Titel: | Ueber galvanisches Vergolden mittels Blutlaugensalz; von Dr. Ed. Ebermayer in Nürnberg. |
Autor: | Ed. Ebermayer |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 631 |
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Ueber galvanisches Vergolden mittels
Blutlaugensalz; von Dr. Ed.
Ebermayer in Nürnberg.
Ebermayer, über galvanisches Vergolden mittels
Blutlaugensalz.
Wenn man gezwungen ist, viel mit heißen Cyankalium haltigen Bädern zu arbeiten, so
empfindet der Eine mehr, der Andere weniger den schädlichen Einfluß derselben auf
seine Gesundheit. Man hat daher schon lange dahin getrachtet, das gefährliche
Cyankalium ganz auszuschließen; am leichtesten läßt es sich noch bei der
galvanischen Vergoldung vermeiden, wie nachfolgende von mir angestellte Versuche
zeigen.
1) Bad. Nachdem ich die verschiedensten vorhandenen
Vorschriften geprüft habe, bereite ich mir mein Bad auf folgende Weise: 100g Gold werden in
Salpeter-Salzsäure gelöst, abgedampft, bis alle überschüssige Säure verjagt
ist, und die Goldlösung auf 1l verdünnt.
In einem emaillirten eisernen Topf oder einer Schale, die etwa 4l faßt, bringe man 300g gelbes Blutlaugensalz, 100g kohlensaures Kali
und 50g Salmiak, füllt
den Topf mit Wasser so weit, daß die Flüssigkeit beim spätern Kochen nicht
überlaufen kann, erwärmt, bis alles gelöst ist und die Flüssigkeit 30 bis 40°
hat.
Zu dieser erwärmten Flüssigkeit fügt man dann 200cc der obigen Goldlösung, enthaltend
20g Gold. Das
Eingießen ist langsam vorzunehmen, weil ein Aufbrausen erfolgt; die ganze
Flüssigkeit färbt sich blau, herrührend entweder von fein zertheiltem Gold oder, was
wahrscheinlicher ist, von löslichen blauen Cyanverbindungen. Dann fetzt man wieder
aufs Feuer und läßt 20 bis 30 Minuten kochen; die blaue Farbe verschwindet und
Eisenoxyd wird ausgeschieden. Nach dem völligen Erkalten wird filtrirt und die
Vergoldungsflüssigkeit auf 5l gebracht.
Das Bad leitet schlecht und scheidet beim Gebrauch fortwährend an den Anoden
Eisenoxyd aus. Um das Bad leitender zu machen und das Ausscheiden von Eisenoxyd zu
vermeiden, füge ich kleine Mengen von Cyankalium hinzu, die das Eisenoxyd wieder
auflösen und in gelbes Blutlaugensalz verwandeln. Es darf jedoch selbst beim
Erwärmen kein Geruch nach Blausäure auftreten.
Wenn das Bad keine schöne Vergoldung mehr liefert, was gewöhnlich schon eintritt,
wenn 0,4 des Goldes niedergeschlagen ist, so füge ich wieder 200cc der Goldlösung
hinzu und verfahre ebenso wie bei der Herstellung des Bades. Auf diese Weise kann
man das Bad 3 bis 4 Mal erneuern, ohne neue Salze hinzuzufügen. Erst bei spätern
Erneuerungen füge ich 0,1 Theil obiger Salze, also 30g Blutlaugensalz, 10g
kohlensaures Kali und
5g Salmiak hinzu.
Die Erneuerungen kann man so lange fortsetzen, als man noch eine schöne Vergoldung
erhält.
Aus unbrauchbaren Vergoldungsflüssigkeiten gewinne ich das Gold vollkommen durch den
galvanischen Strom wieder. Zu dem Zwecke hänge ich eine große blanke Kupferplatte,
etwa 40 bis 50cm lang
und 8 bis 10cm breit,
an den Zinkpol in das Bad ein. Die Platte muß vollkommen untertauchen, oder sie muß
gewendet werden. Es treten nämlich immer oberhalb der Flüssigkeit an der Kuferplatte
störend wirkende Kupferverbindungen auf. Wenn die Platte aber ganz untertaucht,
können sie nicht auftreten, ebenso, wenn zuerst der eine Theil der Platte vergoldet
ist. Oefteres Wenden der Platte ist schon deshalb zu empfehlen, weil sich immer
entgegengesetzt den Aufhängungsstellen eine größere Menge Gold niederschlägt. Damit
das von der Platte abfallende Gold sich nicht mit Unreinigkeiten, Eisenoxyd des
Bades, mengt, ist es nothwendig das Bad vor dem Entgolden zu filtriren. Das
Entgolden wird kalt vorgenommen und muß dabei das Bad fortwährend durch Cyankalium
leitend erhalten werden. Anfänglich wird das Gold hellbraun niedergeschlagen, dann
aber dunkelbraun. Wenn man merkt, daß das Bad nahezu erschöpft ist, so probirt man
mit eingehängten kleinern blanken Kupferstreifen und läßt den Strom so lange wirken,
als noch Veränderungen auf dem Kupferblech vor sich gehen. Die letzten Niederschläge
haben eine solche schmutzige Farbe, daß man sie nicht mehr als Gold erkennen würde.
