Titel: | Zwei Methoden zur Gewinnung von Zucker aus Melasse: Kalkosmose und Kalk-Kalisulfat-Verfahren; von Dr. H. Schwarz, Professor an der technischen Hochschule in Graz. |
Autor: | H. Schwarz |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 182 |
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Zwei Methoden zur Gewinnung
von Zucker aus Melasse: Kalkosmose und Kalk-Kalisulfat-Verfahren;
von Dr. H.
Schwarz, Professor an der technischen Hochschule in
Graz.
Schwarz, über Gewinnung von Zucker aus
Melasse.
Die Menge der in Europa alljährlich erzeugten Rübenmelasse ist
sehr bedeutend. Nehmen wir die in Deutschland allein alljährlich
verarbeiteten Rüben zu 50 Millionen Centner (zu 50k) an und rechnen wir für
100 Ctr. Rüben 3 Ctr. Melasse, so werden in Deutschland allein
1,5 Millionen Ctr. Melasse producirt. Mit Oesterreich, Rußland,
Frankreich und Belgien zusammen dürften etwa 5 Millionen Ctr.
Melasse erzeugt werden. Nehmen wir ferner an, daß die Melasse im
Durchschnitt 50 Proc. krystallisirbaren Zucker enthält, so gehen
in der Melasse 2,5 Millionen Ctr. Zucker dem unmittelbaren
Consum verloren, was bei einem Preise von nur 25 M. für 1 Ctr.
Zucker 62,5 Millionen Mark entspricht. Bisher wird dieser
Zuckergehalt nur als Spiritus, freilich mit neuen Steueropfern,
verwerthet. Der Melassenpreis von 4,5 M. für 1 Ctr. ergibt für
das Rohmaterial nur etwa 22,5 Millionen Mark. Es liegt also in
dem Ausscheiden des Zuckers aus der Melasse eine
volkswirthschaftlich sehr bedeutsame Aufgabe vor.
Zahlreiche Chemiker haben sich seit Jahren bemüht, Methoden zur
Gewinnung dieses Melassenzuckers aufzufinden. Dieselben lassen
sich theils auf die Abscheidung von reineren Zuckerverbindungen,
z.B. mit Baryt, mit Strontian, mit Kalk, – theils auf die
Ausscheidung der fremden Einmengungen, welche die
Krystallisation des Zuckers hindern, zurückführen. Die
Abscheidung als Zuckerbaryt, welche bei der Schwerlöslichkeit
des betreffenden Salzes in der That leicht gelingt, bietet in
der Kostspieligkeit des in großer Menge verwendeten Aetzbaryts
und in der Giftigkeit der Barytverbindungen Schwierigkeiten. Bei
der Abscheidung als Kalk- und Strontianverbindung spielt
entweder der Alkohol als Fällungsmittel eine Rolle, oder man
sucht (nach Sebor u.a.) eine basische
Kalkverbindung zu erzeugen, die in kochendem Wasser schwer
löslich ist, aber nur einen beschränkten Antheil des
Gesammtzuckers enthält, und deren Zerlegung viele Kohlensäure
erfordert.
Diejenigen Methoden, welche den Zucker selbst gelöst lassen und
die Nichtzuckerstoffe zu entfernen trachten, erreichen die zur
Krystallisation erforderliche Reinheit auch nur unvollkommen und
häufig unter Opferung bedeutender Zuckermengen. Dahin gehört vor
Allem das sogen. Verfahren der Osmose nach Dubrunfaut. Hierbei wird die verschiedene
Dialysirungsfähigkeit des Zuckers und der Salze benutzt. Man läßt
eine ziemlich concentrirte Melassenlösung in der einen, reines
erwärmtes Wasser in der andern Richtung durch einen Apparat
passiren, der aus Rahmen mit dazwischen gelegtem Pergamentpapier
besteht, welche durch Zusammenschrauben mittels zweier
Endplatten wasserdicht vereinigt werden. Durch die Zellen mit
ungeraden Nummern strömt das Wasser, durch die mit geraden
Nummern die Melasse; die eine Strömung geht von unten nach oben,
die andere in entgegengesetzter Richtung. Nach den Gesetzen der
Diffusion tritt Wasser zur Melasse, die dadurch verdünnter wird,
und Melasse zum Wasser, das dadurch an Grädigkeit gewinnt. Was
aber zum Wasser übertritt, enthält relativ mehr Salze als
Zucker; die Melasse wird dadurch entsalzt und relativ
zuckerreicher; es steigt ihr Zuckerquotient, und so gewinnt sie
die Fähigkeit, zu krystallisiren. Es finden sich Angaben, daß
auf diese Art bis 15 Proc. des Melassengewichtes an Zucker
gewonnen worden seien – Angaben, die sich indessen, wie
es scheint, bei längerer Praxis nicht bestätigt haben.
Dr. Stammer erkannte schon frühzeitig, daß Zucker als
Krystalloid den Salzen so nahe stehe, daß derselbe gleichzeitig
mit ihnen diffundiren müsse, und schlug deshalb vor, den Zucker
durch Binden an Kalk colloidischer, schwerer diffundirbar zu
machen.
