Titel: | Ueber Erzeugung und Verwendung comprimirter Luft als Betriebsmittel; von Ingenieur Hermann Freyn. |
Autor: | Hermann Freyn |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 233 |
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Ueber Erzeugung und Verwendung comprimirter Luft
als Betriebsmittel; von Ingenieur Hermann
Freyn.
Freyn, über comprimirte Luft als Betriebsmittel.
Comprimirte Luft findet in neuerer Zeit eine ausgedehnte Verwendung, speciell im
Bergbau als Betriebsmittel jener Arbeitsmaschinen, welche die Handarbeit in jeder
Richtung hin zu ersetzen berufen sind: Pumpen, Haspel, Bohrmaschinen u. a.; sie thun
dies auch, was Quantität und Qualität der Arbeitsleistung anbelangt, im Allgemeinen
in vollkommen befriedigender Weise. Ihre Anwendung bedingt jedoch so bedeutende
Anlags- und Betriebskosten, die comprimirte Luft ist in Folge dessen stets
ein so kostspieliges Betriebsmittel, daß sich be solchen Compressionsanlagen die
größte Oekonomie in Anlage und Betrieb von selbst empfiehlt.
Wir wollen nun nachstehend die theoretischen Grundlagen der Oekonomie der Anlage und
des Betriebes der Luftcompressions- und der mit ihnen verbundenen
Arbeitsmaschinen entwickeln. Um Weitschweifigkeiten zu vermeiden und
Mißverständnissen vorzubeugen, wollen wir jenen Theil der Anlage, in welchem die
atmosphärische Luft comprimirt wird, in seiner Gesammtheit, wie gebräuchlich
Compressionsmaschine, die Luftpumpe selbst Compressor heißen und jene Maschinen,
welche die comprimirte Luft verbrauchen, indem sie die in ihr aufgespeicherte
Arbeitsgröße nutzbar machen, allgemein als Arbeitsmaschinen bezeichnen. Es ist dabei
ganz wesentlich, die Anschauung festzuhalten, daß Compressions- und
Arbeitsmaschine, verbunden durch die Luftleitung, ein Ganzes, eine Kette bilden,
deren einzelne Glieder in einer ganz bestimmten Abhängigkeit zu einander stehen
— in derselben, wie Erzeugung comprimirter Luft und deren Verbrauch.
Vergegenwärtigen wir uns nun die Vorgänge, wie sie in jener Kette auf einander
folgen: Der Compressorkolben saugt beim Hingang durch die Saugventile atmosphärische
Luft an, und, nachdem letztere sich geschlossen, beginnt er beim Rückgang die Luft
sofort zu comprimiren; die Spannung derselben steigt, gleichzeitig deren Temperatur
und zwar so lange, bis
sich die Druckventile öffnen, also der gewünschte Druck erreicht ist; der Kolben
beschreibt seinen Weg unter nun constantem Gegendruck bis an das Ende seines Hubes,
die Druckventile schließen sich und das Spiel beginnt von Neuem. Die comprimirte
Luft wird dann, indem sie ein Reservoir zur Ausgleichung der Variationen zwischen
Erzeugung und Verbrauch passirt, mittels einer Rohrleitung den Arbeitsmaschinen
zugeführt; auf diesem Wege kühlt sich die comprimirte Luft weiter ab und ihre
Temperatur sinkt, wenn die Leitung genügend lang ist, auf die Temperatur der
umgebenden Luft. In den Arbeitsmaschinen gibt die comprimirte Luft einen Theil der
ihr innewohnenden Arbeitsgröße ab, welche von der gewählten Wirkungsweise der Luft
in der Maschine abhängt. Die im Bergbau verwendeten Arbeitsmaschinen arbeiten in der
Regel ohne Expansion, sind Volldruckmaschinen; die comprimirte Luft behält während
des ganzen Hubes die mitgebrachte Spannung und pufft dann beim Rückgänge des Kolbens
ins Freie aus, wobei sie als Nebenarbeit die Ventilation des Arbeitsortes und der
Strecke besorgt.
