Titel: | Die gewöhnlichen Centrifugalregulatoren; von Ingenieur L. Zehnder in Offenbach a. M. |
Autor: | L. Zehnder |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 1 |
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Die gewöhnlichen Centrifugalregulatoren; von Ingenieur
L. Zehnder in
Offenbach a. M.
Mit Abbildungen.
Zehnder, über die gewöhnlichen Centrifugalregulatoren.
In nachfolgender Untersuchung sollen diejenigen Regulatoren behandelt werden, welche
man erhält, wenn man ein gewöhnliches Pendel um eine Achse rotiren läßt, so daß sich
das Kugelgewicht des Pendels und die darauf wirkende Centrifugalkraft das
Gleichgewicht halten. Das Kugelgewicht kann eventuell noch durch ein auf der
Rotationsachse befindliches, längs derselben verschiebbares Hülsengewicht
unterstützt werden. Diese Regulatoren werden also hauptsächlich repräsentirt durch
den gewöhnlichen und den verbesserten Watt'schen Regulator (ohne Hülsengewicht)
einestheils und durch den Porter'schen Regulator (mit Hülsengewicht)
anderntheils.
Damit nun die Gleichungen in übersichtlicher Form erscheinen und daraus sich
möglichst einfache Formeln zur Berechnung dieser Regulatoren Herleiten lassen,
sollen einige specielle Annahmen gemacht werden, welche bei der constructiven
Ausführung leicht berücksichtigt werden können, die aber doch dem Wesen der Sache
keinen Eintrag thun:
a) Der Aufhängepunkt des Pendels und der
Angriffspunkt des Hülsengewichtes liegen in derselben Parallele zur
Rotationsachse.
b) Die Länge der Verbindungsstange des
Hülsengewichtes mit dem Regulatorpendel sei gleich der Länge des letztern von
seinem Aufhängepunkt bis zum Gelenkpunkt beider Stangen.
c) Die Masse der Regulatorkugel sei auf
den Gelenkpunkt von Pendel- und Hülsenstange reducirt.
d) Die Reibung in sämmtlichen Gelenken
des Regulators, sowie alle übrigen Widerstände, welche dieser zu überwinden hat,
seien reducirt auf den Angriffspunkt des Hülsengewichtes.
e) Das Gewicht von Pendel- und
Hülsenstange werde nicht in Rechnung gezogen.
Da schon das eine Pendel principiell den Regulator darstellt, so wird dieser gemäß obiger
Annahmen sich schematich so darstellen lassen, wie es Figur
I verdeutlicht.
Fig. 1., Bd. 225, S. 2
Y = Rotationsachse,
ω =
Winkelgeschwindigkeit des ganzen Systems,
l = Pendellänge,
α =
Pendelausschlagwinkel,
x = senkrechter Abstand des
Kugelmittelpunktes von der Rotationsachse,
P = Gewicht einer
Regulatorkugel,
g = Acceleration der
Schwerkraft,
C = (P/g) ω²x Centrifugalkraft, welche
auf die Kugel wirkt,
Q/2 = zu dem einen Pendel
gehöriges Hülsengewicht,
W/2 = zu dem einen Pendel
gehöriger Widerstand, immer der Bewegung entgegengesetzt wirkend.
Wenn man nun annimmt, daß außer den oben dargestellten keine weitern Kräfte mehr auf
den Regulator einwirken, dann müssen sich diese in jeder Lage das Gleichgewicht
halten. Die Kraft (Q ± W)/2 läßt sich zerlegen in zwei Componenten (Q
± W)/2cos α in
Richtung der Hülsenstange (Q ± W)/2tg α und normal
zur Rotationsachse. Letztere Komponente findet ihre Reactionskraft im entsprechenden
Punkte des zweiten Regulatorpendels. Es bleibt also nur noch die Componente (Q ± W)/2cos α, welche nach dem Pendelschwerpunkt
transportirt und dort wieder in die zwei Componenten (Q
± W)/2tg α
normal und (Q ± W)/2
parallel zur Rotationsachse zerlegt wird. Soll also Gleichgewicht eintreten, dann
muß sein (an dem Aufhängepunkt A):
P/g
ω²x l cos α – (Q ± W)/2 tg α l cos α = (P + (Q ± W)/2) lsin α,
oder umgeformt:
tg α = ω²x/g
P/(P + Q ±
W).
In dieser Gleichung sind variabel α, ω, x.
