Titel: Amerikanische Werkzeuge zur Holzbearbeitung.
Fundstelle: Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 372
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Amerikanische Werkzeuge zur Holzbearbeitung. Mit Abbildungen auf Taf. IX [c/4]. Exner, über amerikanische Werkzeuge zur Holzbearbeitung. Im Centralblatt für das gesammte Forstwesen beschreibt Prof. Dr. W. F. Exner eine Anzahl amerikanischer Werkzeuge zur Holzbearbeitung, welche auf der Centennialausstellung in Philadelphia 1876 für Oesterreich angekauft worden sind. E. M. Boynton in New-York (80 Beekman-Street) ist ein sehr renommirter Fabrikant von Sägen und Hilfswerkzeugen für die Instandhaltung der Sägen. Er verfertigt hauptsächlich Kreissägen, aber auch Sägeblätter für Gattersägen, „Mulaysägen“, sowie Handsägen verschiedener Art. Sowohl in England als in Amerika werden die Sägeblätter für Handsägen nicht in Spannrahmen montirt, sondern der Fuchsschwanz und die Bauchsäge sind alleinherrschend. Unsere Oertersäge, Schließsäge und dergleichen Spannsägen sind in Amerika kaum bekannt. Es ist merkwürdig, daß der Fuchsschwanz sich bei uns nicht einbürgern will, obwohl er unzweifelhaft praktisch und zweckmäßig ist. Der in Figur 9 dargestellte Fuchsschwanz (lighting saw) hat auf jeder Seite des Blattes eine Verzahnung, welche je nach der Qualität, dem Trockenheitsgrade und der Faserrichtung des Holzes verwendet werden kann. Bei der Verzahnung für Querschnitte ist die Zahnform Figur 10 (sogen. M-Zähne) angewendet. Diese „double edged pruning saws“ werden in Längen von 14 Zoll (305mm) — zum Preis von 0,75 Doll. — bis 22 Zoll (559mm) — im Preis von 1,10 Doll. — geliefert. Das Material bezeichnet der Fabrikant in echt amerikanischer Weise mit „super extra spring steel, warranted, refined“. Es muß indessen zugestanden werden, daß das Material der überschwenglichen Anpreisung völlig entspricht. Dieselbe Firma hat sich am 26. März 1876 eine Bauchsäge patentiren lassen, bei welcher die M-Zähne zur Vergrößerung des für die Aufnahme der Sägespäne bestimmten Raumes in der Art abgeändert sind, daß in der Mitte des M, also beim Scheitel der sich schneidenden gleich langen kürzern Geraden, eine bogenförmige Buchtung eingeschnitten ist. An der Bauchsäge Great American Cross Cut Saw (Fig. 11) ist zweierlei auffallend: a) Die Zahnform und der aus Figur 12 hervorgehende Schliff. Während bei dem einen Doppel-M-Zahn die beiden äußern Spitzen ihre Schneide rechts tragen und die mittlere Spitze diese Schneide nach links angebracht hat, ist dies bei dem darauf folgenden Doppel-M-Zahn umgekehrt angeordnet, b) Die Befestigung der Handhabe, welche in Fig. 11, 13 und 14 dargestellt ist. Die Handhabe wird nämlich von zwei Hülsen a und b umschlossen, welche durchbohrt auf einer Schraubenspindel c sitzen; letztere durchdringt auch (Fig. 14) diese Handhabe selbst. Die Schraubenspindel hat rechts ein Schraubengewinde, links einen Schlitz und wird dadurch auf dieser Seite zu einer Gabel, welche das Sägeblatt umfaßt. Die beiden Zinken der Gabel sind durchlöchert und ebenso an entsprechender Stelle das Sägeblatt selbst, so daß eine Niete durchgesteckt werden kann. Wird die Niete mit ihrem Kopf bis gegen den Bügel d geführt, so kann das Sägeblatt aus der Gabel oder die letztere von dem erstern entfernt werden; ist aber die Niete in der in Figur 14 angedeuteten Stellung, nachdem früher das Sägeblatt in den Gabelschlitz eingeführt worden war, und wird ferner durch eine Flügelmutter die Hülse b an die hölzerne Handhabe und diese an die Hülse a und letztere endlich mit ihrem Rücken an die Kante des Sägeblattes angepreßt, so ist die Handhabe in der aufrechten Stellung vollständig gesichert. Das Befestigen sowohl als das Losmachen der Handhabe nimmt nicht mehr als eine Secunde Zeit in Anspruch; dabei liegt die Handhabe vollständig fest und kann leicht nach Bedarf ausgewechselt werden. Auch die Gestalt der auf einer Drehbank hergestellten Handhabe ist eine vorzügliche. Im vollen Verständniß