Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, Nr. , S. 399 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Ueber verbranntes Eisen.
Der immer mehr um sich greifenden Verschlechterung in der Qualität des Handelseisens
widmet Bramwell im Engineer,
Juni 1877 S. 414 folgendes, leider zu sehr begründetes Klagelied. „Es ist
vorauszusehen, daß der Stahl das Eisen, mit Ausnahme des zu Schmiedearbeit
bestimmten, sehr bald verdrängt haben wird. Nicht wenige Eisenconsumenten
hoffen, daß es den Stahlfabrikanten gelinge, das Eisen gänzlich zu ersetzen,
oder daß die Eisenfabrikanten eine zuverlässigere Methode ausfindig machen
mögen, Schmiedeisen herzustellen, als sie in dem alten Handpuddelproceß
vorliegt. Soweit unsere Kenntniß reicht, hat man früher nie solche Klagen gehört
über die Schwierigkeit, Eisenwaaren von guter und zuverlässiger Qualität
herzustellen, wie jetzt. Die Eisensorten jedweder Form, von 1 bis 2cm,5 Dicke bieten den meisten Grund zur
Beschwerde. Unglücklicher Weise kommen die schlechten Eigenschaften nicht immer
während der Verarbeitung zum Vorschein, werden aber beim Gebrauch der fertigen
Waare vorzeitig entdeckt. In solchen Fällen sind häufig bedeutende Verluste und
Betriebsstörungen die Folge. Der Fehler kann in der Regel nicht dem Käufer zur
Last gelegt werden, indem man ihm etwa vorwirft, auf den Preis gedrückt zu
haben; gewöhnlich wird beste, stets aber gute Qualität bei der Bestellung
ausbedungen. Wie hoch auch die Preise sein mögen, welche vom Fabrikanten oder
Händler erzielt werden, die Qualität ist stets zweifelhaft; wenn auch ein großer Theil des
bestellten Quantums gut gewesen sein mag, so finden sich doch stets schlechte,
ja sehr schlechte Partien dazwischen. Es liegen uns Beweisstücke solchen Eisens
vor Augen, dessen Fehler theils bei der Verarbeitung, theils im Verschleiß
entdeckt worden sind. In beiden Fällen war das Eisen faulbrüchig, weil es
verbrannt worden war. Das Rohmaterial war gut genug, aber das Eisen war durch
den Puddler verdorben worden. Die Erklärung hiervon liegt in der
fortschreitenden Verschlechterung der Arbeiter. Gute Puddler sind seltner denn
je. Und sie nehmen noch immer ab. Wenn sie nicht durch Maschinen ersetzt werden
können, so mögen die Eisenfabrikanten mit Besorgniß in die Zukunft
blicken.“
Zugfestigkeit von Drähten.
Im Bulletin de la Société d'Encouragement,
Mai 1877 S. 237 veröffentlicht C. M. Goulier nachstehende
Resultate über Festigkeitsversuche mit Drähten aus Aluminiumbronze (Kupfer und
Aluminium), Argentan und andern Metallen.
Textabbildung Bd. 225, S. 400
Drahtsorte; Ausgeglüht (a) oder
nicht (n); Durchmesser; Gesammtverlängerung; Bruchbelastung; Bruchbelastung für
1qmm Querschnitt; ursprünglich;
nächst der Bruchstelle; mm; Proc.; k; Aluminiumbronze mit 10 Th. Aluminium; a; 7
1/2 proc. Aluminiumbronze; 5 proc. Aluminiumbronze; Argentan; wenig a;
Ungehärteter Stahl (Klaviersaiten); n; Eisen; Messing; Kupfer; Versilbertes
Kupfer (leonischer Draht)
Chromhaltiges Eisen.
Nach E. Reiley (Engineer,
April 1877 S. 248) hatten zwei aus Australien eingeführte Roheisensorten folgende
Zusammensetzung:
I.
II.
Chrom
6,984
6,287
Kohlenstoff
4,418
4,200
Silicium
1,460
0,976
Schwefel
0,102
0,207
Phosphor
0
0,055
Mangan
0,125
0
Eisen
–
88,343.
In Folge dieses hohen Chromgehaltes war das Eisen kaltbrüchig, schwer schmelzbar und
konnte auch nach dem Puddeln mit Hämatit nicht geschweißt werden.
Zusammensetzung des Flugstaubes aus Hohöfen und
Flammöfen.
Nach L. Gruner (Comptes
rendus, 1876 t. 82 p.
