder mit Kohlensäure wieder in
Oxyd übergeht — ein neues, dem im Vorstehenden beschriebenen ganz ähnliches
Verfahren zur Zinkgewinnung, welches sowohl für kohlensaure, als für kieselsaure Erze
verwendbar ist und wesentlich darin besteht, die Zinkerze mit Kohle und geeigneten
Zuschlägen im Hohofen mit stark gepreßtem Gebläsewinde zu reduciren und die
gebildeten Gase und Dämpfe zur Zersetzung der Kohlensäure durch eine mehrere Meter
starke Schicht von glühenden Kohlen zu treiben, wonach sich das Zink in einem
seitlich angebrachten Condensator sammelt. Das Gemenge von Zinkerz mit den
Zuschlägen einerseits und die Kohle anderseits sollen vor dem Aufgeben in den
Hohofen zum Weißglühen erhitzt werden. Referent registrirt diese Thatsache ohne
jeden weitern Commentar.
H. H.