Titel: | Beiträge zur Kenntniss der Leimung des Papieres; von C. Wurster. |
Autor: | C. Wurster |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 75 |
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Beiträge zur Kenntniss der
Leimung des Papieres; von C. Wurster.
Wurster, zur Leimung des Papieres.
Das Papierblatt, wie es durch Verfilzung der vorbereiteten
Pflanzenfasern erhalten wird, gestattet dem Wasser leicht den
Durchgang, saugt es mit Begierde auf. Mit dieser Eigenschaft des
Fließens begabtes Papier ist nur für bestimmte Zwecke
verwendbar, die meisten Papiere müssen nichtfließend hergestellt
werden. Dies wurde früher ausschließlich dadurch erreicht, daß
der fertige Bogen in eine Leimlösung getaucht und möglichst
langsam getrocknet wurde (die sogen, animalische Leimung). Beide
Oberflächen des Blattes überziehen sich hierbei mit einer dünnen
Leimschicht, welche selbst keine Kapillarität besitzt und den
Contact der Tinte mit der Faser aufhebt.
D'Arcet, Braconnot, Canson und Illig ist es nach vielen Bemühungen
gelungen, diese höchst umständliche und kostspielige Operation
durch ein schneller zum Ziele führendes Verfahren zu ersetzen,
welches mit dem wenig passenden Namen der Stoff- oder
vegetabilischen Leimung bezeichnet wurde. Es wird hierbei dem
Ganzstoff eine lösliche Harz- oder Fettseife zugefügt und
dieselbe durch Alaunzusatz gefällt. Wird diese Operation richtig
ausgeführt, so ist nach dem Trocknen durch die ganze Masse des
Papieres die Capillarität aufgehoben, beim Schreiben benetzt die
Tinte die Fasern nicht, dringt nicht in das Papier ein, sondern
trocknet auf der Oberfläche. Die theoretische Deutung dieses
Vorganges scheint keinerlei Schwierigkeiten zu verursachen. Nach
der ganz allgemein üblichen Annahme setzt sich das harzsaure
AlkaliIch
gebrauche hier der Einfachheit halber für die Säuren des
Colophoniums den in der Technik gebräuchlichen Namen
Harzsäure. mit dem Alaun um, unter Bildung von
harzsaurer Thonerde und schwefelsaurem Alkali. Der harzsauren
Thonerde wird die Eigenschaft zugeschrieben, die Capillarität
der Pflanzenfaser aufzuheben. Nach dieser Erklärung scheint in
der Theorie das Leimen mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden
zu sein, da ja die Bedingungen zu dieser doppelten Umsetzung
leicht einzuhalten sind und sowohl die Darstellung der
Harzseife, als auch die Art der Fällung scheinbar nur geringen
Einfluß haben müßten. Bei der Anwendung der Harzleimung stellen
sich jedoch viele Schwierigkeitin in den Weg, häufig mißräth die
Operation, ohne daß ein Grund dafür aufgefunden werden kann; die
vegetabilische Leimung bildet noch immer eine Schwierigkeit für
die Papierfabrikanten und ist allen Zufälligkeiten unterworfen.
Das beste Zeichen für die Unsicherheit, welche in der
Stoffleimung herrscht, ist die Thatsache, daß jede Fabrik ihr
eigenes Verfahren besitzt und die Techniker mit Recht sich
jeder, auch der geringsten Aenderung des Verfahrens widersetzen,
besonders wenn ein solches von einem Theoretiker befürwortet
wird.
Bei Gelegenheit eines längern Aufenthaltes in verschiedenen
Papierfabriken unterwarf ich vor etwa 1 1/2 Jahren die einzelnen
Processe der Harzleimung einer eingehenden Prüfung. Da ich
voraussichtlich noch längere Zeit verhindert sein werde, mich
weiter praktisch mit der Leimungs-Frage zu beschäftigen, so
ziehe ich vor, in gedrängter Weise meine bis jetzt gewonnenen
Resultate und Ansichten zu veröffentlichen, um so wenigstens die
Anregung zu weitern Arbeiten über diesen Gegenstand zu
geben.