der Thatsache, daß die Zurichtung der Säge, ihre Schärfung, ihr Schrank, die genaue Stellung und Gestaltung der Zähne die wichtigsten Vorbedingungen eines schönen, kraftsparenden Schnittes sind, haben die Amerikaner alle andern Völker der Erde in der Erfindung von Hilfswerkzeugen für den gedachten Zweck zu übertreffen gewußt. Wir geben nun hier die Abbildung und Beschreibung von vier hierher gehörigen Werkzeugen zum Schränken, Stauchen und Feilen der Sägezähne der Firma H. Dißton und Sons in Philadelphia, welche die vollste Beachtung verdienen und die theilweise schon in diesem Journal (* 1875 217 274) behandelt worden sind. Bekanntlich läßt sich federharter Stahl ohne Gefahr für seine Haltbarkeit nicht gut biegen, wohl aber ohne alle Gefahr hämmern und treiben. Trotzdem besteht in ganz Deutschland und auch in den übrigen Theilen des Continentes die Sitte, auch die größten und dicksten Sägen durch Biegen der Zähne an der Zahnlinie etwas dicker zu machen, d. h. zu schränken, was deshalb nothwendig ist, weil der Sägeschnitt breiter sein muß, als das Sägeblatt dick ist, damit sich das letztere nicht klemmt und erhitzt. Bei diesem Schränken findet das Ausbiegen der Zähne senkrecht zu der Richtung statt, nach welcher das Blatt gewalzt ist, und dabei geschieht es nicht selten, daß derselbe Zahn einmal nach einer und das andere Mal nach der andern Seite ausgebogen wird. Wenn diese Zähne dann ausbrechen oder „aus der Spitze spalten“, so kann dies nicht überraschen. Die Amerikaner haben nun schon seit langer Zeit die deutsche Schränkung aufgegeben und auf Grund der Eignung des Stahles, sich stauchen oder treiben zu lassen, namentlich bei den Kreissägen ausschließlich das Stauchen der Zähne, d. h. das Verbreitern der obern kurzen Sägezahnkanten an Stelle des Schränkens gesetzt. Dabei bleiben die Zähne in der natürlichen Stellung übereinstimmend mit dem Verlauf des Blattes und werden nur an der Spitze dicker als das Blatt. Das Instrument, welches zum Stauchen der Zähne dient (swaging), hat die verschiedensten Einrichtungen erfahren. Dabei ist jedoch stets der Meißel, auf dessen Kopf mit dem Hammer Schläge ausgeübt wurden, an seiner untern Seite mit einer einem dreiseitigen Prisma entsprechenden zweiflächigen Vertiefung ausgerüstet. Das Stauchen selbst wird bis auf die 1½fache Blattstärke getrieben und die Stauchung erstreckt sich bis auf 5mm von der Spitze in die gewöhnliche Blattfläche hinein. Während des Stauchens wird das Sägeblatt in einen beliebigen Klemmapparat eingespannt; der Arbeiter setzt das Setzinstrument auf den Zahn und gibt nun einen oder ein paar Schläge. Je stärker der Stoß, desto mehr wird sich die Austreibung der Zahnwurzel nähern, und neben der Verbreiterung der Zahnschneide wird gleichzeitig eine sehr nützliche Verdichtung derselben erreicht. Zweckmäßig ist es, wenn das Setzinstrument nicht blos die. Stauchung vermittelt, sondern auch die Verbreiterung der Zahnschneide begrenzt; aber selbst in dem letztern Falle ist ein Nacharbeiten mit einer Schlichtfeile geboten. Das Gewicht des Hammers soll etwa 700g betragen; Hauptsache ist ein solides Einspannen des Blattes, damit dasselbe bei der Arbeit nicht dröhnt. Die Figuren 15 bis 17 stellen Seitenansicht, Grundriß und Längsschnitt eines solchen Werkzeuges zum Stauchen der Sägezähne vor (vgl. Figur V Texttafel B in Bd. 217). Ein stählerner Stempel g trägt an seiner untern Fläche zwei Vertiefungen, von denen die eine in der Figur 16 von gekrümmten Flächen, die andere neben ihr liegende (in der Figur unter ihr stehende) von ebenen Flächen gebildet ist. Diese Vertiefungen, abwechselnd auf die obere horizontal liegende Schneidekante eines Zahnes gestellt, geben Veranlassung, diesen Zahn durch einen Hammerschlag auf den Kopf des Werkzeuges zu stauchen. Der Sägezahn wird dadurch an seiner Schneidekante breiter als das Blatt, aus dem er herausgeschnitten ist. Diese Verbreiterung des Sägezahnes an seiner wirksamen Stelle macht, wie gesagt, den Schrank in nur