Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, Nr. , S. 102 |
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Miscellen.
Miscellen.
Hall's Pulsometer.
Es scheint in den mechanischen Bestrebungen unserer Zeit eine archaistische Tendenz
Platz greifen zu wollen, indem alte und anscheinend längst aufgegebene
Constructionen wieder aufgenommen und mit Erfolg durchgeführt werden. So feiert die
Zahnstangenbewegung der Locomotiven seit Riggenbach's
genialer Rigibahn alljährlich neue Triumphe, und nicht selten hört man dieses
Princip als den Ausgangspunkt einer neuen Aera der Gebirgsbahnen preisen, obwohl
doch, wie allgemein bekannt, der große Aufschwung, welchen die Locomotive seit
Anfang dieses Jahrhunderts genommen, grade nur durch das Verlassen des Zahnstangeneingriffes und durch die Anwendung der Adhäsion
allein ermöglicht wurde.
Und in gleicher Weise begegnen wir jetzt der „ältesten
Dampfmaschine“, wie sie Savery am Ende des
17. Jahrhunderts patentiren ließ, wieder, in der Gestalt der epochemachenden
amerikanischen Erfindung des Pulsometers (1876 223 564).
Es sei fern von uns, die Verdienste des Erfinders H. Hall
zu schmälern, der Jahre langes ernstes Streben und ein Vermögen geopfert hat, bis er
das Pulsometer zu dem jetzt erreichten Grad von Vollkommenheit brachte; aber es
dürfte wohl schwer zu läugnen sein, daß an und für sich das Pulsometer ein zwar
constructiv vollkommenes, aber physikalisch höchst unvollkommenes Instrument ist,
das unter gar keinen Umständen mit einer wirklichen Dampfmaschine im ökonomischen
Effect verglichen werden kann – ebensowenig in seiner Leistungsfähigkeit mit
dem Injector. Es scheint den zahlreichen Lobrednern der neuen Erfindung ganz
entgangen zu sein, daß ein Injector constructiv noch einfacher, theoretisch aber
vollkommen die Function des Wasserhebens oder Ansaugens erfüllt, und daß er dabei
den Vortheil hat, direct zum Kesselspeisen verwendbar zu sein, was dem Pulsometer
bekanntlich nicht eigen ist, obwohl doch fast nur hier die dem Wasser durch die
Condensation des Dampfes mitgetheilte Temperaturerhöhung nutzbar gemacht werden
kann. Wasser mit Steinen nimmt freilich der Injector nicht an, es mag aber auch
fraglich sein, wie sich das Pulsometer dabei befindet, und wenn in einer kürzlich
publicirten Mittheilung dem Pulsometer nachgerühmt wird, daß er, 9m hoch über dem Flüssigkeitsspiegel
aufgestellt, als vortrefflicher Condensationsapparat functionire, so läßt sich dem
nur entgegnen, daß man bei solch disponibler Fallhöhe überhaupt keiner mechanischen
Vorrichtung zur Abführung des Condensationswassers bedarf.
Die rationelle Anwendung des Pulsometers wäre daher nach unserer Meinung wohl
ziemlich ausschließlich auf den Bergwerksbetrieb beschränkt, wo er jedenfalls, in
Folge seiner leichten Beweglichkeit und der Fähigkeit, unreine Wässer aufzunehmen,
wesentliche Dienste beim Abteufen leisten dürfte.
M.-M.
Hölzerne Dampfkessel.
In der äußerst interessanten „Geschichte der Dampfmaschine in
Amerika“, welche im vorigen Jahre im Journal
of the Franklin Institute publicirt wurde, sind auch Zeichnungen der
ältesten Dampfkessel enthalten, wie sie noch im J. 1800 für das Wasserwerk der Stadt
Philadelphia gebaut wurden. Dieselben waren viereckige Kästen, aus 5zölligen (127mm
-) Fichtenbohlen zusammengezimmert; 9 Fuß (2m,74) breit und hoch, 14 Fuß (4m,27) lang. Durchgezogene Schrauben
verbanden die einzelnen Theile mit einander, welche außerdem durch vier 10zöllige
(254mm-) Holzrahmen verstärkt
waren. In diesen Kessel war ein gußeiserner, langer und flacher Kasten eingesetzt,
welcher vorn den Rost enthielt, hinter demselben von 8 vertical eingegossenen
Wasserröhren durchkreuzt war und endlich in ein Schlangenrohr übergehend aus dem
hölzernen Gehäuse austrat. So functionirte dieser Kessel, mit 15 Quadratfuß (1qm,393) Rostfläche und 360 Quadratfuß
(33qm,444) Heizfläche, bei 2,5 Pfund
Ueberdruck (0k,17 auf 1qc) von 1801 bis 1815, ohne viel
Schwierigkeiten zu verursachen, außer daß die obern, vom Dampf berührten Holzwände
allmälig vermorschten und erneuert werden mußten.