Erst wenn alle Metalle niedergeschlagen sind, wird das gelbe Blutlaugensalz zersetzt
und Berlinerblau abgeschieden. Dann unterbricht man den Strom, läßt das pulverförmig
an der Platte hängende Gold ins Bad fallen, gießt die darüberstehende Flüssigkeit
behutsam ab und wäscht aus. Das Berlinerblau, als viel leichter wie Gold, geht mit
dem Waschwasser fort. Von der Kupferplatte wird hierauf das daran hängende Gold
abgeschabt. Wenn auch noch etwas Gold an der Kupferplatte hängen bleibt, so ist dies
kein Verlust, weil man immer dieselbe Goldplatte zum Entgolden nehmen kann. Zur
Scheidung des unreinen Goldes schickt man es an eine Münze oder eine Scheideanstalt.
Wenn sich gebrauchte Goldbäder in großer Menge ansammeln, so ist das Abdampfen
vorzuziehen.
2) Vergolden. Das oben beschriebene Bad benutzte ich
hauptsächlich zum Vergolden der sogen. leonischen Drähte und Gespinnste. Diese
Drähte sind versilberte Kupferdrähte und müssen so stark vergoldet werden, daß sie
noch weiter gezogen oder plattgedrückt (geplättet) werden können. Aus den stärkern
Drähten werden auch Flitter geschlagen. Die Drähte werden zuerst spiralförmig
aufgewickelt, die Spirale der Länge nach aufgeschnitten, wodurch sie in kleine Ringe
zerfällt, welche dann mit einem polirten Hammer auf einem Ambos platt geschlagen
werden; dadurch entstehen dünne Blättlein mit einem Loch in der Mitte, die Flindern
oder Flittern.
Wenn ein galvanisch vergoldeter Draht so stark angestrengt werden kann, daß das Gold
sich gleichmäßig mit dem Kupfer ausdehnt, so ist dies gewiß ein Zeichen einer
haltbaren Vergoldung. Eine solche gut ausgeführte galvanische Vergoldung kommt der
Feuervergoldung vollkommen gleich und hat als Vorzug die größere Billigkeit. Bei der
Feuervergoldung nämlich bildet sich immer zwischen der Goldoberfläche und dem
Kupferkern eine goldhaltige Silberschicht. Bei der galvanischen Vergoldung dagegen
sitzt das Gold unmittelbar auf dem versilberten Kupfer auf. Die galvanische
Vergoldung ist nur deshalb so sehr in Mißcredit gekommen, weil man mit sehr kleinen
Goldmengen große Oberflächen vergolden kann, welche anfänglich eine recht schöne
Goldfarbe haben, sich aber sehr bald abnutzen.
Wenn Gespinnste, d. h. Baumwoll- oder Seidenfäden, welche spiralförmig mit
ausgeplättetem Silberdraht (Plätt) umwunden sind, vergoldet werden, so wird nur die
obere Seite des Plätts vergoldet, die auf dem Faden aufliegende Seite dagegen nicht.
Es ist daher einleuchtend, daß man beim Vergolden der Gespinnste nur die Hälfte des
Goldes braucht. Man kann aber auf die Gespinnste keine so starke Vergoldung bringen
als auf Draht, der noch ausgeplättet wird, weil sonst der Glanz darunter leidet;
dagegen kann man immer noch eine so hochgelbe Farbe geben, wie man sie nur bei
Anwendung von sehr stark vergoldetem Plätt erreichen kann. Mit der halben Goldmenge
läßt sich wenigstens die Farbe einer drei- bis vierfach so hohen Vergoldung
herstellen, als wenn man vergoldeten Plätt anwendet.
