Titel: | Ueber amerikanische Turbinen; von Ingenieur Otto Schrott in Rochester, N-Y., Nordamerika. |
Autor: | Otto Schrott |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 217 |
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Ueber amerikanische Turbinen; von Ingenieur Otto Schrott in Rochester,
N-Y., Nordamerika.
Mit Abbildungen auf Texttafel D.
(Fortsetzung von S. 122 dieses
Bandes.)
Schrott, über amerikanische Turbinen.
Die Allentown-Turbine von H. F. Mosser und Comp. in Allentown, Pa., erreicht durch Verdrehung der
einen Hälfte des Leitapparates die zweckmäßigste und unbedingt beste Regulirung, die
man durch Verdrehung überhaupt erreichen kann. Figur 12 (Taf. D) stellt eine Ansicht, Figur 13 einen
Verticalschnitt und Figur 14 einen Horizontalschnitt dieser Turbine dar.
Die innere Hälfte des Leitapparates B ist fest und sind
dessen in einen spitzen Winkel zulaufenden Führungsschaufeln zwischen Deckel und
Boden gegossen. Der außenliegende Theil des Leitapparates, das eigentliche Register
A, besteht aus einer Anzahl von C-förmigen Schaufeln, welche zwischen zwei Ringe
gegossen sind, an deren einen Seite eine ebene Schaufel angeschraubt wird, welche
bis nach innen an die Stelle reicht, wo das Wasser aus dem Leitapparat in das
Turbinenrad übertritt. Durch Verdrehung dieses Registers werden gleichzeitig alle
Durchflußräume des Leitapparates ohne Aenderung des Einströmungswinkels verändert.
Die Drehung dieses Registers erfolgt von einer stehenden Welle E, auf welcher ein Zahnrad sitzt, das im Eingriff mit
einem verzahnten Segment, welches auf die Oberfläche des Registers geschraubt ist.
Zwei Arme D verbinden den obern Registerring mit einer
Büchse, welche sich auf eine gedrehte Flansche des innern Leitapparates B stützt und sich auf derselben dreht. Außerdem
übergreift der obere Registerring die Oberfläche des innern Leitapparates, wie in
Figur 13
ersichtlich ist. Die stehende Regulirwelle E erscheint
einfach in den Boden von B eingelassen, da die geringe
Beanspruchung derselben keine umständliche Lagerung nöthig macht; die Turbinenwelle
ist auf bekannte Weise auf einem eingesetzten Holzzapfen gelagert. Das obere Lager
der schmiedeisernen Turbinenwelle ist mit nachstellbaren Backen (Fig. 13) versehen. Bei
der Prüfung in
Philadelphia war ein Rad von folgenden Dimensionen im Betriebe:
Durchmesser des Turbinenrades
610mm
Durchströmfläche
361qc
Länge der Welle von der aufliegenden
Leitapparatflansche zum Mittel der
Kupplung
686mm
Durchmesser der Wellenkupplungsbohrung
70mm
Aeußerer Durchmesser der Turbine
940mm
Preis
300 Dollars.
Die Untersuchung ergab folgende Resultate bei
voller
Oeffnung
des
Leitapparates
75,00
Proc.
7/8
„
„
„
71,32
„
3/4
„
„
„
68,33
„
Die Abnahme des Nutzeffectes für 3/4 Beaufschlagung ist 6,67 Proc., d. s. also 8,9
Proc. vom ursprünglichen Nutzeffect. Obwohl dieser Werth höher ist als bei Risdon, so wird man doch bemerken, daß die Abnahmen des
Nutzeffectes bei dieser Turbine viel stetiger und gleichmäßiger sind als bei Risdon und Hunt.
Bei den Regulirungen mit einer vertical gehobenen Schütze erscheinen die
Effectverluste am Anfange der Regulirung gering, nehmen im Verlaufe jedoch ganz
bedeutend zu, während bei den Turbinen mit Leitapparatdrehung die Verluste schon
anfangs bedeutend sind, jedoch nur unbeträchtlich innerhalb der Grenzen von 1/8
Abstufung sich steigern.