In Folge dessen ging man bald zu gußeisernen aus unzähligen Theilen
zusammengeschraubten Kesseln über, und begann schon die Feuerboxen und Rohre aus
Schmiedeisen herzustellen, bis endlich Oliver Evans die
Kühnheit hatte, eine Hochdruckdampfmaschine aufzustellen und in schmiedeisernen
Kesseln von 27 Fuß (8m,23) Länge und 27
Zoll (686mm) Durchmesser Dampf von 13at zu entwickeln. Dies geschah 1817,
allerdings mit Aufopferung vieler Menschenleben bei verschiedenen Explosionen, und
erst in unsern Tagen wieder wird diese Idee neuerdings aufgenommen und von Perkins die Verwendung von 20 bis 30at in den Dampfmaschinen empfohlen. Fr.
Heydon's hydraulischer
Compensator.
Dieser Compensator für Drahtseilführungen, welche neuerlich viel in Bergwerken
angewendet werden, ersetzt die gewöhnlich zu diesem Zwecke gebrauchten
Belastungsgewichte in
einfacherer und insofern wirksamerer Weise, als letztere, im Falle sich der Sumpf
mit Wasser anfüllt, einen Theil ihrer Zugkraft einbüßen. Die Erfindung Heydon's besteht, nach Engineer, Februar 1877 S. 112. in der Anwendung eines
Druckwassercylinders, dessen Kolbenstange direct oder durch Vermittlung von
Traversen mit den Führungsseilen verbunden ist. Auf den Kolben drückt eine
Wassersäule, eingeschlossen in einem Gasrohre, welches in den Schacht hinauf geführt
wird. Eventuell läßt sich noch eine Erhöhung des Druckes dadurch erzielen, daß das
Rohr an seinem obern Ende mit dem Dampfkessel der Fördermaschine verbunden wird.
R.
Robinson's Odontograph
(Zahnverzeichner).
Wir brachten bereits in diesem Journal (*1877 223 43) die
Beschreibung der zur Verzeichnung der Zahnflanken dienenden Robinson'schen Schablone
und entnehmen den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes, 1877
S. 282 ff., woselbst W. Kirchner eine ausführliche
Theorie dieses Instrumentes veröffentlichte, noch bezüglich der praktischen
Anwendbarkeit desselben folgendes. Die mit dieser Schablone verzeichneten
Zahnflanken fallen außerordentlich scharf mit den richtigen Zahnflanken zusammen.
Die genaue Einstellung derselben bietet jedoch einige Schwierigkeiten. Abgesehen von
der erforderlichen Umrechnung der für englisches Maß bestimmten Tabellenwerthe ist
nämlich das Auffinden der dritten Decimalstelle auf der nur nach Zehntel getheilten
Scale gar nicht und jenes der zweiten Decimalstelle nur schätzungsweise möglich, und
außerdem liegt die Scale vermöge der etwa 1mm betragenden Metallstärke der Schablone um 1mm höher als die zu verzeichnende
Zahnflanke. Hierzu kommt noch die Unsicherheit der Einstellung der Schablone, da die
an den Theilkreis gezogene Tangente die Evolute meist sehr flach berührt, und
überdies die eine Hohlcurve bildende Evolute einen Schlagschatten auf das Papier
wirft, wenn die zur Verzeichnung der Zahnflanke dienende Vollcurve gegen das Licht
gekehrt ist. Es erscheint deshalb angezeigter, nach den gebräuchlichen Methoden eine
entsprechende Anzahl von Punkten der Zahnflanke zu bestimmen und dann den
Odontograph ohne Rücksicht auf die Indexzahlen lediglich als Curvenlineal zu
benutzen, um diese durch eine continuirliche Curve zu verbinden. Der Odontograph
bleibt deshalb dennoch ein sehr brauchbares Instrument, indem die demselben zu
Grunde liegende logarithmische Spirale das Verzeichnen der Zahnflanken jedenfalls
sehr erleichtert.
Holzhobelmaschine mit Handvorschub; von Richards, London und Kelley in
Philadelphia.
Holzhobelmaschinen mit Handvorschub sind in Amerika fast in jeder
Holzbearbeitungsanstalt in Gebrauch und finden ihrer Zweckmäßigkeit wegen auch in
Europa immer mehr Eingang. Der Hauptvortheil, welchen sie gegenüber den mit
selbstthätigem Vorschube ausgerüsteten Maschinen aufweisen, besteht darin, daß sie
ohne weiteres stets zum Hobeln von Hölzern jeder beliebigen Dicke geeignet sind,
indem gar keine Verstellung irgend welcher Theile aus diesem Grunde erforderlich
ist, während alle Vorrichtungen für den selbstthätigen Vorschub der Hölzer über oder
unter den Messerköpfen natürlicher Weise stets so eingerichtet sind, daß sie,
abgesehen von der Unregelmäßigkeit der Sägeschnitte, bestimmten Dimensionen der zu
bearbeitenden Hölzer entsprechen, daher für Hölzer anderer Dimensionen eine neue
Einstellung erfordern. Ueberdies kann beim Handvorschub die Vorschubgeschwindigkeit
stets der Dicke des loszutrennenden Spanes und der Härte des Materials mit
Leichtigkeit angepaßt werden.
