Titel: | Untersuchungen über den Uebergang des in den Pyriten vorkommenden Arsens in die Schwefelsäure und in die aus letzterer in der Sodafabrikation dargestellten Producte; von E. Hjelt in Helsingfors (Finnland). |
Autor: | E. Hjelt |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 175 |
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Untersuchungen über den
Uebergang des in den Pyriten vorkommenden Arsens in die
Schwefelsäure und in die aus letzterer in der Sodafabrikation
dargestellten Producte; von E. Hjelt in Helsingfors
(Finnland).
Hjelt, über Arsen in der Schwefelsäure
etc.
Dieser Gegenstand hat bis jetzt noch sehr wenig Beachtung
gefunden, und in der Literatur sind nur wenige Notizen über den
Arsengehalt der Schwefelkiese, der Schwefelsäure und der daraus
dargestellten Producte zu finden. Eine nähere Untersuchung über
den Uebergang des Arsens aus den Kiesen in die Schwefelsäure und
über sein weiteres Vorkommen in den aus dieser dargestellten
Producten schien mir deswegen am Platze zu sein.
Eine eingehendere Behandlung dieses Gegenstandes ist nur in dem
Buche von H. A. Smith H. A.
Smith: Die Chemie der
Schwefelsäurefabrikation. Aus dem Englischen übersetzt von
Friedr. Bode. Freiberg 1874. zu finden; die Resultate meiner Untersuchungen weichen
aber sehr von denen Smith's ab. Viele
interessante Erscheinungen, speciell das Arsen in der
Schwefelsäure betreffend, sind in jener Schrift ganz
unberücksichtigt gelassen. Die meisten der in den neueren
Handbüchern vorkommenden analytischen Angaben über diesen
Gegenstand sind der obigen Broschüre entnommen, und durchgängig
stößt man in der Literatur auf dieselben Zahlen; letztere sind
sogar in einigen WerkenZ.B. R. v. Wagner: Handbuch der chemischen Technologie, 1875 S. 265
und 278. Hofmann: Bericht über die
Entwicklung der chemischen Industrie. 1. Heft S. 182. falsch angewendet, indem die Werthe, welche Bode in seiner Uebersetzung als Gehalt an
Arsenik, worunter er arsenige Säure
versteht, angibt, als Arsengehalt
angeführt wird. Selbst in der Originalübersetzung von Bode scheint in dieser Beziehung eine
Begriffsverwechslung stattgefunden zu haben.
Meine hier folgenden Untersuchungen haben einen andern Charakter
angenommen, als von Anfang an eigentlich meine Absicht war. Ich
dachte durch Analysen der verschiedenen Producte einer
Schwefelsäure- und Sodafabrik einen klaren Ueberblick
über die Verbreitung des Arsens in dieser Fabrikation zu
erhalten, bin jedoch in dieser Beziehung zu wenig positiven
Resultaten gekommen, da ich das Sulfat vollkommen arsenfrei
fand; folglich waren auch die übrigen Producte der eigentlichen
Sodafabrikation gänzlich arsenfrei. – Bei diesen
Untersuchungen bin ich jedoch auf andere bemerkenswerthe
Erscheinungen gestoßen.
1) Arsengehalt der Schwefelkiese. Die
Schwefelkiese oder Pyrite, welche das Rohmaterial der
Schwefelsäurefabrikation bilden, sind alle mehr oder weniger
arsenhaltig. Da sie die Grundlage der ganzen Schwefelsäure- und
Sodafabrikation bilden und die in diesen Fabriken dargestellten
Producte ihren Arsengehalt den Kiesen verdanken, so sind sie vor
allem zu untersuchen.