Um nun jene Vorgänge der Rechnung unterziehen zu können, setzen wir voraus, ein
Compressor bediene nur eine und zwar eine Volldruckarbeitsmaschine; beide hätten
gleiche Kolbengeschwindigkeit und letztere einen Cylinder von durch die
Luftlieferung des Compressors vollkommen gegebenem Querschnitt; es fänden weiter
keinerlei Luft- und Druckverluste statt und die Anlage sei im
Beharrungszustande, d. h. der Compressor gebe, die Arbeitsmaschine verbrauche
dasselbe Quantum comprimirter Luft von gegebener Spannung. Wir nehmen außerdem noch
an, die Compression erfolge von atmosphärischer Spannung aus einfach nach dem
Mariotte'schen Gesetz; dies bedingt weiter gar nichts, als die Constanterhaltung der
Temperatur der Luft während der Compression, und weil dies durch eine entsprechende
Kühlung des Compressors vollständig oder nahezu vollständig erreichbar ist, so kann
dieser Fall in der Praxis ganz wohl vorkommen.
Wir wollen aber an dieser Stelle die principielle Bedeutung der Annahme, daß das
Mariotte'sche Gesetz in seiner Reinheit Giltigkeit besitze, ganz besonders
hervorheben, weil sie uns, wie wir weiter sehen werden, den denkbar günstigsten, in Wirklichkeit auch nahe erreichbaren
Betriebszustand eines Compressors (unter den gemachten Voraussetzungen) bezeichnet
— jenen Zustand also, wie er an angestrebt werden soll. Weil aber
thatsächlich die Kühlung des Compressors (wenn überhaupt vorhanden) häufig sehr
mangelhaft angelegt und nachlässig betrieben wird, somit in diesem Falle während der
Compression eine ganz
bedeutende Erwärmung der Luft stattfindet, so wollen wir späterhin die Rechnung
unter der Voraussetzung durchführen, daß das Mariotte'sche Gesetz blos in Verbindung
mit der Poisson'schen Gleichung gelte; es charakterisirt dann diese Annahme, unter
übrigens gleichen Umständen, den denkbar ungünstigsten
Betriebszustand eines Compressors, wie er nicht sein soll, aber dennoch häufig genug
sehr nahe erreicht wird. Die Resultate jener beiden Annahmen werden uns also
Grenzwerthe bezeichnen, innerhalb deren jeder denkbare Betriebszustand eines
Compressors enthalten sein muß.
Indem wir für jetzt die Giltigkeit des Mariotte'schen Gesetzes voraussetzen, nehmen
wir weiterhin an, der Querschnitt des Compressors betrage Fqc, sein Hub Sm; auf denselben Hub reducirte
Querschnitt des Cylinders der Arbeitsmaschine (fernerhin kurz Arbeitscylinder
genannt) betrage fqc
und die Spannung der Luft pk pro 1qc(also pat absolut); dann ist der Luftverbrauch der Arbeitsmaschine pro
Hub f S, die gleichzeitige Luftlieferung des Compressors
F S/P und für den Beharrungszustand:
Textabbildung Bd. 224, S. 235
Ferner ist die mittlere Spannung auf der Compressionsseite des
Compressorkolbens pm = 1
+ log nat p, und der
Arbeitsverbrauch des Compressors für einen einfachen Kolbenhub, abgesehen von
Hindernissen und dem schädlichen Raume, A = F S log nat p.
Die Arbeitsleistung der Arbeitsmaschine, welche wir für alle Fälle als constant
denken wollen, ist
a = f
(p - 1) S (3)
und nach (1) a = p - 1/p
F S; somit der theoretische Wirkungsgrad der ganzen
Anlage
Textabbildung Bd. 224, S. 235
In diesem Ausdruck ist der erste Factor stets kleiner als 1
für beliebige Spannungen, und da mit wachsendem p der
zweite Factor immer kleiner wird, so sagt uns Gleichung (4), daß der Wirkungsgrad
einer Compressionsanlage mit Volldruckarbeitsmaschinen mit steigender Spannung der
Luft sinke.
Wenn man nun erwägt, daß der Wirkungsgrad einer beliebigen maschinellen Anlage dann
am größten sein muß, wenn das Betriebsmittel den Motor im selben Zustande verläßt,
in welchem es sich bei
seinem Eintritt in die Anlage (bezieh, in den Generator) befand, solches aber im
vorliegenden Falle und bei einer Volldruckmaschine nicht erreichbar ist, so kann man
schon im voraus schließen, daß man den höchsten Wirkungsgrad dann erreicht, wenn man
von vornherein mit dem Austrittszustande der Luft ihrem Eintrittszustande möglichst
nahe bleibt, d. h. niedere Spannungen zur Anwendung bringt. Nehmen wir an, es
wäre:
Dagegen
p = 6at absolut,
für
p′ = p/3 =
2at
dann ist
pm = 2,7918
absolut,
ist
p′m = 1,6931
A = 1,7918 F
S
A′ = 0,6931 F ′S′
f = F/6
f′ = F′/2
a = 5/6 F S
a′ = ½ F′ S′
η = 0,4651.