Die Regulirung bei der Eclipse-Doppelturbine von Stillwell und Bierce in Dayton, Ohio, wird
durch Drehung eines zwischen Leitapparat und Turbinenrad liegenden Registers
erreicht.
Betrachtet man den Verticalschnitt in Figur 16 (Taf. D), so bezeichnet
darin A den außenliegenden festen Leitapparat, welcher
mit dem Abflußrohre D ein Stück bildet; in letzteres ist
wieder das aus gußeisernen Armen bestehende Kreuz zur Lagerung des Turbinenzapfens
geschraubt. Das Register B ist unten in den Leitapparat
A eingelassen und übergreift denselben oben auf
einer gedrehten Arbeitsfläche.
Das Register B besitzt oben vier zu einer Nabe E vereinigte Arme F (Fig. 16), und
reicht eine büchsenförmige Verlängerung des Lagertheiles G in diese Nabe E. Außerdem trägt das Register
oben ein Zahnsegment K, in welches ein auf der
verticalen Regulirwelle M sitzendes Zahnrad L eingreift.
Nach Einsetzung des Turbinenrades C, das hier eine
eigenthümliche Construction besitzt, wird der Deckel N
auf den festen Leitapparat A geschraubt. Dieser Deckel
enthält den Untertheil der zum Verschlusse des Regulirtriebwerkes dienenden Büchse
P als Anguß, und nachdem man das Zahnrad mit der kurzen
Regulirwelle eingesetzt hat, wird der Verschlußdeckel Q
aufgeschraubt, wodurch das Triebwerk gegen alle Beschädigungen sicher gestellt ist.
Hierauf schiebt man die bereits erwähnte Büchse G von
oben auf den Deckel, wobei deren Verlängerung sich in die Nabe des Registers
schiebt, und schraubt sie auf den Deckel nieder. Nach Einbringung der zur Führung
der gußeisernen Turbinenwelle dienenden Holzbacken mit deren seitlichen
Verschlußstücken werden letztere mittels Schrauben festgestellt und die Backen
sodann mittels der horizontalen Setzschrauben adjustirt.
Das Turbinenrad C besteht eigentlich aus zwei durch eine
Mittelplatte getrennte, jedoch aus einem Gusse gefertigte Theile, deren Schaufeln
für eine horizontale (centrale) Wasserführung bestimmt sind. In dem
Horizontalschnitt Figur 17 erscheinen die unter der Mittelplatte liegenden Schaufeln
punktirt und sind dieselben in ihrer Lage gegen die der obern Partie verstellt. Der
Nutzen einer derartigen Radconstruction für die vorliegende Regulirungsform ist
vollkommen illusorisch; denn es ist nicht einzusehen, wie bei der Verdrehung der
Registerschütze ein günstigerer Einfluß auf den Nutzeffect sich gestalten kann. Es
ist unzweifelhaft, daß diese Construction für eine der frühern Regulirungsweisen mit
vertical verschobenen Schützencylindern ihre Berechtigung hätte; in der vorliegenden
Form jedoch bildet dieselbe eine unnöthige Complication des Rades, und außerdem noch
durch die allerdings dünne Mittelplatte die Veranlassung zur Verspritzung einer
gewissen Wassermenge.
Fassen wir die Regulirungsweise selbst ins Auge, so bemerken wir bei Betrachtung des
rechten Theiles der Figur 17, in welchem die verdrehte Stellung des Registers punktirt
angegeben ist, daß das Wasser bei α eintritt und
bei β plötzlich und einseitig contrahirt wird.
