Titel: | Ueber die Einführung eines metrischen Systemes für Befestigungsschrauben. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 449 |
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Ueber die Einführung eines metrischen Systemes
für Befestigungsschrauben.
(Fortsetzung von S. 335 dieses Bandes.)
Ueber Einführung eines metrischen Systemes für
Befestigungsschrauben.
3) Kritik der Steigungsverhältnisse nach
Whitworth.
Hier führt das Referat Gutachten an, in welchen begründete Einwände gegen diese
insofern erhoben werden, als die Schrauben mit kleinerem Durchmesser als ⅝
Zoll (nach Andern ⅜ bis ¾ Zoll) vielfach als zu grob geschnitten
bezeichnet werden. Es geht aus denselben unzweideutig hervor, daß, wenn auch nicht
sehr wesentliche, so doch recht wünschenswerthe Aenderungen in den
Steigungsverhältnissen der Whitworth'schen Scale einem Bedürfnisse entsprechen,
welche Aenderungen allerdings an sich nicht so nothwendig wären, um ihretwegen
allein eine neue Schraubenscale aufzustellen.
4) Die Delisle'sche Schraubenscale im
Vergleiche zu andern.
So groß auch die Zahl der in Vorschlag gebrachten metrischen Schraubensysteme ist, so
ist dennoch die Auswahl unter ihnen eine leichte, da das von Hrn. Delisle aufgestellte so einfache und rationelle
Beziehungen enthält, daß nur wenige neutrale Stimmen sich gegen dieses und für ein
anderes metrisches System erheben werden.
Die Vorschläge von Delisle waren schon durch eine
bezügliche Broschüre und technische Zeitschriften bekannt, als die bezüglichen
Fragebogen ausgesendet wurden, so daß einige Rückäußerungen über den Werth der
Delisle'schen Vorschläge einlaufen konnten, die deutlich bekunden, welche große Zahl
von Freunden das Delisle'sche System sich bereits erworben hat. 7 Fabriken erklärten
unbedingt ihre Zustimmung, obgleich die Fragebogen keine entsprechende Anfrage
enthielten. Aber weiter erklärten 8 Bezirksvereine des Vereins deutscher Ingenieure
die Delisle'sche Scale für zweckmäßig, wobei freilich auch einige
Abänderungsvorschläge geltend gemacht wurden, welchen Delisle durch Modification seines Systemes inzwischen auch dadurch
Rechnung getragen hat,
daß er eine neue Scale für feineres Gewinde aufstellte. Von den Aeußerungen der
Bezirksvereine sei nun Nachstehendes aufgeführt.
Der Mannheimer Berzirksverein sagt: „Selbstverständlich müssen bei Annahme
eines neuen Gewindesystemes Mängel des Whitworth-Systemes, welche als
solche allgemein erkannt worden sind, zu vermeiden gesucht werden. Nun sind
metrische Gewindesysteme vorgeschlagen worden von Redtenbacher, Armengaud und Reuleaux,
welche mit wenig Rücksicht auf die Praxis, von dieser auch nur wenig beachtet
worden sind. Sodann sind metrische Gewinde hergestellt worden, in Frankreich in
vielfältiger Weise, durch Reishauer in Zürich nach
Bodmer und durch Ducommun in Mülhausen. Keines ist aber aus den allernächsten Kreisen
heraus gekommen..... Der Verein erkennt die Gründe an, welche für die in der
neuen Delisle'schen Scale aufgestellten Reihen der Durchmesser und der Ganghöhen
namhaft gemacht worden sind, und betont die Stetigkeit und einfache Klarheit in
deren Bildung, welche allen andern nicht rein theoretisch und ohne Rücksicht auf
die Praxis gebildeten Systemen und bezüglich der Reihe der Ganghöhen auch dem
Whitworth-System abgehen..... Die gewählten Durchmesserstufen werden der
Praxis im Allgemeinen entsprechen. Wenn besondern Verhältnissen kein Durchmesser
der Scale ganz entspricht, so thut dies gewiß ein interpolirter Durchmesser, der
immer noch nach vollen Millimetern, von 20mm aufwärts in gerader Zahl, gemessen
werden kann. Die Verwendung einer Ganghöhe für zwei Durchmesser ist von den