Der Verfasser, der sich schon seit langer Zeit mit diesem
Melassen-Probleme beschäftigte, fand in der Construction eines
bequemen Diffusionsapparates (vgl. *1875 218 218)
Veranlassung, diese Methode der Kalkdiffusion aufs Neue zu
studiren. Ich habe schon im J. 1873 im Organ des Vereines
österreichischer Zuckerfabrikanten einiges über diese Arbeiten
publicirt; hier nunmehr die Vervollständigung.
1) Dialysirung von
reinem Zucker. 100g Hutzucker, welcher 99,375 Proc. polarisirte, wurde zu
0l,5 gelöst. Als 400cc = 80g Zucker in dem Apparat,
460cc reines Wasser
außerhalb angewendet und die Dialyse 16 Stunden fortgesetzt
wurde, befanden sich nach dieser Zeit innen 540cc mit 60g,75 Zucker, außen 320cc mit 19g,20 Zucker. Es waren also
zum Zucker in dieser Zeit 140cc Wasser, zum Wasser 19g,20 Zucker oder 24 Proc.
der ganzen Zuckermenge übergetreten. Die Diffusion des reinen
Zuckers findet daher mit bedeutender Schnelligkeit statt. Die
diffundirenden Pergamentpapierflächen betrugen 1388qc (200 Quadratzoll). Auf
1qc und Stunde
diffundirten daher 0mg,9 Zucker.
2) Reiner Zucker mit
Kalk versetzt. Auf 67g,2 Zucker waren 7g,168 Kalk gelöst, auf 3 Aeq. Zucker 2 Aeq. Kalk. Im
Innern des Apparates 320cc Zuckerlösung, außen 440cc Wasser. Nach 18 Stunden
Dialyse innen 460cc
Lösung mit 58g,05
Zucker, außen 320cc
Lösung mit 6g,750
Zucker. Außerdem innen 6g,025 CaO, außen 0g,432 CaO. Vom Zucker diffundirten 11,8 Proc., vom Kalk
1,7 Proc.; ein kleiner Verlust an Zucker durch Verzettelung, ein
größerer an Kalk durch Bildung von kohlensaurem Kalk war nicht
zu vermeiden.
Auf 1qc Pergamentpapier und Stunde diffundirten Zucker 0mg,02, also bedeutend
weniger als im vorigen Versuche. Daß relativ weniger Kalk
diffundirt, mag darin seinen Grund haben, daß der Kalk außen als
kohlensaurer Kalk abgeschieden wurde und so nicht zur Bestimmung
kam.
3) Melasse aus einer
Zuckerraffinerie wurde in beliebiger Menge im Wasser
gelöst, mit Kalk versetzt, abfiltrirt. Ein aliquoter Theil, nach
der Entkalkung, durch Kohlensäure abfiltrirt, ergab 24,15 Proc.
Trockensubstanz, 15,01 Proc. Zucker, demnach Zuckerquotient (100
× 15,01): 24,15 = 61,3, also ziemlich hoch.
Wahrscheinlich hätte diese Melasse bei längerer Aufbewahrung
noch Zucker ergeben. Es wurde ferner auch der Salzquotient, d.h.
das Verhältniß des Zuckers zu den löslichen Alkalisalzen
bestimmt. Die Menge dieser Salze wurde durch Eindampfen,
Verkohlen und Auslaugen der Kohle, durch Einäschern und
nochmaliges Auswaschen, endlich durch Abdampfen und schwaches
Glühen des Salzrückstandes ermittelt. Es fanden sich auf 45,5
Proc. Zucker 10,02 Proc. Salze, also der Salzquotient (100
× 10,02) dividirt durch 45,5 = 22,0. Diese kalkhaltige
Melasse nur 12 Stunden dialysirt, ergab:
Trockensubstanz.
Zucker.
Zuckerquotient.
innen
17,0
11,77
69,2
außen
6,25
3,01
49,6,
wurde also wesentlich im
Zuckerquotienten verbessert.
4) Entkalkte, schon
einmal im kalkhaltigen Zustande dialysirte Melasse wurde im
neutralen Zustande zum zweiten Male der Dialyse unterworfen. Bei
der ersten Dialyse wurden Alkalisalze entfernt; es blieb zurück
Zucker und organischer Nichtzucker, letzterer ein
ausgezeichnetes Colloid. Es sollte bei der zweiten Dialyse der
freigemachte Zucker nach außen diffundiren, der colloidische
Nichtzucker zurückgehalten werden:
Trockensubstanz.
Zucker.
Zuckerquotient.
innen
19,36
12,70
65,6
außen
10,90
5,53
50,7.
Die Annahme bestätigte sich nicht,
oder höchstens soweit, daß innen der Zuckerquotient von 69,2 auf
65,6 fiel. Zucker und Nichtzucker diffundirten gleichmäßig.