Entspricht übrigens die Einlaßöffnung bei β der
vorhandenen Wassermenge, so findet nach dem Passiren von β das Wasser wieder einen leeren und großen Zuleitungsraum in γ, wird daher schon im Leitapparate theilweise
verspritzen, wodurch die Mangelhaftigkeit dieser Regulirungsweise klar erscheint. Es
ist daher auch eine Folge dieser Umstände, daß trotz des Ungeändertbleibens der
Einlaufwinkel dennoch diese Turbine bei der Regulirung sehr schlechte Resultate
ergibt.
Die Untersuchung eines Rades in Holyoke unter 4m,57 Höhe ergab an Nutzeffect für
volle
Oeffnung
des
Leitapparates
68,6
Proc.
7/8
„
„
„
59,67
„
3/4
„
„
„
53,48
„
1/2
„
„
„
28,00
„
Allerdings waren hierbei gewichtige Mißverhältnisse diesem Rade entgegen; aber man
kann sich aus dem Gesagten leicht ein Urtheil über die Güte desselben bilden. Das
geprüfte Rad hatte folgende Hauptabmessungen:
Durchmesser des Turbinenrades
762mm
Durchströmfläche
669qc
Länge der Welle von der untern Auflagflansche
des Leitapparates zur Mitte der
Kupplung
943mm
Durchmesser der Kupplungsbohrung
92mm
Durchmesser des Außenrades
984mm
Preis des Rades
395 Dollars.
In Philadelphia lag keine Turbine dieser Fabrik zur Untersuchung vor, weshalb neuere
Daten über dieselbe fehlen.
Auch durch diese Turbine wird der bereits früher aufgestellte Satz, daß behufs guter
Regulirung das Ende der Leitzelle unbedingt regulirt werden muß, wieder bestätigt.
Diese nachdrückliche Betonung ist aber nöthig, da sich eine große Anzahl von
Turbinen vorfindet, bei denen solche Systeme Anwendung finden, und wir wollen noch
zwei Turbinen dieser Gattung betrachten, welche sich in Amerika sogar eines sehr
guten Rufes erfreuen.
Die Turbine von F. Burnham in York, Pa., reiht sich dem
Eclipse-Rade unmittelbar an, nur mit dem Unterschiede, daß Burnham das Regulirregister außerhalb des Leitapparates
verlegt. Dagegen weist diese Turbine bedeutende Constructionsverschiedenheiten
auf.
In Figur 18
(Taf. D) bedeutet A das
außenliegende, um M drehbare Register, B den festen Leitapparat und C das Turbinenrad, dessen Construction der
Henschel-Jonval-Turbine ähnlich ist, mit deren Verbesserungen sich Burnham lange Zeit beschäftigte. Bei eingehendem Studium
fallen allerdings die Vortheile dieser Verbesserungen klein genug aus, um so mehr
als die ganze Construction sehr plump und massig vorgenommen ist, obwohl die Preise
derselben in Amerika zu den niedern zählen. Die Schaufeln des Registers sind
zwischen die zwei starken Scheiben α und β (Verticalschnitt Fig. 19) gegossen; die
innere Verlängerung α übergreift den festen
Leitapparat B, der ausgebohrt und in welchen das
Turbinenrad C eingepaßt ist. Ueber A und B liegt der
Verschlußdeckel D.
Die Drehung des Registers A erfolgt von einer stehenden
Welle durch das Excenter E, welches sich zwischen einer
mit der Büchse F verbundenen Gabel G dreht. Durch Drehung des Excenters wird die Gabel
entweder nach rechts oder links verschoben, und ertheilt, da dieselbe auf die Mantelfläche des
Registers geschraubt ist, letzterm die erforderliche Drehung. Auf den Deckel sind
drei starke gußeiserne Stützen in einer gegen das Mittel der Turbinenwelle geneigten
Lage aufgeschraubt und oben gleichfalls durch Schrauben mit dem Führungslager der
Welle in Verbindung gebracht. Dieses Lager besitzt wieder drei nachstellbare Backen
und Holzfütterung.
