Titel: | Dampfkessel von Petry-Dereux in Düren. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 247 |
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Dampfkessel von Petry-Dereux in Düren.
Mit Abbildungen auf Taf.
VII [a/3].
Petry-Dereux' Dampfkessel.
Der nach der Zeitschrift
für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Preußen,
1877 S. 260, in Fig. 14 bis 16
dargestellte Dampfkessel stellt eine Combination eines gewöhnlichen Rauchrohrkessels
mit Field'schen Röhren dar. Die obere Wölbung des Kesselmantels ist nach Art eines
Vordaches über den untern Theil der Stirnplatte, an welcher die beiden Rauchrohre
angenietet sind, hinaus verlängert; dieselbe trägt den obern Theil der Stirnplatte
mit einem daran festsitzenden, zur Anbringung der Wasserstandzeiger und Manometer
dienenden Rohrstutzen als vordern Abschluß, während der untere Abschluß durch eine
starke, nach oben gekrümmte, das vordere obere und das hintere untere Stück der
Stirnwand verbindende Platte gebildet wird. In diese Platte sind die bekannten
Field-Rohre mittels conisch abgedrehten, verstärkten Hülsen lose eingehängt,
lediglich durch ihr Gewicht und den Dampfdruck festgehalten und gedichtet. Auf der
obern Wölbung des Kesselmantels ist über den Rohren ein cylindrischer Aufsatz von
hinreichender Größe angebracht, um die Field-Rohre einsetzen und herausnehmen
zu können. Die Rohrplatte ist selbstverständlich entsprechend versteift.
Die Dampfentnahme findet aus dem zweiten, etwa über der halben Länge der Rauchrohre
aufgesetzten Dome, die Speisung an dem der Feuerung entgegengesetzten Ende des
Kessels statt.
Die Feuerungsanlage besteht aus einem das Field'sche Röhrenbündel umgebenden, oben
durch die Rohrplatte, unten durch die Rostfläche abgeschlossenen, verhältnißmäßig
hohen schachtförmigen Verbrennungsraum. Derselbe ist auf den vier Seiten von
feuerfesten, während des Betriebes glühenden Steinwänden umgeben, daher die
Verbrennung unter günstigen Umständen erfolgt; als weiterer Vortheil wird noch
hervorgehoben, daß die Gase zum großen Theil seitlich gegen die Field-Rohre
anstoßen.
Der erste Vortheil (großer Verbrennungsraum mit schlecht leitenden Wänden) läßt sich
mit jeder Vorfeuerung erzielen, der zweite (seitlicher Anstoß der Verbrennungsgase
an die dünnwandigen Rohrwände) scheint dem Referenten d. I. durch die complicirte
Construction etwas theuer erkauft — um so mehr, als die Field-Rohre
nach zahlreichen Erfahrungen leicht durchbrennen. Einen wesentlichen Uebelstand
dieses Kessels finden wir aber darin, daß er sich ebenso schwierig ausbessern und
reinigen läßt wie der gewöhnliche Flammrohrkessel; nach der skizzirten Anordnung
scheint sogar die Reinigung der Rauchrohre von Flugasche ohne wesentliche
Betriebsstörung ganz unthunlich; ebenso ist auch die Art der Innenreinigung des
Kessels unterhalb der Rauchrohre aus unserer Quelle nicht ersichtlich.
Die Feuergase gehen durch die beiden Rauchröhren nach dem hintern Ende des Kessels,
bespülen am Rückwege nach vorn die ganze untere Hälfte des Kesselmantels, steigen
gegen den Dampfraum auf und streichen diesem entlang zum Schornstein. Da die Gase an
der großen, durch die Field-Röhren dargebotenen Heizfläche ihre Wärme schon
in bedeutendem Maße abgegeben haben, ist die Gefahr des Erglühens der Rauchrohre bei
etwa eintretendem Wassermangel wohl ausgeschlossen; nicht recht correct erscheint
uns aber die Anordnung, die heißen Gase durch die verhältnißmäßig engen Rauchrohre
streichen zu lassen, da der so dargebotene Zugsquerschnitt ungenügend ist.
Der besprochene Kessel hat bei einer Heizfläche von etwa 50qm ein Gewicht von 6256k für eine Spannung
von 5at; die
Rostfläche mißt ca. 1qm,66, und die Rauchrohre haben nur
400mm
Durchmesser.
Nach unserer Quelle soll sich dieses Kesselsystem in der Tuchfabrik von Drämann-Peill in Düren sehr gut bewähren. Die
Field-Röhren sollen zu keinerlei Anständen Veranlassung gegeben haben; die
darin sich bildenden Niederschläge sind unbedeutend und können sehr leicht entfernt
werden, weil die Röhren sich bequem aushängen lassen.
L.