5) Möglichst mit Kalk
gesättigte Melasse wurde mit fließendem Wasser, d.h. in der
Art dialysirt, daß das äußere Wasser, welches sich
verunreinigte, durch tropfenweise zufließendes reines Wasser
constant verdrängt wurde. Dieses ablaufende Wasser wurde durch
Abdampfen concentrirt. Es fanden sich:
Trockenrückstand.
Zucker.
Zuckerquotient.
innen
16,00
11,4
71,25
außen
28,00
7,0
25,0.
Die Reinigung durch Dialyse war
also weit vorgeschritten, die äußere Flüssigkeit zeigte relativ
wenig Zucker, viel Nichtzucker resp. Salze.
6) Die innere
Flüssigkeit des Versuches 5 nochmals mit fließendem Wasser
dialysirt, zeigte:
Trockensubstanz.
Zucker.
Zuckerquotient.
innen
14,6
11,4
78,0.
Aeußere Flüssigkeit ging verloren.
Der Zuckerquotient erscheint sehr hoch. Es tritt nach dem
Entkalken und Abdampfen gute Krystallisation ein.
7) Rohzuckermelasse von
Barzdorf in Oesterreichisch-Schlesien enthielt:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
Zuckerquotient.
Salzquotient.
78,9
43,6
10,0
55,1
23,0.
8) 80g dieser Melasse ohne Kalk,
also neutral zu 200cc
gelöst, mit 400cc
Wasser 16 Stunden dialysirt, wurden zu 350cc innen und 250cc außen. Es traten also
150cc Wasser ins Innere
über. Bei einem specifischen Gewichte von 1,0439 innen und
1,0359 außen, macht dies 365g,4 innen, 259g
außen:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
Zuckerquotient.
Salzquotient.
innen
10,83
6,03
1,17
55,7
19,2
außen
8,90
4,56
1,44
51,2
31,6.
Von den 80g angewendeter Melasse mit
63g,12 Trockensubstanz,
34g,86 Zucker aus 8g Salzen wurden
gefunden:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
g
Proc.
g
Proc.
g
Proc.
innen
39,6 =
62,7
22,00 =
63,2
4,27 =
53,3
außen
23,0 =
36,5
11,81 =
33,9
3,73 =
46,6.
Es zeigt sich hier recht deutlich der geringe
Effect der neutralen Dialysirung; der Zuckerquotient wird nur
sehr unbedeutend verbessert, etwas mehr der Salzquotient. Es
müssen 34 Proc. Zucker geopfert werden, um 46,6 Proc. der Salze
los zu werden; auch geht nahezu gleichviel Zucker und
Nichtzucker in das äußere Wasser über. Endlich ist bei der
Verdünnung und neutralen Reaction eine theilweise Inversion des
Zuckers eingetreten. Deshalb entspricht der Verschlechterung des
Zuckerquotienten außen keine erhebliche Verbesserung der innern
Flüssigkeit.
9) Dieselbe Melasse
(7) wurde mit Kalküberschuß
zerrieben, verdünnt, abfiltrirt und in einem Theil nach
Entkalkung Trockensubstanz, Zucker und lösliche Salze bestimmt,
um daraus die zur Dialyse kommenden Mengen dieser Substanzen
festzustellen. 220cc
der Kalkmelasse wurden mit 400cc Wasser 16 Stunden
dialysirt. Man erhielt 302cc innen, 318cc
außen; es waren also 82cc Wasser übergetreten. Mit Uebergehung der umständlichen
Rechnung, führe ich nur das Schlußresultat an. Angewendet wurden
35g,69 Trockensubstanz,
26g,64 Zucker und 4g,36 Salze. Es fanden
sich:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
g
Proc.
g
Proc.
g
Proc.
innen
27,50 =
76,7
20,60 =
80
2,06 =
46,8
außen
8,34
=
23,3
5,13
=
20
2,34 =
53,2
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
35,84 =
100,0
25,73 =
100
4,40 =
100,0.Etwas Verlust ist nicht ganz zu umgehen. Es wurde der
Gehalt innen und außen addirt und danach die Procente
berechnet, die im Wesentlichen mit der Totalmenge
stimmten.
Man sieht, daß (dem Versuche 8 gegenüber)
weniger Zucker und mehr Salze Nach außen diffundiren. Man opfert
20 Proc. des vorhandenen Zuckers, um 53 Proc. der Salze zu
eliminiren. Der Salzquotient innen nimmt bis 10 ab, der äußere
steigt auf 45,6. Der Zuckerquotient innen steigt auf 74,9, der
äußere aber auch auffallender Weise auf 66,5, was mit der
Reinigung durch Kalkfällung zusammenhangen mag.
10) Stark kalkhaltige
Barzdorfer Melasse, 2 Tage lang mit
fließendem Wasser dialysirt, dadurch stark verdünnt. 1068
Melasse enthalten nach der Analyse: Trockensubstanz 83g,75, Zucker 46g,21, Salze 10g,65. Es wurde
gefunden:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
g
g
g
innen
63,073
43,713
3,203
außen
21,527
4,496
6,615
––––––––––––––––––––––––––––––
84,600
48,209
9,818.