Der bisher unangefochten dastehende Auffassung, daß die Leimung
durch die harzsaure Thonerde bedingt wird, kann ich nicht
beistimmen. Ich habe gefunden, daß die Leimung einzig und allein
durch freies Harz bewirkt wird und die Thonerde hierbei nur eine
secundäre Rolle spielt. Im Folgenden sind meine Ansichten näher
aus einandergesetzt und begründet.
Bringt man zu einer Lösung von harzsaurem Natron ein
Thonerdesalz, so entsteht ein dicker, gelatinöser, weißer
Niederschlag, welcher allgemein als harzsaure Thonerde
angesprochen wurde. Ueber die Eigenschaften dieser
harzsauren Thonerde ist jedoch nichts bekannt; es schien mir
daher von Wichtigkeit, diesen Körper näher kennen zu lernen.
Bringt man die Harzlösung mit dem Alaun zusammen in dem
Verhältniß, wie dies bei dem Leimen stattfindet, also bei großem
Ueberschuß von Alaun, so entsteht ein Niederschlag, dessen
Eigenschaften bei der einfachsten Prüfung es von vornherein sehr
wahrscheinlich machen, daß keine chemische Verbindung, sondern
ein Gemenge von freiem Harz und einer unlöslichen anorganischen
Thonerdeverbindung vorliegt. Kocht man den erhaltenen
Niederschlag, so ballt er sich zusammen; erhöht man die
Temperatur der Lösung durch Zusatz eines neutralen Salzes, so
schmilzt derselbe. Setzt man zu dem Niederschlag concentrirten
Alkohol und erwärmt, so löst sich alles bis auf wenige weihe
Flocken von der Thonerdeverbindung auf. Durch Zusatz von Wasser
zu der erhaltenen alkoholischen Lösung wird freies Harz
ausgefällt. Noch deutlicher wird die Anwesenheit von freiem Harz
nachgewiesen beim Schütteln des Niederschlages mit Aether,
Chloroform u.s.w.; der Niederschlag wird beinahe vollständig
aufgelöst. Hebt man die ätherische, gelb gefärbte Lösung ab und
läßt dieselbe eindampfen, so hinterbleibt das Harz mit allen
seinen Eigenschaften. Anders verhält es sich, wenn bei der
Fällung ein Ueberschuß von Alaun vermieden wird. Der
Niederschlag besteht dann zum größten Theil aus harzsaurer
Thonerde. Man kann dieselbe rein gewinnen durch Abfiltriren,
Auswaschen und Auskochen mit Alkohol (zur Entfernung des mit
ausgefällten Harzes), in welchem die harzsaure Thonerde nur
wenig löslich ist; letztere kann durch Auflösen in Aether
gereinigt werden. Beim Verdampfen des Lösungsmittels
hinterbleibt das Salz als feines weißes Pulver, während das Harz
immer harzförmig ausgeschieden wird. Ein Ueberschuß von
Thonerdesalz zersetzt also frisch gebildete harzsaure Thonerde.
Compactere harzsaure Thonerde, wie sie aus der ätherischen
Lösung erhalten wird, ist viel widerstandsfähiger und wird sogar
von freier Säure kaum angegriffen, da das sich abscheidende,
freie Harz das unzersetzte umhüllt und die weitere Einwirkung
der Säure verhindert. Setzt man ein Lösungsmittel für das
gebildete Harz hinzu, so geht die weitere Zersetzung rasch vor
sich.
Es ist aus diesen Versuchen mit Bestimmtheit anzunehmen, daß auch
im Großen bei der vegetabilischen Leimung, beim Fällen der
Harzseife mit einem großen Ueberschuß von Thonerdesalz, sich nur
freies Harz und keine harzsaure Thonerde bilden wird. Die
Entscheidung dieser Frage muß die Bestimmung der nach dem Leimen
im Papier vorhandenen Substanzen geben.