559) hatte der Flugstaub eines Hohofens in der Nähe von Longwy folgende
Zusammensetzung:
Schwefelsaures Kalium
37,82
Kohlensaures Kalium
3,90
Chlorkalium
1,52
Kieselsäure
0,12
–––––
Löslich in Wasser.
43,36
Kieselsäure
22,98
Kalk
15,88
Thonerde
9,62
Eisenoxydul
4,00
Manganoxydul
0,16
Magnesia
0,36
Schwefel
nicht bestimmt
–––––
Unlöslich in Wasser
53,00
Wasser
3,20
–––––
99,56.
Die Schlacke desselben Hohofens bestand aus:
Kieselsäure
33,0
Kalk
43,7
Thonerde
14,6
Eisenoxydul (mit etwas Mangan)
3,6
Magnesia
1,9
Kali
1,7
Schwefel
0,7
Schwefelsäure
0,2
–––––
99,4.
Der im Wasser unlösliche Theil bestand somit aus einem Gemenge
von Schlackenstaub und Kieselsäure.
Nach J. Bl. Britton (Engineering
and Mining Journal, 1876 vol. 22 Nr. 3) hatte der Flugstaub eines Hohofens,
Puddelofens und Schweißofens der Gesellschaft zu Phönixville folgende
Zusammensetzung:
Hohofen.
Puddelofen.
Schweißofen.
Eisenoxydul
1,51
3,08
1,18
Eisenoxyd
20,21
33,29
41,00
Thonerde
6,57
12,89
7,54
Kalk
3,98
0,48
0,61
Magnesia
0,69
0,09
0,19
Manganoxydul
1,66
0,39
0,12
Zinkoxyd
2,84
–
–
Kupferoxyd
0,06
–
–
Kieselsäure
36,00
40,69
38,99
Schwefelsäure
7,55
1,05
0,43
Phosphorsäure
0,94
3,55
2,98
Arsensäure
0,38
–
–
Antimonsäure
Spur
–
–
Eisenchlorid
0,03
–
–
Cyan
0,09
–
–
Ammoniak
Spur
–
–
Kali mit etwas Natron
16,61
–
–
Kohlensäure
0,59
–
–
Alkalien, Verlust u.s.w.
0,29
4,49
6,96
–––––
–––––
–––––
100,00
100,00
100,00.
Der Phosphorgehalt auf 100 Th. Eisen beträgt somit 2,67, 6,03
und 4,72 Th.
Nickel, Kobalt, Titan, Wismuth, Blei, Barium und Fluor konnten nicht aufgefunden
werden.
Als Brennmaterial wurde Schuylkill-Anthracit, als Erze Magneteisenstein und
Hämatit mit gewöhnlichem Kalkstein angewendet.
Darstellung durchsichtiger Metallhäutchen.
Um aus Vacuumröhren, in welchen Gasspectren untersucht wurden, die geringen Spuren
von Quecksilberdampf zu entfernen, die, von der Luftpumpe herrührend, sich durch die
entsprechenden Linien verriethen, brachte Arthur W. Wright Goldblättchen in die Röhren, die auch in der That das Verschwinden
der Quecksilberlinien aus dem Spectrum zur Folge hatten. Unter gewissen Umständen
entstand aber nun beim Durchgange des elektrischen Stromes eine spiegelnde
zusammenhängende Haut auf dem Glase, die zweifellos durch Verflüchtigung des Goldes
entstanden war. Ein weiteres Verfolgen dieser Erscheinung lehrte hier ein Mittel
kennen, sehr dünne Metallhäutchen darzustellen, und es ergab sich die nachstehende
Methode als die zweckmäßigste.
Reine Röhren aus weißem Glase, etwa 15m lang
und 4 bis 6mm im Lichten, hatten in der
Mitte ein kleines Zweigrohr zur Verbindung mit der Pumpe; an die Enden wurden die
Elektroden gebracht, welche aus den Metallen bestanden, die man prüfen wollte,
gewöhnlich in Form von Drähten. Sie lagen theilweise in dünnen Röhren, in welche ein
Platindraht bis zur Berührung mit dem Metalle hineingeschoben war. Wurde nun der
Gasdruck bis 1 oder 2mm reducirt und die
Entladung einer Inductionsspirale hindurchgeschickt, so bildete sich nach wenigen
Minuten auf dem Glase, welches der negativen Elektrode gegenüber lag, erst eine
Verdunkelung oder Verfärbung, die bald tiefer wurde und schließlich Metallglanz
zeigte. Bei leicht oxydirbaren Metallen muß natürlich die Röhre mit Gasen gefüllt
sein, die das Metall nicht angreifen können. Die Vollkommenheit der Haut erwies sich
abhängig von der Stetigkeit der elektrischen Wirkung und der passenden Regulirung
der benutzten Stromstärke. Mit einer Holtz'schen Maschine wurde bei den angewendeten
Gasdrucken keine Wirkung ohne Condensatoren erzielt.
