Titel: Bohne's Tascheninstrument zum Nivelliren und Winkelmessen.
Fundstelle: Band 225, Jahrgang 1877, S. 550
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Bohne's Tascheninstrument zum Nivelliren und Winkelmessen. Mit einer Abbildung auf Taf. VII [c/2]. Bohne's Tascheninstrument zum Nivelliren und Winkelmessen. Zu raschen Terrainaufnahmen und schneller numerischer Vergleichung der Höhenlage terrestrischer Punkte, zu nivellitischen Bestimmungen auf Baustellen, z.B. bei Anlagen von Fundamenten, überhaupt zu kleinern und nicht grade größter Genauigkeit bedürfenden Nivellements ist ein kleines, in Figur 38 in n. Gr. dargestelltes Tascheninstrument geeignet, welches der Erfinder, Baumeister Bohne in Charlottenburg, wie folgt, beschreibt. Das Instrument besteht aus einem 55mm hohen, 45mm weiten cylindrischen Behälter, in dessen Wand zur Durchsicht zwei parallele Plangläser an gegenüber liegenden Seiten eingefügt sind. Nach Zurückdrehung einer durch den Handgriff gehenden Arretirungsschraube stellt sich beim Halten in freier Hand die Visirachse des an einer Cardanischen Aufhängung (Universalgelenk) schwebenden Innenapparates durch die Schwerkraft horizontal und eine für Winkelmessung dienende Mikrometertheilung vertical ein. Die Visireinrichtung des Apparates ist der des Präcisionsnivellirinstrumentes analog und besteht aus einem kleinen Galiläi'schen (also terrestrischen) Fernrohr von 28mm Länge, welches im 22 1/2° weiten Gesichtsfelde nahe und ferne Gegenstände, ohne Verschiebung des Oculars, gleich günstig zeigt, und aus einem Glasmikrometer mit Linienkreuz, das lothrecht in 40 Theile zu je 0mm,25 getheilt ist und durch die eigenthümliche Construction des Concavoculars gleichzeitig vergrößert erscheint. Es wird hierbei die Aufgabe, im Galiläi'schen Fernrohre ein Visir anzubringen, dadurch gelöst, daß das Ocular, wie ein Achromat, aus zwei Linsen, und zwar aus einer planconvexen und einer centrisch fein durchbohrten Biconcav-Linse combinirt ist, durch welche Bohrung die Convexlinse, deren Oeffnung geringer als die halbe Brennweite ist, mittels des einen Theiles der Pupille als Mikrometerloupe wirkt, während das Auge durch den übrigen Theil der Pupille das optische Bild der terrestrischen Gegenstände betrachtet. Dabei muß ein kurz- oder weitsichtiges Auge die ihm sonst zur normalen Sehweite erforderlichen Augengläser anwenden, wenn nicht ausnahmsweise die ihm entsprechende Linse statt des Ocularplanglases in die Behälterwandung eingesetzt ist. Wird bei der Durchsicht das Instrument in freier Hand gehalten, so lassen sich die von letzterer auf dasselbe übergehenden Pulsationen nach Bedarf ermäßigen dadurch, daß das Instrument gegen die Augenhöhle, bezüglich gegen das Augenglas gelehnt wird. Die genaue Einstellung des Visirs ist durch leises Erschüttern desselben zu begünstigen. Für zusammengesetzte Nivellements ist die erforderliche constante Visirhöhe mit Hilfe eines etwa 1m,5 hohen Stabes zu schaffen, welcher zum Einsetzen des Handgriffes eine entsprechende Bohrung oder Hülse besitzt. Werden dann Nivellirlatten benutzt, deren Theilung für die Fernsicht gut markirt ist, so lassen sich die Höhenangaben noch in Entfernungen von 60 bis 80m mit einer durchschnittlichen Genauigkeit von 1cm ablesen. Die mathematischen Verhältnisse, denen das Instrument bei Gebrauch zu Winkelmessungen entspricht, sind im Deckel seines Gehäuses angegeben. Unter Berücksichtigung der Lichtbrechung des benutzten Crownglases ist der Vergrößerungswinkel des Fernrohres, die Brennweite der Mikrometerlinse, sowie die Theilung und Stellung des Mikrometers so berechnet, daß die Oberkanten der 1., 2., 3...20. Linie über oder unter der durchgehenden Horizontalmittellinie die Steigungen oder Gefälle des Terrain pro Mille: 10 20 30 . . . 200, oder die Tangenten:   1   2   3 . . .   20 der zugehörigen Höhen- und Tiefenwinkel, sowie letztere in Graden annähernd = (n × 34)/60 = n/2 + n/15 angibt. Nöthigenfalls lassen sich ähnlich, nach centrischer Arretirung des Innenapparates, auch horizontale und schiefe Winkel bis 22 1/2°, sowie größere durch geeignete Zerlegung bestimmen. Als Distanzmesser ergibt das Instrument aus dem von 10 oder irgend einem der Mikrometerintervalle auf einer Nivellirlatte abgeschnittenen Maße H die Länge (Entfernung = 10 H oder 100 H). Ferner gibt dasselbe die Höhe oder Tiefe eines von der nten Linie geschnittenen terrestrischen Punktes, z.B. eines Berggipfels, Thurmes etc., dessen Horizontalentfernung E aus der Karte oder durch Messung bekannt ist, = (En)/100 Meter über oder unter der Horizontalen an. Endlich kann noch die vertical kreuzende Linie der Theilung zum Ablothen dienen. Die Mikrometertheilung für die Winkelmessung, wie die Theilung der Latte beim Nivelliren gestatten Interpolationen in je 10 Theile, daher das Ablesen der Terrainsteigung 1 pro Mille u.s.w. und der Winkel bis etwa 1/10°. Die Verwendbarkeit des kleinen Instrumentes, das mit Gehäuse nur etwa 300g wiegt und daher bequem in der Tasche zu führen ist, ist somit eine relativ große. Preis 25 M.

Tafeln

Tafel Taf. VII
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