praktischen Vorgängern nicht gescheut worden und gewiß nicht zu verwerfen, Ueber
die Ganghöhen soll noch bemerkt werden, daß dieselben sehr leicht zu nehmen und
zu greifen sind, weil fünf Ganghöhen zusammen stets eine runde Zahl von
Millimetern ergeben. Wenn das System der Bildung der Durchmesser und Ganghöhen
allgemeine Billigung findet, so wäre erst in zweiter Reihe zu erörtern, ob die
groben oder feineren Gewinde im Allgemeinen mehr entsprechen.“
Das von Delisle später vorgeschlagene feinere Gewinde zeigt bis zu 28mm Durchmesser weitaus kleinere
Steigungswinkel als bei Whitworth, und zwischen 8 und
24mm Durchmesser
auch kleinere als bei Ducommun, während dieses neue
Delisle'sche Gewinde zwischen den Durchmessern 4 und 18mm durch das Bodmer-Reishauer'sche
an Feinheit noch übertroffen wird. Dagegen sind die starken Schrauben über 56mm Durchmesser nach
dem neuen Delisle'schen Vorschlage feiner geschnitten, als dies bei allen übrigen
Systemen der Fall ist.
Dem Pfalz-Saarbrücker Bezirksvereine lag nur der ältere Delisle'sche Vorschlag
zur Begutachtung vor und sprach sich dieser Verein darüber in folgender Weise aus:
„Den praktischen Bedürfnissen wird es genügen, die Grenzen der
Durchmesser von 6 bis 80mm (anstatt von 4 bis 80) festzusetzen. — Die Güte
eines metrischen Gewindesystemes soll nicht lediglich aus dem möglichst engen
Anschlusse an das Whitworth-System erkannt werden. Bei der Wahl der
Ganghöhen, sagt Delisle, muß es Aufgabe sein, sich so
eng als möglich an das auf bewährten praktischen Erwägungen beruhende
Whitworth-System anzuschließen. Anstatt diesen Grundsatz durchzuführen,
weicht Delisle, einer theoretischen Formel zu Liebe
und nach unserm Dafürhalten wichtigen praktischen Bedenken entgegen, bei der
Wahl der Ganghöhen für einzelne Bolzendurchmesser nach einer Seite hin ab, wo
wir grade das Gegentheil wünschen müssen. Die Ganghöhen für die Durchmesser von
8 bis 24mm dürfen,
nach unserer Ansicht, keinensalls größer festgestellt werden, als nach Whitworth; es muß vielmehr das Bestreben sein, durch
ein metrisches System diese Gewinde eher etwas feiner herzustellen. Anderseits
glaubten wir für Durchmesser von 48mm ab die Gewinde etwas gröber
vorschlagen zu müssen, als nach Delisle, so daß für
solche starken Schrauben die Whitworth'schen Steigungswinkel möglichst wenig
geändert werden.“
In Bezug auf die Wahl der Steigungswinkel hat übrigens der
Mannheimer Bezirksverein noch ausgesprochen, „daß es nicht grade sehr
störend sein wird, wenn für besondere Zwecke zu gewissen Durchmessern der Scale,
Ganghöhen des Systemes in anderer als der in dem System gewählten
Zusammengehörigkeit gewählt und damit das Verhältniß der Durchmesser zur
Ganghöhe verschoben wird, da, wenn auch nicht mit dem gewöhnlichen Schneidzeug,
doch auf der Schraubendrehbank jede so hergestellte Schraube reproducirt werden
kann.“
Endlich äußert sich der Pfalz-Saarbrücker Bezirksverein zur
Delisle-Scale noch in folgender Weise: „Der Delisle'sche Vorschlag,
daß die Ganghöhen so gewählt werden sollten, daß die Nummer des Gewindes leicht
erkannt, genommen und geprüft werden, sowie die Art und Weise dieser Bestimmung
halten wir für äußerst glücklich gewählt.“
Die Beschlüsse des Oberschlesischen Bezirksvereines bezüglich der ältern
Delisle'schen Scale sind folgende: „Der Verein befürwortet die baldige
Einführung eines neuen metrischen Gewindesystemes, wie solches von Delisle vorgeschlagen ist. Aus dieser Scale sind
gewisse Nummern heraus zu heben, welche als gangbare Gewinde zu bezeichnen sind
und sogen. unvollständige Schneidzeuge für kleinere Werkstätten bilden sollen.