Extrahirt man geleimtes Papier wiederholt mit Aether, Chloroform,
Benzol oder Schwefelkohlenstoff, so fließt das Papier. Es ist
dies jedoch kein Beweis für die Abwesenheit der harzsauren
Thonerde, da diese ebenfalls in das Lösungsmitel übergeht. Die
Gewichtsanalyse gibt jedoch hierüber Aufschluß. Aus einer großen
Anzahl Analysen feinerer Papiere einer Fabrik geht hervor, daß
dort durch die Leimung der Aschengehalt um 0,6 bis 0,8 Proc.
erhöht wird. Extrahirt man Papier so lange mit einem der vorhin
genannten Lösungsmittel, bis dasselbe vollkommen fließt, so
nimmt der Aschengehalt kaum merklich ab. Das Extrahiren des
Papieres geschah in der Art, daß ein 5cm breiter und 15 bis 20cm langer, gewogener
Papierstreifen möglichst weit gerollt, in einem Reagenzröhrchen
mit Aether übergossen, einige Male umgeschüttelt, der Aether
abgegossen und die letzten Theile desselben heftig
herausgeschleudert wurden. Nach 5 bis 8 maligem Extrahiren
fließt das Papier vollkommen. Der Streifen wurde vor und nach
dem Extrahiren bei 100° getrocknet und im Wiegeröhrchen
gewogen. Die Gewichtsdifferenz der beiden Wägungen ergibt die
aufgelöste Menge Substanz. Beim Abdampfen des Aethers
hinterbleibt das Harz mit seinen charakteristischen
Eigenschaften. Von Ammoniak wird dasselbe leicht gelöst, die
harzsaure Thonerde bleibt zurück. Ein geringer Gehalt an
Thonerde war in vielen Fällen nachweisbar. Die
Aschenbestimmungen geschahen mit einem frischen Streifen Papier,
sowie mit einem vorher extrahirten Streifen. Die so ausgeführten
Analysen feinerer Schreibpapiere verschiedener Dicke ergaben
folgende Procentgehalte:
Aschenmenge vordem
Extrahiren.
Aschenmenge nachdem
Extrahiren
AufgelösteSubstanz.
I.
1,68
mit
Aether
1,63
3,35
II.
2,29
„
„
2,19
4,72
III.
2,19
„
„
2,18
3,70
IVa.
1,93
„
„
1,81
4,50
IVb.
1,95
„
Benzol
1,88
4,59
V.
1,71
„
Aether
1,66
2,11.
Aus diesen Zahlen geht hervor, daß nach dem Extrahiren der
Gewichtsverlust an Asche zwar ein constanter ist, doch liegt
derselbe noch innerhalb der Fehlergrenzen der Analyse. Wenn
überhaupt harzsaure Thonerde im Papier enthalten ist, so macht
diese nur einen geringen Procentsatz des freien Harzes aus.
Wir finden demnach in vegetabilisch geleimten Papieren beinahe
ausschließlich freies Harz, und ist der Schluß, daß die Leimung
durch freies Harz bedingt wird, ein ganz berechtigter. Diese
Behauptung wird wesentlich unterstützt sowohl durch die
Eigenschaften des Harzes selbst, als auch durch
die im Großen beim Leimen gemachten Erfahrungen. Setzt man beim
Leimen bei gleicher Harzmenge nur so viel Alaun zu, als zur
Bildung der harzsauren Thonerde nothwendig ist, so wird das
Papier nicht leimfest; wenigstens bedarf man, um dasselbe auf
diese Art zu leimen, einer unverhältnißmäßig großen Menge
Harzes.
