Titel: | Ueber Pressungsverluste in Luftleitungen für Hohöfen. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 267 |
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Ueber Pressungsverluste in
Luftleitungen für Hohöfen.
Mit Abbildungen auf Taf. VI [c.d/3].
Ueber Pressungsverluste in Luftleitungen für
Hohöfen.
Sämmtliche Hohofenanlagen, vorzüglich aber diejenigen älterer
Construction, haben mit mehr oder weniger bedeutenden
Pressungsverlusten in ihren Luftleitungen zu kämpfen. Ein
Manometer auf dem Düsenstock zeigt stets weniger Druck als
dasjenige im Maschinenhaus oder auf dem Regulator. Ja, es ist
keine Seltenheit, daß das Manometer an der Maschine 0k,35 Ueberdruck auf 1qc zeigt, während effectiv
mit 0k,20 in den Ofen
geblasen wird. Die von der Gebläsemaschine geleistete Arbeit
wird also nur zum Theil nutzbringend gemacht. Berechnet man, wie
hoch sich der Verlust das Jahr hindurch beläuft, so wird man
unwillkürlich dazu verleitet, den Ursachen desselben etwas
genauer nachzuforschen.
Wir finden eine wesentliche Vermehrung der Pressungsverluste seit
Anwendung der erhitzten Gebläseluft. Wie so häufig bei
Einführung von Neuerungen, die uns fertig von Anderen überkommen
und an und für sich wesentliche Vortheile versprechen, manche
Verhältnisse, welche mit diesen Neuerungen in Wechselbeziehung
treten und nach ihnen abgeändert werden müßten, unberücksichtigt
geblieben sind, so geschah es auch hier.
Die Pressungsdifferenz zwischen dem Ort, wo die Luft in eine
Leitung eintritt, und demjenigen, wo sie dieselbe wieder
verläßt, kann drei verschiedene Ursachen haben: Fehlerhafte
Querschnittsverhältnisse, Reibung und Undichtigkeiten.
Besprechen wir sie der Reihe nach und zwar jede unabhängig von
den beiden anderen.
Unsere Gebläsemaschinen liefern wegen des alternirenden
Kolbenganges die Luft stoßweise. Um diese Stöße in einen
möglichst gleichmäßigen Luftstrom zu verwandeln, läßt man die
von der Maschine kommende Luft in einen Sammelraum eintreten, in
Gestalt eines großen Kessels aus Eisenblech; letzterer, unter
dem Namen Wind- oder Druckregulator bekannt, befindet sich
zwischen der Gebläsemaschine und dem Hohofen, und man kann ihn
mit Recht als die Quelle der Luftentnahme bezeichnen, weil sich
in ihm die Luft in demselben Dichtigkeitszustande befindet, in
welchem sie bei rationellem Betrieb zur Verwendung kommen
sollte.
A) In Figur 42
bezeichne r den Regulator im
Querschnitt, e seine Verbindung mit
der Maschine und a die Oeffnung,
durch welche die Luft aus ihm entweicht. Wird die
Gebläsemaschine in Thätigkeit gesetzt, so ist die Pressung,
welche dadurch in r entsteht, eine
Function von der durch die Maschine in der Zeiteinheit
gelieferten Luftmenge und dem Querschnitt der
Oeffnung a. Bleibt die gelieferte
Luftmenge constant, was wir für die Dauer unserer Betrachtungen
beibehalten wollen, so steigt und fällt die Pressung im
umgekehrten Verhältniß mit der Weite von a.
B) Leitet man die Luft von a (Fig. 43)
aus durch eine cylindrische Röhre bc vom Querschnitt der Oeffnung a weiter, so herrscht in jedem Theile der Röhre dieselbe
Pressung wie vordem im Regulator. Denn so lange die Luft von der
Röhre umschlossen ist, befindet sie sich unter denselben
mechanischen Einflüssen wie beim Austritt aus a.
C) Wird die Röhre bc bei c verengt (Fig. 44),
wird also der Querschnitt bei c
kleiner als bei a, so tritt eine
gleichmäßige Steigerung der Pressung in der ganzen Ausdehnung
von r, bc und de ein; da die
durch a in die Röhre eintretende
Luftmenge unverändert bleibt, so muß sich dieselbe, um durch die
engere Oeffnung c zeitig entweichen
zu können, zunächst bei c
verdichten; diese Verdichtung wirkt aber, wie bei allen
gasförmigen und tropfbarflüssigen Körpern, rückwärts bis zur
Quelle, als welche wir ja den Regulator betrachten wollen.
Dieselbe Pressung entsteht auch aus dem schon oben angeführten
Grunde im Innern der cylindrischen Röhre de. Es tritt also in Bezug auf die
Pressung genau dasselbe Verhältniß ein, als wenn die Rohrleitung
nur die Weite hätte, wie sie in Figur 44
punktirt ist.
D) Denken wir uns den umgekehrten
Fall, daß die Röhre bc sich
bei c erweitert (Fig. 45),
so dehnt sich die Luft auf dem Wege von c nach d in Folge des
Bestrebens, welches allen gasförmigen Körpern eigen ist, aus,
verliert also an Pressung, und dies um so mehr, je größer der
Unterschied in den Querschnitten von de und bc ist. Die in r und bc herrschende Pressung ist also größer als diejenige in
de.