Eine von Richards, London und Kelley in Philadelphia construirte, wegen der besondern Einfachheit ihrer
Construction interessante Maschine dieser Art ist im Engineering, April 1877 S. 274 beschrieben. Dieselbe hat zwei von einander
unabhängige Tische, welche sich beiderseits der horizontalen, im Ständermittel
gelagerten Messerwelle befinden. Diese Tische sind sowohl vertical als horizontal
verstellbar, wodurch es möglich ist, den Schlitz für die Messerwelle stets so weit
zu erhalten, als ihn der Messerkreis erfordert. Die Maschine ist speciell zum Hobeln
der Fugenflächen, und,
um auch schräg geschnittene Hölzer sicher führen zu können, mit einem schräg
stellbaren Führungslineal versehen.
Combinirte Hobel-, Nuthstoß- und
Shapingmaschine.
Von Wm. Sellers und Comp. in
Philadelphia wurde nach zwei Jahre dauernder Arbeit jüngst eine immense Maschine
vollendet, welche alle Bewegungen der Hobelmaschine, der Nuthstoßmaschine und der
Shapingmaschine in sich schließt. Sie besitzt als Hobelmaschine 7320mm, als Nuthstoßmaschine 3660mm und endlich als Shapingmaschine 1830mm Hub. Die für jede der genannten
Maschinengattungen erforderlichen Bewegungen sind unabhängig von einander. Jede
einzeln besitzt unabhängige Hand- und Selbststeuerung und selbstthätige
Ausrückung. Sämmtliche Bewegungen werden von dem die Maschine bedienenden Arbeiter
überwacht, welcher auf einer Platform in geringer Entfernung von dem
Schneidwerkzeuge geführt wird. Die Maschine dient zur Bearbeitung von Gegenständen,
welche zu groß sind, um auf einer gewöhnlichen Hobelmaschine aufgespannt werden zu
können, wie die Bettplatten der Schiffsmaschinen und andere große Maschinentheile.
Sie unterscheidet sich von andern denselben Zwecken dienenden Maschinen dadurch, daß
sie mit der horizontalen und verticalen Bewegung in einer Ebene noch eine zweite
horizontale Bewegung mit 1830mm Hub
senkrecht zur ersten combinirt. Das Arbeitsstück irgend welcher Größe ist auf
schweren Fundamentplatten an der Langseite der Maschine befestigt und nimmt an der
Bewegung nicht Theil. Jene Theile desselben, welche innerhalb des Raumes von 7320mm Länge, 1830mm Breite und 3660mm Höhe liegen, können nach Bedürfniß
bearbeitet werden.
Diese Maschine wurde im Auftrage der russischen Regierung für die Schiffswerfte in
Kronstadt gebaut.
J. P.
J. G. Bodemer's
Ventilationskamin.
Dieser in Cassel ausgestellte Kamin hat den Zweck, die gemüthliche Annehmlichkeit
eines offenen Kaminfeuers mit den ökonomischen und hygienischen Vorzügen anderer
Heizsysteme zu vereinigen. Dies wird wesentlich dadurch erreicht, daß oberhalb des
Kamines in dem Mauerpfeiler eine Reihe von Heizröhren eingesetzt ist, durch welche
hindurch die Verbrennungsproducte den Rauchfang erreichen, während frische
atmosphärische Luft von außen zutritt und in erwärmtem Zustande sowohl an der Decke,
als am Boden des Zimmers ausströmen kann. Derartige Kamine hat J. G. Bodemer in Zschopau selbst schon mehrere Jahre mit
vollkommenem Erfolg in Verwendung, wobei sich sowohl in Reinigung als Erhaltung der
einfachen Bestandtheile nicht die geringste Schwierigkeit herausstellte; während die
constante Erneuerung der Zimmerluft sich in vortheilhafter Weise bemerkbar
machte.
Die Anwendung des Ventilationskamines dürfte sich besonders für größere Räume und bei
Neubauten empfehlen; der Preis eines completen Marmorkamins mit Röhren und allen
Eisenbestandtheilen beträgt etwa 600 M.
Verbesserte Wasserstrahlpumpe für Laboratorien.
Bei den H. Fischer'schen Wasserstrahlpumpen (1876 *221
135) kann es nach Mittheilung der Firma Dreyer,
Rosenkranz und Droop in Hannover, welche diese
Pumpen seit einiger Zeit in großer Anzahl an Laboratorien liefert, vorkommen, daß
durch Druckschwankungen in der Wasserleitung einen Augenblick geringere
Luftverdünnungen erzielt werden als die bereits erzeugte, so daß dann leicht das
abfließende Wasser in das Vacuum zurückgesogen wird. Die genannte Fabrik fertigt
jetzt die Apparate mit selbstthätigem Rückschlagventil, wodurch dieser Uebelstand
einfach und sicher gehoben ist. Für ältere Apparate werden besondere Ventile zu 3 M.
geliefert.
Das a. a. O. beschriebene Gebläse wird von derselben Fabrik mit Manometer zu 70 M.
geliefert. Referent hatte Gelegenheit, Versuche mit einem solchen Gebläse zu machen. Bei 1at,5 Druck in der Wasserleitung verbrauchte
dasselbe in 1/2 Minute 18l Wasser und gab
130mm Druck, bei 1at in gleicher Weise 16l Wasser und 104mm und bei 0at,9 15l Wasser und gab 80mm Druck. Der
Apparat kann als sehr brauchbar empfohlen werden.