Wright hat in dieser Weise nachstehende Metalle
untersucht, denen wir gleich die Farbe sehr dünner Schichten beifügen wollen: Gold
geht bei durchfallendem Lichte mit zunehmender Dicke der Schicht von Rosenroth zum
Violett durch Blau und Blaugrün zum hellen Grün; bei reflectirtem Lichte zeigt es
einen prachtvollen Glanz und volle goldige Farbe. Silber ist rein tiefblau
durchscheinend; Kupfer dunkelgrün durchscheinend. Wismuth hat im durchfallenden
Lichte eine Farbe, die gemischt scheint aus hellblau und rein grau. Platin läßt
Licht durch von grauer Farbe mit leicht blauer Nüance. Palladium erscheint rauchig
braun bei durchfallendem Lichte; ebenso Blei mit olivenfarbiger Nüance. Zink und
Kadmium erscheinen tief graublau bei durchfallendem Lichte. Aluminium und Magnesium
wurden nur sehr schwer verflüchtigt und gaben keine befriedigenden Resultate. Eisen
schien mit reiner neutraler Farbe und einem ganz schwachen Anflug von Braun durch.
Nickel und Kobalt, welche keine sehr guten Resultate ergaben, ließen eine graue oder
braungraue Farbe im durchfallenden Lichte erkennen. Tellur ließ das Licht mit dunkel
purpurner Farbe durch.
Ueber die relativen Energien der elektrischen Wirkungen, die nothwendig sind, um die
verschiedenen Metalle zu verflüchtigen, waren die Beobachtungen nicht exact genug,
um ein bestimmtes Gesetz erkennen zu lassen. Es läßt sich nur im Allgemeinen sagen,
daß Wismuth am leichtesten verflüchtigt wurde, Gold und Silber mit nur etwas
geringerer Leichtigkeit. Platin, Palladium, Blei, Zink und Kadmium werden weniger
leicht verflüchtigt, während Kupfer, Eisen, Nickel und Kobalt schon verhältnißmäßig
intensive Entladungen erfordern. Aluminium braucht schon eine energische elektrische
Wirkung durch lange Zeit, und Magnesium bietet von allen untersuchten Metallen die
größten Schwierigkeiten dar. Man sieht, daß die Metalle mit hohem Atomgewicht am
leichtesten verflüchtigt werden, während die mit kleineren Atomgewichten der
elektrischen Wirkung einen großen Widerstand darbieten, und die mit mittlerm
Gewichte eine Mittelstellung einnehmen; aber die Schmelzbarkeit, Zähigkeit und elektrische
Leitungsfähigkeit scheinen gleichfalls einen Einfluß zu üben auf den Ort der
verschiedenen Metalle in der Reihe. (Nach dem American
Journal of Science, Januar 1877 S. 49 durch Naturforscher, 1877 S.
108.)
Ueber den Phosphorgehalt verschiedener Brennstoffe.
A. Patera (Wochenschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architectenvereines, 1877 S. 158) hat den Phosphorgehalt von
Kokes aus Märisch-Ostrau zu 0,052 und 0,024 Proc. bestimmt. Bei der
Vergleichung dieses Phosphorgehaltes mit dem von Holzkohlen ist zu berücksichtigen,
daß derselbe je nach dem Standort der Bäume verschieden sein muß. Chevandier (Comptes rendus,
1847 t. 24 p. 269) fand bei
524 Aschenanalysen den mittleren Aschengehalt des Buchenholzes zu 1,06 Proc., des
Kiefernholzes zu 1,04, des Fichtenholzes zu 1,02 Proc. Patera nimmt den Aschengehalt des Holzes zu 1 Proc., das Ausbringen der
Kohle aus den verschiedenen Hölzern zu 20 Proc. an. Der Phosphorgehalt der
Buchenholzasche ist im Mittel 2,97 Proc., der Tannen- und Fichtenholzasche
2,15 Proc., der Föhrenasche 3,21 und der Kiefernholzasche 1,99 Proc. Der
Phosphorgehalt beträgt demnach für 100 Th. Kohle:
Buchenholzkohle
0,1485
Tannen- und Fichtenholzkohle
0,1078
Föhrenkohle
0,1605
Kiefernkohle
0,0995
Ostrauer Kokes
0,024 bis 0,052.