Die Regulirungsweise wurde bereits im Vorhergegangenen als äußerst mangelhaft
bezeichnet und wird durch die Prüfungsresultate diese Behauptung erwiesen. –
Charakteristisch an dieser Turbine ist auch, daß der Leitapparat unten mit keiner
Auflagflansche versehen ist, mittels welcher man denselben in den Zuleitungscanal
einsetzen kann; er wird mittels der Füße H direct auf
den Boden (oder eine Erhöhung) des Unterwassercanales gestellt. Das Detail des
Holzzapfens ist bei dieser Turbine gleichfalls beachtenswerth.
Fassen wir die constructiven Vortheile der Burnham-Turbine kurz zusammen, so
sind dieselben folgende. 1) Die concaven Schaufelcurven, also jene, denen das Wasser
vorzüglich folgt, sind verlängert. 2) Das Regulirregister ist mit vorspringenden
Rändern versehen, so daß beim Einbauen in ein Rohr durch diese Ränder bereits
größere Steine von dem Eindringen in das Leitrad oder Turbinenrad abgehalten werden.
3) Die Bewegung des Registers erfolgt nicht durch ein Zahnrad und Zahnsegment,
sondern durch ein Excenter, wodurch die Gefahr eines Bruches nicht so nahe
liegt.
Außerdem möchten wir an dieser Stelle noch den Nutzen einer großen Anzahl von
Leitschaufeln betonen, besonders für Fälle, wo der Leitapparat leichter
ausgewechselt werden kann als das Turbinenrad, wie dies eben bei Burnham der Fall ist. Besitzt der Leitapparat viele
Leitschaufeln und dementsprechend viele, aber kleine Leiträume, so erfolgt im Falle,
als mit dem Wasser ein großer Stein oder ein Holzstück angeschwemmt werden sollte,
entweder ein Verklemmen desselben im Leitapparate oder ein Bruch desselben, während
das Turbinenrad meist unbeschädigt bleibt.
Die Burnham-Turbine wurde in Philadelphia nicht untersucht. In Holyoke wurden
von derselben folgende Nutzeffecte entnommen:
Volle
Oeffnung
des
Leitapparates
77,09
Proc.
7/8
„
„
„
71,95
„
3/4
„
„
„
64,63
„
1/2
„
„
„
48,16
„
Zur Prüfung unter 4m,69 Fallhöhe lag ein Rad von folgenden Dimensionen vor:
Durchmesser des Turbinenrades
610mm
Durchströmfläche
409qc
Länge der Welle
762mm
Durchmesser der Kupplungsbohrung
73mm
Gewicht der Turbine complet
447k
Preis der Turbine
225 Dollars.
Die Turbine von G. A. Houston (Fig. 20 Taf. D) führen wir noch als Repräsentanten der Systeme mit
Außenregistern an; dieselbe besitzt eine charakteristische Construction, durch
welche sich dieselbe von allen andern amerikanischen Turbinen unterscheidet. Sowohl
Leitapparat als Turbinenrad sind stark conisch geformt, wodurch eine eigenthümliche
Combination der beiden Systeme von Francis und von Henschel erreicht wird. Denn trotzdem, daß das Wasser aus
dem Leitapparate in das Turbinenrad nach abwärts geführt wird, erlaubt diese
Anordnung dennoch die bekannte und beliebte amerikanische Constructionsweise. Man
hat auch hier das außenliegende Spaltenregister A, den
festen Leitapparatring B und das Turbinenrad C. Das Register dreht sich auf einer unter demselben
vorspringenden Flansche des Leitapparates B und trägt
oben ein verzahntes Segment, in welches ein kleines Zahnrad der stehenden
Regulirwelle eingreift. Außerdem führen wieder zwei Arme von der Oberfläche des
Registers zu einer Büchse, um das richtige Drehen desselben zu sichern. Das Getriebe
ist vollständig verdeckt, so daß es nicht durch Verunreinigung leidet. An die untere
Auflagflansche des Leitapparates B ist das gußeiserne
Kreuz für die Fußlagerung der Turbinenwelle angeschraubt. Ob dieses Detail
empfehlenswerth ist, erscheint sehr zweifelhaft. Alles andere kann aus der Figur 20
deutlich ersehen werden, um so mehr als die übrigen Detaile mit den bisher
besprochenen übereinstimmen. Auch diese Turbine wurde nicht zur Prüfung in
Philadelphia angemeldet. Es erscheint, als hätten die schlechten Resultate der
Versuche in Holyoke den Fabrikanten es vortheilhafter erscheinen lassen, seine
Turbine „außer Preisbewerbung“ zu setzen. Zur Prüfung in
Holyoke lag folgendes Houston-Rad vor:
