Titel: | Krom's Luftaufbereitung. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 358 |
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Krom's Luftaufbereitung.
Mit Abbildungen.
Krom's Luftaufbereitung.
Im Engineering and Mining Journal, October 1876 S. 284
finden diejenigen Vorversuche eine Erwähnung, auf welche Krom sein System der trocknen Aufbereitung, speciell der Luftsetzmaschinen
begründet, welches System nach mehrerlei Abänderungen auf dem Punkte angelangt ist,
auf welchem die Leistung jedes Theiles die vollste Befriedigung zu gewähren im
Stande ist.
Textabbildung Bd. 225, S. 358
Die Vorversuche werden sehr kurz mit Krom's eigenen
Worten, wie folgt, besprochen: „Ich benutzte zwei Glascylinder von je
50mm Durchmesser und 2m,5 Länge, deren einen ich mit
Wasser füllte, während ich durch den andern einen regelmäßigen Luftstrom
hindurch führte. Ich fand nun, daß ein Bleiglanzkorn von 3mm Durchmesser und ein Quarzkorn
von 13mm Durchmesser in der
Wassersäule innerhalb der gleichen Zeit zu Boden sanken, während, wenn der
Luftstrom so regulirt war, daß er dem Fall des gedachten Bleiglanzkornes den
gleichen Widerstand entgegenstellte wie das Wasser und daher jenes im
Luftstrom eben so schnell als im Wasser sank, das Quarzkorn gar nicht zum
Fallen kam. – Auch als ich mit andern Formen, wie solche nebenstehend
in 1 bis 3 in natürlicher Größe dargestellt sind, experimentirte“
(Material für diese Formen? D. R.), „regulirte ich den Luftstrom so,
daß er im Cylinder Körpern von gleichem Gewicht und gleicher Gestalt
denselben Widerstand bot wie die Wassersäule, so daß also, wenn ich Nr. 1 in
das Wasser, Nr. 2 in den Luftstrom brachte, beide Körper gleichzeitig den
Gefäßboden erreichten. Ich ließ nun Nr. 1 und Nr. 3 im Wasser fallen und als
Nr. 1 auf dem Boden ankam“ (absolutes Zeitmaß? D. R.),
„befand sich Nr. 3 noch etwa 250mm über demselben; darauf führte
ich dieselben Stücke Nr. 1 und Nr. 3 in den Luftstrom ein, und es sank
ersteres in derselben Zeit, wie im Wasser geschehen war, zu Boden, letzteres
dagegen kam überhaupt nicht zum Fallen.“
Aus diesen Versuchen folgert Krom, daß Körper, wie das
obengedachte Bleiglanz- und das Quarzkorn, welche sowohl im ruhigen als im
bewegten (bezüglicher Versuch? D. R.) Wasser gleiche
Fallgeschwindigkeit besitzen, durch Anwendung eines Luftstromes noch von einander
getrennt werden können, daß also ein Separiren mittels Luft, selbst bei wenig
sorgfältiger, vorheriger Sortirung nach der Korngröbe, weit bessere Resultate geben
müsse als die Separation mit Hilfe von Wasser. Als fernere Vortheile der Luftaufbereitung stellt
Krom noch die Möglichkeit hin, das Erz behufs der
Trennung beim Setzproceß 420 bis 500 Mal in der Minute heben zu können, während
solches bei Anwendung von Wasser nur höchstens 120 Mal zu ermöglichen ist, sowie den
Umstand, daß sich mit Hilfe der Luft noch Körner sortiren lassen sollen bis herab zu
0mm,1 Durchmesser (vgl. dagegen die
später angeführten Versuche von Pernolet), während Wasser
äußersten Falles nur solche zu trennen gestatte, welche 1mm Durchmesser besitzen.
Es ist hier nicht der Ort, ausführlich auf die Haupterfordernisse einer guten
Erzseparation einzugehen, unter welche auch die gehören, daß beim Setzen die
einzelnen Körner hinlängliche Zeit zum Niederfallen haben müssen; daß die
Differenzen in den Fallzeiten der Körper von verschiedenen specifischen Gewichten
soviel irgend thunlich ausgenutzt werden; daß endlich die dem Setzen vorausgehende
Sortirung nach der Korngröße möglichst sorgfältig geschieht, damit beim
Trennungsproceß wesentlich das specifische Gewicht in Wirksamkeit trete, von
thunlichst wenig andern Einflüssen behindert; es soll hier nur darauf hingewiesen
werden, daß Krom die gesammte, bisher bewährte, nasse
Aufbereitung zu verdrängen sucht, lediglich auf Grund einiger empirischer
Experimente, deren Werth ein sehr fraglicher ist, wie auch die aus den erhaltenen
Resultaten der Versuche gezogenen Schlüsse schwerlich allgemeine Zustimmung finden
werden.
Zwei Punkte besonders sind es, abgesehen von andern weniger auffälligen, welche
hervorzuheben sind, nämlich: 1) Die höchst geringe Zahl der bekannt gegebenen
Versuche, verbunden mit der angewandten unbedeutenden Fallhöhe, ganz besonders im
Vergleich zu den sehr sorgfältig ausgeführten Versuchen Pernolet's (Annales des mines, 4. Serie Bd. 20
S. 535 und 5. Serie Bd. 4 S. 143), welche zu gänzlich andern Resultaten führten.
Mindestens hätte doch, um in einer für die Praxis so wichtigen Principienfrage ein
Urtheil zu fällen, eine genaue Vergleichung des Verhaltens möglichst gleich großer
Körner von verschiedener Dichtigkeit, aber unter den mancherlei zufälligen Formen,
wie solche bei den gewöhnlichen Zerkleinerungsmethoden entstehen, stattfinden
müssen. – 2) Die Verschiedenheit der Grundverhältnisse bei den Versuchen,
nämlich der Vergleich des Verhaltens der Körper im ruhenden Wasser (welches außerdem doch nicht in der Schlußfolgerung dem
bewegten Wasser ohne weiteres gleichgestellt werden durfte) gegenüber dem in bewegter Luft. Wollte der Versuchende nicht wie Pernolet ruhendes Wasser und ruhende Luft benutzen, so
hätte er mindestens Umstände wählen müssen, welche der Praxis möglichst entsprechen,
also stoßweise bewegtes
Wasser und Luft unter gleichem Verhältniß oder beide in constantem Strome, wobei
immer auch die Luftströmung so regulirt werden konnte, daß ihr Widerstand bestimmten
Körpern gegenüber dem des Wassers gleich gemacht wurde.
Was schließlich den Werth der übrigens gar nicht erst in neuester Zeit construirten
Luftsetzmaschine Krom's anlangt, so finden wir außer der
im eingangs angeführten Artikel aufgestellten Behauptung, daß das System allen
Anforderungen entspreche und den Lobsprüchen Baker's,
welcher die Luftaufbereitung schon im Engineering and Mining
Journal 1872 Bd. 13 schildert, nur noch eine Stimme für dieselbe sich
erhebend, die Capin's in der Berg- und
hüttenmännischen Zeitung, 1873 S. 401. Freilich verliert diese letztere Stimme
dadurch wohl etwas an Werth, daß der Verfasser des betreffenden Aufsatzes meint,
während einer 7jährigen Beobachtung habe er Krom's
Erfindung als die einzige wirkliche Leistung, im Aufbereitungsfach kennen gelernt,
abgesehen freilich von seiner eigenen Methode des Siebsetzens mit Hilfe von Wasser,
welche jene übertreffe.
S.