η′ = 0,7214.
Soll nun a = a′ und zugleich S =
S′ sein, so muß 5/6 F = ½ F′, F′ = 10/6 F und f′ = F′/2 = 5/6 F = 5f sein, und weil A′/A = η/η′,
so wird A′/A =
0,4651/0,7214 = 0,645, d. h. man erspart 35,5 proc. an Arbeitsaufwand, wenn man
statt 6at Luftspannung
blos 2at wählt, wobei
man den Querschnitt des Compressors im Verhältniß 10:6, den des Arbeitscylinders im
Verhältniß 5:1 vergrößern muß. Aus der Gleichung (3) ist weiter:
Textabbildung Bd. 224, S. 236
und aus (1) und (5)
Textabbildung Bd. 224, S. 236
Nennen wir den Querschnitt des Arbeitscylinders, für p = 2at, f2 = q, so ist aus Gleichung (5) q = a/S und diesen Werth in (5) und (6) substituirt, ist
Textabbildung Bd. 224, S. 236
Setzen wir nun in die Gleichungen (2), (7), (8) und (3) für
p Zahlenwerthe ein und beziehen außerdem die den
einzelnen Spannungen entsprechenden Wirkungsgrade auf den Wirkungsgrad η2 für 2at, so erhalten wir
die in Tabelle I eingetragenen Werthe.
Tabelle I.
Textabbildung Bd. 224, S. 237
p =;
6at absolute;
F/f =; a; f =; b; F =; c; η =; d; η/η2 =; e
Wir sehen vorerst [Gleichung (2) und Zeile a der Tabelle
I], daß das Querschnittsverhältniß zwischen Compressions- und
Arbeitscylinder der steigenden Spannung proportional wächst, aus Gleichung (7) und
Zeile b, daß die
Querschnitte der Arbeitscylinder nahe proportional der steigenden Spannung kleiner
werden, und nach Gleichung (8) und Zeile c daß sich die Querschnitte der Compressoren
zusammensetzen aus dem Querschnitt des Arbeitscylinders für p = 2at und
dem Querschnitt des Arbeitscylinders für die gewählte Spannung, beide berechnet für
die gewünschte Leistung der Arbeitsmaschine. Dieser Zuwachs (f) wird bei steigender Spannung immer kleiner und verschwindet für sehr
hohe Spannungen fast gänzlich, so daß man sagen kann: Die Compressorquerschnitte
nehmen mit steigender Spannung ab; der möglichst kleinste derselben ist jedoch
mindestens gleich dem Querschnitt eines Arbeitscylinders, welcher die gewünschte
Leistung bei 2at
absoluter Luftspannung geben würde. Da für diese Spannung der Compressor einen
doppelt so großen Querschnitt hat als der Arbeitscylinder, so kann man weiter sagen:
Um mittels eines Arbeitscylinders eine bestimmte Leistung bei Anwendung selbst der
höchsten Luftspannung zu erzielen, braucht man dazu einen Compressor, dessen
Querschnitt mindestens halb so groß ist, als der Querschnitt jenes Compressors sein
müßte, der eine Arbeitsmaschine von gleicher Leistung mit Luft von blos 2at absoluter Spannung
versieht. Wollte man also eine gewisse Leistung der Arbeitsmaschine mit 10at absolut erzielen,
so würde der Compressor wohl kleiner ausfallen, als wenn jene Leistung bei niederer
Spannung erreicht werden sollte; er müßte aber doch mindestens halb so groß im
Querschnitt als jener Compressor sein, welcher dieselbe Leistung der Arbeitsmaschine
bei 2at absoluter
Spannung ermöglichen würde.
Der Einfluß der gewählten Luftspannung auf die Compressionsanlage läßt sich also
dahin ausdrücken, daß mit steigender Spannung die Dimensionen der Arbeits-
und Compressionscylinder abnehmen, daß dagegen der Wirkungsgrad der ganzen Anlage gleichzeitg
wesentlich sinkt [Gleichung (4) und Zeile d der Tabelle
I]. Die Zahlen der Zeile d geben uns zugleich in ihren reciproken Werthen das Verhältniß der
bei verschiedenen Luftspannungen auf den Compressor zu übertragenden Leistungen der
Betriebsmaschine; jene der Zeile e haben dieselbe Bedeutung, jedoch mit Beziehung eine
Luftspannung von 2at
absolut. Mit diesen Reciproken steigen also, zugleich mit der Spannung, die
Cylinderdimensionen der Betriebsdampfmaschine und damit der Dampfverbrauch.