Als solche Gewindedurchmesser werden vorgeschlagen 8, 10, 12, 16, 20, 24, 28,
32, 36, 40 und 48mm.“
Die vom Oberschlesischen Bezirksvereine zur Prüfung der Delisle'schen Vorschläge
eingesetzte Commission hatte einstimmig die Meinung ausgesprochen, „das
neue Gewindesystem sei so vorzüglich durchgearbeitet, daß eine Bemängelung oder
Abänderung in irgend einem Punkte nicht am Platze wäre.“ Von einer
Seite wurde noch besonders der Vortheil hervorgehoben, „daß bei den
größern Durchmessern der Gewindegang im Verhältniß feiner werde, was ein festes
Anziehen der starken Ankerschrauben etc. besonders erleichtere.“
Der Sächsisch-anhaltinische Bezirksverein schloß sich den Delisle'schen
Vorschlägen ebenfalls an und bezeichnet nur den Wegfall einer Schraube mit 7mm Durchmesser in der metrischen Scale als
wünschenswerth.
Auch der Bergische Bezirksverein „erkennt im Allgemeinen die Vorzüge des
Delisle'schen Systemes an, glaubt sich jedoch zu folgenden Aenderungsvorschlägen
berechtigt: „Mit Rücksicht auf die in der Praxis häufig vorkommenden
⅞- und 1zölligen Schrauben sind die Durchmesser 22 und 26mm mit in die
Scale aufzunehmen.“ Die gleiche Bestimmung hält auch der
Pfalz-Saarbrücker Bezirksverein für nothwendig. Beide Abänderungen weichen
nur in den vorgeschlagenen Ganghöhen ab.
Ein fernerer Abänderungsvorschlag des Bergischen Vereines bezweckt, „mit
Rücksicht auf die Wellendurchmesser, welche meistens mit 5mm zunehmen, sowie mit Rücksicht
auf die Werkzeugkaliber etc., die Schrauben, abweichend von der Delisle'schen
Scale, von 40mm an
mit je 5mm steigen
zu lassen.“
Der Aachener Bezirksverein „kann es nicht unterlassen, seine volle
Anerkennung der erschöpfenden und klaren Darstellung in der Delisle'schen
Broschüre, sowie des bedeutenden Werthes der gemachten Vorschläge auszusprechen.
Diese entsprechen hinsichtlich der Durchmesserabstufungen und der gewählten
Ganghöhen den Anforderungen, welche man an ein etwa einzuführendes Gewindesystem
nach metrischem Maße stellen muß.“
Der Niederrheinische Bezirksverein: „Das von Delisle vorgeschlagene System ist als ein gutes anzuerkennen und demselben
der Vorzug vor allen bisher bekannt gewordenen metrischen Systemen einzuräumen.
Der Mittelrheinische Bezirksverein: „Trotz Befürwortung des
Whitworth-Systemes soll der Werth des Delisle'schen Systemes an sich
durchaus nicht angetastet werden. Dasselbe ist vielmehr wohl durchdacht und
dürste, falls es sich um absolute Beschaffung eines metrischen Gewindesystemes
handelt, jedenfalls das empfehlenswertheste sein.“
Die günstigen Aeußerungen der letztgenannten drei Bezirksvereine erhalten wohl
insofern ein besonderes Gewicht, als sie von ausgesprochenen Anhängern der
Beibehaltung des Whitworth'schen Systemes ausgehen (vgl. oben S. 333 und 334).
(Schluß folgt.)