Titel: | Laing's Nähmaschine für überwendliche Naht. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 259 |
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Laing's Nähmaschine für überwendliche Naht.
Mit Abbildungen auf Taf.
VI [a.d/4].
Laing's Nähmaschine für überwendliche Naht.
Für manche Gebrauchsgegenstände ist die überwendliche Naht, welche den Faden und die
Kanten der Stoffstücke herum führt, dem Kettenstich und Steppstich vorzuziehen, da
sie die beiden zusammen zu nähenden Stücke an den Kanten umwickelt und dieselben
somit auch bei weiten Stichen dicht an einander hält, und da sie zwei Stücke mit
einander verbinden kann, welche in ein und derselben Ebene liegen, ohne daß die
Verbindungsstelle dicker wird und mehr aufträgt als die Stoffe selbst. Man hat
deshalb auch schon mehrfach versucht, mit Nähmaschinen eine solche überwendliche
Naht herzustellen, ist aber bislang nur zu umständlichen Nachahmungen der Handnaht
gelangt, ohne die einfache Fadenverbindung der letztern selbst zu erreichen. Diese
Versuche sind unter Verwendung zweier Fäden oder auch nur eines Fadens vorgenommen
worden; im erstern Falle hat man die Schleife des obern und untern Fadens bei jedem
Stiche über die Stoffkanten hinweg geführt (Rudolf's und
Necker's Maschinen, Knopfloch-Nähmaschinen),
im letztern Falle wird die von der Nähnadel durch den Stoff geschobene Schleife des
Fadens von einem Fänger über die Kanten hinweg nach der Waarenrückseite gezogen und
dort durch den neuen Stich befestigt (Härtel's
Maschine).
Neuerdings ist nun, wie die Zeitschrift Iron, April 1877 S. 420 berichtet, von James
Laing in Dundee (Schottland) eine Maschine gebaut
worden, welche genau die einfache überwendliche Naht liefert. Sie enthält zur Erreichung dieses
Zweckes nicht mehr eine geradlinige oder wenig im Kreisbogen gekrümmte, sondern eine
spiralförmig oder schraubenförmig gewundene Nadel a b
(Fig. 10
bis 12),
welche in zwei bis drei Windungen um einen mit Rändern versehenen Cylinder I liegt, dessen Durchmesser erheblich kleiner ist als
der innere Durchmesser der Spiralnadel. Letztere wird von einer Seite durch einen
zweiten Cylinder f an den erstern gepreßt, steht also
auf der andern Seite weit über denselben vor. Endlich liegt zwischen der Nadel und
dem Preßcylinder f noch ein endloser Riemen H, der durch eine Scheibe von der Hauptwelle der
Maschine getrieben und durch Leitrollen so geführt wird, daß er die Nadel a b im Kreise herum dreht. Das eine Ende der Nadel ist
spitz, das andere hat die Form eines kurzen Hakens, welcher den Faden erfaßt.
Die beiden zusammen zu nähenden Stoffkanten werden der Nadel so entgegen geführt, daß
dieselbe bei jeder Umdrehung mit ihrer Spitze in den Stoff eintritt und
gewissermaßen in ihm sich fortschraubt, also von oben nach unten ihn durchdringt,
dann vor den äußern Kanten empor steigt und im nächsten Stiche aufs Neue durch die
Waare hinab geht.
Der lange Stoffdrücker S, welcher durch Federn
aufgedrückt wird, hält die beiden zu nähenden Waarenstücke fest, und als Stoffrücker
dient weiter eine endlose Kette q, deren Glieder spitze
Stifte tragen. Diese Kette wird von einer Zwischenwelle getrieben und durch eine
Spannrolle gespannt erhalten; sie kann auch, behufs der Herstellung langer oder
kurzer Stiche, durch Einschaltung verschiedener Wechselräder in ihren Antrieb
verschiedene Geschwindigkeiten erhalten. Die Nadelspirale selbst muß sich ausdehnen
oder zusammen ziehen, entsprechend den langen oder kurzen Stichen.
Die oben genannte Quelle gibt leider nicht deutlich an, wie der Faden der Nadel
zugeführt und wie es ermöglicht wird, daß er einfach, in der Lage der überwendlichen
Naht, durch den Stoff hindurch gelangt. Der Fadenvorrath wird als Spule oder Knäul
in einem Cylinder gehalten und dieser Cylinder durch eine Zahnstange, einen Quadrant
Q und eine Hubscheibe R
bei jedem Stiche nach der Nadel hin und von ihr wieder hinweg geführt, so daß
letztere genügend Fadenlänge für ihre Umdrehung erhält und nach einer solchen der
Stich fest angezogen werden kann. Die Construction der Maschine ist zunächst dazu
eingerichtet, grobe Waaren, z. B. Mehl- und Getreidesäcke zu nähen, und es
ist zu vermuthen, daß das Gelingen der Naht einen weichen Stoff voraussetzt. Patente
wurden für die Maschine auch in Sachsen (2. Februar 1876 auf 5 Jahre) und Preußen
(24. April 1876 auf 3 Jahre) bereits erlangt.