Titel: | Olsen's Typendrucktelegraph mit automatischer Stromgebung. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 348 |
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Olsen's Typendrucktelegraph mit automatischer Stromgebung.
Olsen's Typendrucktelegraph mit automatischer
Stromgebung.
Auf der letzten internationalen Telegraphenconferenz in St. Petersburg hatte der
norwegische Mechanicus C. H. G. Olsen einen Typendrucker
ausgestellt, auf welchem die Telegramme ebensowohl mit der Hand, wie automatisch
abtelegraphirt werden können. Eine ausführliche und durch viele Abbildungen
erläuterte Beschreibung desselben brachte das Journal
télégraphique, 1876 Bd. 3 S. 333; im Nachfolgenden skizziren
wir danach seine Einrichtung.
1. Der Lochapparat enthält eine Claviatur mit 28 Tasten;
26 sind mit den Buchstaben und andern Zeichen beschrieben, 2 sind leer und diese
dienen, wie beim Hughes, zur Trennung der Wörter von einander und zum Uebergang vom
Drucken der Buchstaben zum Druck der Ziffern etc. und umgekehrt. Beim Niederdrücken
einer Taste hebt sich ein am hintern Ende derselben drehbar befestigter Stahlstab
und kommt so in den Bereich des zu der niedergedrückten Taste gehörenden, von 28 aus
einer Walze vorstehenden und in einer Schraubenlinie regelmäßig vertheilten
Stahlzapfen. Die Walze wird durch ein Triebwerk in Umdrehung versetzt, sowie
durch das Niederdrücken einer Taste ein Sperrkegel aus einem auf der Walzenachse an
deren Ende sitzenden Sperrrad ausgehoben wird. Der Zapfen nimmt den Stab mit und
drückt ihn gegen eine Stange, um durch diese und einen durch sie bewegten
Winkelhebel eine durch ein zweites Triebwerk getriebene Achse auszulösen, welche nun
rasch 3/4 einer Umdrehung macht und dann durch einen zweiten Aufhalter des
Winkelhebels wieder aufgehalten wird. Während dessen hebt ein Excenter zwei Stempel,
von denen der eine ein Loch in einen PapierstreifenEs können hier selbst bereits gebrauchte Morsestreifen benutzt werden. stanzt und der andere gleich darauf den Streifen auf ein Typenrad preßt, um
neben das Loch den zugehörigen Buchstaben zu drucken, letzteres, damit man den
fertig gestanzten Streifen leicht controliren kann. Der Streifen läuft über einen
Cylinder und wird von ihm fortgezogen; da aber dieser Cylinder zugleich mit der
Walze und dem Typenrade durch die niedergedrückte Taste stets zur rechten Zeit in
seiner Bewegung aufgehalten wird, so kommen je zwei Löcher immer genau in die ihren
Buchstaben entsprechende Entfernung von einander zu stehen. Beim Loslassen der Taste
legt sich der Sperrkegel wieder ins Sperrrad, der Stahlstab und die Stanze werden
durch Federn zurückgeführt, der Winkelhebel läßt die Achse wieder los und gestattet
ihr das letzte Viertel ihres Umlaufes zu vollenden. Als Regulator dient ein auf der
Walzenachse sitzendes Rad mit 8 Flügeln, welches – je nach der gewünschten
Geschwindigkeit – in einer luftdicht schließenden Holzbüchse in mehr oder
weniger Quecksilber eintaucht. Die beiden treibenden Gewichte werden gleichzeitig
mittels einer gemeinschaftlichen Zugstange, eines Kettenrades und zweier
Sperrvorrichtungen aufgezogen. Bei einem Umlaufe der Walze kann man im günstigen
Falle 7 Buchstaben stanzen, weil zwischen zwei auf einander folgenden, bei demselben
Umlaufe gestanzten Buchstaben wenigstens ein Zwischenraum von 3 andern liegen muß.
Drückt man eine der 3 nächsten Tasten nach der eben niedergedrückten, so wird das
ihrem Buchstaben entsprechende Loch erst beim folgenden Umlaufe der Walze gestanzt,
weil die 3 Zapfen dieser 3 Tasten bereits mit an der Stelle vorüber gegangen sind,
an welcher sie ihre Stäbe erfassen. Ein geschickter Arbeiter kann in der Stunde 40
Telegramme stanzen.