Dem Eisen kann demnach unter Umständen durch Holzkohle mehr Phosphor zugeführt werden
als durch Kokes.
Ueber die Extraction der sogenannten löslichen Phosphorsäure
aus den Superphosphaten.
Im Interesse der Superphosphatfabriken glaubt E. Erlenmeyer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1839)
darauf aufmerksam machen zu sollen, daß 1 Gew.-Th. saures phosphorsaures
Calcium CaH₄ (PO₄)₂. H₂O bei gewöhnlicher Temperatur
erst in 700 Th. Wasser vollkommen löslich ist, sowie daß durch eine kleine Menge von
Wasser ein größerer oder geringerer Theil dieses Salzes in freie Phosphorsäure und
unlösliches Dicalciumphosphat CaH₄PO₄ . 2 H₂O zersetzt wird.
Die von Märker (Zeitschrift für analytische Chemie, 1873
S. 275) empfohlene Extraction der Phosphorsäure auf dem Filter darf daher nur bei
solchen Superphosphaten vorgenommen werden, welche außer dem sauren phosphorsauren
Calcium noch eine hinreichende Menge freie Phosphorsäure enthalten, um die erwähnte
Zersetzung zu hindern.
Wendet man dieses Verfahren bei solchen Superphosphaten an, in welchen keine freie
Phosphorsäure enthalten ist, so kann die Menge der als Dicalciumphosphat unlöslich
werdenden Phosphorsäure bis zu 8 Proc. der in der Form von Monocalciumphosphat
vorhanden gewesenen Säure ausmachen.
Auch die bisher angewendeten Digestionsmethoden führen bei Superphosphaten (ohne
freie Phosphorsäure) nur dann zu richtigen Resultaten, wenn die zur Digestion
verwendete Wassermenge mindestens das 700 fache Gewicht des in dem Superphosphat
enthaltenen sauren Phosphates beträgt.
Absorption von Pflanzennährstoffen aus jauchehaltigen
Flüssigkeiten durch eine Wiese.
A. Leplay
Comptes rendus, 1876 t. 83
p. 1242) hat die Flüssigkeiten aus einer 175cbm fassenden Jauchegrube, welche die
Abgänge dreier Haushaltungen, die flüssigen Excremente von 60 Stück Hornvieh, todte
Thiere, Regenwasser u. dgl. aufnimmt, auf eine Wiese geleitet und an verschiedenen
Stellen untersucht. Nachfolgende analytische Tabelle zeigt die Zusammensetzung dieser
Flüssigkeit, wie sie aus der Grube kommt und nachdem sie 35, 80, 95 und 125m auf der Wiese zurückgelegt hat. 1cbm derselben enthält in Gramm:
UrsprünglicheFlüssigkeit
Dieselbenach der Bewässerung von
35m
80m
95m
125m
Trockenrückstand
bei 109°.
2070
910
658
514
439
Glührückstand
1312
559
360
308
286
Flüchtige Stoffe
758
351
298
206
153
Glührückstand
Unlöslich in Königswasser
163
88
59
39
46
Phosphorsäure
61
16
9
10
6
Eisen, Thonerde
188
64
59
45
33
Kalk
62
45
49
45
38
Magnesia
60
22
20
22
27
Kali
523
157
82
64
59
Nicht bestimmt
255
167
82
83
77
Flüchtige
Stoffe
Ammoniak
272
74
26
23
13
Organischer Stickstoff
39
9
8
7
6
Kohlensäure
127
85
76
60
41
Nicht bestimmt
320
182
188
116
93
Eine mit Gras bewachsene Fläche nimmt demnach die Nährstoffe aus einer jauchehaltigen
Flüssigkeit sehr rasch auf.
Analyse des Butterfettes mit besonderer Rücksicht auf
Verfälschungen.
Nach O. Hehner (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877
S. 145 bis 156) scheiterten alle auf die physikalischen Eigenschaften des
Butterfettes, wie Löslichkeit im Alkohol, Aether und Petroleumäther, Schmelzpunkt
u.s.w. gegründeten Methoden zur Auffindung fremder Fette in der Butter an dem
Umstande, daß es leicht ist, durch Mischen von flüssigen und festen Fetten Producte
herzustellen, die sich in ihrem Aeußern und allen physikalischen Eigenschaften
durchaus nicht von Butter unterscheiden. Im Gegentheile wurde gar manche echte
Butter als verfälscht betrachtet, weil ihr Geruch und ihr Aussehen auf die
Anwesenheit von Talg zu deuten schien. Alle Butter aber ohne Ausnahme, selbst die
beste, nimmt durch längeres Liegen an der Luft den Geruch des Talges im stärksten
Maße an und wird blendend weiß, wie dieser.
