Titel: | Schussspulmaschine (Pirnwinder) von Hacking und Comp. in Burn; von Prof. H. Falcke. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 346 |
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Schussspulmaschine (Pirnwinder) von Hacking und Comp. in Burn; von Prof. H.
Falcke.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [b/4].
Falcke, über Hacking's Schußspulmaschine.
Um recht brauchbare Kötzer zum Einlegen in die Webschützen zu erzielen, müssen die
einzelnen Fadenschichten bekanntlich als Hohlkegel aufgewunden werden, die sich fest
auf einander setzen. Man benutzt dazu meist die sogen. Trichterspulmaschinen; bei
diesen wird das Garn auf Spindeln aufgewickelt, die durch Schnüren o. dgl. umgedreht
werden, und die nöthige Festigkeit wird zunächst dadurch erzielt, daß die Spitze des
sich eben aufwindenden Conus sich mit ihrer ganzen Außenfläche in einem metallenen
Trichter dreht und in diesen durch Gewichts- oder andern Druck fest
eingepreßt wird, während die Spindel sammt dem Kötzer sich nach Maßgabe der
erfolgten Aufwindung der Länge nach vorwärts schiebt. Zur weitern Erzielung der
gehörigen Festigkeit macht sich dann noch die Aufrechterhaltung einer stets gleich
bleibenden Fadenspannung nothwendig, was insofern schwierig wird, als der Faden sich
zeitweilig auf einen kleinern oder größern Durchmesser aufwickelt. Die Einrichtung
der Trichter ist eine ungünstige, weil das Garn einer größern Reibung ausgesetzt
wird, welche theils dem Garn oder dessen Farbe schadet, da zuweilen Erhitzung des
Trichters eintreten kann, theils aber auch bei weniger haltbarem Garne ein
häufigeres Reißen hervorbringt. Für ziemlich große Kötzer hat man deshalb auch schon
Trichter mit darin angebrachten Frictionsrollen construirt oder sich auch damit
helfen müssen, daß man die Reibung durch Talgschmiere zu mindern suchte, was
natürlich für das Garn nicht zuträglich ist.
Zur Herbeiführung gleichmäßiger Fadenspannung hat man verschiedene Mittel benutzt.
Einmal hat man vor dem eigentlichen Fadenführer, welcher den aufzuwindenden Faden
den Conus entlang hin- und herbewegt, noch einen zweiten angebracht, der den
zulaufenden Faden beim Aufwinden auf die größern Durchmesser unter einem andern
Winkel ablenkte als beim Aufwinden auf die kleinern, oder man gab den Spindeln und
Kötzern nicht eine gleichbleibende Umdrehungsgeschwindigkeit, sondern durch in den
Betriebsmechanismus eingeschaltete Herzräder (vgl. Boyd,
* 1871 199 353) eine mit dem Aufwindungsdurchmesser
wachsende oder abnehmende Winkelgeschwindigkeit oder constante
Aufwickelumfangsgeschwindigkeit. Die letztere Einrichtung hat das gegen sich, daß
unrunde Räder bei größerer Geschwindigkeit immer einen etwas unruhigen Gang geben;
werden dann die Spindeln von einer sich nicht gleichmäßig schnell drehenden Welle
aus durch Schnüren in Bewegung gesetzt, so werden solche Schnüren zeitweilig in
verschiedene Spannung versetzt und das Resultat wird immerhin eine etwas
unregelmäßige Drehung der Spindeln und Kötzer sein.
Den angedeuteten Uebelständen suchen nun Hacking und Comp. in Bury bei Manchester (nach dem textile Manufacturer, Jahrg. 1876) auf folgende Weise zu
begegnen. Die Spindeln mit den darauf steckenden Holzspulen sind nach Fig. 35 und
36 derart
aufgelagert, daß ihr unteres Ende in einer festliegenden Büchse (Halslager) sich
drehen und auf und ab schieben kann; das obere spitze Ende steckt in einer andern
Büchse, die mit einem Seitenarm versehen ist, welcher letztere sich in einer an den
Gestelltraversen angebrachten Hülse auf und ab schieben kann. Trichter sind nicht
vorhanden, sondern es werden dieselben dadurch ersetzt, daß der Trieb der Spindeln
oder Spulen durch Conusse (oder vielmehr Conoide) erfolgt, welche entsprechend dem
Kötzerconus (welcher nun selbst als Getriebconus dient) abgeschrägt sind. Diese
Conoide treiben die Spulen durch Reibung um und zwar an der Stelle, wo die
Aufwindung erfolgt; füllt sich die Spule, so kann sie vermöge der erwähnten
Spindelauflagerung ungehindert aufsteigen; ihr Eigengewicht bewirkt dabei die
gewünschte feste Aufwindung. Eine solche Reibung wie in den gewöhnlichen Trichtern
findet also für das Garn nicht statt; die zum Umtrieb nöthige Reibung am Kegelumfang
ist aber jedenfalls unschädlich, so daß auch zartere Garne aufgespult werden
können.
Sämmtliche Treibconusse a sind, wie die Figuren 33 und 34 zeigen, auf
Langwellen befestigt, welche ihre Bewegung von der Hauptriemenscheibenwelle b durch ein Planscheibenvorgelege erhalten; die
Conuswellen tragen die Planscheiben; auf der Riemenscheibenwelle sitzen die
zugehörigen, aus
Papier- oder Lederscheiben hergestellten Frictionscylinder d. Letztere sind aber blos undrehbar auf der Welle
befestigt und werden von einer durch Schraube ohne Ende f bewegten Herzscheibe g auf der Welle hin und
her bewegt, so daß sie, wenn der Fadenführer an der Conusspitze aufwindet, auf einen
kleinern Radius der Planscheibe wirken, und wenn der Fadenführer der
Kötzerconusbasis sich nähert, nach einem größern Radius der Planscheibe geschoben
werden, und hierdurch stets gleiche Aufwindungsgeschwindigkeit hervorgebracht wird.
Es findet also eine sehr directe Bewegungsübertragung statt, es sind keine unrunden,
etwa lärmenden Zahnräder vorhanden und es ist aller Schnurenbetrieb vermieden, der
wegen wechselnder Schnurenspannung wieder Unregelmäßigkeiten hervorbringen
könnte.
Es kommen noch eine Anzahl kleinerer Vortheile hinzu, welche zu Gunsten der Maschine
sprechen; der Wegfall von Blechtrommeln zum Schnurentrieb, welche häufige
Reparaturen erfordern, leichtere Zugänglichkeit des Kötzers und leichteres Anknüpfen
bei Fadenbruch; auch die Einrichtung, daß die Spule von selbst abfällt, wenn sie
gefüllt ist, wird einfacher. (Deutsche Industriezeitung, 1876 S.
414.)