Alle auf die Pressung bezüglichen Erscheinungen, bei Anwendung
kalter Gebläseluft, lassen sich, soweit sie überhaupt auf
Querschnittsverhältnisse zurückzuführen sind, aus Combinationen
der vorstehend angeführten Fälle erklären. Für die Praxis sind
die beiden nachstehenden am wichtigsten.
E) Die Röhre bc sei bei c verengt, wie in Fig. 44,
erweitere sich aber wieder in ihrer Verlängerung de, welche bei e abermals verengt ist. Ist nun der
Querschnitt bei c kleiner als bei
e (Fig. 46),
so braucht die Luft, um bei e
austreten zu können, sich nicht bis zu dem Grade zu verdichten
wie bei c; in dem Theile de der Leitung ist daher die
Pressung geringer als in bc.
Ist anderseits e kleiner als c (Fig. 47),
so findet die größere Pressung bei e
statt, welche, über c hinaus
rückwärts wirkend, die gleiche Pressung erzeugt bis zum
Regulator. Der Effect ist also derselbe, als wenn die ganze
Leitung nur die in Figur 47
punktirte Weite hätte. Hieraus folgt, daß für die Pressung im
Regulator die engste Stelle der Luftleitung maßgebend ist. Es
tritt also nur dann kein Pressungsverlust ein, wenn in der
ganzen Leitung zwischen Regulator und Hohofen keine Stelle
vorhanden, die enger ist als die Summe der
Düsenquerschnitte.
Gehen wir nun über zur Betrachtung der Verhältnisse, welche
eintreten, wenn man die Gebläseluft auf ihrem Wege vom Regulator
zum Hohofen erhitzt. Hier haben wir zwei Fälle zu unterscheiden,
von denen indessen nur der zweite in der Praxis zutrifft.
Entweder die Luft kommt mit derselben Temperatur, bis zu welcher
sie erhitzt worden ist, zum Hohofen, oder sie erleidet unterwegs
eine Temperaturabnahme. Untersuchen wir zunächst den ersten
Fall. Hierbei kommt in Betracht, daß die Luft beim Erwärmen das
Bestreben zeigt, sich bedeutend auszudehnen, beispielsweise bei
300° schon auf das doppelte Volum. Wird sie nun an dieser
Ausdehnung gehindert, dadurch daß sie sich in einem
geschlossenen Raume befindet, so steigt natürlich ihre
Pressung.
A) Wenn man in Figur 43
die durch die Röhre bc
passirende Luft an irgend einer Stelle erhitzt, so tritt also
derselbe Fall ein, als wenn man ohne Erhitzung die Röhre
verengt, wie dies in Fig. 44
dargestellt ist, und es entsteht in der ganzen Leitung von r bis c eine
gleichmäßige Steigerung der Pressung.
B) Erhitzt man in Fig. 44
die Röhre bc, so entsteht,
außer der durch die Verengung bei c
schon bedingten, noch eine gleichförmige Pressungszunahme von
r bis e;
dasselbe findet statt beim Erhitzen einer beliebigen Stelle von
de.
C) Erhitzt man die Röhre de in Fig. 46,
so wird je nach der Temperatur der durch die Erweiterung der
Röhre bei d entstandene
Pressungsverlust entweder vermindert, ganz aufgehoben, oder es
entsteht sogar eine Pressungszunahme, als ob die Röhre die
Gestalt der Figur 47
annähme. Dasselbe Resultat erreicht man durch Erwärmen der Röhre
de in Fig.
46.
Wir sehen also, daß die Erhitzung der Gebläseluft an und für
sich, weil sie die Pressung stets bis zur Düse steigert, etwaige
Pressungsdifferenzen nie vergrößert, sondern unter Umständen
sogar vermindert oder ausgleicht.
Gehen wir schließlich über zu dem Verhältniß, wie es in der
Wirklichkeit stattfindet. Es ist selbstredend, daß die Luft in
dem Theile der Leitung, welcher sich zwischen der erhitzten
Stelle und dem Orte befindet, wo sie die Leitung verläßt, eine
Abkühlung erleidet. Diese Abkühlung veranlaßt ein Zusammenziehen
der Luft. Hieraus folgt, daß, wenn der Querschnitt der
Leitung sich während der Abkühlung nicht ändert, eine Abnahme
der Pressung eintritt. Hiervon ausgehend, finden wir die
Erklärung für nachstehend aufgeführte Erscheinungen.
A) Wird Luft durch die cylindrische
Röhre bc (Fig. 48)
geleitet und auf ihrem Wege von m
nach n erhitzt, während sie sich von
n bis o
allmälig wieder abkühlt, so entsteht durch die Erhitzung eine
gleichmäßige Pressungszunahme von n
bis zum Regulator, während in der Richtung von n nach o die
Pressung sich fortschreitend vermindert. Das Resultat ist also
das gleiche, wie wenn man bei kalter Luft der Röhre die in Fig.
