Titel: Ueber die Dampfkesselexplosion in der Hofweber'schen Bierbrauerei zu Freising.
Fundstelle: Band 226, Jahrgang 1877, S. 248
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Ueber die Dampfkesselexplosion in der Hofweber'schen Bierbrauerei zu Freising. Mit Abbildungen auf Taf. VI [b/4]. Gyßling, über eine Dampfkesselexplosion. Der am 10. März 1877 explodirte, bereits 14 Jahre alte Kessel mit einem Flammrohre und Unterfeuerung war 5m lang; der Durchmesser des Mantels betrug 1m,002, der des Flammrohres 0m,467, die Blechstärke im Mantel und Böden 10, im Flammrohr 6mm. Nach einem Bericht von W. Gyßling (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1877 S. 243) war bei der Explosion vom Kesselhause nur das Dach vorübergehend gehoben und vom Kesselmauerwerke, das verschiedene Risse und Lockerungen erhielt, waren nur diejenigen Theile, welche das Flammrohr des Kessels abschlossen, weggeschleudert worden, wodurch kleinere Beschädigungen an der Dampfmaschine und den Rohrleitungen u.s.w. entstanden; außerdem wurde das Manometerrohr abgerissen. Am Kessel selbst war das Flammrohr in seiner ganzen Länge, mit Ausnahme seiner beiden noch mit den Kesselböden zusammenhängenden Enden, vollständig flach zusammengeklappt (woran die mit der Zusammenklappung beginnende Druckentlastung des Kesselwassers und die hieraus folgende plötzliche Entwicklung großer Dampfmassen wesentlichen Antheil haben mögen) und zwar in wagrechter Richtung von beiden Seiten, wie aus Fig. 26 und 27 zu sehen. In Folge des Zusammendrückens ist das Rohr an verschiedenen Stellen aufgerissen und gebrochen; Längsrisse finden sich am Scheitel und Sohle desselben, oben mehr als unten. Querbrüche erlitt das Rohr mehrere, theils durch die Nieten, theils an den Stammfugen. Außerdem erhielten die beiden am Feuerrohre sitzenden Winkeleisenringe mehrere Risse, durch welche sich der Kessel seines Inhaltes an Wasser und Dampf entleerte. Sämmtliche Bruchstellen erscheinen frisch und gesund mit Ausnahme einiger älterer unbedeutender Kantenrisse. Als Explosionsursachen führt Gyßling an, daß das Flammrohr von dem Fabrikanten nicht rund, sondern oval gebaut wurde, und zwar lag der um 10mm größere Durchmesser in der senkrechten Richtung, so daß einem Zusammendrücken des Rohres in wagrechter Richtung vorgearbeitet war. Ferner war das zum Flammrohr verwendete Blech mit 6mm zu schwach; nach der Fairbairn'schen Formel d = 0,72 √ nLD = 0,27 (4 × 5 × 47) = 8mm,3 hätte es 8mm,5 und nach der Piedboeuf'schen Formel d = 1,8 Dn + 4mm = 1,8 × 0,47 × 4 + 4 = 7,4, also 7mm,5, im letztern Falle außerdem in der Mitte eine Versteifung haben müssen, um die übliche Sicherheit gegen Formveränderung bieten zu können. Da ferner Wasserstandglas und Manometer in Unordnung waren (letzteres zeigte 25 Proc. zu wenig), so mag das durch seine geringe Blechstärke und unrunde Bauart zum Zusammenklappen vorbereitete Flammrohr durch öfteren Wassermangel und übermäßigen Druck nach und nach so oval geworden sein, daß es schließlich der am Explosionstage gegen Abend gesteigerten, vielleicht übermäßigen Dampfspannung nicht mehr widerstehen konnte.

Tafeln

Tafel Taf. VI
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