F.
Großbritannien's Montanproduction im J. 1875 und Vergleichung
derselben gegen die des Vorjahres; von Rob. Hunt.
Production 1875.
Production 1874.
Producte
Tonnen.
Werthin Mark.
Tonnen.
Werthin Mark.
Bergwerksproducte.
Kohlen
131867105
923269720
125043257
916983880
Eisenerze
15821060
119508200
14844936
146363380
Kupfererze
71528
6668280
78521
6728280
Zinnerze
13995
14712120
14039
15766200
Bleierze
77746
24042960
76201
20482140
Zinkerze
23978
1502200
16829
963900
Schwefelkies
48035
702720
56208
764520
Arsenikerze
5061
623480
6268
548760
Manganerze
3205
318120
5778
584020
Ocker und Umbra
5315
143700
7122
189560
Wolframerze
46
7640
32
10900
Wismutherze
–
–
–
760
Silbererze
–
–
2,5
400
Flußspath
359
3760
634,5
6340
Porzellan u. feuerfeste Thone
3008444
15079140
2436912
15602180
Salz
2316644
23166440
2306567
23064660
Schwerspath
15549
281780
14374
246020
Koprolithen, Phosphorite
250122
12560000
149654
7765800
Gyps
–
–
66124
661280
Bituminöser Schiefer
442326
4000000
–
–
Graphit
20
?
–
–
Andere Mineralien
–
70000
–
60000
–––––––––
–––––––––
––––––––––
––––––––––
Gesammtwerth d. Bergwerksproducte
–
1146660260
–
1156793940
Hüttenproducte.
Roheisen
6375462
312915480
5991408
329527440
Kupfer
4322
7779680
4981
8957820
Zinn
9614
17325320
9942
20154240
Blei
57435
25807460
58777
25969260
Zink
6713
3255800
4470
2135460
Silber
Unzen
487358
2314940
509277
2546380
Gold
Unzen
579
42100
385
30800
Kupfer- u. Silber-Niederschl.
54
64140
–
–
Andere Metalle
–
30000
–
60000
–––––––––
–––––––––
––––––––––
––––––––––
Gesammtwerth d. Hüttenprod.
–
369534920
–
390781400
(Nach den Mineral Statistics durch
Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1877 S. 154.)
Kupfergewinnung in Japan.
Nach einer alten japanischen Schrift haben die Japaner, wie U. Imai (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1877 S. 174) berichtet,
bereits seit Jahrhunderten aus einheimischen Erzen in folgender Weise Kupfer
gewonnen.
Die in Stadeln gerösteten Erze werden abwechselnd mit Kohlen in einen Herd
eingetragen, welcher durch zwei Blasebälge mit Wind versehen wird. Ein Arbeiter
rührt zuweilen den Herdinhalt um und läßt die Schlacke ab, worauf der gebildete
flüssige Rohstein mit Wasser bespritzt und in Scheiben aus dem Herde genommen wird.
Die Gewinnung des Kupfers aus dem Rohstein geschieht in einem ebensolchen Herd; nur
wird derselbe zugedeckt, wenn die Massen in Fluß gerathen sind. Nach dem Abziehen
der Schlacke wird das Rohkupfer aus dem Herde entfernt. Dasselbe durfte damals nicht
privatim verarbeitet werden, sondern mußte aus Kupferwerk in Oosaka abgeliefert
werden, welches dasselbe garmachte und zum Tauschhandel nach Nagasacki schickte. Je
nach der Reinheit wurde das Rohkupfer ein oder zwei Mal in Tiegeln umgeschmolzen und
nach dem Abziehen der Schlacke in Formen, mit siedendem Wasser gefüllt, gegossen,
dann mit kaltem Wasser abgekühlt.
Verbesserte Vorrichtung an Bessemerconvertern.
Bis jetzt bediente man sich zum Einblasen des Windes in die Converter aus Thon
gebrannter röhrenförmiger Düsen, welche mittels Schraube und Feder von außen
festgehalten und mit dem zur Auskleidung des Converters dienenden feuerfesten Sand
(Ganister) fest umstampft wurden. T. A. Freeston in
Attercliffe (Sheffield) hat in neuester Zeit dieses System verworfen und verfährt,
wie folgt: Die der lichten Weite der Düsen entsprechenden Oeffnungen werden direct
beim Einstampfen der Bekleidung im Boden des Converters dadurch ausgespart, daß man
vorher an den betreffenden Stellen runde Metallstäbchen, vom Durchmesser der
gewünschten Oeffnungen, auf dem Boden des Converters aufstellt und alsdann den
Ganister zwischen und um dieselben fest einklopft. Ist die Bekleidung trocken, so
schlägt man die Stäbchen heraus. Es ist zweckmäßig, auf dem Boden des Converters von
innen kleine, nach verschiedenen Richtungen stehende Zacken anzugießen, weil dadurch
ein besseres Festhalten der Bekleidung erzielt wird.
r.
Schutzanstrich für Schiffsböden.