Es werde nun α und x
je ein bestimmter Werth
beigelegt und es gehöre zu einem positiven Widerstande W
die Winkelgeschwindigkeit ω', zu einem negativen
Widerstande aber ω''; dann ergeben sich aus
obiger Gleichung die zwei Formeln:
ω'² = (g tg
α/x) (P + Q
+ W)/P (1)
ω''² = (g tg
α/x) (P + Q
– W)/P
(2)
Bleibt aber der Regulator unter dem Winkel α in
Ruhe, dann verschwindet der Widerstand, da derselbe nur bei Bewegung auftritt. Sei
ω die dem Ruhezustand entsprechende
Winkelgeschwindigkeit, dann wird
ω² = g tg
α/x (P + Q)/P (3)
Subtrahirt man Gleichung (2) von (1) und dividirt beide durch Gleichung (3), so
ergibt sich (ω'² – ω''²)/ω² = 2W/(P + Q). Setzt man in diese Gleichung
angenähert ω' + ω'' = 2ω und nennt δ = (ω'
– ω'')/ω den Empfindlichkeitsgrad des Regulators, dann läßt sich obige
Gleichung noch weiter reduciren:
(ω'² – ω''²)/ω² = 2 δ = 2W/(P + Q) oder δ = W/(P + Q).
Für Q = mP wird
P = W/(1
+ m)δ.
Ist also der Widerstand, welchen der Regulator zu überwinden hat, seine sogen.
Energie W bekannt, und nimmt man m und δ an, so läßt sich aus der
letzten Gleichung das Gewicht P einer Regulatorkugel
sofort bestimmen. Gewöhnlich ist aber W nicht eine genau
bekannte, sondern nur eine ungefähr geschätzte Größe; deshalb hat es auch keinen
besondern Werth, für die Folge den Regulator unter Einwirkung des Widerstandes zu
untersuchen, und zwar noch um so weniger, weil man doch, δ als bekannt vorausgesetzt, mit Hilfe der obigen Gleichung aus der
Winkelgeschwindigkeit ω für Ruhezustand leicht
diejenigen für Bewegung, ω' nach aufwärts und ω'' nach abwärts, bestimmen kann.
Sei also W = 0, d.h. Ruhezustand des Regulatorpendels
vorausgesetzt, dann ist
tg α = C/(P + Q) = (ω²x)/g P/(P + Q) = (ω²x)/g 1/(1 + m).
Frage: Auf welcher Curve muß sich der Kugelmittelpunkt bewegen, wenn der Regulator in jeder
Stelle bei derselben Winkelgeschwindigkeit ω zur
Ruhe kommen soll?
Fig. 2., Bd. 225, S. 4
Betrachtet man die Rotationsachse als die Y-Achse und eine Senkrechte dazu als die X-Achse eines rechtwinkligen Koordinatensystems, dann sollen
x und y (Fig. II) die Koordinaten des Kugelmittelpunktes
bezeichnen. Denkt man sich nun die gesuchte Curve als Rinne dargestellt, in
welcher der Punkt sich zu bewegen gezwungen wird, und zerlegt man die
Resultirende sämmtlicher auf den Punkt wirkenden Kräfte in Komponenten normal
und tangential zur Curve, dann ist leicht einzusehen, daß letztere Komponente
allein Bewegung des Punktes hervorrufen kann; die erstere wird durch die
Steifigkeit der Rinne vollständig aufgehoben. Soll also Gleichgewicht entstehen,
dann muß die Componente tangential zur Curve verschwinden, also die Tangente an
die Curve im Punkte (x, y) senkrecht auf der
Richtung der resultirenden Kraft stehen; also ist der Pendelausschlagwinkel α auch der Winkel der Tangente im Punkte (x, y) mit der X-Achse:
dy/dx =
tg α = (ω²x)/(g (1 + m)).
Durch Integration ergibt sich x² = 2g(1 + m)/ω² y.