Hehner und A. Angell haben nun
gefunden, daß die Menge der flüchtigen Säuren im Butterfett weit größer ist, als
bisher angenommen, ferner, daß die Quantität derselben sehr constant und nahezu
unabhängig ist von der Race der Kühe, dem Futter und der Bereitungsweise der Butter;
auch das Alter der Butter ist hierauf ohne Einfluß. Durch Destillation der
verseiften Butter mit Schwefelsäure erhielten sie in 8 Versuchen 4,8 bis 7,5 Proc.
flüchtige Fettsäure; auf diese Weise konnten somit keine übereinstimmenden Resultate
erhalten werden.
Da alle thierischen Fette, mit Ausnahme der Butter, aus Tristearin, Tripalmitin und
Triolen bestehen, so müssen dieselben, verseift und mit Schwefelsäure versetzt,
zwischen 95,28 und 95,73 Proc. Fettsäuren geben. Schweineschmalz, Hammeltalg und
ähnliche Fette lieferten denn auch bei directen Versuchen bis auf 0,1 Proc. genau
95,5 Proc. unlösliche Fettsäuren, reine Butter dagegen zwischen 85,4 bis 86,2, im
Mittel 85,85 Proc.;
von anderer Seite wurden bis 87,5 Proc. gefunden. Eine Butter, welche über 88 Proc.
Fettsäure liefert, kann somit als verfälscht bezeichnet werden. Zur Berechnung der
Menge der fremden Fette ziehe man von der gefundenen Procentzahl 87,5 ab,
multiplicire mit 100 und dividire mit 8 (= 95,5 – 87,5). Da eine Butter nie
mit wenigen Procenten eines fremden Fettes, sondern wenn überhaupt mit mindestens
einem Drittel verfälscht wird, so wird man kaum jemals im Zweifel bleiben, ob eine
Verfälschung vorliegt oder nicht.
Hehner empfiehlt nun folgendes Verfahren: Die Butter wird
geschmolzen, das aufschwimmende Fett von dem im Durchschnitt 15 Proc. aus Wasser,
Salz, Kaseïn u.s.w. bestehenden Bodensatz abgegossen und durch ein trocknes
Filter filtrirt.
Man bringt nun 3 bis 4g dieses reinen
Butterfettes in eine kleine Schale, fügt 50cc Alkohol und 1 bis 2g reines
Aetzkali zu und erwärmt auf dem Wasserbade etwa 5 Minuten lang. Nun fügt man
tropfenweise destillirtes Wasser zu; entsteht hierdurch eine Trübung von
ausgeschiedenem unzersetztem Fett, so erhitzt man länger, bis weiterer Wasserzusatz
die Flüssigkeit nicht mehr trübt.
Die klare Seifelösung wird zur Entfernung des Alkohols auf dem Wasserbade bis zur
Syrupconsistenz eingedampft, sodann der Rückstand in etwa 100 bis 150cc Wasser gelöst. Zu der klaren Flüssigkeit
fügt man zur Zersetzung der Seife verdünnte Salzsäure oder Schwefelsäure bis zur
stark sauren Reaction. Hierdurch scheiden sich die unlöslichen Fettsäuren als käsige
Masse ab, welche zum größten Theile rasch zur Oberfläche steigt. Das Erhitzen wird
eine halbe Stunde lang fortgesetzt, bis die Fettsäuren zu einem klaren Oele
geschmolzen sind und die saure wässerige Flüssigkeit sich fast völlig geklärt
hat.
Man dringt die Flüssigkeit nun auf ein gewogenes, dann angefeuchtetes dichtes Filter
und wäscht Schale, Glasstab u.s.w. mit kochendem Wasser gut nach. Reagirt das
Filtrat nach längerm Auswaschen mit kochendem Wasser nicht mehr sauer, so läßt man
alles Wasser abtropfen und taucht den Trichter in kaltes Wasser, bis die Fettsäuren
erstarrt sind. Das Filter wird nun aus dem Trichter herausgenommen, in ein gewogenes
Becherglas gesetzt und im Wasserbade bis zu constantem Gewicht getrocknet, dann
gewogen.
Verwendung des Malzes für Hauschiere.