Harz verhält sich dem Wasser gegenüber wie die Fette; es wird von
reinem, schwachsaurem Wasser und neutralen Salzlösungen nicht
benetzt. Fein gepulvertes Harz, auf einen Wassertropfen
gebracht, hält sich tagelang auf der Oberfläche, ohne benetzt zu
werden; es verhindert sogar das Verdunsten des Wassers. Die
geringste Spur Alkali, z.B. schon das Anhauchen mit Ammoniak
haltiger Luft, genügt, um das Harz augenblicklich zu benetzen
und zu Boden sinken zu machen. Die unlöslichen harzsauren Salze
zeigen ähnliche Eigenschaften, jedoch in weit geringerm
Maße.
Ist die Ansicht richtig, daß die Leimung durch freies Harz
bewirkt wird, so muß man mit freiem Harz allein Papier leimfest
machen können. Dieser Beweis ist leicht zu führen. Bringt man
eine verdünnte ätherische Harzlösung auf ungeleimtes Papier,
läßt den Aether verdampfen und trocknen, so ist derjenige Theil,
auf welchem Harz zurückbleibt, geleimt. Macht man den Versuch
mit harzsaurer Thonerde oder harzsaurem Blei, so bleiben diese
als weißes Pulver auf der Papieroberfläche zurück. Das Pulver
nimmt zwar die Tinte nicht an, doch ist das Papier nicht
geleimt. Es ist also auch die Form, in welcher der
anticapillarische Eigenschaften besitzende Körper ausgeschieden
wird, von Wichtigkeit.
Aus dem bis jetzt Angeführten geht hervor, daß die Kunst der
Leimung darin besteht, die Faser mit möglichst fein vertheiltem
Harze zu umhüllen. Es ist hierbei die Art der Abscheidung des
Harzes von außerordentlichem Einflusse. Je nach den Umständen
der Fällung ist die Größe der Harztheilchen und somit die der
benetzten Flüssigkeit entgegengesetzte Oberfläche eine sehr
verschiedene. Die Harzmenge, die nöthig ist, um ein Papier
leimfest zu machen, hängt lediglich ab von der Größe der
Oberfläche, welche das Harz darbietet. Je kleiner die
Harztheilchen, d.h. je größer die Vertheilung des Harzes ist, um
so weniger wird davon angewendet werden müssen.
Die sauren Eigenschaften des Colophoniums sind nur schwacher
Natur; in concentrirter Lösung und in der Hitze treibt die
Harzsäure die Kohlensäure aus der Soda aus. In verdünnter Lösung
und in der Kälte wird das harzsaure Natron durch Einleiten von
Kohlensäure oder einfaches Durchlasen von Ausathmungsluft
vollständig in freies Harz und freies Alkali zerlegt. Durch
dieses Verhalten ist bei vielen Leimungsverfahren die Bildung der harzsauren Thonerde zum
größten Theile ausgeschlossen. Wird zuerst der Leim in den
Holländer gegeben, so ist der größte Theil der Harzseife
zersetzt, ehe der Alaun zugegeben wird, und freies Harz setzt
sich unter keinen Umständen mit Thonerdesalzen zu harzsaurer
Thonerde um. Wird harzsaures Alkali mit Alaun im Ueberschuß oder
freier Säure versetzt, so entsteht ein gelatinöser oder
flockiger Niederschlag von freiem Harze, welcher leicht auf dem
Filter zurückgehalten wird. Gießt man harzsaures Alkali in viel
Wasser, so entsteht eine weiße milchförmige Trübung, die oft
fälschlich als Kalksalz der Harzsäure bezeichnet wurde. Es wird,
wie schon angeführt, durch Kohlensäure haltiges Wasser die
Harzseife zersetzt und freies Harz als Harzmilch ausgeschieden.
In dieser Harzmilch ist die Vertheilung des Harzes eine sehr
vollkommene. Das Harz ist so fein vertheilt, daß es nach
wochenlangem Stehen noch suspendirt ist und völlig durch die
Poren des Filters hindurchläuft. Bringt man diese Harzmilch mit
Pflanzenfasern zusammen, so schlägt sich das Harz auf der Faser
nieder. Da in dieser Milchform das Harz eine sehr viel größere
Oberfläche darbietet als das sonst gefällte, so wird es allem
Anscheine nach bei der Leimung hauptsächlich darauf ankommen,
möglichst viel des Harzes in dieser Milchform auszuscheiden.