Faßt man ω als variablen Parameter auf, dann
stellt diese Gleichung eine Parabelschaar dar, deren Achse die Rotationsachse Y des Systems ist. Würde man demnach den
Kugelmittelpunkt in einer dieser Parabeln führen, dann könnten die Kugeln bei der
zugehörigen constant angenommenen Winkelgeschwindigkeit ω in jeder Lage zur Ruhe kommen, vorausgesetzt, daß keine weitern
Kräfte mehr ins Spiel kommen. Ein solcher Regulator wäre aber asiatisch, d.h. er
könnte in Wirklichkeit nie zur Ruhe kommen, weil eben die Winkelgeschwindigkeit
niemals völlig constant bleiben kann. Beispielsweise schon bei einer Umdrehung einer
Kolbenmaschine ist die Winkelgeschwindigkeit verhältnißmäßig sehr stark variabel,
entsprechend dem Empfindlichkeitsgrad des Schwungrades. Dann ist es auch sehr
schwierig, Parabeln in der Praxis einigermaßen genau auszuführen. Aber auch ganz
abgesehen davon, sind diese RegulatorenRegutoren zu praktischen Anwendungen nicht tauglich, weil sie in Folge der
lebendigen Kraft der bewegten Massen stets zu viel die Betriebskraft verändern und
so die Schwankungen in der Geschwindigkeit der Maschine vergrößern, statt sie zu
verringern, wie dies wohl zuerst von meinem hochverehrten Lehrer, dem leider zu früh
verstorbenen Prof. Louis Kargl in Zürich, klargelegt
worden ist. (Vgl. * 1876 222 507.)
Um nun einen Regulator zu erhalten, welcher die Tourenzahl der Maschine nur in
möglichst engen Grenzen variiren läßt, hat man die Regulatorkugeln in einem Kreise
geführt, den man so bestimmte, daß er für die beiden Abscissen, welche dem größten
und kleinsten zu benutzenden Ausschlagwinkel entsprechen, parallele Tangenten hat
mit einer und derselben Parabel, oder mit andern Worten: man construirte den
Regulator so, daß er in der höchsten und tiefsten Stellung bei derselben
Winkelgeschwindigkeit zur Ruhe kommen konnte. Auf diese Weise erhielt man den sogen,
verbesserten Watt'schen oder den pseudoparabolischen Regulator. – Ob wohl die
letztere Benennung davon herrührt, daß man den Regulator als sehr brauchbar
ausgerechnet hatte, daß aber derselbe in Wirklichkeit niemals so functionirte, wie
man es ihm durch die Rechnung vorgeschrieben zu haben glaubte, d.h. daß derselbe den
Constructeur regelmäßig täuschte?
Es ist nun leicht einzusehen, daß der vorhin bezeichnete Weg zur Berechnung eines
sehr guten Regulators principiell vollständig unrichtig
ist. Der Regulator kommt in der tiefsten und höchsten Stellung bei der nämlichen, in
der Mitte aber bei einer etwas verschiedenen Winkelgeschwindigkeit zur Ruhe. Gehören
beispielsweise zu den Mittlern Regulatorstellungen kleinere Winkelgeschwindigkeiten
als zu dessen kleinstem und größtem Ausschlagwinkel, und es sei der Regulator in der
tiefsten Stellung zur Ruhe gekommen, dann werden die Kugeln, sobald die
Winkelgeschwindigkeit etwas größer geworden ist, als die der untersten Stellung
entsprechende, plötzlich in die oberste Position hinaufschießen; denn in allen
zwischenliegenden Stellungen könnte der Regulator nur bei kleinern
Winkelgeschwindigkeiten zur Ruhe kommen. Die Kugeln müssen somit immer steigen, und
zwar um so rascher, je größer die Differenz zwischen der vorhandenen und der zum
momentanen Ausschlagwinkel gehörigen Winkelgeschwindigkeit ist, so daß also die
Kugeln jedenfalls bis in die oberste Stellung steigen werden. Jetzt kommt aber doch
die dadurch bewirkte kleinere Füllung allmälig zur Geltung, die
Winkelgeschwindigkeit wird verringert und die Kugeln fangen an, wieder zu sinken.
Wenn nun letztere immer noch weiter abnimmt, dann werden auch die Regulatorkugeln
immer tiefer sinken, bis sie endlich bei dem Punkte ankommen, in welchem sie mit der
kleinst möglichen Winkelgeschwindigkeit zur Ruhe kommen können. Bei fortgesetzter
Abnahme von ω fällt der Regulator plötzlich
wieder in seine tiefste Lage zurück, und dasselbe Spiel kann von neuem beginnen.
Man sieht aber daraus zugleich, daß der Regulator doch brauchbar gemacht werden kann,
sobald man seine Einwirkung auf die Expansionsvorrichtung und damit seinen Hub so
ändert, daß derselbe nur nach einer Seite variiren muß und kann, zwischen dem
größten und demjenigen Ausschlagwinkel, welcher seiner kleinsten zulässigen
Winkelgeschwindigkeit entspricht, d.h. wenn man nur ungefähr die obere Hälfte des
Ausschlagbogens benutzt. Aehnlich verhält es sich, wenn zu den Mittlern
Ausschlagswinkeln des Regulators größere Werthe von ω gehören als zu den äußersten. Dann ist nur ungefähr die untere
Hälfte des Ausschlagbogens brauchbar.