Nachdem wir so den Einfluß der Höhe der gewählten Luftspannung an sich auf die
Oekonomie des Betriebes und auf die Dimensionen der Dampf-,
Compressions- und Arbeitscylinder gewürdigt haben, mag es einer weitern
Untersuchung vorbehalten bleiben, den Einfluß dieser Dimensionsänderungen auf das
Gewicht der Maschinen, also auf die Oekonomie der Anlage festzustellen; jedenfalls
wurde klar gelegt, daß das System der Volldruckmaschinen bei Anwendung comprimirter
Luft ebenso unökonomisch ist als bei Anwendung des Dampfes, daß in dieser Richtung
aber niedrige Spannungen wesentlich ökonomischer sind als hohe.
Um die dabei wirksamen Ursachen zu beseitigen, müßte zur Erreichung der höchsten
Betriebsökonomie, d. h. in erster Linie Luftersparniß, die die Arbeitsmaschine
verlassende Luft bei ihrem Austritt Spannung und Temperatur der vom Compressor
angesaugten haben. Dies ist nur dadurch zu erreichen möglich, daß bei den
Arbeitsmaschinen Expansion eingeführt würde, und zwar unter Anwendung desselben
Füllungsgrades, als der Compressionsgrad im Compressor beträgt, und da wir vorläufig
alle für den vorigen Fall gemachten Voraussetzungen beibehalten, so würde diese
Expansion — behufs Erhaltung der constanten Temperatur — ebenso mit
Wärmezuführung verbunden sein müssen, als bei der Compression eine Abkühlung
nothwendig war. Aus dieser Erörterung folgt unmittelbar, daß, von allen Verlusten
abgesehen, Arbeits- und Compressionscylinder für alle Fälle unter sich
denselben Querschnitt erhalten Müssen, daß auch Arbeitsleistung und Verbrauch gleich
sein werden, so daß unter Beibehaltung der gewählten Bezeichnungen a = A = f1S
log nat p = F1S
log nat p und
Textabbildung Bd. 224, S. 238
Führen wir wieder für den Querschnitt des Arbeitscylinders bei
p = 2at absoluter Luftspannung den Buchstaben
q1 ein, so wird q1 = a/S log
nat 2, a/S
= q1
log nat 2 und
Textabbildung Bd. 224, S. 239
wobei q1 = q/log nat 2 = 1,4428 q, d. h. die Querschnitte
der Cylinder werden mit steigender Spannung kleiner.
Vergleichen wir noch den vorliegenden Fall mit dem vorigen, also die
Cylinderdimensionen für Volldruck und Expansion bei stets gleicher Leistung der
Arbeitsmaschine, so ist nach Gleichung (5) und (9) bezieh. (6) und (9)
Textabbildung Bd. 224, S. 239
Der erste Ausdruck ist für alle Werthe von p größer als 1
und wird für wachsende Spannungen stets größer; der zweite ist für alle Werthe von
p kleiner als 1 und fällt mit steigender Spannung,
d. h. der Arbeitscylinder ist bei Anwendung von Expansion in demselben stets größer
als bei Anwendung voller Füllung und zwar um so größer, je höher die Luftspannung
ist; der Compressor dagegen ist unter den gleichen Umständen stets und um so
kleiner, je höher die Spannung der Luft gewählt wurde.
Durch Einführung von Zahlenwerthen für p in die
Gleichungen (10) bis (12) erhält man Tabelle II.
Tabelle II.
