Titel: | Neue Dampfkesselanlage von R. Bergreen in Hamburg. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 476 |
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Neue Dampfkesselanlage von R. Bergreen in
Hamburg.
Mit Abbildungen auf Taf.
X [a.b/2].
Bergreen's neue Dampfkesselanlage.
Das in Fig. 6
und 10
dargestellte System eines neuen Dampferzeugers (bayerisches Patent vom 2. November
1875) besitzt die Eigenthümlichkeit, daß, während man sonst bei großem
Dampfverbrauch einen einzigen Kessel von verhältnißmäßig großen Dimensionen anlegte,
hier nach diesem System nur kleine Dampfkessel von verhältnißmäßig geringen
Dimensionen in beliebiger, dem Dampfverbrauch entsprechender Anzahl an einander
gereiht werden. Man erreicht durch diese Anordnung kleiner Generatoren nicht nur
bessere Ausnutzung des Brennmaterials, sondern ermöglicht auch die Anwendung höher
gespannter Dämpfe, ohne dabei die Blechstärken der einzelnen Kesselelemente zu groß
nehmen zu müssen.
Außer dieser Eigenthümlichkeit der Zerlegung eines großen Dampfgenerators in eine
Anzahl kleiner Kesselelemente besitzt dieses System jedoch noch eine andere in der
Anordnung eines Systems von engen Röhren am Ende des Feuercanals, so daß die in
denselben befindlichen dünnen Flüssigkeitssäulen am geeignetsten zur Aufnahme der
letzten Wärmeeinheiten der Feuergase sind. Sämmtliche Kesselelemente sind durch
Röhren derartig verbunden, daß sie eine continuirliche Schlange bilden, deren Ende
sich an das oben erwähnte Röhrensystem anschließt, so daß die Wasserräume
sämmtlicher Elemente mit einander in Verbindung stehen.
In Fig. 6 und
7 sind die
einzelnen Kesselelemente mit K bezeichnet. Dieselben
haben jedes ihren Dom c, von welchem die erzeugten
Dämpfe durch die zweifach gekrümmten Röhren d in das
gemeinschaftliche Sammelrohr e geleitet werden. Die
Kessel K sind mit einander schlangenförmig durch die
Rohrstutzen a verbunden, und der letzte dieser Kessel
K steht durch den Stutzen m mit dem Röhrensystem R in Verbindung.
Letzteres besteht im Wesentlichen aus einer Anzahl horizontaler, parallel liegender,
weiter Rohre h und f. Je
zwei der correspondirenden Rohre h und f sind durch eine Anzahl von Röhren geringen
Querschnittes verbunden und eine Reihe Rohrstutzen g
leitet den aus dem Rohrsystem entwickelten Dampf in das gemeinschaftliche Sammelrohr
e. Aehnliche Stutzen verbinden die unten liegenden
Rohre h mit dem Speiserohr kl.
Der Rost s zieht sich vorn und theilweise unter der
ganzen Breite des Kessels hin. Auf diese Weise erreicht man eine ziemlich große
breite Rostfläche bei geringer Tiefe, und geht der Zug von dort unter sämmtliche
Kessel vorbei, jedoch mit stetig verengtem Querschnitt, wie in der Zeichnung zu
sehen. Gleichzeitig beim Passiren des Feuerzuges werden die verschiedenen
Verbrennungsgase mit der Luft durch die feuerbrückenartig hervorstehenden Vorsprünge
n wiederholt gemischt und dadurch eine energischere
Verbrennung erzeugt. Schließlich erreichen die Feuergase, wie die Pfeile auf der
Zeichnung angeben, schon bedeutend abgekühlt, das Rohrsystem R. und gehen von da entweder durch den mit einem Schieber verschließbaren
Canal p in den Fuchs, oder sie gehen noch einmal
unterhalb des Speiserohres k zurück und dann in den
Fuchs.
Wenn die Kessel K breit sind, so stützen sie sich in der
Mitte auf eine gemauerte Zunge q, welche in diesem Falle
gleichzeitig die mittlere Naht mit den Nieten etc. vor dem Verbrennen schützt.
Ueberhaupt liegen die Kessel bei ihren geringen Dimensionen so, daß die einzig nur
vorkommende Längsnietnaht oben, also außerhalb des Feuers liegt, während bei längern
Kesseln die etwa vorkommende Quernietnaht durch die Zunge q geschützt wird.
Die Speisung des Kessels geschieht, wie bereits erwähnt, durch das Rohr l und k, und da nun der
Strom des heißen Wassers nach der ganzen Bauart der Anlage von vorn nach hinten, der
des kalten Speisewassers von hinten nach vorn gehen wird, so haben wir hier die best
durchgeführte Gegenströmung, welche zu wünschen ist. Ein Ansammeln von Kesselstein
in schädlicher Weise wird daher wohl nur spärlich stattfinden können, und selbst an
den Stellen, wo es am ehesten möglich wäre, nämlich in dem Rohrsystem, ist die
Entfernung sehr leicht vorzunehmen. Legt man nämlich (nicht wie in der Zeichnung)
das Sammelrohr e weiter auf die Mauerkante, so kann man
durch Oeffnen der Rohrstutzen g, für welche deshalb die
Flanschenform gewählt ist, leicht zu den vertical stehenden dünnen Rohren gelangen,
um dieselben durch Ausbohren zu reinigen, während man zu den Horizontalrohren h, e, f sehr bequem durch Oeffnung der an ihren Enden befindlichen
Verschlußplatten gelangen kann.
Da viele Dampfkesselbesitzer und Kesselfabrikanten sehr gegen das Rohrsystem
eingenommen sind, so kann man nach demselben Princip, unter Hinweglassung des
Rohrsystemes, die Anordnung so treffen, wie sie in Fig. 8 bis 10 angegeben. In
derselben sind zwei Reihen Kessel über einander angelegt, an Anzahl je nach Bedarf
und je zwei über einander liegende durch zwei senkrechte Rohre verbunden, welche
durch die Röhren r unter einander in Verbindung
stehen.
Der Feuerzug geht, sich nach dem in der ersten Beschreibung erläuterten System
allmälig verengernd, unter die untersten Kessel, dann zurück unter die obersten und
dann über die obern Kessel, einen Theil der Dome derselben erhitzend und den
entwickelnden Dampf trocknend. Sämmtliche Dome stehen durch ein gemeinschaftliches
Sammelrohr y mit einander in Verbindung. Ein
durchbrochener Schieber x (Fig. 9) regulirt den Abzug
der Verbrennungsgase nach dem Schornstein. Die Mischungsbrücken z sind auch hier wie beim vorigen System angewendet.
Durch die schlangenförmige Verbindung der Kesselelemente mit einander und den
Eintritt des Speisewassers am letzten Element bei s ist
eine vollständige Gegenströmung ermöglicht und auch bei dieser Anordnung ohne
Anwendung von Röhren alle Vortheile des Systemes verwirklicht. (Nach dem Bayerischen
Industrie- und Gewerbeblatt, 1877 S. 111.)
C.