Ganz dieselben Erscheinungen treten auf, wo immer zwei verschiedene Stellungen des
Regulators der nämlichen Winkelgeschwindigkeit entsprechen. Und je geringer die
Abweichungen zwischen jenen sind, um so öfter wird der Regulator von der einen zur
andern Stellung überspringen. So muß man sich wohl bei vielen Regulatoren das sogen.
Zucken erklären, wo wenigstens nicht die ungenaue constructive Ausführung die Schuld
trägt.
Aus diesen Entwicklungen geht nun deutlich hervor, daß man einen möglichst
zweckmäßigen Regulator dann erhält, wenn man die beiden Lagen, in welchen derselbe
für den nämlichen Werth von ω zur Ruhe kommen
soll, in eine zusammenfallen läßt, wenn man also die Regulatorkugeln zwingt, einen
Kreis zu beschreiben, der im Ausgangspunkte mit der entsprechenden ihn berührenden
Parabel der Schaar zwei unendlich benachbarte Tangenten gemein hat, d.h. die Kugeln sollen sich auf dem Krümmungskreis der Parabel
bewegen. Dieser schließt sich im betreffenden Punkte von allen Kreisen am
innigsten der Parabel an; der Regulator wird also die kleinsten
Geschwindigkeitsänderungen mit den größt möglichen, jedoch stets jenen
entsprechenden Ausschlagsdifferenzen beantworten. Derselbe gleicht demnach ziemlich
dem parabolischen und ist doch ein statischer Regulator; denn jeder
Winkelgeschwindigkeit entspricht nur ein Ausschlagwinkel, wenn man sich nicht zu
weit vom Ausgangspunkte entfernt. (Eine Ausnahme hiervon bildet freilich der
letztere selbst gemäß der Construction, denn dort entsprechen zwei unendlich
benachbarte Lagen demselben Werthe von ω.)
Es ist nun die Frage, von welchem Punkte einer Parabel muß man ausgehen, um, auf dem
Krümmungskreis fortschreitend, möglichst weit annähernd auf derselben Parabel zu
bleiben, also auch erst nach möglichst großen Ausschlagwinkeln auf benachbarte
Parabeln zu gelangen?
Diese Frage theoretisch genau zu lösen, will ich nicht unternehmen, glaube auch
nicht, daß sich daraus lohnende Resultate ergeben würden; wohl aber versuche ich auf
folgende Weise angenähert vorzugehen: Ich benutze den Krümmungsradius in derjenigen
Abfasse (x), in welcher die Tangenten der benachbarten
Parabeln den größten Winkel mit einander bilden. Seien ω₁ und ω₂ die
Winkelgeschwindigkeiten, welche zwei benachbarten Parabeln entsprechen, α₁ und α₂ die zur nämlichen Abscisse (x) beider Parabeln gehörigen Winkel der Tangente mit der X-Achse, dann soll also tg
α' = tg (α₁ – α₂)
ein Maximum werden. Die Parabelgleichung ist:
x²
=
(2g (1 + m))/ω² y,
also
dy/dx
=
tg α = ω²x/g (1 + m), somit
muß
tg α'
=
([ω₂² – ω₁²] g (1 + m) x)/([g (1
+ m)]² + ω₂²ω₁²x²) =
MM werden.
Die Ableitung dieses Quotienten soll verschwinden:
Textabbildung Bd. 225, S. 7
Wird der Nenner dem Zähler gegenüber unendlich groß, dann ist
diese Gleichung erfüllt. Dieses ergibt: x = ∞,
welchem Werthe jedoch ein Minimum obiger Function entspricht. Es kann aber auch der
Zähler gleich Null werden: [g (1 + m)]² – ω₂²ω₁²x²₁ = 0
woraus
x = ± g(1 + m)/ω₁ω₂
Dieser Abscisse entspricht das gesuchte Maximum. Läßt man nun
die Differenz zwischen ω₁ und ω₂ immer kleiner werden, und nähern sich
die beiden fortwährend einem Grenzwerthe ω, dann
wird:
lim (g(1
+ m)/ω₁ ω₂) = g(1 +
m)/ω² (für
ω₁ = ω₂ = ω).