Der Arsenik ist in den Pyriten wahrscheinlich als eingesprengter
Arsenkies (FeSAs) und nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, als
Schwefelarsen vorhanden, da er durch keines von dessen
Lösungsmitteln auszuziehen ist. Die Fabrik, von welcher ich die
Materialien für meine Untersuchungen bezog, hatte als
Rohmaterial spanische Kiese. Ihr durchschnittlicher Arsengehalt
betrug 0,91 Proc. Zum Vergleich habe ich auch Proben von
westphälischen und norwegischen Schwefelkiesen untersucht und in
erstern (von der Grube Sicilia) 0,30 Proc., in letztern (harte
Kiese) nur Spuren von Arsen gefunden. Daß der Arsengehalt der
Kiese, selbst wenn sie aus denselben Gegenden stammen, sehr
wechselt, ergibt sich durch Vergleiche obiger Zahlen mit andern
veröffentlichten Analysen.
Smith gibt in seiner Abhandlung den
mittlern Arsenikgehalt der von ihm untersuchten Kiese, wie
folgt, an:
Spanische
a)
1,651
Proc.
As₂O₃
„
b)
1,745
„
„
Westphälische
1,878
„
„
Norwegische
a) harte
1,649
„
„
„
b) mürbe
1,708
„
„
Von diesen ganz abweichend sind in Richardson und Watt's Chemical Technology folgende Angaben zu
finden:
Spanische
0,21 bis 0,31 Proc. As
Westphälische
Spuren
Norwegische
–
Andere Arsenbestimmungen in Kiesen sind in der Literatur nicht zu
finden; die angeführten zeigen schon, wie schwankend der
Arsengehalt in der That ist.
Die abweichenden Angaben der Arsengehalte in westphälischen
Kiesen sind wahrscheinlich dadurch zu erklären, daß unter
westphälischen Kiesen sowohl die aus den Gruben Sicilia
und Siegera bei Meggen, als die aus den Schwelmer Feinkieslagern
einbegriffen sind. Die letztern haben nämlich einen bedeutend
höhern Arsengehalt als die von den Meggener Gruben.
Was die Bestimmung des Arsens in den Kiesen betrifft, so habe ich
das auch von Smith empfohlene
Schmelzen mit kohlensaurem Natron-Kali und Salpeter, dann Fällen
mit Magnesiamischung als die zweckmäßigste Methode gefunden, und
zwar ist folgender Gang der Analyse zu empfehlen: 2g,5 des feingeriebenen
Kieses werden mit 7g,5
kohlensaurem Kali-Natron und 5g Salpeter in einem
Porzellantiegel 1/4 Stunde auf dem Gebläse geschmolzen. Die
Schmelze wird mit Wasser ausgekocht und filtrirt. Der Sicherheit
wegen wird der ungelöste Rückstand noch einmal in derselben
Weise geschmolzen, da die Oxydation beim ersten Schmelzen oft
unvollständig ist. Diese Schmelze wird in dem Filtrat von der
vorigen ausgekocht und alles in einen 250cc-Kolben gebracht. Hiervon
werden 100cc
abfiltrirt, mit Salzsäure neutralisirt, mit Magnesiamischung
versetzt, 12 Stunden stehen gelassen und die Fällung auf ein
gewogenes Filter gebracht. Als Controle können andere 100cc mit H₂S gefällt
werden, sofern man sie nicht zur Schwefelbestimmung benutzen
will.
Bei allzu kleinen Mengen Arsen ist diese Methode nicht zureichend
genau, weil bekanntlich die arsensaure Ammoniak-Magnesia nicht
ganz unlöslich ist, und diese Fehlerquelle wird natürlich bei
kleinen Quantitäten im Verhältniß größer. Es ist bei dieser
Methode auch zu berücksichtigen, daß die Kiese bisweilen
Thonerde enthalten (wahrscheinlich von mechanisch beigemengtem
Thon herrührend); dieselbe geht beim Schmelzen in
Thonerde-Natron über und kann dadurch zur Fehlerquelle bei der
Analyse werden. Eine vorherige Prüfung mit Ammoniak, ehe die
Magnesiamischung zugesetzt wird, ist daher nothwendig.