Es fanden sich von diesen Summen:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
innen
74,5
90,6
32,6
Proc.
außen
25,5
9,4
67,4
„
Man wurde 67,4 Proc. der Salze und 25,5 Proc.
des Nichtzuckers los durch das Opfer von nur 9,4 Proc. des
Zuckers:
Zuckerquotient.
Salzquotient.
innen
69,3
7,3
außen
20,9
14,7.
Die innere Flüssigkeit krystallisirte sehr
gut. Die äußere schmeckte stark salzig, enthielt auch
kohlensaures Kali. Es war in Aetzkali übergegangen, welches
natürlich bei der Behandlung mit Kohlensäure diese aufnahm.
11) Ein ganz ähnlich
angestellter Versuch ergab:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
g
Proc.
g
Proc.
g
Proc.
innen
37,6 =
59,6
31,5 =
79,3
1,856 =
20,6
außen
25,5 =
40,4
8,2=
20,7
7,130 =
79,4
––––––––––––––––––––––––––––––––––––
63,1 =
100,0
79,7 =
100,0
8,986 =
100,0
Zuckerquotient.
Salzquotient.
innen
83,8
5,9
außen
32,1
86,9.
Auch hier trat neben einer sehr bedeutenden
Verbesserung des Zuckerquotienten im Innern eine noch größere
Verminderung des Salzquotienten ein. Man opfert bei diesem
Dialysiren mit fließendem Wasser nur 20,7 Proc. des Zuckers, um
79,4 Proc. der Salze zu eliminiren.
Ein Versuch, bei
welchem man den Kalkgehalt so
regulirte, daß auf 1 Aeq. Zucker etwas mehr als 1 Aeq. Kalk kam [auf 34g,88 Zucker 6g,328 CaO; aus 171 (Aeq.
des Zuckers) 31 für Kalk, also etwas mehr als 1 Aeq. = 28],
ergab:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
g
g
g
in 80g Melasse
63,2
34,88
8,04
–––––––––––––––––––––––––––
innen
39,65
24,79
3,42
außen
24,30
11,66
4,70
–––––––––––––––––––––––––––
63,95
36,45
8,12,
oder
innen
62,0
68,0
41,6
Proc.
außen
38,0
32,0
58,4
„
Zuckerquotient.
Salzquotient.
innen
62,5
13,7
außen
47,9
40,3
Der geringe Effect beruht auf der nur 16
Stunden dauernden Dialyse mit stagnirendem Wasser. In dem Maße,
als sich dieses mit Salzen sättigt, scheint es, auf den inneren
Zucker Anziehung zu üben, was wegfällt, sobald man mit
fließendem Wasser dialysirt.
13) Bei einem ganz gleichen Versuche, aber mit
stark fließendem Wasser fand man:
Zuckerquotient.
Salzquotient.
innen
77,2
3,13
außen
30,3
89,6.
Es gingen 23,4 Proc. des Zuckers in Verlust,
um 90,2 Proc. der Salze zu entfernen. Die innere Flüssigkeit
krystallisirte dem Quotienten entsprechend sehr gut.
14) Die äußere Flüssigkeit des Versuches 12
wurde abgedampft, mit Kalk versetzt und von neuem mit fließendem
Wasser dialysirt, um die durchgegangenen Zuckermengen möglichst
von den Salzen zu trennen. Man erhielt:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
g
g
g
innen
41,200
20,120
5,360
außen
32,060
2,314
11,400
––––––––––––––––––––––––––––––
73,260
22,434
16,760,
oder
innen
56,2
89,9
31,4
Proc.
außen
43,8
10,1
68,6
„
Zuckerquotient.
Salzquotient.
innen
48,8
26,6
außen
7,2
492,0.
Die innere Flüssigkeit ähnelt der
ursprünglichen Melasse, die äußere ist eine fast reine
Salzlösung. Schon vor dem Glühen enthält sie kohlensaures Kali,
das natürlich als Aetzkali diffundirte, sowie viel
organischsaures Kali. Durch Destillation derselben mit
Schwefelsäure ging Essigsäure über, was durch Bildung eines
Batrytsalzes und Analyse desselben nachgewiesen wurde. Neben
diesen organischsauren Kalisalzen fand sich Chlorkalium und
schwefelsaures Kali, endlich auch Natronsalze. Ich unterlasse
es, die sehr schwankende Zusammensetzung dieser Salze hier
anzuführen.
15) Durch längere Dauer
der Dialyse wird bei fließendem Wasser die Qualität sehr
verbessert. Nach den ersten 24 Stunden war der
Zuckerquotient von 55 bis 60,7 gestiegen, der Salzquotient von
23,2 bis 19,7 gefallen. Nach weiteren 24 Stunden Dialyse war der
Zuckerquotient von 60,7 bis 72,3 gestiegen, der Salzquotient von
19,7 bis 6,3 gefallen, resp. verbessert worden. Freilich wurden
durch dieses lange Diffundiren über 80 Proc. des vorhandenen
Zuckers geopfert.