Dies ist nun auch in Wirklichkeit der Fall. Die meisten Fabriken
arbeiten mit sogen. weißen Leim, also mit Harzleim, der freies
Harz suspendirt enthält.
Auf folgende Art wird es gelingen, die Ausscheidung des Harzes in
Milchform zu vergrößern: 1) Durch Vermeidung jedes Ueberschusses
von Alkali bei der Bildung der Harzseife. 2) Durch möglichst
starkes Verdünnen der Harzseife vor dem Leimen mit Kohlensäure
haltigem Wasser.Es
ist bis jetzt noch nicht betont worden, ob daß Verdünnen der
Harzseife außerhalb des Holländers von Werth sei oder nicht,
obwohl die Praxis die Frage längst zu Gunsten einer größern
Verdünnung entschieden hat; die meisten Fabriken verwenden Leim,
der im Liter nur 15 bis 308 Harz enthält. Es ist nicht
gleichgiltig, ob die Harzseife außerhalb oder erst im Holländer
verdünnt wird, da das Wasser des Holländers, wenn dasselbe
einige Zeit durch die Walze mit Luft gepeitscht wurde, sehr arm
an Kohlensäure ist. In wiefern ein Zusatz von künstlich mit
Kohlensäure angereichertem Wasser beim Verdünnen der Harzseife
oder im Holländer günstig wirkt, hatte ich noch nicht
Gelegenheit im Großen zu erproben; doch hege ich die
Ueberzeugung, daß ein derartiger Zusatz sehr günstige Resultate
ergeben müßte. Jedenfalls sind die Unterschiede, die bei ganz
gleichem Leimungsverfahren durch verschiedenes Wasser häufig
beobachtet wurden, blos auf den verschiedenen Kohlensäuregehalt
des Wassers zurückzuführen. 3) Durch mechanisches
Vermengen der Harzseife mit unaufgelöstem Harze. – Zur
vollständigen Auflösung des Colophoniums bedarf man etwa 40
Proc. des angewendeten Harzes. In Wirklichkeit wird in der
Technik zur Bildung der Harzseife weit weniger Alkali
angewendet.
Theoretisch ist dies gar nicht möglich; es wird hierbei auch
keine reine Harzseife gebildet, sondern, wie ich gefunden, eine
Harzseife, die oft 10, 20 und mehr Procent freies Harz
mechanisch vertheilt enthält. Geschieht das Auflösen des Harzes
mit der zur vollständigen Lösung genügenden Menge Alkali, so ist
die Auflösung in den meisten Fällen in weniger als 1 Stunde
vollendet, ein längeres Kochen ganz zwecklos. Anders gestaltet
sich das Verhältniß, wenn noch freies Harz vorhanden ist; soll
Kieses beim Verdünnen der Harzseife nicht in Flocken oder
Tröpfchen, die im Papiere als Harzflecken erscheinen, ausfallen,
sondern in Milchform, so muß durch Eindampfen der Harzseife ein
gewisser Grad der Concentration erreicht werden, bei welchem
erst die Vertheilung des freien Harzes in der Harzseife eine
vollständige ist. Durch Uebung lernen die mit der Harzauflösung
betrauten Arbeiter diesen Punkt aus der Beschaffenheit der
Harzseife leicht erkennen und kochen so lange, bis der
gewünschte Zustand erreicht wird. Je mehr freies Harz in die
Harzseife eingearbeitet werden kann, ohne daß beim Verdünnen
sich das Harz anders denn milchförmig ausscheidet, um so besser
wird der Leim sein. Das Verdünnen des Leimes muß hierbei jedoch
mit ganz besonderen Vorsichtsmaßregeln vorgenommen werden;
sowohl das Eintragen der Harzseife, als auch die Temperatur des
Wassers muß ganz genau geregelt werden.
