Titel: | Young's Schiffsmaschine. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 584 |
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Young's Schiffsmaschine.
Mit Abbildungen auf Taf.
XII [a/2].
Young's Schiffsmaschine.
Die Aufstellung von Schiffsmaschinen nach dem Trunksysteme gestattet, besonders bei
horizontaler Anordnung der Cylinder, die größtmöglichste Oekonomie des Raumes und
Gewichtes; es hat jedoch dieses System folgende Nachtheile: 1) Der Kolben besitzt, wie
überhaupt bei horizontal angeordneten Schiffsmaschinen, in den Packungen des
Trunkrohres eine ungenügende Führung und arbeitet den Arbeitscylinder am Boden rasch
aus. Die Stopfbüchsen der Trunkrohre sind bei dem gewöhnlich großen Durchmesser
schwer dicht zu halten und verursachen einen großen Reibungswiderstand. — 2)
Das Trunkrohr ist abwechselnd vom Arbeitsdampf und von der äußern Atmosphäre
umgeben, so daß es beim Austreten aus dem Cylinder die im Innern des Cylinders
empfangene Wärme ausstrahlen läßt; in Folge dessen erfährt der Arbeitsdampf an dem
Trunkrohr eine Abkühlung, und es kann der durch Condensation erwachsende Verlust auf
5 bis 6 Proc. angesetzt werden. Dieser Nachtheil ist bei Anwendung größerer
Expansionsgrade besonders fühlbar. Die ausstrahlende Wärme belästigt auch das
Bedienungspersonal dergestalt, daß zuweilen eigene Ventilationsvorrichtungen zur
Beförderung der Luftcirculation hergestellt werden müssen. — 3) Die Lage des
Triebstangenlagers innerhalb des Trunkrohres erschwert ein genaues Aufpassen und
Reguliren; ein Verlegen der Schmierwege ist bei der verhüllten Stellung leichter
möglich, die ziemlich complicirte Schmiervorrichtung geräth leichter in Unordnung
und das Schmiermaterial verharzt bald bei der höhern Temperatur. — 4) Die
gewöhnlich kurze Triebstange verursacht eine ungleichmäßige Abgabe der
Arbeitscomponente. Die kürzere Aufstellung bedingt eine größere Inanspruchnahme der
einzelnen Theile, und es werden daher Trunkmaschinen im Allgemeinen größere
Instandhaltungsarbeiten, häufigere Reparaturen nothwendig machen und eine kürzere
Arbeitsdauer bedingen.
Einige dieser Nachtheile werden durch Young's Verbesserung
der Schiffsmaschine behoben, welche nach dem Engineer,
December 1876 S. 412 hier beschrieben wird.
Der Dampfcylinder (Fig. 3 und 4) ist mit einem centralen
festen Trunkrohr T versehen, welches am Cylinderboden
(rechts) mit festen Flanschen aufsteht und am Cylinderdeckel durch eine Stopfbüchse
geführt ist. Der Kolben ruht auf diesem Rohr T mit einem
aufgeschliffenen Sattel N, welcher durch eine
Stellschraube regulirt werden kann, wodurch das Gewicht des Kolbens nicht mehr unten
am Cylinderboden getragen werden muß. Ein mit Federn versehener Schleifring
verhindert ein Ueberströmen des Dampfes. Die beiden Kolbenstangen W sind an dem T-förmigen Querhaupt Q eingehängt, welches die Bewegungsübertragung mittels
des im Trunkrohr T geführten Kreuzkopfes besorgt;
letztere ist mit dem Querhaupt durch einen Keil verbunden, und an dem Zapfen Z ist die Pleuelstange P
eingehängt. Die Lagerschalen des Kreuzkopflagers können mittels eines
Steckschlüssels durch die Stellschraube S nachgezogen
werden, nachdem die Pleuelstange in eine bestimmte Stellung geführt wurde. Zur
Untersuchung der Cylinderwände und der Kolbenbefestigung dienen die verschließbaren
Oeffnungen V am Cylinderboden.
Die oben aufgezählten Nachtheile des Trunksystemes hat Young (Falcon-Square E. C., London) bis auf den letzten Punkt glücklich
umgangen. Für größere Schiffsmaschinen ist jedoch das Stellen des Kreuzkopflagers
durch die Schraube S vollkommen unzulänglich und kann in
der praktischen Ausführung nicht beibehalten werden. Der Pleuelstangenkopf kann mit
einem Lagerdeckel geschlossen werden, dessen Schrauben von der Maschinenwelle aus
stellbar sind. Es wäre jedenfalls auch rathsam, den Kreuzkopfzapfen in der
Triebstange festzustellen und im Kreuzkopf in Bronzeschalen zu lagern, welche vom
Maschinenmittel aus durch Deckel festgehalten werden. Diese Anordnung wird bei
genügender Dimensionirung des Trunkrohres der praktischen Ausführung keine
Schwierigkeiten entgegenstellen. Die Natur der Construction gestattet eine genaue
Ausführung und Montirung der Bewegungsmechanismen, so daß mit Bezug auf
Dauerhaftigkeit ein großer Vortheil erreicht wird.
B. S.