2) Arsengehalt der Schwefelsäure. Die
von mir untersuchte Schwefelsäure stammt aus den oben
angeführten spanischen Kiesen her. Ich habe sowohl die
Kammersäure, als auch die Säure aus den Glover- und
Gay-Lussac-Thürmen untersucht, da die Vermuthung nahe lag, daß
ihr Arsengehalt nicht gleich sei. Nachstehend die
Durchschnittswerthe der Analysen. Berechnet sind dieselben
durchgängig auf reines Hydrat (H₂SO₄).
Arsengehalt.
Als
Arsensäurevorhanden.
Kammersäure
0,202
Proc.
0,040
Proc.
Säure aus dem Gloverthurm
0,33
„
0,041
„
Säure aus dem Gay-Lussac-Thurm
0,3441
„
0,132
„
Aus den Kiesen resultirt hiernach eine Kammersäure von 0,202
Proc. metallischem Arsen. Diese Säure wird vor Anwendung zur
Sulfatfabrikation im Gloverthurm auf 60° B. concentrirt;
sie nimmt während ihres Laufes von den ihr entgegenkommenden
Gasen arsenige Säure auf, so daß ihr Gehalt an Arsen auf 0,331
Proc. gestiegen ist. Ein Theil dieser Säure wird direct zur
Sulfatfabrikation angewendet, ein zweiter Theil zur Absorption
der nitrosen Dämpfe, welche die Kammergase begleiten, im
Gay-Lussac-Thurm benutzt. Auf diesem Wege muß natürlich der
Arsengehalt unverändert bleiben, sofern nicht die Kammergase
noch arsenige Säure enthalten. Daß die Kammergase von letzterer
befreit sind, glaube ich in so fern behaupten zu können, als ich
in der Schwefelsäure der letzten Kammer nur 0,019 Proc. Arsen
gefunden habe. Daß ich, wie oben angeführt, den
Durchschnittsgehalt der Gay-Lussac-Säure an Arsen ein wenig
größer als den der Glover-Säure gefunden habe, muß also auf
einem Zufall beruhen, da ein so kleiner Unterschied wie der
obige leicht begreiflich ist, indem der Arsengehalt der
Glover-Säure kein absolut constanter
ist oder sein kann. Diese Differenz braucht deswegen nicht
weiter berücksichtigt zu werden.
Nach den meisten Angaben ist das Arsen in der Schwefelsäure als
Arsensäure vorhanden, was ich nur zum Theil bestätigt gefunden
habe. Von dem Arsengehalt ist in der Kammersäure 0,040, in der
Glover-Säure 0,041 Proc. als Arsensäure vorhanden; das übrige in
Form von arseniger Säure. Ein großer Theil der letztern wird
aber während ihres Laufes durch den Gay-Lussac-Thurm von den
nitrosen Gasen zur Arsensäure oxydirt. Es beträgt nun das als
Arsensäure vorkommende Arsen der Gay-Lussac-Säure
durchschnittlich 0,132 Proc. Die den Gloverthurm passirenden
Gase bewirken eine Wiederreduction der Arsensäure, wie aus
obiger Tabelle ersichtlich ist.
Daß diese Oxydation im Gay-Lussac-Thurm auf Kosten der nitrosen
Gase stattfindet, ist selbstverständlich; und es ist hierdurch,
wenngleich in geringem Grade, doch immerhin ein Verlust an
Salpetersäure bedingt. Nach der Formel As₂O₃ + 2
N₂O₃ = As₂O₅ + 4 NO berechnet,
beträgt der Verlust an salpetriger Säure in diesem Falle 0,096
Proc., entsprechend 0,159 Salpetersäurehydrat auf 100
Schwefelsäure. Die Salpetersäure wird 36° B. stark
angewendet, und der Verlust an derselben beträgt hiernach 0,360
von der Menge des reinen Schwefelsäurehydrates, welches den
Gay-Lussac-Thurm passirt. Da die Säuremenge, welche zur
Absorption der nitrosen Gase benutzt wird, gerade die Hälfte der
ganzen Production beträgt, so ist der durch den Arsengehalt
verursachte Salpetersäureverlust 0,18 Proc. von producirter
reiner Schwefelsäure. Es ist eine wohl
beachtenswerthe Verlustquelle, da der ganze
Salpetersäureverbrauch bei diesem Betriebe nur 1,62 Proc. der
producirten Schwefelsäure beträgt. Der
Salpetersäureverbrauch bei der Schwefelsäurefabrikation ist
hiernach zum Theil abhängig von dem Arsengehalt der Säure, resp.
der als Rohmaterial angewendeten Kiese.