geringem Maße nothwendig oder läßt ihn vollständig entbehrlich werden. h deutet einen Stahlreif an, welcher bestimmt ist, das Ausspalten des Werkzeuges hintanzuhalten. Figur 18 stellt in der Seitenansicht ein Werkzeug zum Schränken der Sägeblätter dar. m ist eine kreisförmige Scheibe, welche an verschiedenen Stellen Ausschnitte trägt, die ihrer Weite nach der Dicke des Sägeblattes entsprechen. Durch Lüftung der Schraube o kann man der Scheibe m eine Drehung geben und dadurch einen Schlitz von anderer Weite nach oben bringen, so daß diese Scheibe für vier verschiedene Sägeblattdicken geeignet erscheint. Faßt man das Werkzeug mit beiden Händen an den beiden Handhaben, setzt man dasselbe so auf, daß der Sägezahn in den Schlitz der Scheibe m eintritt, und bewegt man nun, um den Zahn aus dem Sägeblatt nach links oder rechts herauszubiegen, das Instrument um den Mittelpunkt der Scheibe m herum, so wird man mit dem Ende einer Stellschraube n an das Blatt anstoßen und dadurch eine Grenze für das Herausbiegen finden. Dabei wird das Instrument in (gegenüber der Figur 18) umgekehrter Stellung in Anwendung gebracht, während das Sägeblatt, gewöhnlich angeschraubt, mit der Zahnreihe nach oben aufgestellt ist. Will man stark schränken, so darf man die Schraube n nur durch Drehung an ihrem Kopfe weiter zurückstellen; will man den Schrank ermäßigen, so kann man durch Verstellung beziehungsweise Hineinschrauben der Schraube n die Möglichkeit des Schrankes verringern. Das Schränkeisen in Figur 19 (vgl. Figur I a. a. O.) besteht aus zwei mit Handhaben versehenen Theilen a und b, welche bei einer gewissen Stellung der Schraube mit der Achse in eine gerade Linie zusammenfallen. Bei jeder andern Stellung der Schraube werden die Achsen der Arme a und b mit einander einen stumpfen Winkel bilden, dessen Scheitel in der Mitte des Werkzeuges liegt. Dabei wird dieser Winkel, von oben betrachtet, entweder convex oder concav sein, je nachdem man die Schraube nach links oder rechts dreht. Ist der Winkel, den die beiden Arme a und b mit einander bilden, von oben betrachtet, convex, so wird dadurch der der Schraube gegenüber liegende Schlitz erweitert; würde sich der Winkel als concav herausstellen, so würde dieser Schlitz verengert. Dadurch ist dieses Werkzeug für dickere und dünnere Blätter geeignet. Der Werth dieser beiden Schränkwertzeuge ist weniger in die Augen fallend als jener der Seitenfeile, die in Fig. 20 bis 22 in Grundriß, Seitenansicht und Längenansicht dargestellt ist (vgl. auch Figur IV a. a. O.). Um ein geschärftes und geschränktes Sägeblatt zu ganz exacter Wirksamkeit zu bringen, muß die Linie, welche die eigentlichen Zahnspitzen verbindet (eine Linie, welche links und rechts für den 1., 3. und 5. und den 2., 4. und 6. Zahn außerhalb der Sägeblattfläche zu liegen kommt), vollständig gerade sein. Dies ist selbst bei der sorgfältigsten Schränkung oder Stauchung der Sägezähne nur dann möglich wenn schließlich die Zahnflächen, welche aus der Sägeblattfläche ausgebogen oder herausgestaucht worden sind, nachgearbeitet werden. Dazu dient das in Rede stehende Werkzeug. Dasselbe trägt eine Feile g um dieselbe in bestimmter Lage längs dem Zahne hinführen zu können, sind drei Stellschrauben angebracht, deren Köpfe f und Muttern c in allen Figuren sichtbar sind. Schraubt man nun die in der Figur 21 rechts liegenden Schrauben so, daß die Enden der Bolzen weiter vorstehen, als das Ende der links angebrachten Schraube, so wird dadurch die untere wirksame Fläche der Feile g in eine schiefe, in Beziehung auf das Sägeblatt sich zurücklegende Stellung gebracht. Wenn man das Werkzeug längs dem Blatte hinbewegt und dabei die drei Schraubenspindelenden auf dem Blatte gleiten läßt, so wird, wie leicht einzusehen ist, durch die Spitzen der drei Schrauben, die an der Sägeblattfläche hinlaufen, eine Führung gegeben und damit jede beliebige Neigung der Wirkungsfläche der Feile zum Sägeblatt erzielt.

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