Der Stärkezusatz beim Leimen wirkt hauptsächlich durch Verdickung
der Flüssigkeit und die dadurch bewirkte leichtere Suspension
des Harzes. Anticapillarische Eigenschaften besitzen weder der
trockene Stärkekleister, noch das Thonerdehydrat und die basisch
schwefelsaure Thonerde; ihre günstige Wirkung ist wohl
hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben, daß sie beim Trocknen
auf den Cylindern das Zusammenschmelzen der feinen Harztheilchen
verhindern.
Da nach dem bis jetzt Angeführten die Thonerdesalze bei der
Fällung des Harzleimes nur die Rolle der Säure spielen, so liegt
der Gedanke nahe, die Thonerdesalze durch Säure zu ersetzen; bei
einem vorläufigen Versuche erhielt ich jedoch nur ein negatives
Resultat. Es scheint aus den soeben entwickelten Gründen die mit
ausgeschiedene Thonerde ein wesentlicher Factor zur bessern
Vertheilung des Harzes zu sein; bei der Anwendung freier Säure
fällt das Harz immer dichter und stockig aus.
Zu berücksichtigen ist noch das Verhalten der freien Säuren dem
Harz gegenüber. Benetzt man Harz mit freier Säure und läßt
dasselbe eintrocknen, so wird das Harz durch Wasser wieder
leicht benetzt. Harz, mit Alaun oder schwefelsaurer Thonerde
eingetrocknet, wird durch Wasser nicht benetzt; es darf demnach
im Papier keine freie Säure, sondern höchstens ein sauer
reagirendes Salz vorhanden sein.
Es stellt sich schließlich noch die Frage auf, ob es im Interesse
der Papierfabrikanten liegt, mit viel oder wenig Harz zu
leimen.
Die Darstellung eines weißen Leimes empfiehlt sich von
vornherein, da man sowohl einen Theil der Chemikalien beim
Auflösen, als auch hauptsächlich beim Fällen spart. Durch
Anwendung von weniger Leim werden feinere Papiere einen weißeren
Ton erlangen, ebenso werden die Filze länger im Gebrauch bleiben
können. Anders verhält es sich bei ordinären Papieren. Nach
meinen Versuchen bleiben unter Umständen bis 80 Proc. des
zugefügten Harzes im Papier; es ist also das Harz als ein ganz
gutes Beschwerungsmittel zu betrachten, da die entstehende
Gewichtsvermehrung die Kosten des Leimes mehr als deckt.
Papiere von einer gewissen Bogendicke können leicht geleimt
werden und leimen beinahe unter allen Umständen gut; anders ist
es bei dünnen Sorten Briefpapier, bei denen nur ein nie
versagender Leim angewendet werden darf. Vergleichende
Leimversuche im Großen können nur dann entscheidende Resultate
geben, wenn dieselben bei solch dünnen Sorten, ausgeführt
werden.
Während bis jetzt nach allen Anschauungen sowohl der Theoretiker,
als auch der Praktiker bei der Leimung der Hauptwerth darauf zu
legen war, die Bedingungen zur Bildung der harzsauren Thonerde
auf der Faser einzuhalten, besonders aber freies ungelöstes Harz
zu vermeiden, so geht aus meiner Untersuchung über die
vegetabilische Leimung hervor, daß das Leimen des Papieres
bewirkt wird durch das auf der Faser niedergeschlagene, fein
vertheilte, freie Harz, daß ferner der Leim desto besser sein
wird, je mehr freies Harz ein Harzleim in Milchform suspendirt
enthält. Die Thonerdesalze müssen in solch großem Ueberschuß
zugesetzt werden, daß die gebildete harzsaure Thonerde in freies
Harz und basisch schwefelsaure Thonerde zersetzt, und daß das
Wasser neutral oder schwach sauer reagirt.
Fortsetzung.