Es ist dies in der That bei dem angeführten Betriebe bestätigt
gefunden worden. Bei Anwendung von westphälischen Kiesen mit
einem Arsengehalt von 0,30 Proc., welche eine Schwefelsäure von
0,014 Proc. Arsen lieferten, betrug der Salpetersäureverbrauch
1,32 Proc. von der producirten Säure; bei den spanischen Kiesen
hingegen 1,62 Proc. Man darf wohl annehmen, daß dieser
Unterschied im Salpetersäureverbrauch zum Theil bedingt ist
durch den verschiedenen Arsengehalt der Schwefelsäure.
Ich kann noch folgende Angaben aus verschiedenen Fabriken, die
ich Gelegenheit zu besuchen gehabt habe, zufügen. Nach einer
gütigst mir gegebenen Privatmittheilung von Prof. Cl. Winkler beträgt der Salpetersäureverlust
bei der Schwefelsäurefabrikation in Freiberg 1,7 Proc. Der
Arsengehalt der rohen Säure schwankt zwischen 0,05 und 0,30
Proc.
Bei der Schwefelsäurefabrik in Grewenbrück in Westphalen, welche
die arsenarmen westphälischen Kiese aus der Grube Sicilia
röstet, beträgt der Salpetersäureverlust 1,10 Proc. In der
chemischen Fabrik Rhenania in Stolberg ist der
Salpetersäureverlust ungefähr 1 Proc.; das Rohmaterial, Kiese
aus Siegena und Iserlohn, sowie Zinkblende, ist arsenarm. Die
Säure aus der chemischen Fabrik in Beuel bei Bonn, welche
arsenreiche Kiese röstet, soll 1,0 bis 1,5 Proc. Arsen
enthalten; Salpetersäureverlust 1,5 bis 2,0 Proc.
Folgende Zusammenstellung dieser Zahlen zeigt deutlich den
Unterschied im Salpetersäuverlust, je nachdem die Fabriken
arsenreiche oder arsenarme Kiese verbrennen.
Salpetersäureverlust bei
Fabriken,welche arsenarme Kiese rösten.
Salpetersäureverlust bei
Fabriken,welche arsenreiche Kiese rösten.
1,32
Proc.
1,62
Proc.
1,10
„
1,70
„
1,00
„
1,5–2,0
„
Dieser Umstand ist nicht unberücksichtigt zu lassen bei der
jetzigen großen Concurrenz der spanischen Kiese mit den
westphälischen. Da eine vollständige Aufklärung und besonders
eine ganz sichere praktische Bestätigung dieser meiner
Voraussetzungen fehlt, so dürfte es für den Praktiker
wünschenswerth und von ganz speciellem Interesse sein, in diesem
Punkte noch Beobachtungen und Untersuchungen vorzunehmen.
Die in der letzten Kammer sich bildende Schwefelsäure habe ich
für sich untersucht und nur einen Arsengehalt von 0,019 Proc.
gefunden. Da diese Säure einen so geringen Arsengehalt hat und
von Eisen fast gänzlich frei ist, kann sie gewiß zu vielen
Zwecken, zu denen die gewöhnliche Kammersäure untauglich ist,
Verwerthung finden. Ihre Concentration müßte selbstverständlich
in diesem Falle nicht im Gloverthurm, sondern in Pfannen
stattfinden.
Vergleicht man meine Resultate über den Arsengehalt der
Schwefelsäure mit andern veröffentlichten Analysen, so ergibt
sich ein nicht unwesentlicher Unterschied.