Textabbildung Bd. 224, S. 239
p =;
6at absolute; f1/q1 = F1/q1; a; f1/f; b; F1/F = f1/F; c
Um über die Höhe der sich ergebenden Ziffern volle Klarheit zu erhalten, mag an einem
concreten Falle gezeigt werden, in welcher Weise sie sich ändern. Außerdem ist es
für die Beurtheilung der durch die Aenderung der Cylinderdimensionen herbeigeführten
Aenderungen der Maschinengewichte wichtig, die vorkommenden Maximalkolbendrücke
kennen zu lernen, weil von diesen die Dimensionen, somit auch Gewichte der
Constructionsdetails, also auch der Maschinen selbst abhängen werden. Wir nehmen zu
diesem Behufe — und zwar stets unter den frühern Voraussetzungen an, es sei
eine Arbeitsmaschine mit zwei Cylindern von je 160mm Bohrung (äquivalent einem Cylinder von
225mm Durchmesser)
bei einer
Effectivspannung der comprimirten Luft von 3at (also 4at absolut) und mit vollgefüllten
Cylindern im Betrieb und consumire dabei vollständig die von einem Compressor
gelieferte comprimirte Luft und fragen: Wie groß werden theoretisch die Cylinder der
Arbeitsmaschinen und die Durchmesser der Compressoren bei verschiedenen andern
Luftspannungen und voller Füllung, wie groß bei Anwendung des der grade vorliegenden
Spannung entsprechenden Expansionsgrades und wie groß werden die jeweiligen
Maximaldrücke sein? Letztere sind jedenfalls gleich den Anfangsdrücken der
Arbeitsmaschinen, bezieh. den Enddrücken der Compressoren. Ueber diese Fragen gibt
Aufschluß die unter Anwendung der aufgestellten Gleichungen berechnete Tabelle III, in welcher bedeuten:
dmm
den Durchmesser jedes der beiden Arbeitscylinder,
Dmm
den Durchmesser des Compressors,
kk
den Maximaldruck im Arbeitscylinder,
Kk
den Maximaldruck im Compressor,
η
den Wirkungsgrad der ganzen Anlage.
Tabelle III.
Textabbildung Bd. 224, S. 240
p =;
6at absolute; und volle Füllung der
Arbeitscylinder.; dmm =; a;
kk =; b; Dmm =; c; Kk =; d; η =; e; p =; 6at absolute;
Füllung in den Arbeitscylindern; dmm =; a; kk =; b; Dmm =; c; Kk =; d; η=;
e
Diese Zusammenstellung gestattet uns ziffermäßige Schlüsse zu ziehen einerseits auf
die Oekonomie des Betriebes, anderseits auf jene der Anlage; in erster Richtung ist
maßgebend der Wirkungsgrad. Anlagen mit Volldruckarbeitsmaschinen arbeiten mit niedrigen
Spannungen ökonomischer als mit hohen, jene mit Expansionsarbeitsmaschinen stehen
unter sich auf gleicher Stufe, ihr Wirkungsgrad ist gleich 1; im Vergleich zur
ersten Kategorie sind sie ökonomischer im Verhältniß 1/η, und es stehen ihnen
am nächsten die Volldruckmaschinen mit niedriger Spannung.
Die Anlagsökonomie wird bedingt in erster Linie durch die Maschinengewichte, welche
ihrerseits abhängen von der Größe der Maximaldrücke und sich gleichzeitig aber nicht
wesentlich mit den Cylinderdimensionen an sich ändern. Was nun Anlagen mit
Volldruckarbeitsmaschinen anbelangt — und diese sind thatsächlich die
herrschenden — so sieht man aus Tabelle III,
daß die Größen der Compressions- und Arbeitscylinder bei niedriger Spannung
wohl bedeutender sind als bei hoher, daß jedoch die Kolbendrücke der
Arbeitsmaschinen in allen Fällen gleich groß und bezüglich der
Expansionsarbeitsmaschinen ein Minimum sind, daß also bei jenen für alle gewählten
Spannungen die Dimensionen, somit auch Gewichte sämmtlicher Constructionsdetails
gleich bleiben, bis auf die Gewichte der Cylinder und Kolben, durch welche das
Totalgewicht unwesentlich beeinflußt wird.