F. Heyl in Charlottenburg hat sich in England folgende
Mischung patentiren lassen:
Palmöl
20 Th.
Berliner Blau und Chromgelb
100
Firniß
20
Schellack
10
Holzgeist
120
Euphorbien
50
Quecksilberchlorid
15
Arsenik
15.
Ueber den Schutz des Eisens gegen Rost.
Wie bereits bemerkt, ist das von Barff (1877 224 551) vorgeschlagene Verfahren, Eisen gegen Rost durch
eine Schicht von magnetischem Eisenoxyd zu schützen, nicht neu. Derselbe Vorschlag
wurde schon am 26. April 1859 von Taylor in London
gemacht; Eisen sollte bei Rothglut überhitztem Wasserdampf ausgesetzt werden,
wodurch es sich mit einer Schicht von magnetischem Oxyd überziehe, welche das Rosten
verhüte. Am 28. April veröffentlichte Brande, Mitglied
der Royal Society, dasselbe Verfahren, welches dann noch einmal am 19. Mai desselben Jahres von Faraday bekannt gemacht wurde.
Ein Ungenannter warnt jetzt im Engineering, 1877 Nr. 593
vor Anwendung dieses Verfahrens und bezeichnet dasselbe als eine sehr gefährliche
und zweifelhafte Neuerung.
Bestimmung von Mangan im Spiegeleisen.
C. Stöckmann (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S.
172) hat durch eine längere Reihe von Versuchen die schon von Eggertz gemachte Beobachtung bestätigt, daß man Eisen und Mangan durch
einmaliges Fällen mit essigsaurem Natron nicht vollständig trennen kann. In 14
Proben Spiegeleisen mit 8,8 bis 14,3 Proc. Mangan fanden sich nach dem Auswaschen
des Niederschlages, Wiederauflösen und nochmaligem Fällen mit essigsaurem Natron im
Filtrat noch 0,3 bis 1 Proc. Mangan. Selbst durch diese zweite Fällung ist die
Trennung keine vollständige, da auch im dritten Filtrat noch Spuren von Mangan
nachgewiesen werden können, die man jedoch für gewöhnlich vernachlässigen kann.
Ueber die Siliciuration der Platinmetalle.
Platin, in einem mit Holzkohle ausgefütterten Thontiegel geschmolzen, erscheint nach
dem Erstarren bekanntlich krystallinisch und läßt sich leicht pulverisiren. Boussingault (Comptes rendus,
1876 t. 82 p. 591) zeigt,
daß Platin beim Schmelzen mit Kieselsäure haltiger Kohle oder in einem mit Kohle
gefütterten Thontiegel 2,2 bis 5,9 Proc. Silicium aufnimmt, Iridium 3,7 bis 7,0,
Palladium 3,4 und Ruthenium 2,1 Proc.; Kohle wird von diesen Metallen nicht
aufgenommen.
Weitere Versuche zeigten, daß beim heftigen Glühen von Kohle mit Kieselsäure diese
theilweise reducirt wird; bei sehr hoher Temperatur verflüchtigt sich das gebildete
Silicium und wird von einem über das glühende Gemenge gehaltenen Platinblech
aufgenommen.
Vigorit, ein neues Sprengmittel.
Bjorkmann in Stockholm reibt nach einem englischen
Patente vom 8. Juli 1875 in hölzernen oder Guttapercha-Gefäßen 5 bis 20 Th.
Zucker oder Melasse mit 25 bis 50 Th. Salpetersäure und 50 bis 75 Th. Schwefelsäure
zusammen. Von diesem Gemisch, Nitrolin genannt, werden 25 bis 50 Th. mit 15 bis 35
Th. salpetersaures Kalium, 10 bis 30 Th. chlorsaures Kalium und 15 bis 35 Th.
Cellulose gemischt.
Ueber die Bildung der natürlichen Schwefelwässer.
E. Plauchud (Comptes rendus,
1877 t. 84 p. 235) kommt
nach einer Reihe von Versuchen im Wesentlichen zu denselben Resultaten wie F. Cohn (1876 219 279), daß
nämlich die Schwefelwässer durch Reduction verschiedener Sulfate mittels eines
Fermentes gebildet werden; abgestorbene organische Stoffe können diese Reduction
nicht hervorbringen. Es ist jedoch möglich, daß auch noch auf andere Weise
Schwefelwasserstoff entsteht, wie ja auch nicht nur durch das Essigferment (Mycoderma aceti), sondern auch durch Platin Essigsäure
gebildet wird.
Anwendung von Strontianit in der Zuckerfabrikation.
Nach Heimann ist in Dessau eine Fabrik von C. Fleischer eingerichtet, in welcher Melasse mittels
Strontianit auf Zucker verarbeitet wird.
Ueber das Vorkommen von Aconitsäure im Zuckerrohrsaft und
Colonialrohzucker.
Außer Oxalsäure hat A. Behr (Zeitschrift des Vereins für
Rübenzuckerindustrie des deutschen Reiches, 1877 S. 111) im Westindischen Rohrzucker
auch Aconitsäure (C₆H₆O₆) nachgewiesen. Der sogen. Melado,
eingedickter Zuckerrohrsaft, enthält etwa 0,15 Proc. dieser Säure. Dieselbe wurde
auch in dem Rohzucker von Cuba nachgewiesen.