Smith hat in der Schwefelsäure,
welche aus harten norwegischen Kiesen mit einem Arsengehalt von
1,649 Proc. (= 1,246 Proc. As) resultirt, durchschnittlich 1,051
As₂O₃ (= 0,794 Proc. As) gefunden, also bedeutend
mehr als ich in der von mir untersuchten. Richardson und Watt geben in
ihrer Chemical Technology an, daß
aus Kiesen mit einem Gehalt von 0,21 bis 0,31 Proc. Arsenik eine
Säure von 1,0 bis 1,5 Proc entsteht. Daß dies eine vollständig
falsche Angabe ist, leuchtet ein, wenn man bedenkt, daß aus 100
Kies gewöhnlich 100 bis 110 reine Schwefelsäure erhalten wird,
folglich die Säure nicht fünf Mal mehr Arsen enthalten kann als
die Kiese.
Um hier noch andere Angaben anzuführen, erwähne ich auch die
Analyse von Filhol und Lacassin Repértoire de chimie appliquée, 1862 p. 222., welche in 1k käuflicher Schwefelsäure (66° B.?) folgende
Arsenmengen gefunden haben:
g
1,287
As₂O₃
=
0,053 Proc. As
0,569
„
=
0,023 „ „
Spuren.
Es ist selbstverständlich, daß der Arsengehalt der käuflichen
rohen Schwefelsäure sehr wechselt, da der Gehalt derselben von
folgenden Factoren abhängig ist: 1) Arsengehalt der Kiese, aus
welchen sie dargestellt ist. 2) Betriebseinrichtungen: Ofenbau,
Länge des Canales vom Ofen nach den Kammern, Vorhandensein von
Gloverthurm oder nicht u. dgl. 3) Ob die Säure im Gloverthurm
oder in Pfannen concentrirt ist.
Den zweiten Punkt betreffend, ist besonders die Länge des
Verbindungscanales zu berücksichtigen, da die Gase während ihres
Weges arsenige Säure absetzen, und zwar um so reichlicher, je
länger der Verbindungscanal ist. Bei dem hier angeführten
Betriebe haben die Gase von dem Ofen bis zum Gloverthurm einen
Weg von 10m,1
(eingerechnet die Staubkammer) zurückzulegen. Der in dem
Verbindungscanal sich massenhaft absetzende weiße Flugstaub
enthält sehr viel arsenige Säure. Der in dem Schiff des
Gloverthurmes sich absetzende Schlamm besteht ebenfalls zum
großen Theil aus arseniger Säure.
3) Arsengehalt der Abbrände. Nach
meinen Analysen enthalten die Abbrände von den obengenannten
spanischen Kiesen noch 0,19 Proc. Arsen.
4) Arsengehalt der übrigen in den
Sodafabriken dargestellten Producte. a) Sulfat. Smith hat in dem von
ihm untersuchten Glaubersalz, zu welchem eine Säure mit 1,051
Proc. As₂O₃ angewendet worden war, noch 0,029
Proc. von letzterer gefunden. Diese in der That sehr geringe
Arsenmenge findet er auch in der Rohsoda, den Sodarückständen
und sogar in dem regenerirten Schwefel wieder. Die fertige Soda
hat Smith ganz arfenfrei gefunden.
Hingegen hat Fresenius Zeitschrift für analytische Chemie, 1867 S. 202.
einige Analysen veröffentlicht, wonach er Arsen sowohl im Sulfat
als in fertiger Soda gefunden hat. Das von mir untersuchte
Sulfat war vollkommen arsenfrei. Mit dem Marsh'schen Apparate
war nicht die geringste Reaction auf Arsen zu erhalten. Es kann
mithin bei Anwendung von diesem arsenfreien Sulfat nichts von
dem Arsen der Kiese in die eigentliche Sodafabrikation
übergehen.