Setzt man diesen Werth x = (g (l + m))/ω₂ in die
Parabelgleichung ein, so ergibt sich:
y = g(1 +
m)/2ω²,
also ist x = 2y,
d.h. wo die Linie x = 2y jede Parabel der Schaar schneidet, in jenem Punkte
soll man den Krümmungsradius der betreffenden Parabel benutzen. Für diese Punkte ist
tg α = 1 oder α = 45°.
Die Gerade x = 2y geht durch
den Coordinatenursprung; man sieht also, daß für stark ansteigende Parabeln der
Werth von x sehr klein und deshalb praktisch nicht
ausführbar, für sehr flach verlaufende Parabeln aber zu groß wird. Doch suche man
wenigstens, obigem Werthe
möglichst nahe zu kommen. Bestimmt man z.B. x (in
Centimeter) nach der empirischen Formel
x = 1000 √(1 + m)/n – 1,
dann entfernt man sich nicht zu weit von dem Werthe x = 2y und bewegt sich doch
noch in praktisch leicht ausführbaren Dimensionen.
Es ist nun der Krümmungsradius der Parabel im Punkte (x,
y): ρ = (c² + 4 x²)3/2/2c² worin
c, der doppelte Parameter, den Werth hat: c = 2g(1 + m)/ω², also
x² = cy.
Bequemer läßt sich ρ aus folgender etwas
umgeformten Gleichung berechnen: ρ² = (c + 4y)³/4c
Construirt man nun im Punkte (x, y) die Tangente an die
Parabel aus der Gleichung tg α = 2y/x, errichtet darauf die
Normale und trägt auf dieser den gefundenen Werth von ρ ab, so hat man dasjenige Regulatorpendel gefunden, welches sich
als das zweckmäßigste ergeben hat. Daß dieser Regulator, in den richtigen Grenzen
benutzt, wirklich brauchbar ist, läßt sich leicht aus folgender Ueberlegung
erkennen: Mit wachsender Abscisse (x) nimmt auch der
Krümmungsradius (ρ) stetig zu. Bewegt sich also
ein Punkt auf dem Krümmungskreis, statt auf der Parabel, nach größern Abscissen, so
gelangt er ins Innere derselben Parabel, er erreicht stärker ansteigende, also
größern Tourenzahlen entsprechende Parabeln; bewegt er sich aber in Richtung der
abnehmenden Abscissen, dann gelangt er umgekehrt auf flacher verlaufende Parabeln.
Und dies ist ja Hauptbedingung für einen brauchbaren Regulator. Nimmt man als
Regulatorpendellänge einen größern als den Krümmungsradius, dann bewegen sich die
Regulatorkugeln vom betreffenden Punkte aus auf- und abwärts zu geringern
Tourenzahlen entsprechenden Parabeln; dieser Kreis wäre also nur vom Ausgangspunkte
an abwärts brauchbar. Ist der benutzte Kreis kleiner als der Krümmungskreis, dann
ist derselbe analog dem vorigen nur vom Ausgangspunkte an aufwärts brauchbar.
Bekanntlich ist der Krümmungsmittelpunkt eines Parabelpunktes stets auf der letzterem
entgegengesetzten Seite der Parabelachse; man würde also bei einer solchen
Berechnung stets Regulatoren mit gekreuzten Armen erhalten. Um dies zu verhüten, in
vielen Fällen auch um nicht gar zu große Pendellängen zu erhalten, wird man stets eher geneigt sein, die aus
der Rechnung gefundene Pendellänge (ρ) zu
verkleinern. Deshalb ist es rathsam, als Ausgangspunkt den der geringsten zulässigen
Tourenzahl entsprechenden Parabelpunkt zu wählen. Auch vereinfacht diese Annahme die
Berechnung, da man nur den Regulator so weit steigen zu lassen braucht, bis derselbe
seine größte zulässige Tourenzahl erreicht hat. Welche Stellung grade der Mittlern
Tourenzahl entspreche, ist doch wohl von geringerm Interesse, da ja überhaupt die
Tourenzahlen nicht zu sehr von einander abweichen.
Es ist nun wichtig zu wissen, ob man bei Benutzung des Krümmungskreises oder eines
kleinern Kreises, vom kleinsten Ausschlagwinkel an aufsteigend, niemals auf
Regulatorpunkte gelangen könne, in welchen der Krümmungsradius kleiner ist als die
benutzte Pendellänge? In solchen Punkten würde nämlich der Regulator beim Steigen
wiederum auf Parabeln gelangen, welche geringern Tourenzahlen entsprechen.