Untersuchung von Bienenwachs auf Verfälschungen.
Die jetzt häufig vorkommende Verfälschung des gelben Bienenwachses mit Harz ist,
selbst wenn dieselbe nur 1 Proc. beträgt, nach E. Schmidt
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 837) schnell und sicher auf
folgende Art nachzuweisen. 5g des zu
untersuchenden Wachses werden in einem Kolben mit der 4 bis 5fachen Menge roher
Salpetersäure (spec. Gew. 1,32 bis 1,33) zum Sieden erhitzt und eine Minute lang
darin erhalten; hierauf fügt man ein gleiches Volum kaltes Wasser und unter
Umschütteln dann so viel Ammoniak hinzu, bis die Flüssigkeit stark danach riecht.
Gießt man hierauf die alkalische Flüssigkeit von dem ausgeschiedenen Wachs in ein
cylindrisches Gefäß, so besitzt dieselbe bei reinem Wachs nur eine gelbe Farbe, bei Wachs, welches mit Harz verfälscht ist,
in Folge der entstandenen Nitroproducte, dagegen eine mehr oder minder intensive rothbraune Färbung.
Verfälschung von Bier mit Wermuth.
Grießmayer (Bayerischer Bierbrauer, 1877 S. 31) hat nach
der Dragendorff-Kubicki'schen Methode (1874 214 233) in einem Biere Absinthiin aufgefunden. Fahndet
man direct auf Wermuth, so kann man folgendes vereinfachte Verfahren anwenden.
100cc Bier werden nach Ausfällung mit
Bleiessig und Entfernung des überschüssigen Bleies durch Schwefelwasserstoff oder
verdünnte Schwefelsäure auf die Hälfte eingedampft, mit Ammoniak im Ueberschusse und
mit 50cc Amylalkohol versetzt. Man
schüttelt das Ganze einige Minuten heftig durch, läßt absitzen, decantirt die obere
Schichte und dampft sie im Wasserbade auf 1/3 ein. Hat man diese Concentration
erlangt, so können sofort die folgenden Reactionen zur Constatirung des Absinthiins
vorgenommen werden:
Salzsäure von 1,19 spec. Gew. gibt bei Gegenwart von Absinthiin
sofort blauviolette Streifen, die in rothviolett übergehen. Ammoniakalische
Silberlösung wird beim Erwärmen reducirt, Fehling's Lösung hingegen nicht.
Eine concentrirte Auflösung von Molybdänsäure in concentrirter
Schwefelsäure gibt sofort tiefblau.
Golchlorid wird beim Erwärmen nur schwach reducirt, aber der
wässerige Auszug reducirt es total. (Phosphormolybdänsäure gibt mit dem wässerigen
Extracte braune, mit dem Amylauszuge gelbe Färbung.)
Auch hier wird nicht von einer betrügerischen Verfälschung, sondern nur von einer
beabsichtigten Geschmacksverbesserung die Rede sein können; dennoch ist aber ein
solcher Zusatz, wie die Redaction des „Bierbrauers“ bemerkt,
gesetzwidrig, da Hopfensurrogate durch § 26 des Landtags-Abschiedes
von 1861 für die Braunbierbereitung verboten sind. Derselbe lautet: „Die
Verwendung anderer Stoffe oder Surrogate für Gerste, Malz und Hopfen zur
Bereitung von Braunbier bleibt verboten“. (Dollmann: Die Gesetzgebung Bayerns. 2. Theil Bd. 6 S. 32.)
Anwendung des Chlorhydrins in der Gerberei.
Seit Knapp nachgewiesen hat, daß das hauptsächlich
Wirkende des Eigelbes in der Weißgerberei das in demselben feinst vertheilte Oel
ist, wurde bereits mehrfach versucht, ein anderes Oel ebenso fein vertheilt zu
gleichem Zwecke anzuwenden (vgl. 1875 218 375. 532). C. Sadlon (Der Gerber, 1877 S. 74) schlägt nun vor, eine
Oelemulsion mittels Chlorhydrin herzustellen, aus der nach seinen Versuchen die Haut
ebenso rasch und vollkommen die Gerbstoffe der Nahrung in sich aufnimmt und ein
ebenso schönes Leder gibt als bei Anwendung von Eigelb.
Bei der schwierigen Darstellung des Chlorhydrins (aus Glycerin mit Salzsäuregas) und
des hohen Preises desselben ist die Verwendung dieses Ersatzmittels bis jetzt nicht
vortheilhaft; in wie weit sie überhaupt praktisch ausführbar ist, müssen weitere
Versuche zeigen.
Darm-Riemen.