Bei nicht zu hohem Arsengehalt der Schwefelsäure und bei gut
geleitetem Betriebe ist es auch sehr unwahrscheinlich, daß Arsen
in dem Sulfat zurückbleiben sollte. Bedenken wir, daß schon
während des Vorwärmens in der Pfanne des Sulfatofens der größte
Theil des Arsens als Chlorarsen sich mit der Salzsäure
verflüchtigt, so muß dieser so flüchtige Körper gänzlich
ausgetrieben werden durch das spätere starke Erhitzen auf dem
Herde. Ein Arsengehalt des Sulfates könnte nur dann denkbar
sein, wenn etwas freie Schwefelsäure in letzterm zurückgeblieben
ist. Durch das Sulfat würde das Arsen in Form von arseniger
Säure in die eigentliche Sodafabrikation übergeführt werden.
Aber auch hier ist kaum zu erwarten, daß bei einer so kräftigen
Reduction und bei einer so hohen Temperatur als die, welche die
Sodaschmelze fordert, mehr als höchstens Spuren von Arsen (wegen
des Vorhandenseins von starken alkalischen Basen) sich nicht
verflüchtigen sollte.
Smith folgt dem Arsen bis zu dem aus
den Sodarückständen hergestellten regenerirten Schwefel und
findet in diesem sogar noch 0,441 bis 0,901 Proq. arsenige
Säure. Es kann wohl mit Gewißheit behauptet werden, daß dieser
Arsengehalt aus der rohen Salzsäure, welche bei dem
Regenerationsproceß angewendet wird, herstammt.
b) Salzsäure. In der rohen Salzsäure ist ein großer Theil von
dem in der Schwefelsäure enthaltenen Arsen wieder zu finden. Wie
schon oben erwähnt, geht das Arsen aus den Sulfatöfen in Form
von Chlorarsen mit den Salzsäuredämpfen in die
Condensationssysteme über. Die Sulfatöfen bestehen, wie bekannt,
aus zwei Abtheilungen, der Pfanne und dem Herde. Beide
Abtheilungen haben für die entweichenden Salzsäuredämpfe
verschiedene von einander getrennte Condensationssysteme. Ich
habe die Säure aus den verschiedenen Systemen für sich
untersucht und in der Pfannensäure von 23° B. 0,066 Proc.
As, in der Herdsäure von 20° B. 0,014 Proc. As gefunden.
Es ist also in dieser Beziehung ein gewaltiger Unterschied, ob
die Säure von der Pfanne oder dem Herde des Sulfatofens stammt,
was wohl zu beobachten ist, wenn es eine möglichst arsenfreie
Salzsäure zu erhalten gilt. Der Arsengehalt der Salzsäure hängt
auch von der Länge des Canales vom Ofen bis zu den
Condensationssystemen ab, indem in demselben eine arsenreiche
Substanz sich absetzt. In dem hier angeführten Betriebe haben
die Canäle eine Länge von ungefähr 10m.
Smith hat in der von ihm untersuchten
Salzsäure 0,691 Proc. As₂O₃ (= 0,518 Proc. As)
gefunden, also bedeutend mehr als in der oben angeführten. Filhol und Lacassin (a. a. O. S. 222) fanden in 1k roher käuflicher
Salzsäure aus verschiedenen Fabriken:
g
1,0210
As₂O₃
=
0,081 Proc. As.
2,0225
„
=
0,174 „
„
5,0070
„
=
0,428 „
„
Diese Angaben lassen erkennen, wie schwankend der Arsengehalt der
Salzsäure sein kann.
c) Chlorkalk. Den Chlorkalk, zu dessen Darstellung die obige
Salzsäure benutzt wurde, fand ich vollkommen arsenfrei.
Es ergibt sich also aus der vorliegenden Untersuchung, daß in
diesem Betriebe nur die Schwefelsäure und die Salzsäure von dem
Arsen der Kiese verunreinigt werden.
Schließlich erfülle ich eine angenehme Pflicht, indem ich dem
Hrn. Regierungsrathe Prof. Dr. W.
Stein, der mit Rath und Hilfe mich
bei der Ausarbeitung dieser Unternehmungen im
technisch-chemischen Laboratorium des k. Polytechnicums zu
Dresden stets sehr unterstützt hat, hier meinen Dank
ausspreche.