Die Compressoren werden für geringere Spannungen größer, jedoch selbst für die
höchsten Spannungen nicht kleiner im Querschnitt, als die Hälfte des Querschnittes
für 2at absoluter
Luftspannung, wie bereits ausgeführt wurde. Es werden jedoch die die Compressoren
betreibenden Dampfcylinder für niedere Luftspannungen kleiner und zwar (gleiche
Dampfspannung und Füllung vorausgesetzt) im Verhältniß η : 1; und weil die
Maximaldrücke bei Compressor und Dampfcylinder für niedere Spannungen ganz
wesentlich geringer ausfallen als für höhere, so können für Erzeugung ersterer
bedeutend schwächere Maschinen in Verwendung kommen. Außerdem ergeben sich bei
geringern Compressionsgraden geringere Differenzen in den Widerständen der Bewegung
als bei stärkern, und somit auch für erstere leichtere Schwungräder als für
letztere. So müßte beispielshalber bei Erzeugung comprimirter Luft von 2at absoluter Spannung
der Compressor wohl √1½ = 1,225 mal größer im Durchmesser werden als
bei 4at absolut;
dagegen würde der Dampfcylinderdurchmesser √¾ = 0,866 mal kleiner
sein, als er zur Erzeugung comprimirter Luft von 4at absoluter Spannung sein müßte;
außerdem würde im ersten Fall der Maximalkolbendruck des Compressors die Hälfte, der
mittlere Gegendruck blos ¾ der entsprechenden Drücke im zweiten Falle
betragen; und während bei 2at Spannung der Compressorkolben die Hälfte des Hubes unter
constantem Gegendruck arbeitet, auch die Druckvariationen blos 1at betragen, geschieht ersteres bei 4at nur während
¼ des Hubes, und die Druckvariationen sind 3 mal so groß als im ersten Falle;
die erste Maschine würde also entschieden leichter ausfallen als die zweite und im
Allgemeinen Compressionsmaschinen mit niedrigem Druck leichter als solche für
hohen.
Bei Anwendung von Expansion (im dargestellten Sinne) in der Arbeitsmaschine, erhält
diese für niedere Spannungen ebenfalls größere Cylinderdurchmesser; weil aber mit
steigenden Spannungen die Maximaldrücke steigen, so erhält man für größere
Spannungen schwerere Arbeitsmaschinen; jedenfalls sind sie stets schwerer als eine
Volldruckmaschine mit gleicher Spannung; ja es wird die schwerste Volldruckmaschine
leichter sein können als die leichteste Expansionsmaschine (Zeile a und b
Tabelle III). Die Compressoren sind auch bei diesen
Anlagen für niedere Spannungen größer als für hohe, jedoch kleiner als für Anlagen
der vorigen Art, um so kleiner, je höher die Spannungen. Die Betriebsdampfcylinder
sind für Anlagen mit Expansionsarbeitsmaschinen immer kleiner als für solche mit
Volldruckmaschinen, sind überhaupt möglichst klein und für Erreichung aller
Luftspannungen und unter sonst gleichen Umständen von derselben Größe. Auch die
Maximalkolbendrücke sind stets kleiner für niedere Luftspannungen als für hohe und
stets kleiner als für Volldruckanlagen. Die Variabilität der Widerstände der
Bewegung, die Druckdifferenzen, wachsen ebenfalls mit der Spannung, und werden
Compressionsmaschinen für höhere Spannungen schwerere Schwungräder erhalten müssen
als für geringere. Jedenfalls werden aber Compressionsmaschinen für Anlagen mit
Expansionsarbeitsmaschinen leichter, somit billiger sein als für Anlagen mit
Volldruckarbeitsmaschinen bei gleicher Luftspannung für beide. (Zeile c, d und e
Tabelle III.)
Unmittelbar gilt das Gesagte für die directe Anordnung der Compressionsmaschinen, wo
Dampf- und Compressorkolben an derselben Kolbenstange oder demselben
Kreuzkopf hängen; für andere Anordnungen wird es sich etwas modificiren, im großen
Ganzen jedoch gleich bleiben. In keinem Falle sprechen aber die erhaltenen Resultate
für die Anwendung hoher Luftspannungen, viele dagegen, und es treten noch mehrere
Momente hinzu, welche jene Resultate wesentlich zu Ungunsten hoher Spannungen zu
ändern geeignet sind. Sie sind einerseits begründet durch die bei der Compression
stattfindende Erwärmung der Luft und der Cylinderwände, durch die Abkühlung
derselben bei der Expansion und die höhern Luftverluste, welche aus zweierlei
Ursachen bei höhern Luftspannungen eintreten. Wir wollen demnach eben mit Rücksicht
auf die bei der
Compression stattfindende Erwärmung der Luft die Rechnung unter der bereits vorher
begründeten Annahme durchführen — es komme dabei das Mariotte'sche Gesetz in
Verbindung mit der Poisson'schen Gleichung zu voller Geltung — und gelangen
dadurch zu Resultaten, wie sie die Praxis vermeiden soll, wie sie aber in
Wirklichkeit oft genug nahe erreicht werden.
(Schluß folgt.)