In Nord-Oakland, Californien, werden seit kurzer Zeit, wie die Papierzeitung,
1877 S. 329 berichtet, aus den Eingeweiden der Schafe sehr dauerhafte und starke
Riemen hergestellt. Die etwa 16m langen
Eingeweide werden zu diesem Zweck gut gereinigt und einige Tage in Salzwasser
gelegt. Sie sind dann nicht dicker als gewöhnliches Baumwollgarn, tragen aber eine
Belastung von 5k und werden wie Garn auf
Spulen gewickelt. Will man runde Riemen daraus machen, so verfährt man damit wie bei
Anfertigung gewöhnlicher Taue; sollen aber breite flache Riemen hergestellt werden,
so muß dies auf Webstühlen geschehen, stets 5 Stränge zusammen wie bei der
Bandfabrikation. Flache Riemen können beliebig groß werden, runde hat man von 1,5
bis 40mm Durchmesser. Die runden Riemen
haben entweder die Form eines glatten Taues oder die von Tauen aus 3 bis 5
Strängen.
Zur Kenntniß des Leuchtgases.
Daß das Benzol und seine Homologen, soweit sie in den Theerölen vorkommen, hier nicht
direct durch Spaltung der durch Hitze zerstörten Substanzen, sondern durch
Wiederaufbau aus einfachern Zersetzungsproducten entstanden sind, wird schon durch
die Mannigfaltigkeit der Materialien, welche bei der trocknen Destillation jene
Kohlenwasserstoffe liefern, außer Frage gestellt. Für das Benzol ist es sehr
wahrscheinlich, daß es bei der trocknen Destillation aus zunächst gebildetem
Acetylen entsteht; betheiligt sich auch Allylen an dieser Synthese, so können sich
theoretisch auch Toluol, Metaxylol, Paraxylol, Mesytilen und Pseudocumol, welche
bereits im Theer nachgewiesen wurden, sowie auch das jetzt von O. Jacobsen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1877 S. 853) aufgefundene Orthoxylol bilden.
Albumin als Nebenproduct des Fleischextractes.
Die Fabrikation des Liebig'schen Fleischextractes in Fray-Bentos liefert als
Nebenproducte Fleischrückstände (1876 219 93), neuerdings
auch sogen. Albumin. Nach A. Petermann und A. König (Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie,
1877 Bd. 2 S. 341) läßt man nach dem in großen Kesseln durch Dampf bewirkten Kochen
des Fleisches die Flüssigkeit in Gefäße fließen, in denen das Fett abgehoben wird.
Nun wird die Fleischflüssigkeit concentrirt und zur Abscheidung des coagulirten
Eiweißes und des Fettes unter hohem Druck durch Stofffilter gepreßt. Der Rückstand,
Albumin genannt, bildet dunkelgrünlichbraune knollenförmige Stücke von
Erbsen- bis Nußgröße, gemahlen ein schmutziggelbes Pulver von schwachem
Leim- und Buttersäuregeruch. Die Zusammensetzung ist folgende:
Wasser
12,93
Fett
14,02
Stickstoffhaltige Stoffe
60,57
Asche
12,48
Darin
In Wasser lösliche PhosphorsäureIn Wasser unlösliche
PhosphorsäureKali
4,12 0,19 4,47
Stickstoff in Form organ. Verbindungen
10,24
––––––
100,00.
Dieses Abfallproduct bildet demnach ein wichtiges Futtermittel und einen vorzüglichen
Dünger; im letztern Falle würde es sich empfehlen, dasselbe zu entfetten.
Zur Bestimmung des Ammoniaks.
A. Houzeau (Comptes rendus,
1877 t. 84 p. 550) hat
gefunden, daß man mit der weinrothen Lackmuslösung in 1l Wasser noch 0,5, ja selbst noch 0mg,25 Ammoniak nachweisen kann. Zur
Auffindung und Bestimmung des Ammoniaks werden in bekannter Weise von 1l Wasser 100cc abdestillirt; enthält diese Flüssigkeit
auch nur 0mg,025 Ammoniak, so wird sie
durch einen Tropfen der weinrothen Lackmuslösung blau gefärbt. Zur quantitativen
Bestimmung dieses Ammoniaks titrirt Houzeau mit einer
sehr verdünnten Säure, von welcher 1cc nur
0mg,1 Ammoniak entspricht, bis die
Flüssigkeit eben wieder roth erscheint. Die vom Verfasser mitgetheilten
Beleganalysen gaben befriedigende Resultate.
Verbindungstemperaturen, welche höher sind als die
Zersetzungstemperaturen.
Durch eine längere Reihe von Versuchen zeigen Troost und
Hautefeuille (Comptes
rendus, 1877 t. 84 p. 946), daß es nicht richtig ist, wenn man annimmt, eine Verbindung könne
nicht bei einer höhern Temperatur existiren, oder sich theilweise neu bilden, als
diejenige Wärme liegt, bei welcher der Körper zersetzbar ist.
Schwefelbleiche der Seide; nach H. Marriot.
Das vollkommene Bleichen der entschälten Seide für ganz lichte Farben oder für Weiß
mittels schwefliger Säure wird zum Theil mit gasförmiger, zum Theil mit wässeriger
Säure ausgeführt. Im ersten Fall wird die Seide zuvor durch ein reines Seifenbad
genommen, dann feucht (eine Hauptbedingung, wenn man gleichmäßig gebleichte Waare
haben will) in die Schwefelkammer aufgehängt. Hierauf wird eine angemessene Menge
Schwefel in flachen eisernen Geschirren angezündet und die Kammer sorgfältig
verschlossen. Die Seide bleibt hier 10 bis 12 Stunden, wird nach dem Herausnehmen
gut im Wasser gespült und in einem schwachen Seifenbad behandelt, um durch letztere
Operation der Seide, welche durch das Schwefeln ein rauhes Anfühlen erhalten, ihre
natürliche Geschmeidigkeit wieder zu geben.
