Titel: | Neue hydraulische Kraftmaschine von G. Hanriau in Meaux. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 27 |
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Neue hydraulische
Kraftmaschine von G. Hanriau in Meaux.
Mit Abbildungen auf Taf. IV [a/2].
Hanriau's neue hydraulische
Kraftmaschine.
Diese Construction, die sich auf den ersten Anblick völlig
unpraktisch darstellt und die auch in ihrer Durchführung, wie in
Figur 8 ersichtlich, äußerst primitiv erscheint, ist
nichts destoweniger in mehrfacher Weise in verschiedenen Theilen
Frankreichs zur Ausführung gekommen und hat sich, nach dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, überall bestens bewährt. Der zu Grunde
liegende Gedanke ist jedenfalls sehr geistreich zu nennen und
besteht in nichts geringerem, als den unterhalb der
Erdoberfläche lagernden Wasserschichten ein künstliches Gefälle zu geben und dadurch
bewegende Kraft zu schaffen, welche zur directen
Arbeitsleistung, zur Compression von Luft, oder zum Wasserheben
verwendet wird. Letztere Disposition ist in Figur 8
dargestellt nach der ausgeführten Construction in der Gemeinde
Bailly-Romainvilliers. Es handelt sich hier darum, zunächst dem
in der obersten Grundwasser führenden Schichte enthaltenen
Wasser einen theilweisen Abfluß nach unten zu gestatten. Zu
diesem Zwecke wird ein Bohrloch hergestellt, welches durch die
undurchlässigen Schichten hindurch endlich auf ein
Absorptionsterrain führt. Dieses würde nun der ebenen
Wasserschichte Abfluß nach unten gestatten, ohne jedoch das
Gefälle auszunutzen; es darf daher das Absorptionsrohr a nicht unmittelbar an der Brunnensohle
B münden, sondern erst an einer
zweiten Sohle C, welche so tief
unter B gelegt wird, daß die zur
Arbeitsleistung erforderliche Niveaudifferenz entsteht. Von C nach B
führt ein weites Rohr, welches über den Wasserspiegel des
Brunnens hinausragt und jede Verbindung der Wasserschicht mit
dem Absorptionsbrunnen C abschließt.
Dagegen ist ein in C ausmündendes,
engeres Rohr r mit dem obern
Wasserspiegel in B durch einen
Wechsel w verbunden, welche, durch
ein Griffrad von oben stellbar, das Wasser nach abwärts strömen
läßt. Dabei drückt dasselbe auf die in Figur 9
dargestellten Pumpenkolben einer endlosen Kette k, welche auf der einen Seite durch das
Rohr r hinab, auf der andern Seite
– hinter r – wieder
hinaufgeht und im Tagesniveau um eine Kettenrolle t geschlungen ist.
Hierdurch wird die Welle der Kettenrolle t bewegt und eine zweite Rolle s angetrieben, auf der eine ähnlich angeordnete
Kolbenkette das Wasser aus dem Brunnen B zu Tage fördert.
So lange das Absorptionsterrain bei der Mündung des Rohres a vollständig frei bleibt, functionirt
nun die Pumpe – selbstverständlich mit geringem
Nutzeffect, aber auch ohne alle Spesen – in der eben
beschriebenen Weise; sollte sich jedoch das Rohr a unten verstopfen, so müßte der
Wasserspiegel in C successiv
steigen, endlich das Niveau von B
erreichen und die Arbeit der Pumpe unmöglich machen.
Um dies zu vermeiden, schüttet der Erfinder, sobald eine Abnahme
der Absorptionsfähigkeit bemerkt wird, Salzsäure oder
Schwefelsäure in den Schacht C, und
da nur die nächste Umgebung der Mündung von a auf diese Weise gereinigt werden muß,
so reichen mäßige Mengen aus, um Hanriau's Pumpe stets in
Betrieb zu erhalten.
R.