2. Der Typendrucker ähnelt in vielen Stücken dem Hughes.
Auf dem Typenrade wechseln die Buchstaben und Ziffern mit einander ab, und man kann
auch in ganz derselben Weise wie beim Hughes vom Druck der einen zum Druck der
andern übergehen, bei einer Drehung um 1/56. Durch 2 Paar Kegelräder wird von der horizontalen
Typenachse eine die letztere rechtwinklig kreuzende, ebenfalls horizontale Achse in
Umdrehung gesetzt, mit der mittels eines Schiebers eine Walze in einfacher Weise
gekuppelt werden kann, über welche der gestanzte Streifen läuft. Eine in mehrere
feine Spitzen auslaufende Stahlfeder drückt den Streifen gegen die Walze und
schließt den Strom einer Localbatterie, wenn sie durch ein Loch im Streifen hindurch
die Walze berührt. Auf der die beiden sich kreuzenden Achsen verbindenden Achse
sitzt zugleich das den Regulator treibende Rad; dieser enthält ebenfalls
Korkbremsen. Das Typenrad und das mit ihm wie beim Hughes verbundene Correctionsrad
sitzen nur durch Reibung auf der Typenradachse fest; auf dem Correctionsrade ist
nämlich eine Korkbremse befestigt, wird durch eine Feder gegen die Innenwand eines
fest auf der Achse sitzenden Hohlcylinders angepreßt und kuppelt so letztern mit dem
Correctionsrade. Will man das Typenrad einstellen, so drückt man einen Hebel,
wodurch die Bremse von der Innenwand weggedrückt wird und ein Aufhaltstift am
Correctionsrade sich an einem zweiten Hebel fängt. Ein Gewicht von 20k treibt das Typenrad, ein anderes Gewicht
die horizontale Druckachse. Jedesmal wenn ein Buchstabe zu drucken ist, macht die
Druckachse einen Umlauf und dabei kommen drei auf ihr befindliche Excenter zur
Wirkung; das erste derselben macht die Druckwalze sich ein Stück drehen und das
Papier fortbewegen, das zweite drückt die Druckwalze mit dem Papiere gegen das
Typenrad, und das dritte entfernt die Druckwalze vom Typenrade, damit nicht auch die
benachbarten Buchstaben abgedruckt werden. Ein an der Druckachse sitzender
Aufhaltarm fängt sich an einer Schulter des Auslöshebels, welche sich auslösend
senkt, wenn das andere Ende dieses Hebels vom Ankerhebel emporgeschnellt wird, wobei
zugleich das niedergehende Ende des Auslöshebels gegen eine Fläche eines Excenters
auf der Druckachse stößt und dieser den ersten Anstoß zur Drehung ertheilt; dieses
Excenter hebt später den Auslöshebel und führt den Anker in seine Ruhelage an den
Polen. Während dieser Umdrehung der Druckachse dreht sich das Typenrad um 3 Typen
und deshalb kann immer erst die viertfolgende Type bei demselben Umlaufe gedruckt
werden. Die hohlen Kerne der beiden in der Verlängerung von einander liegenden
Elektromagnetspulen liegen in Papierdickenentfernung vor den Polen eines stählernen
Hufeisenmagnetes mit sehr kurzen Schenkeln; von der Mitte aus tritt ein Messingstab
in die beiden Kerne und trägt in seiner Mitte zwischen den Polen des polarisirten
Elektromagnetes eine Stellschraube, auf welcher der um 2 Schneiden drehbare Anker
ruht, bis ein elektrischer Strom die Wirkung des Stahlmagnetes vernichtet und eine
Spannfeder den Anker abreißt.
Von der Typenradachse aus überträgt dasselbe Kegelrad, welches die Bewegung nach der
die automatische Beförderung vermittelnden Walze hin fortpflanzt, die Bewegung auch
nach einer ähnlichen Walze mit 28 Zapfen, wie sie im Lochapparate vorhanden ist, und
diese Zapfen nehmen die durch Niederdrücken der Tasten einer Claviatur gehobenen
Stäbe ein Stück mit.
Wegen der großen Umlaufsgeschwindigkeit des Typenrades müssen die Telegraphirströme
sehr kräftig sein und sicher wirken. Schon 1/160 Secunde Verspätung oder Verfrühung
im Ankerabfall läßt den Correctionsdaumen in eine falsche Zahnlücke eingreifen. Um
die aus plötzlichen Ableitungen auf der Linie oder aus Erdströmen drohenden
Störungen hintan zu halten, schaltet man eine Inductionsspule zwischen Linie und
Erde ein. Beim Niederdrücken einer Taste geht der Localstrom durch den Stab, den
Zapfen, dessen Achse und die Druckachse und durch eine Schleiffeder nach dem
Elektromagnet; die Druckachse wird ausgelöst; bei Beginn ihrer Umdrehung unterbricht
sie den Localstrom und an einer 2. Schleiffeder die Erdverbindung der Linie,
eröffnet aber durch eine 3. und 4. Schleiffeder dem Linienstrom den Weg in die
Linie. Dieser geht auf der Empfangsstation durch die äußere Inductorspule zur Erde;
in der innern Spule entsteht ein Inductionsstrom und geht durch die erste
Schleiffeder in den Elektromagnet; die Druckachse wird ausgerückt und setzt durch
die 4. Schleiffeder die Linie entladend mit der Erde in Verbindung. Der bei der
Entladung inducirte Strom von entgegengesetzter Richtung kann den Anker nicht
anziehen, weil sein Stromkreis (während 3/4 Umdrehung der Druckachse) bei der ersten
Schleiffeder unterbrochen ist.
E–e.