Titel: | T. Müller und Sellnick's Mühlstein-Schärfhobel mit rotirendem Diamant. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 343 |
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T. Müller und
Sellnick's
Mühlstein-Schärfhobel mit rotirendem Diamant.
Mit Abbildungen im Text und auf Taf. IV [d/4].
Müller und Sellnick's Mühlsteinschärfhobel mit rotirendem
Diamant.
Die nachstehend mit Hilfe der Figuren 28 bis 32
beschriebene Maschine dürfte für manchen Leser, welcher der Handschärfe gegenüber
der Maschinenschärfe den Vorzug einräumt, von Interesse sein, da sie gewissermaßen
die Vorzüge beider Schärfmethoden mit einander vereinigt. Mittels dieser Maschine
läßt sich eine gute Sprengschärfe auf der Mahlbahn des Steines schnell und billig
herstellen, während die weitere Bearbeitung der Steinfläche (des Mittels, der
Furchen u.s.w.) der mit der Bille u.s.w. ausgerüsteten Hand überlassen bleibt. Die
Maschine besteht wesentlich aus einer hobelartigen Vorrichtung, welche mit dem darin
angebrachten rotirenden Diamanten in der Richtung der Sprenglinien mit der rechten
Hand hin und hergezogen wird, während mit der linken Hand mittels eines Schaltwerkes
dieser Hobel um den Abstand der Schärflinien weiter geschoben wird. Diese
Manipulation ist einfach, daß sie auch der des Schärfens ganz Unkundige in wenigen
Minuten erlernen kann. Dabei bietet diese Art Anordnung gegenüber der selbstthätigen
Maschine den Vortheil, daß man jederzeit die Arbeit des Diamanten fühlt und dadurch in den Stand gesetzt ist, denselben je nach dem gefühlten
Widerstand der härtern oder weichern Stellen des Steines langsamer oder rascher zu
dirigiren, oder gar zu lüften. Der Verbrauch der Diamanten wird hierdurch auf ein
Minimum reducirt. Ein geübter Arbeiter vermag in 1/2 bis 3/4 Stunden einen Stein
damit zu schärfen. Man kann die Schärfe nach links oder rechts, unter jedem
Kreuzungwinkel, radial oder parallel führen.
Der Ständer A wird in der Mitte des Steines, beim
Bodenstein auf die Büchse, gesetzt und mittels der Schrauben E am festzustellenden Mühleisen befestigt, beim Läufer auf eine über das
Steinloch zu legende Platte U gesetzt und mit der
Schraube V und den Bolzen W
festgezogen. Um den Ständer läßt sich der Arm B bewegen,
an welchen, mittels eines prismatischen Supports C je
nach der Steingröße verschiebbar, in mehreren Gelenken D,
H die hobelartige Arbeitsplatte F, G hängt, die
mit der Bodenplatte G auf den Stein gestellt wird und
mittels des Handgriffes l bis zu der durch die
punktirten Linien bezeichneten Stellung hin und her geschoben werden kann. Die obere
Platte F dieses Hobels läßt sich deckelartig heben und
in ihrem Abstand von der untern Platte durch die Schraube k stellen. An dieser Platte f ist, in Spitzen
geführt, durch Federdruck leicht aus- und einzuspannen und mit Selbstöler
versehen, die Diamantwelle r (Fig. 31) angebracht,
welche durch die beiden Oeffnungen s und t, je nachdem die Platte rechts oder links fortrücken
soll, mittels einer Schnur y von der Scheibe Q aus in Umdrehung gesetzt wird. Diese Schnur y läuft über die an der beweglichen Schiene P befindlichen Leitrollen N
und wird durch Gewicht T stets gespannt. Die
Schnurscheibe Q sitzt auf einer in dem obern hohlen
Theil des Ständers A befindlichen Spindel fest und wird
durch die Antriebswelle R, welche durch Hebel S aus- und eingerückt werden kann, mit der
Transmission in Betrieb gebracht.
Das zur Seitwärtsbewegung des Hobels dienende Schaltwerk besteht aus einem am Ständer
A festsitzenden Schraubenrad a, um welches der Arm B durch eine daran
befindliche Schnecke b (Fig. 29) um die
jedesmalige Entfernung der Sprenglinien herumgeschraubt wird. An der Schnecke b sitzt das Sperrrad c fest,
in welches mit der Kurbel d die Sperrklinke e eingreift; letztere kann nach rechts und links gelegt
werden. Je nachdem man einen oder mehrere Zähne des Sperrrades mit der Sperrklinke
erfaßt, wird der Arm b und mit demselben der
Diamanthobel G fortgerückt und dadurch die Entfernung
der Sprengschärfe gebildet. Diese Entfernung wird durch einen in die Löcher des
Segmentes g zu steckenden Stift begrenzt. Das Gewicht
Y dient dazu, das Uebergewicht des Armes B auszugleichen. Die Schnecke b ist in einem
Rahmen h befestigt und kann, wenn man den Hebel f in die Höhe zieht, ausgelöst werden, damit man den Arm
B beliebig, falls dies zur Einstellung erforderlich
ist, um den Ständer drehen kann.
Man kann mit dieser Maschine unter verschiedenen Winkeln radial und parallel
schärfen. Der Hobel G läßt sich sammt seinen Gelenken
H, D und der Scheibe m
um den Bolzen i (Fig. 30), durch welchen
er mit dem Support C verbunden ist, drehen und, sobald
dies geschehen ist, um den wünschenswerthen Kreuzungswinkel eingestellt zu haben,
auf zwei verschiedene Weisen feststellen. Entweder zieht man die Schraube n an, und dann kann man radial ohne Aufenthalt um den
ganzen Stein herum schärfen, oder man löst diese Schraube n und stellt die Lappenschraube w (am Ständer
Fig. 28
und 29) fest,
so kann man parallele Schärflinien ziehen, wobei man bei jedem Felde die Schraube
w wieder lösen und den Diamanthobel von neuem
einstellen muß. Die parallele Schärfe wird hierbei durch die der Müller'schen
Schärfmaschine eigentümliche Anordnung des Pantographs (Storchschnabel) erzeugt,
welche durch die Verbindung des Maschinenarmes B mit dem
am Ständer befindlichen Arm ZK, der Schiene KL und den an der Scheibe m befindlichen Arm XL gebildet wird. Es
ist natürlich erforderlich, daß KL stets so lange
wie ZX gemacht wird. Die Wirkung dieser Verbindung
ist aus dem beigegebenen Diagramm ersichtlich.
Textabbildung Bd. 225, S. 345
Wenn abcd das zu
bearbeitende Feld ist, so wird der Diamanthobel so gestellt, daß er in der Richtung
der Pfeile hin und her gezogen wird resp. der Diamant in dieser Richtung schärft.
Wenn nun ZL fest stehen bleibt (nachdem die
Lappenschraube w angezogen ist), so bleibt auch XL stets parallel zu ZK, wohin sich auch der Punkt X bewegt, und da
die Schärflinien zu XL rechtwinklig stehen müssen,
dieselben unter einander parallel bleiben, wie dies aus der Stellung des
Parallelogrammes X₁ L₁ und X₂ L₂ und die Richtung der Pfeile bis zum Ausgang des Feldes c ersichtlich ist.
Wie die Figuren zeigen, ist die Maschine von großer Einfachheit; sie ist von L. Müller in Kranzegg erfunden und neuerlich von Dr. H. Sellnick in Leipzig in
einigen Details verbessert worden. (Nach der Mühle, 1877 S. 75.)Vgl. die Golay'sche Mühlsteinschärfmaschine, *
1869 192 449.