Titel: | Ueber die bei den Münchener Preisen aus der verschiedenen Beleuchtungsart erwachsenden Kosten; von Dr. Friedrich Erismann. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 587 |
Download: | XML |
Ueber die bei den Münchener Preisen aus der
verschiedenen Beleuchtungsart erwachsenden Kosten; von Dr. Friedrich Erismann.
Erismann, über die Kosten verschiedener
Beleuchtungsarten.
Man sieht aus der beigegebenen Tabelle, daß das Petroleum bei den angeführten Preisen
das billigste Beleuchtungsmaterial ist. Doch darf nicht vergessen werden, daß die
für den Ankauf und die tägliche Besorgung der Lampen, namentlich in größern Localen,
wie Schulzimmern,
Textabbildung Bd. 225, S. 587
Nummer des Versuches;
Beleuchtungsmaterial; Versuchsdauer; Materialverbrauch; Lichtstärke.
Normalkerzen; Materialverbrauch in 1 Stunde bei Lichtstärke von 6 Kerzen;
Materialverbrauch in 24 Stunden bei Lichtstärke von 6 Kerzen; Kosten der
Beleuchtung in 24 Stunden bei Lichtstärke von 6 Kerzen; g bez. 1; Stunden; g;
Pg.; Petroleum; Spaltbrenner; Rundbrenner; Oellampe; Leuchtgas;
Stearinkerze
(1l gereinigtes
Petroleum kostet in München 34,3 Pf., Lampenöl 80 Pf.; das Pfund der angewendeten
Normal-Stearinkerzen (5 auf 1 Pfund), von denen jede in der Stunde
durchschnittlich 103 Stearin verzehrt, 91 Pf. und 1000 engl. Cubikfuß (28cbm ,3) Leuchtgas 7 M.)
Fabriksälen etc. nothwendigen Auslagen die Anwendung des Petroleums etwas vertheuern.
Diese Umstände und namentlich die Rücksicht auf viel geringere Feuergefährlichkeit
und auf die Bequemlichkeit in der Anwendung lassen uns dem Leuchtgas für öffentliche
Locale den Vorzug vor dem Petroleum geben.
Bemerkenswerth ist noch der Unterschied im Materialconsum, der sich zwischen den
Petroleumlampen mit Rundbrennern und denjenigen mit Spaltbrennern zeigte. –
Von Professor v. Pettenkofer darauf aufmerksam gemacht,
daß das zuweilen unregelmäßige Brennen und Aufflackern der Flamme in Petroleumlampen
dadurch beseitigt werden kann, daß man die Oeffnungen des unterhalb der Flamme
befindlichen, luftzuführenden Ringes theilweise verstopft, veranlaßte Erismann auch zu einigen Versuchen über den Einfluß der
Luftzufuhr zu der Flamme auf deren Lichtstärke. Hierbei zeigte sich, daß bei der zu
diesen Experimenten angewendeten Petroleumlampe mit Rundbrennern die Luftzufuhr zu
groß war, und daß deshalb ein sehr bedeutender Materialverbrauch ohne entsprechende
Erhöhung der Lichtstärke stattfand. Erismann beschränkte
die Luftzufuhr zur Flamme dadurch, daß er den den Zutritt der Luft vermittelnden
Messingring in verschiedenem Maße – bald zur Hälfte, bald zu einem Drittel,
bald zu einem Viertel – mit Papier verklebte. Unter diesen verschiedenen
Bedingungen wurden sodann der Materialverbrauch in der gegebenen Zeit und die
Lichtstärke der Flamme controlirt. Die Resultate dieser Versuche ergeben, daß bei
der Lampe, an welcher die Versuche angestellt wurden, die größte Lichtstärke bei dem
geringsten Materialconsum erzielt werden konnte, wenn die Luftzufuhr auf die Hälfte
beschränkt wurde. Man erhielt in diesem Falle das nämliche Resultat, welches die
großen Petroleumlampen mit Spaltbrennern ohne jegliche Beschränkung der Luftzufuhr
geben. Da durch diese so einfache Maßregel die Kosten der Beleuchtung bei der
Rundbrennerlampe um ein ganzes Drittel reducirt werden konnten, so scheint es nicht
unwichtig, daß von Seite der Lampenfabrikanten diesem Punkte mehr Aufmerksamkeit
geschenkt werde. Die Luftzufuhr darf einerseits nicht zu gering sein, weil in diesem
Falle die Flamme rußt. Diese Beobachtung wurde gemacht, sowie drei Viertheile des
Ringes mit Papier verklebt wurden; die Flamme selbst bekam eine gelbe Farbe und fing
an zu rußen, wobei sich ein übler Geruch verbreitete. Aber anderseits soll man auch
nicht die Luftzufuhr zu reichlich machen, weil hierdurch eine Verschwendung von
Leuchtmaterial bedingt wird. (Nach der Zeitschrift für Biologie, 1876 S. 315
durch Bayrisches
Industrie- und Gewerbeblatt, 1876 S. 278).