Titel: | Zur volumetrischen Bestimmung des Eisens in Eisenerzen. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 560 |
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Zur volumetrischen Bestimmung des Eisens in
Eisenerzen.
Hart, zur volumetrischen Bestimmung des Eisens in
Eisenerzen.
Edw. Hart spricht sich im Iron, 1876 Bd. 8 S. 683 für die Bestimmung mittels Chamäleons als die beste
aus; er findet die größte mit der Ausführung derselben verbundene Schwierigkeit in
der am „raschesten und billigsten“ zu erzielenden Reduction des
Oxydes zu Oxydul, zu welcher er gleichzeitig vier im Platinschiffchen eingewogene
Proben von höchstens 0g,30 in einem
Porzellanrohre mindestens 3 Stunden lang bei Rothglut der Einwirkung eines trockenen
Wasserstoffstromes aussetzt (ein in Deutschland längst bekanntes und ausgeübtes
Verfahren). Nach dem Erkalten der Proben im Gasstrome werden die Schiffchen in vier
verdünnte heiße Schwefelsäure enthaltende Kölbchen sorgfältig entleert und letztere
mit doppeltdurchbohrten Stopfen verschlossen, durch welche man bis zu genügend
erfolgter Auflösung des Probirgutes und durch vorsichtiges Eintauchen der Kölbchen
in kaltes Wasser bewirktem vollständigem Erkalten der Flüssigkeit ununterbrochen
Wasserstoff zuströmen läßt, worauf man in der gewöhnlichen Weise mit Chamäleon
titrirt. Leuchtgas darf man an Stelle des Wasserstoffes nicht anwenden, da
verschiedene von dessen Bestandtheilen von der heißen Flüssigkeit absorbirt werden
und auf das Permanganat reducirt wirken.
Beim Probiren mancher Brauneisensteine, namentlich Raseneisensteine (Limonite im
engern Sinne), hat man mit der Schwierigkeit zu kämpfen, daß das durch Wasserstoff
reducirte Eisen nur schwierig, zuweilen gar nicht in Lösung geht; läßt man indessen
nach Dr. T. M. Drown's
Vorschlage über das erhitzte Probirgut vor der Reduction Sauerstoff oder
atmosphärische Luft hinwegstreichen, so wird die im erstern enthaltene kohlige
Substanz zerstört, und die Auflösung des danach reducirten Eisens erfolgt sehr
leicht. In dieser abgeänderten Form ist das Verfahren elegant und sehr zuverlässig,
wie die in unserer Quelle mitgetheilten Zahlenbelege darthun. Fast alle
Magneteisensteine hinterlassen beim Auflösen in Säuren einen eisenhaltigen
Rückstand, dessen Metallgehalt sich in der angegebenen Weise nicht reduciren läßt;
doch ist in dieser Beziehung das beschriebene Verfahren weder besser, noch
schlechter als die gewöhnlichen Methoden.
Um auf weniger kostspielige Weise und rascher zum Ziele zu gelangen als mittels
Permanganat, befürwortet Verfasser die Reduction der chlorwasserstoffsauren Lösung
des Probirgutes durch Zinnchlorür. Er löst den feingepulverten Eisenstein im
Becherglase in Chlorwasserstoffsäure auf, verdampft bis fast zur Trockne, fügt wenig
Wasser und dann aus einer Bürette Zinnchlorür im Ueberschuß hinzu. Nachdem Entfärbung der Lösung
erfolgt ist, versetzt man mit etwas Stärkemehl und läßt aus einer zweiten Bürette
Jodlösung bis zu bleibender Bläuung hinzufließen. Verfasser empfiehlt, die
eisenhaltige Lösung ziemlich concentrirt und warm, das Zinnchlorür aber frisch
bearbeitet anzuwenden; 1cc des letztern war
0g,012 metallischem Eisen und 3cc Jodlösung äquivalent. Eine Versuchsreihe
von zehn nach Drown's Verfahren ausgeführten Bestimmungen
des Eisengehaltes in einem Limonite gab ein Mittel 38,235 Proc., zwei Bestimmungen
nach der Chamäleonprobe ergaben für dasselbe Erz einen Durchschnittsgehalt von 38,17
und eine von Drown ausgeführte Gewichtsanalyse von im
Mittel 38,14 Proc. metallischem Eisen – Resultate, welche für technische
Zwecke hinreichende Uebereinstimmung zeigen. Auch den Ansprüchen auf rasche
Ausführbarkeit dürfte das Verfahren wohl entsprechen, insofern im Laufe von 80
Minuten bei zwei verschiedenen Versuchsreihen je vier Proben eingewogen, in Lösung
gebracht, titrirt und während des Auflösens des Probirgutes die Zinnlösungen
gestellt wurden, so daß im Durchschnitt eine jede Probe einen Zeitaufwand von nur 20
Minuten beanspruchte. Zur Titerstellung benutzt Verfasser vorzugsweise metallisches
Eisen, welches er unter Zusatz von etwas Kaliumchlorat in Chlorwasserstoffsäure
löst, worauf er die Lösung bis fast zur Trockne verdampft; dadurch scheint jede Spur
von freiem Chlor beseitigt zu werden. Eine auf diese Weise frisch dargestellte
Eisenchloridlösung wird durch Zusatz von Zinnchlorür fast augenblicklich reducirt;
nachdem die erstere aber einige Zeit gestanden, geht die Reduction langsamer vor
sich und es scheint dazu weniger Zinnlösung erforderlich zu sein. Von einer mehrere
Monate alten Eisenchloridlösung, von welcher 1 Vol. durch Fällung mit Ammoniak in
einer Platinschale 0,1024 und 0,1025 Eisen gegeben, gab ein gleiches Volum bei der
Bestimmung mittels Zinnchlorür 0,1017, 0,1012, 0,1010 und 0,1007 – Werthe,
welche weder hoch genug sind, noch unter einander genügend übereinstimmen.
H. H.