Die Vergoldung selbst wird in der Weise ausgeführt, daß die Drähte durch das Goldbad
laufen; durch die Ziehvorrichtung kann jede gewünschte Schnelligkeit erzielt werden.
Das Goldbad wird auf 40 bis 50° erwärmt angewendet, und sind zum Erwärmen die
Petroleum-Kochapparate sehr zu empfehlen, wenn man nicht Gas zur Verfügung
hat; auch sind Ligroinlämpchen bei kleinern Einrichtungen sehr bequem. Als Anoden
verwende ich Goldbleche, und sind dieselben durch Cyankalium stets blank zu
erhalten. Ich arbeite mit sechs 20cm hohen Bunsen'schen Elementen, die
durch spiralförmige Kupferdrähte mit einander verbunden sind.
3) Ueber die Farbe und Menge des niedergeschlagenen
Goldes. Nirgends kann man die Stärke und Farbe der Vergoldung so gut beobachten als beim
Vergolden von Drähten, weil man die Drähte mit jeder beliebigen Schnelligkeit durch
das Bad ziehen und die gleiche Vergoldung so oft wiederholen kann, als man will.
Wendet man die Vergoldung kalt an, so erzielt man eine helle Vergoldung und unter
sonst gleichen Umständen bei erwärmter Lösung eine dunklere Vergoldung. Die hellere
Vergoldung ist dadurch bedingt, daß die Goldschicht eine schwächere ist. Bei
eingeschalteter Magnetnadel verhält man unter gleichen Umständen beim erwärmten Bad
einen größern Ausschlag als beim kalten. Daraus folgt, da beim warmen Bad das
niedergeschlagene Gold hochgelber ist als beim kalten, daß die Farbe des Goldes
bedingt ist durch dessen größere Menge.
Dies kann auch noch auf eine andere Weise bewiesen werden. Läßt man Silberdraht bei
einem schwachen Strom durch ein kaltes Bad laufen, so wird der Draht beim ersten
Durchlaufen grün, das zweite Mal gelblich grün, dann hellgelb, und durch
fortgesetztes Durchlaufen erhält man endlich eine hochgelbe Vergoldung. Wendet man
unter gleichen Umständen eine erwärmte Lösung an, so erreicht man die hochgelbe
Vergoldung viel schneller. Wendet man ferner eine kleine Anode an, oder hängt eine
große Anode nur wenig ins Bad, so erhält man eine helle Vergoldung. Nimmt man aber
eine große Anode, an oder hängt sie tiefer ins Bad, so entsteht eine hochgelbe
Vergoldung. Die Magnetnadel wird in letzterm Fall aber auch mehr abgelenkt als im
erstern Fall.
Aus diesen Beobachtungen folgt für die Vergoldung von Drähten, um in einer bestimmten
Zeit möglichst viel zu leisten: Anwendung eines starken Stromes und von Anoden mit
großer Oberfläche, ferner Erwärmung des Bades.
Man soll aber nicht glauben, daß eine hochgelbe Vergoldung schon eine dauerhafte ist.
Erst wenn man sich überzeugt hat, daß hochgelb vergoldete Drähte das Ziehen und
Ausplätten aushalten, ist man sicher, daß genug Gold niedergeschlagen ist. Heller
wird das Gold immer; bei zu schwacher Vergoldung verschwindet es aber oft ganz. Hat
das Gold aber die reine Goldfarbe erreicht, so wird es nicht mehr dunkler, wenn auch
die Vergoldung weiter fortgesetzt wird; es kann deshalb durch Ansehen nicht
beurtheilt werden, wie stark die Vergoldung ist.
Eine große Reihe von Versuchen, die ich anstellte, ob aus der Abnahme der Goldanoden
auf die Menge des niedergeschlagenen Goldes geschlossen werden kann, ergaben die
entgegengesetzten Resultate, und ich kam zu dem Schluß, daß in einem Goldbad,
welches viel Gold enthält, wenig von den Anoden gelöst wird, daß aber, wenn das
Goldbad ärmer an Gold
wird, die Anoden stärker angegriffen werden. Man kann daher, wenn man die Bäder
immer goldreich hält, die Goldanoden ganz entbehren und blos mit Platinanoden
arbeiten.
Da man aus der Goldabnahme der Goldanoden keinen Schluß auf die niedergeschlagene
Goldmenge machen kann, so bestimme ich die Goldmenge aus der Ablenkung der
Magnetnadel auf schon bekannte Weise.