Durchmesser des Rades
762mm
Durchströmfläche
664qc
Durchmesser der Außenflansche
1283mm
Länge der Welle von der Außenflansche
zum Mittel der Kupplung
1041mm
Durchmesser der Kupplungsbohrung
86mm
Gewicht der Turbine
953k
Preis
400 Dollars.
Der Nutzeffect war unter 4m,57 Fallhöhe folgender:
Volle
Oeffnung
des
Leitapparates
81,20
Proc.
7/8
„
„
„
65,00
„
3/4
„
„
„
60,90
„
5/8
„
„
„
48,60
„
1/2
„
„
„
45,50
„
Als letzte in unsere Besprechung einzurechende Turbine jenes Systemes, welches die
Regulirung ohne Aenderung des Einlaufwinkels hervorbringt, führen wir die Turbine
von E. T. Cope und Söhne vor,
welche zugleich das Princip vertritt, nach und nach paarweise die Leitzellen
abzuschließen, während die andern vollständig geöffnet bleiben. Diese Turbine ist
eine neue Erscheinung in Amerika und soll die Fabrik in kurz vergangener Zeit auch
verschiedene deutsche Patente auf dieselbe erhoben haben.
Der Leitapparat B (Fig. 22 Taf. D, welche einen Horizontalschnitt und eine Draufsicht
der Turbine vorstellt), ist mit einer der Anzahl von Turbinenschaufeln gleichen Zahl
von festen Leitschaufeln versehen. Zwischen den äußern Eintrittsöffnungen dieser
Schaufeln befindet sich je ein hahnförmiger, genau eingegossener Verschlußkegel
(Fig.
23), dessen Achse zur Verdrehung am obern Ende einen Arm mit zwei
Anschlagstiften trägt. Auf den Deckel der Turbine ist eine Büchse D geschraubt, welche einen Arm E (Fig. 21) zur Lagerung der
Regulirwelle F besitzt; ein Zahnrad auf derselben greift
in einen Zahnkranz G ein, welcher sich auf der Büchse
D drehen kann. Dieser Zahnkranz hat zwei diametral
gegenüber liegende Daumen H, welche beim Drehen der
Regulirwelle, bezieh. des Zahnkranzes, an die Stifte der Regulirhähne anschlagen und
auf diese Weise letztere paarweise entweder schließen oder öffnen, je nachdem die
Drehung in dem einen oder im entgegengesetzten Sinne vorgenommen wird. Aus dem
Schnitte in Figur
22 kann man drei geöffnete und einen geschlossenen Hahn ersehen.
Selbstverständlich bleiben auf diese Weise die Leitcanäle der offenen Hähne in ihrem
Querschnitte vollständig unverengt.
Ob diese Regulirung sich durch bessere Wirkungsweise empfiehlt, ist zur Zeit noch
nicht endgiltig entschieden, da von dieser Turbine keine näheren officiellen
Prüfungsdaten vorliegen und die von der Fabrik selbst angegebenen Werthe mit
Vorsicht aufgenommen werden müssen. Nach deren Angaben stellte sich das Verhalten
der Turbine folgendermaßen heraus:
Beaufschlagung.
Höhe desWassers.mm
Wassermenge.cbm
Tourenzahlpro Minute.
Stärke.e
Nutzeffect.Proc.