Wenn man sich eine Parabel- und ihre entsprechende Evolutenschaar
vergegenwärtigt und in diese einen Krümmungsradius einzeichnet, wenn man hierauf den
Krümmungsradius um den Krümmungsmittelpunkt dreht gegen eine der X-Achse parallele Lage, dann sieht man leicht,
daß die Richtung des Krümmungsradius fortwährend zur Berührung mit Evoluten
übergeht, welche Parabeln für größere Tourenzahlen entsprechen. Es wird also auch
der betreffende Krümmungsradius immer größer, kann also nie mehr kleiner als das
angenommene ρ werden. Dasselbe tritt noch in
stärkerm Maße auf, je mehr man ρ verkürzt. Es ist
damit das oben ausgesprochene Bedenken vollständig beseitigt.
Es bliebe nun noch übrig, den der höchsten zulässigen Tourenzahl entsprechenden
Ausschlagwinkel α₂ zu bestimmen. Man
erhält die Abscisse x₂ des gesuchten Punktes,
wenn man für dieselbe die Kreistangente parallel der Parabeltangente setzt. Auf
diese Weise ergibt sich jedoch für x₂ eine
Gleichung vierten Grades, die wohl Wenige zur Auflösung einladen würde; es erscheint
deshalb als das Einfachste, wenn man einmal den Regulator in der tiefsten Lage
berechnet und schematisch aufgezeichnet hat, dessen Ausschlagwinkel um einen
bestimmten Werth zu vergrößern, das neue x₂ und
tg α₂ aus der Zeichnung abzulesen und
diese Werthe in die Gleichung tg α = ω²x/g(1 + m) einzusetzen; daraus
ergibt sich
Textabbildung Bd. 225, S. 9
Ist der so erhaltene Werth von ω zu groß oder zu klein, so verändere man den Winkel α dem entsprechend noch einmal, dann wird man
jedenfalls bei geringer Uebung der gesuchten Maximalgeschwindigkeit genügend nahe
gekommen sein.
Es läßt sich auch nach Annahme von α₂ der
Werth von x₂ berechnen aus der Gleichung x₂ = x₁
– ρ (sin
α₁ – sin
α₂); doch ist wohl dieses Verfahren umständlicher, da man ja in
jedem Falle den Regulator aufzeichnen muß.
Bezeichnet ε = (ω͵ – ω͵͵)/ω den
Empfindlichkeitsgrad des Schwungrades der Maschine, δ = (ω' – ω'')/ω den
Empfindlichkeitsgrad des Regulators, dann muß die mittlere Winkelgeschwindigkeit ω des Regulators um ω' – ω‚
vergrößert, oder um ω͵͵ –
ω'' verkleinert werden, bis derselbe zur
Wirkung kommt. Setzt man angenähert ε/2 = (ω͵ – ω)/ω und δ/2 = (ω' – ω)/ω, dann
wird
ω' – ω͵ = (δ
– ε)/2 ω und analog ω͵͵
– ω'' = (δ – ε)/2 ω.
Diese Differenz zur größten Winkelgeschwindigkeit für
Ruhezustand (ω₂) addirt, gibt (angenähert)
die Maximalwinkelgeschwindigkeit des Regulators:
ω₂' = ω₂ (1 +
(δ – ε)/2).
Durch Subtraction jener Differenz von ω₁ ergibt sich die kleinste zulässige
Winkelgeschwindigkeit:
ω₁'' = ω₁ (1 +
(δ – ε)/2).
Durch zweckmäßige Wahl von ε und δ kann man aber die
Differenzen ω₂' – ω₂ und ω₁ – ω₁'' zum Verschwinden
bringen.
Fig. 3., Bd. 225, S. 10
Aus dieser Untersuchung ergeben sich also der gewöhnliche und der verbesserte
Watt'sche Regulator als specielle Fälle, wenn man m
= 0 in die Gleichungen einsetzt; letzterer, richtig berechnet, behält als
Pendellänge den Krümmungsradius der Parabel bei, während ihn der erstere
verkürzt. Besonders in diesen Specialfällen läßt man oft die Hülsenstangen nicht
im Kugelmittelpunkte, sondern in einem andern Punkte des Pendels angreifen, wie
es Figur III verdeutlicht. Dann ergibt sich
einfach das wirkliche Kugelgewicht aus dem in die Rechnung eingeführten durch
die Gleichung:
P₁ = l₁/l P.
Oft will man wohl die Pendelstangen, nicht aber die Hülsenstangen kreuzen; dann soll
man jedoch, um den gemachten Voraussetzungen a und b wenigstens einigermaßen zu genügen, für die mittlere Stellung des Regulators den Winkel der
Hülsenstange mit der Rotationsachse Y gleich machen dem
Winkel α des Pendels mit Y.
