Titel: | Die Wiener Hochquellenleitung. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 202 |
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Die Wiener Hochquellenleitung.
Die Wiener Hochquellenleitung.
Ueber die Kaiser Franz Josef's Hochquellenwasserleitung ist soeben ein in hohem Grade
beachtenswerthes Werk erschienenF. Karrer: Geologie der Kaiser Franz Josef's Hochquellenwasserleitung. 409 S. in Fol. Mit 20 colorirten Tafeln und
zahlreichen Abbildungen im Text. Preis 72 M. (Wien 1877. A. Holder.), dem wir folgende kurze Angaben entnehmen.
Bekanntlich führt die 106km lange Leitung
das Wasser des Kaiserbrunnens und der Stixensteinerquelle nach Wien. Der
Kaiserbrunnen entspringt am Fuße des 2075m
hohen Schneeberges, der wesentlich aus stark zerklüftetem, hellgefärbtem Alpenkalk
(obere Trias) besteht, in dessen Spalten und trichterförmigen Vertiefungen das ganze
Jahr hindurch Schnee anzutreffen ist. Die Quelle lieferte im October 1863 täglich
350000hl Wasser; durch Tieferlegung des
Ausflusses wurde im J. 1872 bis 1873 fast doppelt so viel gewonnen. Die Temperatur
des Wassers schwankt im Winter und Sommer zwischen 6 und 7°. Die
Stixensteiner Quelle entspringt ebenfalls am Fuße des mächtigen Schneeberges. Sie
lieferte im Sommer 1863 täglich 359000hl
von 8,2°. 1l dieser Wässer enthält
nach Schneider (vgl. 1874 212
75):
Kaiserbrunnen.
StixensteinerQuelle
mg
mg
Chlornatrium
1,5
3,3
Schwefelsaures Natrium
1,7
5,4
Schwefelsaures Kalium
1,1
–
Schwefelsaures Calcium
7,6
26,7
Kohlensaures Calcium
103,1
167,7
Kohlensaures Magnesium
18,5
36,1
Kohlensaures Eisen
Spur
Spur
Kieselsäure
1,8
2,5
Ammoniak
0
0
Organische Substanz
4,2
–
Die Art der Fassung dieser Quellen, die Leitung des Wassers nach dem Hochbehälter auf
dem Rosenhügel bei Wien ist nach der Denkschrift von Stadler
R. Stadler: Die Wasserversorgung der Stadt Wien in
ihrer Vergangenheit und Gegenwart. (Wien 1873.) gegeben, unter eingehender Besprechung der geologischen Verhältnisse der
hier in Betracht kommenden Schichten, mit sehr zahlreichen, gut ausgeführten
Profilen und Abbildungen.
Das Maximum der vom 1. September 1873 bis Ende Mai 1876 täglich nach Wien
übergeführten Wassermenge betrug 1425380hl
am 7. September 1875, das Minimum 250252hl
am 6. März 1875.
Während der Leitung von den Quellen nach dem Hochbehälter nimmt der Gehalt des
Wassers an Kohlensäure, Kalk, Magnesia und Alkalien etwas ab, während die Menge der
organischen Stoffe wenig vermehrt wird. Vom Hochbehälter bis in die Häuser verliert
das Wasser in den eisernen Röhren ebenfalls etwas Kohlensäure, Kalk, Magnesia,
Alkalien, Schwefelsäure und Chlor; dagegen wird der Gehalt desselben an organischen
Stoffen und an Eisen vermehrt.
Aus den Nachträgen ist noch bemerkenswerth, daß nach den im J. 1873 und 1874
ausgeführten Untersuchungen die 32 Brunnen des k. k. Artillerie-Arsenales zu
Wien sämmtlich
schlechtes Wasser liefern. Dasselbe enthält namentlich Salpetersäure, organische
Stoffe, einige auch lebende Organismen (Cyclops quadricornis,
Gammarus-Arten, Anguillula fluviatilis
u.s.w.) und ist durchweg sehr hart.
In wasserarmen Zeiten genügt die Hochquellenleitung nicht zur Wasserversorgung von
Wien. Es muß daher die im J. 1841 eröffnete Kaiser Ferdinand's Wasserleitung im
Betriebe erhalten werden, welche ihr Wasser dem Schotterbecken der Donau entnimmt.
Die Stadt Wien hat nun bereits die große Höllenthalquelle und die Altaquelle als
Reserve erworben, sowie die Naßquelle und die Quelle im Reißthale zur fernern
Verwendung in Aussicht genommen. Das Wasser derselben zeichnet sich ebenfalls durch
große Reinheit aus; 1l des Wassers der
Altaquelle enthält:
mg
Chlornatrium
1,6
Schwefelsaures Natrium
7,3
Schwefelsaures Calcium
43,6
Kohlensaures Calcium
126,0
Kohlensaures Magnesium
47,4
Kohlensaures Eisen
Spur
Kieselsäure
2,3
Ammoniak
0
Die Temperatur desselben beträgt das ganze Jahr hindurch 9,7 bis 10°.
F.