Volle Oeffnung des Leitapparates
1356
27,2
57
6,51
80,72
2/3
„
„
„
1433
20,1
51
4,81
76,28
1/2
„
„
„
1692
15,7
52
4,50
78,01
1/3
„
„
„
1737
11,7
56
3,37
74,20
1/4
„
„
„
1679
10,2
66
2,50
68,00
Die hierbei verwendete Turbine hatte:
Durchmesser des Turbinenrad
1153mm
Durchströmfläche
2168qc
Länge der Welle
1321mm
Durchmesser der Kupplungsbohrung
113mm
Preis
650 Dollars.
Das eigentliche Turbinenrad C besitzt bei Cope noch die charakteristische Eigenthümlichkeit, daß
die Turbinenschaufeln nicht eingegossen, sondern eingesetzt sind, wodurch die
Reparatur bei einem Bruche derselben leichter wird. Diese Anordnung wurde von den
meisten amerikanischen Fabriken gänzlich verlassen, nachdem dieselbe eine Zeit lang
stark im Gebrauche gewesen war, und sprechen sich die meisten amerikanischen
Turbinenbauer gegen diese Einrichtung aus. Bei der Enge der Leitcanäle der Turbine
von Cope erscheint das Einsetzen der Turbinenschaufeln
überdies vollständig ungerechtfertigt und dürfte mehr Reparaturen verursachen, als
ersparen, da eingesetzte Schaufeln oft lose werden. Der äußerst delicate
Regulirapparat mit Hähnen dürfte durch angeschwemmtes Laub oder durch Sand nicht
selten unwillkommene Störungen erfahren, und glauben wir demnach diese Regulirweise
als nicht empfehlenswerth bezeichnen zu dürfen.
Bei der Untersuchung in Philadelphia verweigerte die Fabrik die Prüfung der
Regulirungsweise, da die Turbine für die große Fallhöhe zu genau eingepaßt war. Für
volle Beaufschlagung ergab dieselbe:
Tourenzahl pro Minute
241
Stärke der Turbine
77e,12
Gefälle
8m,78
Absoluter Effect
100e,51
Nutzeffect
76,72 Proc.
Die Dimensionen dieser Turbine betrugen:
Durchmesser des Turbinenrades
762mm
Durchströmfläche
929qc
Länge der Welle
1067mm
Durchmesser der Kupplungsbohrung
75mm
Preis
380 Dollars.
Es bleiben nun noch jene Systeme zur Besprechung übrig, welche die Regulirung durch
Aenderung des Einströmwinkels der Leitapparatschaufeln erzielen, nämlich die
Flügelsysteme. Obwohl man gerechten Grund hat, sich wegen der theoretischen
Mangelhaftigkeit dieser Regulirungsweise entschieden dagegen auszusprechen, besitzen
diese Constructionen doch anderseits wieder einige bedeutende praktische Vortheile,
so daß dieselben zur Zeit noch nicht verdrängt sind. Den bedeutendsten Ruf unter
diesen Systemen besitzt die „American Turbine“ und die Turbine
von James Leffel, welch letztere vielleicht die größte
Anzahl auf den Markt gebracht und abgesetzt hat.
Betrachten wir zunächst die American Turbine von Stout,
Mills und Temple in Dayton, Ohio, dargestellt in
Fig. 24
und 25 Taf.