Fig. 4., Bd. 225, S. 11
Formeln zur Berechnung neuer Regulatoren. Man wähle
die Minimal- und Maximaltourenzahlen n₁ und n₂, bei welchen der
Regulator für Verschwinden des Widerstandes seine äußersten Grenzstellungen
einnehmen soll, suche deren entsprechende Winkelgeschwindigkeiten: ω₁ = 2πn₁/60 und ω₂
= 2πn₂/60, dann wähle man die
Verhältnißzahl m = Q/P in den Grenzen m = ω₁²/15 – 1 bis ω₁²/80 –
1 (empirisch), ferner den Empfindlichkeitsgrad δ des Regulators; endlich bestimme, eventuell schätze man die
Energie W, welche der Regulator entwickeln soll.
Daraus bestimmt sich nun das Gewicht P (Fig. IV) einer Regulatorkugel:Für Regulatoren mit verlängerten Pendelstangen (Fig.
III) wirdP₁ = l₁/l
P (Ia)
P = W/(1 + m)δ (I)
Es wird sonach das Hülsengewicht:
Q = mP
(II)
Der Parameter 1/2 c₁, welcher der Parabel für die
Minimaltourenzahl entspricht, bestimmt sich aus der Gleichung:
c₁/2 = g(1 + m)/ω₁²,
(III)
worin g = Acceleration der
Schwerkraft.
Wählt man für die tiefste Regulatorstellung die Entfernung des Kugelmittelpunktes von
der Achse nach der empirischen Formel:
x₁ = 1000 √(1 + m)/n – 1,
dann läßt sich die zu dieser Abscisse gehörige Ordinate
berechnen:
y₁ = x₁²/c₁
(IV)
Jetzt kann man die Tangente und Normale der Parabel im Punkte (x₁, y₁) aus der Gleichung tg α₁ = 2y₁/x₁ leicht construiren, wie es
in Figur V angedeutet ist.
Den Krümmungsradius in diesem Punkte findet man aus der Gleichung:
ρ₂ = (c₁ + 4y₁)³/4c₁ (V)
Fig. 5., Bd. 225, S. 12
Diesen (absoluten) Werth von ρ trage man der
Normalen der Parabel vom Punkte (x₁, y₁) aus gegen die Y-Achse hin ab, so hat man das Regulatorpendel, wie es sich aus
dieser Berechnung als das zweckmäßigste ergibt. Hat man aber für einen großen,
vielleicht praktisch nicht mehr gut ausführbaren Werth erhalten, oder will man
überhaupt nicht einen Regulator mit gekreuzten Armen anwenden, dann verkürze man
ρ so viel, als nöthig ist (dabei ist
jedoch x₁ und α₁ beizubehalten); nur hat man bei solcher Veränderung
zu bedenken, daß, je mehr die Pendellänge von der Länge des Krümmungsradius
abweicht, um so kleiner auch der Ausschlagbogen wird, welcher der angenommenen
Differenz der Tourenzahlen entspricht. Man wähle also die Pendellänge 1 ≦
ρ. Wenn man sich nun bei großen Werthen
von l entscheidet, einen Regulator mit sogen.
verlängerten Pendelstangen (Fig. III) anzuwenden,
dann hat man an dieser Stelle noch von Formel Ia
Gebrauch zu machen.
Jetzt ist der Regulator in seiner tiefsten Stellung vollständig bestimmt. Die Lage
des Pendelaufhängepunktes ergibt sich aus der Construction, wenn man l in Figur V einträgt,
ist aber auch sehr einfach auf dem Wege der Rechnung zu bestimmen. Nun drehe man das
Pendel bis auf einen Ausschlagwinkel α₂
(welchen man jedoch für den Anfang nicht zu groß wählen soll) und suche für diesen
aus der Zeichnung (oder mittels Berechnung) die Distanz x₂ des Kugelmittelpunktes von der Achse. Diesen Werthen entspricht
eine Winkelgeschwindigkeit
Textabbildung Bd. 225, S. 12
Weicht dieses ω₂
noch zu sehr vom gewählten ω₂ ab, dann
setze man ein zweites Werthepaar (α₂, x₂) in Formel VI ein u.s.f., bis man dem
gewählten Werthe von ω₂ genügend nahe
gekommen ist.
