Titel: | Colani und Krüger's Verzuckerungsapparat. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 302 |
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Colani und Krüger's
Verzuckerungsapparat.
Mit einer Abbildung auf Taf. VII [c.d/3].
Colani und Krüger's Verzuckerungsapparat.
Die Verzuckerung Stärkemehl haltender Substanzen geschieht entweder durch Diastase,
d. h. Gerstenmalz, oder durch Säuren. Da mit Rücksicht auf den speciellen Betrieb
die erstere Methode häufig unanwendbar ist, so ist es nothwendig, für die zweite ein
geeignetes Verfahren zu finden. Colani und Krüger ist es gelungen, einen Apparat zu construiren,
welcher mit Leichtigkeit und Sicherheit die Verzuckerung von Gerste, Korn, Mais,
Heu, Holz, Flechten u. dgl. gestattet. Derselbe besteht aus einem cylindrischen
Kupfergefäße A (Fig. 32) mit einem
zweiten durchbohrten Boden, um den Dampf gleichmäßig zu vertheilen. In dem Deckel
befindet sich eine verschließbare Oeffnung h zum
Einbringen der Körner. Zugleich gehen durch diesen Deckel drei mit Hähnen versehene
Röhren, von welchen das Rohr a für die Zuleitung der
Säure, b für die Dampfleitung und c zur Entfernung der Luft aus dem Apparate dienen. Seitwärts ist ein
Manometer d angebracht, um den Druck im Innern des Apparates messen
zu können. In der Mitte des Cylinders ist außen ein Prober e befestigt zur Beobachtung der Saccharification in ihrem Fortschreiten.
Das Mannloch f dient zur Einbringung des Siebbodens.
Ueber diesem Boden mündet ein mit Hahn g versehenes
Druckrohr, durch welches die Maische nach Vollendung der Verzuckerung mittels Dampf
nach der in dem obern Stockwerk befindlichen Holzkufe B
gedrückt wird.
Colani und Krüger haben durch
fortgesetzte Versuche für die verschiedensten Stärkemehl haltenden Substanzen
denjenigen mittlern Druck herausgefunden, welcher grade für die Verarbeitung der
betreffenden Substanz am günstigsten ist. Ueberschreitet man nämlich den mittlern
Druck und hiermit die nöthige Wärmemenge, so wird Zucker in Caramel umgewandelt;
bleibt man aber darunter, so büßt man den ganzen Vortheil dieses Verfahrens dadurch
ein, daß man zu viel Brennstoff und zu lange Zeit braucht.
Das Kochgefäß A wurde aus Kupfer hergestellt, und zwar
deshalb, weil sich experimentell gezeigt hatte, daß Kupfergefäße bei Abwesenheit von
Luft durch Salzsäure nicht angegriffen werden.
Da das Verfahren für die Verwendung von Mais am besten durchgearbeitet ist, so soll
hier näher darauf eingegangen werden. Man bringt in den Verzuckerungsapparat,
welcher einen Inhalt von 1cbm,5 hat, zunächst 600l Wasser, gemischt mit 16k Salzsäure, und
öffnet zugleich den Hahn b für die Dampfleitung. Sobald
⅔ des Wassers eingelaufen sind, werden 360k gemahlenen Maises durch die Füllöffnung
h eingeschüttet und letzteres verschlossen; man läßt
durch den Lufthahn c so lange Luft austreten, bis nur
mehr Dampf erscheint. Nach Abschließen dieses Hahnes beginnt das Manometer zu
steigen; sobald es 3at
anzeigt — für den Mais der Normaldruck — so schließt man den Dampf ab.
Nach 50 Minuten Erhitzung vom Schlusse des Füllloches h
an, öffnet man den Entleerungshahn g und läßt die ganze
Masse in die hölzerne Kufe B hinaussteigen, welche mit
einem festen Deckel verschlossen und mit einem hölzernen Kamin zum Abzuge der
Wasserdämpfe versehen ist. Das Druckrohr hat 6m Steighöhe. Die ganze Operation dauert
65 Minuten, so daß man im Stande ist, täglich 22 Kochungen durchzuführen.
Man erzielt nach diesem Verfahren aus dem Maise eine Ausbeute von 35 Proc. Alkohol
und eine Ersparniß an Brennstoff und Säure von 38,5 Franken auf 1000k Mais. (Nach Savalle: Appareils et
procédés nouveaux de distillation [Paris 1876. G. Masson.] p.
119.)
V. G.