In England hat sich eine Handelsgesellschaft unter dem Namen „The Farmers
Malt Cattle Company Limited“ gebildet zu dem Zwecke, gekeimte Gerste
bei der gewöhnlich üblichen Ernährung des Viehes allgemein einzuführen. Der Prospect
dieser Gesellschaft rühmt die Eigenschaften der gekeimten Gerste, indem er sagt:
„Der hauptsächlichste Vortheil des Malzes bei der Ernährung muß in
dessen Fähigkeit gesucht werden, die Kleien und die andern Stoffe, welche sich
sonst noch in den Körnern in unlöslicher Form finden, in Dextrin und
Traubenzucker umzuwandeln, welche letztere Stoffe leicht und schnell von den
Thieren assimilirt werden.“ J. B. Lawes
(Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie, 1877 Bd. 1 S. 94) hat nun mit einer
großen Anzahl Kühen, Schafen und Schweinen Fütterungsversuche angestellt, aus denen
hervorgeht, daß ein gegebenes Gewicht Gerste für die Milchproduction und für die
Vermehrung des Lebendgewichtes vortheilhafter ist als nach seiner Umwandlung in
Malz.
Bestimmung des Kaseïns in der zur Käsebereitung
bestimmten Milch.
Wenn es sich darum handelt, die Veränderungen zu erforschen, welchen die Eiweißkörper
beim Proceß der Käsebereitung unterliegen, so ist es nach L. Manetti und G. Musso (Milchzeitung, 1877 S.
221) rathsam, die Milch nicht durch Säuren, sondern durch Lab zum Gerinnen zu
bringen, da die auf beide Weisen erhaltenen Niederschläge offenbar verschieden sind.
Die Verfasser empfehlen daher folgendes Verfahren zur Bestimmung des Kaseïns.
50cc Milch werden auf 40°
erwärmt und mit einigen Tropfen einer Lablösung in Glycerin (Kälbermagen mit
Glycerin ausgezogen) gemischt, so daß die Gerinnung in etwa 10 Minuten beendet ist.
Man zerschneidet nun das Gerinnsel mit einem Spatel; fließen die Molken reichlich
und rasch aus den Einschnitten heraus, so zerkleinert man die Masse vorsichtig, daß
nicht zu viel Fett in die Flüssigkeit übergeht, und bringt auf ein Filter von grobem Papier. Nun wird
erst mit Wasser, dann mit absolutem Alkohol und schließlich mit Aether gut
ausgewaschen, der Rückstand bei 115° getrocknet und gewogen. Die getrocknete
Masse muß weiß sein, sonst enthält sie Milchzucker oder Fett. Die mitgefällten
Phosphate speciell zu bestimmen, ist für praktische Zwecke überflüssig. Die Milch
von 8 verschiedenen Kühen gab auf diese Weise an Kaseïn:
Frische Milch.
Abgerahmte Milch.
Nr.
1
3,900 Proc.
Nr.
5
3,510 Proc.
„
2
5,327 „
„
6
3,078 „
„
3
3,080 „
„
7
2,674 „
„
4
2,270 „
„
8
2,894 „
Ueber Esparto-Schlacke.
Edger und Proctor (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 912) berichten, daß, als die vom
Brande eines großen Lagers von Espartogras herrührende Schlacke in einem Ziegelofen
bis zum Flüssigwerden erhitzt wurde, man eine dem dunklen Flaschenglase ähnliche
Masse von folgender Zusammensetzung erhielt:
Alkalien
10,70
Alkalische Erden
16,75
Oxyde von Eisen, Mangan und Thonerde
4,27
Kieselsäure
64,60.
Das Mittel von Analysen mehrerer Arten von dunklen Medicinflaschen war:
Alkalien
10,7
Alkalische Erden
14,4
Oxyde von Eisen, Mangan und Thonerde
5,8
Kieselsäure
66,3.
Es ist nicht schwer einzusehen, wie bei einem Brande derartiger Materialien die
Entdeckung des Glases gemacht werden mochte.
Untersuchungen über natürliche Sulfide.
S. Meunier (Comptes rendus,
1877 t. 84 p. 638) hat
gefunden, daß Bleiglanz, Pyrit, Kupferkies, Blende, Zinnober und andere natürliche
Sulfide Gold, Silber und Quecksilber aus ihren Lösungen metallisch abscheiden unter
gleichzeitiger Fällung von Schwefel; z.B. 3 PbS + 2 AuCl₃ = 3 Pb Cl₂ +
2 Au + 3 S oder mit Silbernitrat PbS + 2 AgNO₃ = Pb (NO₃)₂+ 2
Ag + S. Meunier glaubt, daß in entsprechender Weise die
Silber haltigen Bleiglanzgänge und die Gold haltigen Schwefelkiese entstanden
sind.
