Titel: | Leuschner's Desincrustation von Wasserleitungsröhren. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 270 |
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Leuschner's Desincrustation von Wasserleitungsröhren.
Mit Abbildungen.
Leuschner's Desincrustation von Wasserleitungsröhren.
Das vom Inspector Gustav Leuschner in Wien patentirte
Verfahren, metallene Wasserleitungsrohre zu desincrustiren, besteht darin, daß man
die zu reinigenden Rohre auf einen Ofen aufstellt und die heißen Verbrennungsgase
durch diese Rohre, welche dem Ofen gleichsam als Schornstein dienen, durchströmen
läßt; durch die hierbei eintretende ungleiche Ausdehnung lösen sich die Krusten Von
der Rohrwand ab und können auf mechanische Weise beseitigt werden. Die Deckplatte
des in Fig. I und II
im Durchschnitt und Grundriß dargestellten Ofens trägt die zu reinigenden Rohre r, welche durch ein einfaches, leicht zusammenstellbares
Holzgestell G in verticaler Stellung gehalten werden.
Der Feuerrost f besteht einfach aus Rundeisen.
Die zu reinigenden Rohre werden vorerst mittels der Stangen a und b (Fig.
III) durch öfteres Durchstoßen derselben von dem an der Kruste haftenden
Schlamme befreit; hierauf stellt man die Rohre auf die Ofenplatte und läßt die
heißen Feuergase entsprechend lang hindurchstreichen. Das genügend erhitzte Rohr
wird von der Ofenplatte abgehoben, auf einen schiefen hölzernen Boden gelegt und nun
die zum
Fig. 1., Bd. 225, S. 271
Fig. 2., Bd. 225, S. 271
Fig. 3., Bd. 225, S. 271
größten Theile pulverige KrusteDie vom Verfasser aufgestellte Behauptung, Gyps bilde einen Hauptbestandtheil
derartiger Krusten, dürfte kaum jemals zutreffen. Seine Angabe, daß der
kohlensaure Kalk Kohlensäure verliere und das Calciumcarbonat bei dieser
Erhitzung theilweise in Aetzkalk verwandelt werde, ist unverständlich;
Calciumcarbonat und kohlensaurer Kalk sind bekanntlich identisch. mittels der in Fig. III skizzirten oder
ähnlichen Werkzeuge aus dem Rohre entfernt. c stellt den
C. H. Morse'schen Rohrreiniger (*1870 193 195 196) dar, d eine
StahldrahtbürsteNeuerdings werden solche Apparate auch in der Weise ausgeführt, daß man
centrisch gelochte, elastische Stahlblechscheiben auf einer Stange
befestigt; die Scheibendurchmesser nehmen von den beiden Enden gegen die Mitte
zu. Ein anderer neuer Apparat ist mit halbkreisförmigen Schabklingen
versehen, welche durch eine Spiralfeder gegen die Rohrwand angedrückt
werden.R..
Das Verfahren ist bereits in der Südbahnstation Laase bei Laibach praktisch erprobt
worden. Die Rohrleitung daselbst von einer Länge von 709m und 80mm lichtem Durchmesser war derart incrustirt, daß bei einem Ueberdruck von
8m,4 in der Stunde nur noch 1cbm,66 Wasser durchflossen, obgleich das
zehnfache Quantum in der Filterkammer zur Verfügung stand. (Vgl. 1876 219 525.) Laut Bauabrechnung hat der Aushub der
incrustirten Rohre, die Reinigung nach der neuen Methode und die Wiedereinlegung 905
fl. 89 kr. ö. W. gekostet; nach dem Anschlag der Reinigung mittels Salzsäure und
Durchbohren hätten die Auslagen 3519 fl. 75 kr. betragen. (Nach der Wochenschrift des
österreichischen Ingenieur- und Architectenvereines, 1877 S.
337.)