16) Bei möglichst hohem
Kalkgehalte und fließendem Wasser erhielt eins der besten
Resultate. Mit einem Opfer von 10,5 Proc. des vorhandenen
Zuckers wurden 65,3 Proc. des Nichtzuckers und 81,6 Proc. der
Salze abgeschieden:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
g
g
g
innen
78,78
56,27
2,74
außen
39,22
6,75
12,17
––––––––––––––––––––––––––
118,00
63,02
14,91
Zuckerquotient.
Salzquotient.
innen
71,4
4,8
außen
17,2
180,0.
17) Durch neue
Kalkzugabe zur inneren Flüssigkeit des Versuches 15 und
neues Dialysiren mit fließendem Wasser stieg der Zuckerquotient
auf 73,9, fiel der Salzquotient endlich auf 2,1. Die
äußere Flüssigkeit hatte Zuckerquotient 35,1, Salzquotient 36,9.
Es wurde also diese Steigerung des Zuckerquotienten ziemlich
theuer erkauft.
Man sieht, daß es zuletzt gelingt, fast alle
Alkalisalze zu diffundiren, daß aber der organische Nichtzucker
hartnäckig zurückgehalten wird, daher der sogen. Zuckerquotient
nicht leicht über eine mittlere Grenze verbessert werden kann.
Uebrigens zeigten die Melassen, sobald nur ein geringer
Salzquotient vorlag, stets eine gute Krystallisation, die aber
von ziemlich zäher Mutterlauge umhüllt erschien. In dieser Art
äußert sich eben der Rückhalt von organischem Nichtzucker.
18) Um die Mengen von Salzen, die in der
Zeitfolge zur Diffusion kommen, zu bestimmen, wurden 200g Melasse, mit 157g,8 Trockensubstanz, 87g,2 Zucker und 20g,0 Salzen (1. Analyse
Versuch 7) nach der Sättigung mit Kalk zu 350cc verdünnt, in der Art
dialysirt, daß die äußere Flüssigkeit A nach 3 Stunden, desgleichen B nach weiteren 3 Stunden, desgleichen C nach 16 Stunden weggenommen und ebenso
wie schließlich die innere Flüssigkeit D analysirt wurde. Es enthielt:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
g
g
g
A
20,23
4,50
6,24
B
14,91
5,40
3,76
C
19,54
10,80
2,94
D
99,52
67,20
5,40
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
154,20
87,90
18,34.Dies stimmt nicht ganz mit der angenommenen
Zusammensetzung der Melasse, wird aber bei den
unvermeidlichen Ungenauigkeiten dieser Art von
Bestimmungen nicht zu vermeiden sein.
Berechnet man nun aus diesen Summen, wie viel
Procent derselben auf die Flüssigkeiten A bis D kommen, so findet
man:
Trockensubstanz.
Zucker.
Salze.
A
13,1
5,1
34,0
Proc.
B
9,1
6,1
20,5
„
C
12,6
12,3
16,0
„
D
65,2
76,5
29,5
„
Es stellen sich die Quotienten in
Zuckerquotient.
Salzquotient.
A
auf
22,1
138,7
B
„
36,2
69,6
C
„
55,2
27,2
D
„
67,5
8,0.
Die Entfernung der Hauptmenge der Salze findet
schon in den ersten 6 Stunden statt; in dieser Zeit ist auch nur
wenig Zucker diffundirt; in dem äußern Wasser ist der
Zuckerquotient gering, der Salzquotient hoch. Bei längerem
ruhigem Stehen steigt der Zuckergehalt im äußern Wasser
beträchtlicher, während nur noch wenig Salze diffundiren.
In den ersten 6 Stunden werden mit dem Opfer
von 11,2 Proc. Zucker 54,5 Proc. der Salze entfernt. Nach 22
Stunden werden durch ein Opfer von 23,5 Proc. Zucker 70,5 Proc.
der Salze eliminirt. Rechnen wir nun, daß 1 Th. Salze 4,4 Th.
Zucker unkrystallisirbar macht, so erkauft man nach 6 Stunden
die Krystallisation von 67,2 + 10,8 = 78 – (8,34 ×
4,4) = 413,3 Zucker durch 9g,9 Zuckerverlust.
Von 100 Zucker in der Melasse werden gewonnen
46,9, es gehen in Verlust 11,2, es bleiben daher als secundäre
Melasse 41,9 Proc.
Nach weiteren 16 Stunden erhält man 67,20
– (5,4 × 4,4) = 43g,44 Zucker, was durch
20g,7 Zuckerverlust
erkauft wurde.
Von 100 Zucker in der Melasse werden gewonnen
49,4, es gehen in Verlust 23,5, es bleiben als secundäre Melasse
27,1 Proc.
Wir können diese Rechnung auch vom
Gesichtspunkte des Nichtzuckers anstellen. Nach Obigem kommen
auf 87g,9 Zucker 66g,3 Nichtzucker, oder 3 Th.
