Titel: | Französisches Blocksystem für eingleisige Bahnen. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 158 |
Download: | XML |
Französisches Blocksystem für
eingleisige Bahnen.
Französisches Blocksystem für eingleisige
Bahnen.
Lartigue, Tesse und Prudhomme haben ihre Blocksignale (* 1876
219 307) für eingleisige Bahnen verwendbar gemacht. Die
oberen (großen) Signalflügel stehen normal auf Halt und werden nur herabgelassen,
um einem Zuge die Einfahrt in einen Bahnabschnitt zu erlauben;
der Wärter kann seine Flügel nicht herablassen. Die untern
(kleinen) Flügel bleiben sichtbar, so lange sich ein Zug dem
Signale nähert; sie verdoppeln also das mit den obern Flügeln
gegebene Haltsignal und machen zugleich durch eine Sperrung die
oberen Flügel mechanisch in ihrer Haltstellung fest, so daß sie
nun unter keiner Bedingung herabgelassen werden können. Der
untere Flügel wird sichtbar durch einen von der benachbarten
Station kommenden elektrischen Strom und sendet dabei zugleich
nach der rückwärts gelegenen Nachbarstation einen Strom, welcher
deren obern Flügel herabläßt und die Oeffnung des Abschnittes
gestattet. Will A einen Zug nach B ablassen, so muß er erst die
Oeffnung des Abschnittes AB
verlangen, indem er mittels des Commutators einen Strom nach B sendet,
welcher in B den untern Flügel erscheinen läßt und den obern Flügel auf
Halt festmacht; automatisch geht ein Strom von B nach A zurück
und läßt in A den Flügel herab, so daß der Zug in den Abschnitt
einfahren kann. Nach der Abfahrt wird in A der Flügel mit der Hand
wieder auf Halt gestellt, und der Zug fährt nun von vorn und von
hinten gedeckt. Indem in A der Flügel wieder auf Halt
gestellt wird, erscheint in B ein Täfelchen, welches die
wirkliche Abfahrt des Zuges anzeigt. Bei der Ankunft in B läßt der
Wärter den Abschnitt BC
sich öffnen und den Zug gedeckt einfahren; darauf macht er
seinen untern Flügel unsichtbar, wodurch in A ein
Täfelchen erscheint, welches ohne Aenderung in der
Flügelstellung die Ankunft des Zuges in B kundgibt. Ein falsches
Signal oder eine Störung in den Apparaten hält die Signale auf
Halt. Jeder Signalwärter, ja jeder Bahnwärter kann durch
Abbrechen der Leitungen die Flügel der beiden Nachbarstationen
auf Halt festmachen.
Außerdem sind noch für außergewöhnliche Fälle, z.B. wenn ein
Locomotivführer am Signal vorüberfährt, Läutewerke aufgestellt
worden. Dazu stehen an den Niveauübergängen oder besser an den
Eingangsweichen der Bahnhöfe Masten mit Flügeln, die für
gewöhnlich auf Halt festgestellt sind und durch den
zurückgesendeten Strom des Wärterpostens, welcher den Zug
einfahren zu lassen erlaubt, in der Zugrichtung frei gemacht
werden. Somit würde ein einfahrender, nicht angekündigter Zug
durch eine Reihe auf Halt stehender Signale aufgehalten werden.
Diesen wie auch den andern sichtbaren Signalen sind hörbare
Signale beigegeben, z.B. ein Glockenschlag.
Wenn zufällig für zwei Züge von entgegengesetzter Richtung ganz gleichzeitig von zwei
Nachbarstationen der nämliche Abschnitt verlangt werden sollte,
so würden die Flügel der beiden Stationen horizontal fest gemacht
bleiben und nun erst nach dem Reglement mittels des Telegraphen
eine Entscheidung zu treffen sein. (Nach dem Moniteur industriel
belge, März 1877 S. 94.)
E–e.