Ueber krystallisirtes essigsaures Magnesium.
L. Patrouillard (Comptes
rendus, 1877 t. 84 p. 553) versuchte 600g Eisessig
mit kohlensaurer Magnesia zu neutralisiren, erhielt aber erst dann eine
Gasentwicklung, nachdem er 150cc Wasser
zugesetzt hatte. Durch weitern Wasserzusatz und Erwärmen wurde die Reaction zu Ende
geführt. Die erhaltene neutrale Lösung schied, unter eine Glocke neben Schwefelsäure
gestellt, nach einiger Zeit farblose Krystalle von essigsaurem Magnesium ab.
Wird diese Lösung in einer flachen Schale an die Luft gesetzt, so zerfällt sie unter
dem Einfluß eines noch unbekannten Fermentes, es scheidet sich kohlensaure Magnesia
ab und es bilden sich geringe Mengen von Ameisensäure und Methylalkohol.
Ueber die beste Art der Scheidung mittels Kalk.
Die Scheidung der Rübensäfte hat den doppelten Zweck, den die Krystallisation
hindernden Nichtzucker fortzuschaffen und den Saft zu conserviren. Die Scheidung mittels Kalkmilch (1 :
5) ist nach Hulva umständlich, erfordert größere
Räumlichkeiten, führt den Säften große Wassermengen zu (auf 1000k Rüben 75k Wasser) und bedingt somit größern
Kohlenverbrauch.
Hulva empfiehlt das trockne Scheiden mittels frisch
gebrannten Kalkes. Ueber jede Scheidepfanne wird ein durchlöcherter, mit Kalk
gefüllter Kübel aufgehängt, welcher, sobald der Saft auf 50° gebracht ist,
etwa 2 bis 3 Mal kurz hinter einander in die Pfanne eingetaucht wird. Der ganze
Proceß dauert etwa 4 Minuten und erfordert nur geringe Arbeitskräfte; der Kalk
vertheilt sich dabei weit besser als beim Eingießen der Kalkmilch. Eine
Caramelisirung des Zuckers kann erst bei 160° eintreten – eine
Temperatur, die bei diesem Verfahren nicht erreicht wird. Auch Pasel und Mehrle sind mit dieser trocknen
Scheidung sehr zufrieden. (Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie des
Deutschen Reiches, 1877 S. 166 und 534.)
Sickel (Daselbst S. 332) empfiehlt wiederholt den zur
Scheidung bestimmten Kalk mit den Absüßwässern zu löschen.
Ueber die Beziehungen zwischen dem specifischen Gewicht der
Zuckerrübe und dem Zuckergehalt derselben.
F. Krocker hat, in der Meinung, daß zwischen dem
specifischen Gewichte der Rübe und zwischen dem Zucker-Trockensubstanzgehalt
derselbe Zusammenhang obwaltet, eine Untersuchungsmethode veröffentlicht, nach
welcher man blos das specifische Gewicht einer Rübe zu bestimmen hat, um mit Hilfe
der beigefügten Tabellen den Zucker- und Trockensubstanzgehalt der Rübe zu
erfahren. J. Stollar (Organ des Vereins für Rübenzucker
in Oesterreich, 1877 S. 233) zeigt dagegen, daß diese Bestimmung unbrauchbar ist,
weil das specifische Gewicht des Mittelstückes mit jenem der ganzen Rübe in äußerst
seltenen Fällen übereinstimmt, und weil zwischen dem specifischen Gewichte der Rüben
und der Saftqualität kein Zusammenhang besteht.
Ueber Cochenilleprüfung.
Löwenthal (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S.
179) empfiehlt zur Prüfung der Cochenille, welche häufig bereits ausgezogen im
Handel vorkommt, folgendes Verfahren: 2g
ganze Cochenille werden das erstemal mit 1l,5 destillirtem Wasser 1 Stunde gekocht, durch ein gewöhnliches Theesieb
gegossen und die im Siebe zurückgebliebene Cochenille noch einmal mit 1l destillirtem Wasser 3/4 Stunden gekocht.
Beide Flüssigkeiten zusammen betragen also nicht 2l, weil viel Wasser verdampft ist. Nach dem
Erkalten wird die Flüssigkeit auf 2l
gebracht und je 100cc davon mit
Indigocarmin und hinreichend Säure in 750cc
bis 1l Wasser titrirt. Nach Abzug des
Chamäleonverbrauches für den Indigo hat man den Werth der Cochenille mit der
Vergleichscochenille zu berechnen.