Nichtzucker machen 4 Th. Zucker unkrystallisirbar.
Nach 6 Stunden finden sich noch 78g Zucker, und bei 119g,069 Trockensubstanz
abgerundet 41g
Nichtzucker, welche 44g,53 Zucker unkrystallisirbar machen. Es bleiben gewinnbar
23g,47.
Nach 22 Stunden finden wir auf 67g,2 Zucker 32g,3 Nichtzucker, die 42g,9 unkrystallisirbar
machen. Gewinnbar bleiben nur 24g,3.
Nach6 Stunden.
Nach22 Stunden.
Gewinnbar
26,7
27,6
Proc.
Verlust
11,2
23,5
„
in secundärer
Melasse
64,1
48,9
„
Im Zuckerquotienten findet durch das längere
Dialysiren keine wesentliche Besserung statt.
Nach6 Stunden.
Nach22 Stunden.
Zuckerquotient
65,5
67,5
Ziehe ich Schlüsse aus den vorstehenden Versuchen, so ergibt
sich:
1) Daß die Diffusion des Zuckers durch die Sättigung desselben
mit Kalk sehr verlangsamt wird.
2) Daß kalkhaltige Melasse sich im Zuckerquotienten, mehr noch im
Salzquotienten durch Diffusion wesentlich verbessert, während
bei neutraler Melasse diese Verbesserung des Zuckerquotienten
durch Osmose, wenigstens bei dem von mir angewendeten kalten
Wasser, unbedeutend und nur in Beziehung auf die Salze von
erheblichem Werthe ist.
3) Fließendes Wasser wirkt besser als stagnirendes, bei welchem
bald ein Moment kommt, wo die äußere Flüssigkeit Salze zum
Zucker zurück diffundiren läßt, oder, was dasselbe ist, die
Menge der in der Zeiteinheit nach außen diffundirenden Salze
sich sehr vermindert.
4) Im Allgemeinen gelingt es, durch die Diffusion von Kalkmelasse
mit fließendem Wasser 70 bis 90 Proc. der Salze mit einem Opfer
von 20 bis 25 Proc. des vorhandenen Zuckers los zu werden, so
daß eine theilweise Krystallisation des restirenden Zuckers zu
erwarten ist. Weniger günstig stehen die Aussichten, sobald man
vom Zuckerquotienten ausgeht, der sich im Allgemeinen weniger
und besonders in der späteren Periode der Dialyse nur sehr
unbedeutend verbessert.
5) Die nach außen gedrungenen Melassenbestandtheile lassen sich
durch erneuten Kalkzusatz nach dem Abdampfen und durch
nochmaliges Dialysiren in eine secundäre Melasse und sehr
salzreiche Flüssigkeit spalten.
Diese Thatsachen ermuthigten zu Versuchen im Großen. Der zur
Dialyse angewendete Apparat wurde einfach aus Holz construirt.
Er bestand aus einem länglich viereckigen Kasten, welcher der
Dichtung halber mit dünnem Zinkblech ausgeschlagen war.
Kupferblech wäre besser gewesen, da das Zink rasch angegriffen
wurde. An der einen Seite floß die Kalkmelasse durch ein Rohr am
Boden ein, an der gegenüberstehenden floß sie nach der Dialyse
durch ein Ueberfallrohr oben ab.
In diesem Kasten war eine Anzahl Wasserzellen eingesetzt.
Dieselben bestanden aus einem etwa 465mm im Quadrat messenden
Holzrahmen von 80mm
Holzdicke. Auf beiden Seiten wurden ausgesuchte Bogen von
Pergamentpapier aufgelegt, welche durch zwei leichte Außenrahmen
festgehalten wurden. Durch alle drei Rahmen gingen Schrauben mit
Muttern durch, deren Anziehen die Dichtung bewirkten. Da
Kautschuk zum Auflegen und Dichten des Pergamentpapieres zu
theuer gewesen wäre, half man sich mit dem allbekannten Kitt aus
Leinsamenmehl, der auf beiden Seiten des Mittelrahmens etwa
messerrückendick aufgetragen wurde. Die angefeuchteten
Pergamentpapierbogen legten sich auf diese weiche Unterlage gut
auf und ließen nach dem Festschrauben kein Wasser durch. Zur
Unterstützung des Papieres dienten Leisten in den Deckrahmen,
die vielleicht noch besser durch ein Netz von Bindfäden oder
verzinktem Draht ersetzt worden wären. Da die Rahmen selbst nach
dem Füllen mit Wasser noch weniger wogen als die von ihnen
verdrängte Melasse, so mußten sie im Kasten durch angelöthete
Blechstreifen in senkrechter Lage erhalten und außerdem
festgekeilt werden. Die zur Zuleitung und Ableitung des Wassers
dienenden Röhren von dünnem Kupfer wurden derart angeordnet, daß
auch innerhalb der Wasserzellen das Gegenstromprincip
festgehalten wurde.