D in Ansicht und Grundriß. Die Schaufeln des
Leitapparates dieser Turbine bestehen aus einer Anzahl von Flügeln A, welche um Scharniere B
drehbar sind und in den festen Theil des Leitapparates eingesetzt werden. Letzterer
repräsentirt den üblichen Ober- und Unterring, zwischen welchen die Wände D gegossen sind. Die Flügel A sind bei A' nach außen gekröpft und
schließen sonach den Raum zwischen A und D stets vollständig ab. Unmittelbar über dem
Turbinendeckel E befindet sich eine Regulirscheibe F, welche mittels Zugstangen H mit den an den beweglichen Leitschaufeln A
angegossenen Zapfen G verbunden ist. Wird nun die
Scheibe F von der Regulirwelle aus – durch
Zahnrad und Zahnsegement – gedreht, so müssen sich die Leitschaufeln A ebenfalls um ihren Drehzapfen B bewegen. Es rückt bei einer Drehung der Regulirscheibe in der Richtung
von rechts nach links der Theil α der
Leitschaufel A gegen den Theil β der festen Leitapparatwände D vor und
schließt bei fortgesetzter Drehung daselbst ab.
Durch die Drehung der Leitflügel um ein Scharnier wird, wie erwähnt, der Winkel
geändert, unter welchem das Wasser in das Turbinenrad tritt, und da in den meisten
Fällen die Gefällshöhe nicht wesentlich abnimmt, wenn die Aufschlagwassermenge sich
(oft bedeutend) verringert, so folgt daraus, daß die Einströmung unrichtig wird.
Dagegen ist nicht zu läugnen, daß für den Fall, als mit der Verminderung der
Wassermenge auch eine bedeutende Verringerung der Fallhöhe Platz greift, die Turbine
mit Flügelregulirung besser arbeitet als wie alle andern Regulirvorrichtungen,
welche nur die Zellen des Leitapparates abschließen oder verringern, ohne den
Einlaufwinkel zu ändern, da bei dem Flügelsysteme eine Correctur des Einlaufwinkels
vorgenommen wird. Dieser Umstand bringt es auch mit sich, daß die Turbinen von Stout, Leffel u.a. unter Umständen viel bessere Dienste
leisteten als andere bisher bekannte amerikanische Constructionen.
An der Turbine bemerkt man ferner ein genietetes Zugrohr (Fig. 24), welches für den
Fall angesetzt wird, wenn das übliche gußeiserne Rohr zu kurz sein sollte.
Es ist nicht nöthig, über die weitere Detailconstruction des Rades zu berichten, da
dieselbe genau derjenigen der bereits besprochenen Turbinen gleicht.
In Philadelphia wurde eine Turbine von folgenden Dimensionen untersucht:
Durchmesser des Turbinenrades
762mm
Durchströmfläche
568qc
Länge der Welle
1041mm
Durchmesser der Kupplungsbohrung
75mm
Preis
375 Dollars.
Die Prüfung ergab für
volle
Oeffnung
des
Leitapparates
68,50
Proc.
3/4
„
„
„
69,22
„
3/8
„
„
„
60,07
„
Diese ungünstigen Resultate, welche die Turbine als
zweitschlechteste der in Philadelphia probirten erscheinen lassen, sind
größtentheils auf den besondern Umstand zurückzuführen, daß die Schaufelung der
Ausstellungsturbine für 3/4 Füllung construirt war. Die Fabrikanten hofften
hierdurch bei verschiedenen Füllungsgraden eine Halbirung der Fehler zu erzielen;
doch lehrte der Erfolg, daß dieses Mittel nicht glücklich gewählt war.
In Holyoke dagegen wurden nachstehende Resultate erzielt:
Voller
Leitapparat
83,14
Proc.
7/8
„
82,84
„
3/4
„
81,49
„
5/8
„
78,73
„
1/2
„
69,64
„
1/4
„
50,08
„
Geprüft wurde hierbei eine Turbine, deren Raddurchmesser
1219mm, Durchströmfläche 1581qc, Länge der Welle 1365mm, Durchmesser der Kupplungsbohrung 111mm und Preis 600 Dollars betrug. Die
Fallhöhe war in letzterm Falle 5m,49.
Der unstreitig praktische Vortheil der Flügelsysteme besteht darin, daß im Falle
eines Leitschaufelbruches die Leitschaufel leicht und schnell ausgewechselt werden
kann – ein Vortheil, welchen solid gegossene Leitapparate nicht bieten.
(Schluß folgt.)