Von den mitgetheilten Beleganalysen mögen hier folgende angegeben werden:
cc
I)
100cc 25cc
CochenilleabkochungIndigolösung
12,8 Chamäleonlösung.
Desgleichen
12,8
„
–––––
25,6
„
Ab für Indigo
11,2
„
–––––
14,4
„
II)
100cc 25cc
CochenilleabkochungIndigolösung.
10,6
„
Desgleichen
10,4
„
–––––
21,0
„
Ab für den Indigo
11,2
„
–––––
9,8
„
Setzt man den Werth der erstern Probe (Vergleichscochenille) = 100, so ist der der
zweiten nur 68,1.
Zur Phylloxera-Frage.
A. Blankenhorn und J. Moritz
(Annalen der Oenologie, 1875 S. 94 bis 134) besprechen in einer sehr ausführlichen
Abhandlung, die durch gute Abbildungen erläutert ist, das Vorkommen der Reblaus (Phylloxera vastatrix) und die Mittel zur Bekämpfung
derselben.
L. Weigelt (Annalen der Oenologie, 1877 S. 192) hat den
Kaligehalt amerikanischer und europäischer Rebhölzer verglichen. Schon Neßler wies auf die durch Kalidüngung in Frankreich
erzielten günstigen Erfolge hin, um die durch Phylloxera inficirten Rebfelder gegen
die Verheerungen dieses Insektes widerstandsfähiger zu machen. Diese Thatsache läßt
zwei Erklärungen zu:
1) Das Kali wirkt als Düngemittel, bahnt reichliche, kräftige Ernährung an, erhöht
dadurch die Lebenskraft des Stockes und dieser wird in Folge dessen befähigt, den
zerstörenden Einflüssen der Wurzellaus besser zu widerstehen. Die erhöhte
Wurzelthätigkeit und dadurch bedingte gesteigerte Saftproduction vermag eine
gesteigerte Saftconsumtion seitens des Insektes auszuhalten, ohne daß dadurch der zu
ernährende Stock Nahrungsmangel fühlt.
2) Das Kali wirkt als Gift auf den Kerf. Die nach Kalidüngung kalireicheren
Wurzelsäfte der Vitis sind für die Ernährung des Schmarotzers ungeeignet, schädigen
seine Lebenskraft, schwächen dadurch die Massenhaftigkeit seiner Vermehrung ab und
bewahren so den Stock vor der Ueberzahl von Angriffen, welche ihn unzweifelhaft
tödten müßten.
Die erstere Ansicht scheint die verbreitetere zu sein; so weit Verfasser wenigstens
Gelegenheit hatte, Aeußerungen über vorliegende Frage zu hören, gipfelten dieselben
meist in der Düngungsfrage: „tausendjähriger Rebbau hat unsere Rebfelder
erschöpft, besonders das Kali fehlt, das Kali, dessen die Rebe in so großer
Menge bedarf, und welches wir als Weinstein in unsern Gährungsfässern zur
Ablagerung bringen und den Weinbergen nicht wieder zuführen.“
Weigelt zeigt nun durch die Aschenanalysen amerikanischer
und deutscher Reben, daß letztere Angabe nicht zutreffend ist, daß aber die
widerstandsfähige amerikanische Rebe deshalb die Angriffe der Reblaus zu überdauern
vermag, weil der Kalireichthum des Holzes und Saftes derselben dem Insect die für
seine Ernährung, Wachsthum und Gedeihen erforderlichen günstigsten Bedingungen nicht
bietet.
H. W. Dahlen (Annalen der Oenologie, 1877 S. 217)
bespricht das Auftreten der Reblaus in Bollweiler (Oberelsaß). Er schließt aus
seinen Beobachtungen, daß ein zeitiges Vernichten aller befallenen Reben noch immer
das einzige Mittel ist, der Phylioxera-Gefahr mit Erfolg zu begegnen.
Die Verfälschung der Weine.
A. Gautier verneint entschieden die Zulässigkeit auch
indifferenter Färbemittel für Weine und bespricht eingehend die zur künstlichen
Färbung des Weines verwendeten Stoffe und den Nachweis derselben (vgl. 1876 222 372); auch die übrigen Weinfälschungen werden von ihm
so ausführlich behandelt, wie dies bisher noch nicht geschehen ist. (A. Gautier: La Sophistication des vins. Paris 1877. Braillière et fils.)
––––––––––
Berichtigung. In dem Artikel „Verfahren,
klanglosen Metalllegirungen Klang zu ertheilen“ (S. 268 d. Bd.), ist
zu lesen „Silliman“ statt
„Lilliman.“