Die Minimal- und Maximaltourenzahlen, zwischen welchen der Regulator reguliren kann,
ergeben sich schließlich aus ω₁ (gewählt)
und ω₂ (berechnet):
n₁'' = 60ω₁/2π
(1 – (δ – ε)/2) (VII)
n₂' = 60ω₂/2π
(1 + (δ – ε)/2),
(VIII)
für ε =
Empfindlichkeitsgrad des Schwungrades der Maschine.
Die Einwirkung des Regulators soll man nicht zu empfindlich machen wollen; jedenfalls soll nicht
der Centrifugalregulator empfindlicher sein als der zweite Regulirungstheil der
Maschine, das Schwungrad. Macht man den Empfindlichkeitsgrad von Regulator und
Schwungrad genau gleich, dann werden durch das letztere bei jeder Umdrehung der
Maschine die zwei Winkelgeschwindigkeiten ω' und
ω'' zugelassen, bei welchen der Regulator
eben in den Stand gesetzt ist, die Energie W zu
entwickeln, um seine Ruhelage verlassen zu können. Man hat also auf diese Weise in
Anbetracht der endlichen Masse des Schwungrades in Wirklichkeit einen vollkommen
empfindlichen Regulator. Ist aber der Regulator empfindlicher als das Schwungrad,
dann wird er schon bei jeder Umdrehung gezwungen, seine mittlere
Gleichgewichtsstellung zu verlassen, es muß somit ein Zucken auftreten. Diesem ist
zwar abzuhelfen, wenn man dem Regulatorpendel in seinen Gelenkpunkten etwas Spiel
gibt, so daß die kleinern Unregelmäßigkeiten der Maschine nicht mehr so stark auf
den Regulator einwirken können; doch wähle man lieber (ω' – ω'')/ω = δ ≧
ε. Dem entsprechend soll man auch nicht W übermäßig groß annehmen, wenn dieser Werth nicht
genügend genau bestimmt werden kann. Denn je kleiner der Widerstand W, welchen der Regulator zu überwinden hat, sich in
Wirklichkeit ergibt, um so empfindlicher wird der Regulator sein. Es kann demnach
leicht auf diese Weise δ < ε werden, dann hat man wiederum ein Zucken des
Regulators. Insbesondere bei Steuerungen, welche den Regulator nur intermittirend
einwirken lassen, verschwindet nahezu der Widerstand W
schon bei jedem Kolbenhub einmal. Man will aber auch nicht gar zu kleine
Kugelgewichte erhalten, damit nicht etwa der intermittirend wirkende Widerstand zu
sehr auf den Regulator zurück wirke und auch so ein Zucken veranlasse; deshalb ist
in diesem Falle entschieden anzurathen, einen Oelbremser anzubringen, mit welchem
überhaupt das Zucken jedes Regulators auf ein Minimum reducirt werden kann, ohne
damit der Empfindlichkeit seiner Einwirkung Eintrag zu thun. Oelbremser mit einer
Regulirschraube möchte ich besonders empfehlen.
Ist für eine Maschine Kraft und Widerstand während der ganzen Umdrehung constant,
also kein Schwungrad nöthig, dann kann natürlich der Regulator nie vollkommen
empfindlich gemacht werden.
Selbstverständlich behalten die schon früher erwähnten dynamischen Betrachtungen von
Prof. Kargl in allen Fällen ihren Werth für solche
Regulatoren bei; jedoch hat man es bei directwirkenden Regulatoren ebenfalls mit
einem Oelbremser in der Hand, die erzeugte lebendige Kraft der Kugeln so zu
absorbiren, daß der neue Beharrungszustand der Geschwindigkeit der Maschine in
kürzester Zeit hergestellt wird. Grade für den Fall, daß die Maschine plötzlichen
großen Widerstandsänderungen ausgesetzt ist, soll man den Regulator nicht zu
empfindlich einwirken lassen, damit man mittels eines anzubringenden Oelbremsers
nicht noch die Empfindlichkeit der Einwirkung reguliren muß, sondern damit man durch
denselben die Zeit bis zur Herstellung des neuen Beharrungszustandes auf ein Minimum
herunterziehen kann.
Ueberhaupt ist es meine feste Ueberzeugung, daß diese gewöhnlichen einfachen
Centrifugalregulatoren, sobald man sie nur in rationeller Weise berechnet und
constructiv durchführt, allen Anforderungen, welche die Praxis an sie stellt,
genügen können, und wenn es mir durch diese Untersuchung gelungen ist, dieselben an
vielen Orten wieder etwas mehr zu Ehren zu ziehen, dann ist mein Zweck vollständig
erfüllt.