Die von unten aufsteigende, sich verdünnende Melasse steht oben
dem reinsten Wasser, dieses, nachdem es schon Salze aufgenommen,
unten der unreinsten concentrirtesten Melasse gegenüber. Ein
kurzes Zulaufsrohr, das unmittelbar unter dem obern Rahmenholze
mündet, führt das reine Wasser zu. In der gegenüberstehenden
Ecke ist ein längeres Rohr eingesetzt, welches bis auf das
untere Rahmenholz hinabgeht. Es ist mehrere Centimeter oberhalb
des obern Rahmenholzes knieförmig zur Seite gebogen. Das
verunreinigte Diffusionswasser fließt durch
dieses Rohr vom tiefsten Punkte der Zelle in eine gemeinsame
Abflußrinne ab. Damit die eingeschlossene Luft das Einfließen
des Wassers nicht hindert, trägt jeder Rahmen außerdem noch ein
enges Blechröhrchen, durch welches die Luft entweicht. Anfangs
beabsichtigte man die Wasserzellen des ganzen Kastens zu einer
Reihe zu verbinden. Das Abflußrohr der ersten Wasserzelle sollte
mit dem Einflußrohr der zweiten u.s.f. bis zur letzten durch
Kautschukröhren in Verbindung gebracht werden; doch trat dadurch
zu viel Reibung ein, und es erschien auch das Princip des
Gegenstromes nicht vollständig durchgeführt. Es wurde daher
davon abgegangen. Ein gemeinsames Rohr führte allen Zellen
gleichzeitig das reine Wasser zu, eine gleiche Rinne leitete von
allen Zellen das gebrauchte Wasser ab.
Die Melasse wurde abgemessen, mit wenig Wasser unter
gleichzeitigem Zuleiten von Dampf verdünnt, dann frisch
gelöschter Kalk als dünne Milch eingerührt und endlich durch
kaltes Wasser bis auf ein spec. Gew. von 27 bis 28° B.
verdünnt.
Bei einem Zuckergehalte der Melasse von 44 Proc. braucht man, um
die Verbindung C₁₂ H₁₁ O₁₁ + CaO zu
bilden, 7,2 Proc. des Melassengewichtes an CaO. Da der Kalk indessen nicht ganz
rein und besonders nie vollständig gebrannt ist, sich daher
nicht gänzlich auflöst, so ist es besser, den Zusatz bis auf 8
Proc. zu erhöhen. Es ist zweckmäßig, mindestens ebenso viel
Wasser als Melasse anzuwenden, da sonst das kalkreiche Gemisch
beim Erkalten gelatinirt. Wenn man auf 100 Th. Melasse gleich
anfangs 100 Th. reines Wasser zugibt und den Kalk mit etwa 30
bis 40 Th. Wasser gelöscht einrührt, erhält man eine Lösung von
passender Concentration. Das Diffundiren geht ohne besondere
Ueberwachung ziemlich regelmäßig vor sich. Einige dabei
auftretende Erscheinungen bedürfen indessen der Erklärung.
Daß sich die Pergamentpapierwände durch den nicht ganz zu
vermeidenden Wasserdruck spannen, ist selbstverständlich. Man
füllt die Wasserzellen nach dem Zusammenschrauben mit Wasser
außerhalb des Kastens, um etwaige Undichtheiten zu entdecken,
entleert sie aber vor dem Einsetzen, um sie leichter und ohne
die Gefahr eines zufälligen Reißens handhaben zu können. Dieses
Entleeren durch ein längeres Kautschukrohr, das mit dem Abfluß
verbunden wird, hat auch stattzufinden, wenn man die Zellen zur
Reinigung des Pergamentpapieres von Zeit zu Zeit aus dem Kasten
entfernt.
Beim Zufluß und Abfluß des Wassers wie der Melasse treten
eigenthümliche, übrigens leicht erklärliche Unterbrechungen ein.
Wenn z.B. die Melasse im Kasten bis zum Ueberfall eingelassen
ist, so beginnt im Augenblicke, wo das Wasser in die
Zellen eintritt, dieses Abfallrohr stark zu fließen, einmal weil
sich die Pergamentpapierwände ausbauchen und dadurch Melasse
verdrängen, dann weil sehr rasch Wasser nach außen diffundirt.
Hält man damit zusammen, daß man sehr lange Wasser in die Zellen
einfließen lassen muß, ehe die Abführungsröhren zu laufen
anfangen, so kommt man leicht auf den Gedanken, daß diese Zellen
undicht oder gar das Papier zerrissen sei, was indessen sehr
selten eintritt.
Das Ausbauchen des Papiers ist oft so stark, daß die benachbarten
Wände der Zellen sich berühren. Sorgt man nun nicht für
genügenden Abstand, so vermindert sich die diffundirende
Oberfläche sehr bedeutend. Dem eben beschriebenen Apparate
haftet in der That der Mangel an, daß die Melasse nur zu leicht
in den freien Zwischenräumen an den Wänden und in den Ecken des
Kastens circulirt, ohne mit dem Papier in Berührung zu kommen.