Das Bleichen mittels flüssiger schwefliger Säure ist nach H. Marriot (Der Manufacturist, 1877 S. 67) der Anwendung der Schwefelkammer
vorzuziehen. Es geschieht in einer mit Wasser gefüllten Kufe aus Tannenholz. In das
Wasser, welches hinreichend mit schwefliger Säure gesättigt ist, bringt man die rein
gewaschene Seide, drückt sie mit einer durchlöcherten Scheibe in die Flüssigkeit
unter, bedeckt die Kufe mit einem gutschließenden Deckel und läßt die Seide so lange
in der wässerigen schwefligen Säure liegen, bis sie ganz weiß geworden ist, wobei
man darauf zu achten hat, die Seide verschiedene Male zu wenden und von oben nach
unten zu kehren. Nach dem Herausnehmen befreit man sie wieder durch Spülen im Wasser
von der anhängenden Säure und stellt durch ein warmes Seifebad ihre frühere
Elasticität wieder her.
Kl.
Nachweisung der Rosolsäure neben Fuchsin.
Nach P. Guyot und R. Bidaux
(Comptes rendus, 1876 t.
83 p. 982) gibt die Rosolsäure, welche sich im Wasser
mit zwiebelrother Farbe löst, dem Weine eine dem echten Bordeauxweine sehr ähnliche
Färbung. Während Fuchsin durch Ammoniak entfärbt wird, wird die Rosolsäure dadurch
rosaroth; mit Säure versetzt, nimmt ein mit Rosolsäure gefärbter Wein eine gelbliche
Färbung an. Schießbaumwolle nimmt beim Erwärmen des Weines die Rosolsäure auf; nach
dem Waschen und Trocknen wird dieselbe durch Ammoniak schön rosaroth. Aether nimmt die Rosolsäure aus
alkalischer Lösung nicht auf; beim Schütteln mit einer durch Säuren gelb gefärbten
Rosolsäurelösung wird der Aether gelblich, auf Zusatz eines Alkalis rosaroth.
Eine Fuchsinlösung wird durch Essigsäure nicht verändert, Aether damit geschüttelt
wird violettroth, nach Zusatz von Ammoniak farblos.
Die wichtigsten Reactionen beider Farbstoffe sind in folgender Tabelle
zusammengestellt.
Textabbildung Bd. 225, S. 112
Zur Nachweisung beider Farbstoffe schüttelt man die essigsaure Lösung mit Aether,
hebt denselben von der wässerigen Flüssigkeit ab und versetzt mit Ammoniak. Die
fuchsinrothe Färbung des Aethers verschwindet, die Rosolsäure geht in die
ammoniakalische Flüssigkeit, so daß der Aether farblos, die wässerige Flüssigkeit
rosaroth wird.
Darstellung von Anilinfarben und Verwerthung der
Rückstände.
Nach dem englischen Patente von J. Wolff und R. Betley (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1877 S. 417) mengt man 3 Th. Anilin mit 2 Th. Zinnchlorür und 1 Th. Nitrobenzol,
läßt ruhig stehen, bis die erste Reaction vorüber, erhitzt dann die Mischung auf 200
bis 220° so lange, bis eine herausgenommene Probe, in kochendes Wasser
getropft, demselben eine bräunlich gelbe Färbung ertheilt. Wenn dieser Zustand
eingetreten ist (gewöhnlich nach 8 bis 9 Stunden), hört man mit dem Erhitzen auf und
behandelt die Masse mit Wasserdampf, um unzersetztes Anilin, Diphenylamin u.s.w.
fortzuschaffen. Nach dieser Reinigung extrahirt man mittels wiederholten Kochens in
sehr verdünnter Salzsäure (1 Säure auf 50 Wasser), später mit nur angesäuertem
Wasser, sammelt die Auszüge, filtrirt und schlägt mit Aetznatron nieder. Die ersten
zwei oder drei Auszüge werden nicht mit den folgenden vermischt; sie werden auf
Wiedergewinnung des Zinnsalzes behandelt. Zur Ausnutzung der hierbei erhaltenen
Mutterlaugen versetzt man dieselben so lange mit einem Kupfersalz, als noch ein
Niederschlag entsteht. Nun wird filtrirt und der Rückstand mit Natron
destillirt.
Zur Verwendung des Wasserglases.
H. Zwick bespricht in einer längeren Arbeit Darstellung,
Eigenschaften und Anwendung des Wasserglases; er empfiehlt dasselbe zu Anstrichen u.
dgl., hält dagegen die vortheilhafte Wirkung desselben als Waschmittel mindestens
für zweifelhaft. (Das Wasserglas, seine Natur und seine Bedeutung für Industrie und
Technik. Zürich 1877. Orell Füßli und Comp.)
Taf. B. Otto Schrott: Ueber amerikanischer Turbinen. S. 112–113