Immerhin halte ich die Idee der isolirten Wasserzellen für eine
richtige, da es dabei leicht ist, eine beschädigte zu entfernen
und durch eine Reservezelle zu ersetzen, ohne die Thätigkeit des
Apparates zu unterbrechen. Ich halte es sogar für vortheilhaft,
die Zellen in einem regelmäßigen Turnus mit frisch
hergerichteten wechseln zu lassen, da das Pergamentpapier
allmälig schlechter zu diffundiren anfängt und auch durch das
Absetzen von krystallisirtem kohlensaurem Kalk brüchig werden
kann, den man daher von Zeit zu Zeit durch Behandeln mit
verdünnter Salzsäure entfernen muß. Als Kennzeichen genügender
Diffusion ist das Herabgehen des specifischen Gewichtes der
Melassenlösung auf 12 bis 16° B. zu betrachten. Man
regulire deshalb den Zufluß der Melasse so, daß sie mit dieser
Concentration constant in schwachem Strahle abläuft. Das
abfließende Wasser reagirt alkalisch und schmeckt stark salzig.
Sein Zuckergehalt vertheilt sich auf so viel Wasser, daß er
durch den Geschmack kaum zu erkennen ist, die Polarisation zeigt
meistens nur 1 bis 2 Proc. Zucker an. Die Melasse entfärbt sich
nur sehr wenig, nur so viel, als der eintretenden Verdünnung
entspricht. Es handelt sich nunmehr darum, den hinzugebrachten
Kalk wieder zu beseitigen. Man könnte zwar in Analogie früherer
Vorschläge, z.B. von Sebor, die
diffundirte Kalkmelasse zum Scheiden des Rübensaftes benutzen,
doch dürfte es dann schwer fallen, hellen Zucker zu erhalten, da
die Melassenfarbe nur schwer durch Kohle zu entfernen ist. Das
immer wiederholte Verkochen derselben Menge Verunreinigung kann
keinesfalls förderlich sein. Ich bin der Ansicht, daß man die
Qualität erster Producte nicht um einige Procente geringer
Producte auf das Spiel setzen solle.
Die Kalkfällung geht in der concentrirten Flüssigkeit anfangs nur
schwierig, unter starker Verdickung und unter bedeutendem
Steigen vor sich. Später verflüssigt sich die Masse wieder und
die Sättigung läßt sich leichter zu Ende führen, als es anfangs
scheint. Der Scheideschlamm ist stark braun gefärbt, die Melasse
wesentlich heller geworden. Es scheint, als ob die Entfernung
der Alkalisalze die Fähigkeit des Kalkes, Farbstoff zu binden,
einigermaßen erhöht. Man filtrirt durch Beutelfilter, endlich
eventuell durch Knochenkohle und dickt im Vacuum ein. So lange
die Melasse stark kalkhaltig ist, kann man sie ohne Anstand
tagelang ansammeln. Sobald sie entkalkt ist, muß sie bald zum
Versieden kommen.
Der erste Versuch, der in dieser Art in der Leitner'schen Raffinerie in Graz gemacht wurde, gab
überraschend günstige Resultate. Die Masse krystallisirte in
Basterformen schon nach etwa 6 Tagen.Auf diesen Versuch war mein früher
erwähnter erster Bericht gegründet. Ich möchte jetzt annehmen,
daß ein verhältnißmäßig zuckerreicher Syrup zur Verarbeitung
kam. Ein zweiter Versuch in der Actien-Raffinerie zu
Graz gab erst nach längerem Stehen eine etwa 8 Proc. der Melasse
betragende Krystallisation. Ob nun etwa die Wahl eines weit
dickern Pergamentpapieres, welches nur langsam diffundirte, oder
nicht genügend rasches Arbeiten, oder endlich die sehr geringe
Qualität der Melasse die Schuld trug, ließ sich nicht mit voller
Sicherheit feststellen. Wo man mit derartigen Versuchen auf die
Freundlichkeit der Directoren angewiesen ist, wo der Versuch
sich gewissermaßen zwischen den andern Arbeiten durchdrängen
muß, lassen sich die Einzelnheiten einer Methode nicht bis zur
Vollendung ausbilden. Ein dritter Versuch in Troppau, den ich
nicht selbst leiten konnte, wurde augenscheinlich übereilt, gab
aber trotzdem einige Zuckerausbeute.
Ich gab die Methode aus folgenden Gründen auf. Einmal bringt man
mit einem Apparate verhältnißmäßig nur wenig fertig, da zur
Diffusion Zeit oder eine übermäßig große Papierfläche gehört;
dann geht doch ein beträchtlicher Antheil Zucker und Salze
gänzlich verloren, da eine Concentration des Diffusionswassers
zu theuer zu stehen kommt. Endlich nimmt auch die Fällung des
Kalkes aus der Kalkmelasse zu viel Kohlensäure und die
Concentration der verdünnten Zuckerlösung zu viel Brennstoff in
Anspruch. Ich wendete mich daher einer zweiten Methode und damit
einem ganz neuen, noch nicht betretenen Wege zu.
(Schluß
folgt.)