48 einpunktirte Form gibt, wobei αβ dem Grade der
Erhitzung und γδ
der auf dem Wege von n nach o erfolgten Temperaturabnahme
entspricht; diese Form aber ist identisch mit Fig.
45.
B) Verfährt man bei einer an einem
Ende verengten Röhre, wie vorstehend angegeben, so ergibt sich
Folgendes: Wie wir wissen, ist bei kalter Luft die Wirkung des
Apparates in Fig. 49
dieselbe, wie die einer cylindrischen Röhre vom Durchmesser der
Oeffnung c. Wir haben also für den
vorliegenden Fall nur nöthig, das vorher in Fig. 48
mit der Röhre bc Geschehene
jetzt auf eine cylindrische Röhre mit dem bezeichneten
Durchmesser anzuwenden. Hierdurch gelangen wir zu dem Resultat,
wie es bei kalter Luft eine Röhre von der in Figur 49
einpunktirten Form liefert, wobei die Querschnitte dem Grade der
Erhitzung und der darauf folgenden Wiederabkühlung der Luft
entsprechen müssen.
Es ist einleuchtend, daß alle denkbaren Fälle analog mit den
angeführten zu behandeln sind, um den Effect des Erhitzens und
darauffolgenden Wiederabkühlens der Gebläseluft graphisch
darzustellen. Die für die Praxis wichtigsten Fälle sind in Fig.
50 und 51
wiedergegeben.
Alle diese Darstellungen zeigen, mag die Leitung construirt sein,
wie sie wolle, eine Erweiterung nach der Düse zu. Hieraus folgt,
daß eine Abkühlung der Luft in der Leitung stets von
Pressungsverlust begleitet ist. Befindet sich in der Leitung
eine Stelle, welche enger ist als die Summe der
Düsenquerschnitte, wodurch also schon bei kalter Luft ein
Pressungsverlust entsteht, so wird dieser Verlust bei erhitzter
Luft je nach der Größe der Temperaturabnahme zwischen
Heizapparat und Düse noch vermehrt.
Fassen wie nun alles über Querschnitte Gesagte zusammen, so
kommen wir zu folgenden Schlüssen: Man mache keine Stelle der
Luftleitung enger als die Summe der Düsenquerschnitte und
vermeide jede Temperaturabnahme zwischen Heizapparat und
Hohofen; letzteres läßt sich in der Praxis zwar nie vollständig,
doch annähernd erreichen. Man stelle den Heizapparat so nahe an
den Hohofen wie möglich und umhülle die dazwischenliegende Leitung in dicker Schicht mit schlechten
Wärmeleitern; geschieht dies schon zu dem einen Zwecke,
möglichst wenig Temperatur zu verlieren, so sei man in dieser
Beziehung um so vorsichtiger, als damit zugleich der andere
Zweck erreicht wird, die Pressung zu conserviren.
Wie auf jede körperliche Bewegung, so übt auch auf diejenige der
Luft in Rohrleitungen die Reibung einen wesentlichen Einfluß
aus. Bewegt sich eine Luftsäule in einem ringförmig
geschlossenen Raum, so tritt einmal, da wo die einzelnen
Lufttheilchen mit der Umfassung in Berührung treten, Reibung
ein, außerdem aber kann dies der Fall sein im Innern der
Luftsäule selbst, durch Verschiebung der Lufttheilchen unter
sich. Der hemmende Einfluß der Reibung ersterer Art auf die
Bewegung ist gewöhnlich der überwiegende. Wie bekannt, wirkt die
Reibung, indem sie die Bewegung in Wärme übersetzt, die
ausübende Kraft also in anderer Form zur Erscheinung bringt. Die
Thätigkeit der Gebläsemaschine erzeugt zunächst in der
Luftleitung einen gewissen Grad von Geschwindigkeit bezieh.
Pressung, welche in dem Maße, wie die Luft sich reibt,
theilweise aufgehoben wird, d.h. ein Theil dessen, was sich
vordem als Pressung geäußert hat, wird während des Durchganges
der Luft durch die Leitung nach und nach in Wärme verwandelt;
der Zweck, zu welchem die Gebläsemaschine thätig war, geht also
zum Theil durch die Reibung verloren.
Wird Luft aus dem Regulator r (Fig.
52) durch die Leitung bc
geblasen, so ist zunächst einleuchtend, daß erstere sich an den
Wänden der Leitung um so weniger reiben wird, je weniger
Unebenheiten diese Wände darbieten; hieraus folgt, daß das
Material, aus welchem die Leitung hergestellt wird, möglichst
glatt bearbeitet werden muß; ferner ist natürlich, daß die
Reibung an den Wänden um so geringer sein wird, je kleiner das
Verhältniß des Umfanges zum Querschnitt der Leitung ist. Die
günstigste Form für Luftleitungen ist, wie bekannt, die
cylindrische; man mache die Leitungen so weit, wie es die
übrigen Constructionsverhältnisse gestatten. Hierdurch wird
erreicht, daß die Geschwindigkeit der Luft mäßiger ist. Bei dem
großen Verhältniß der von den Hohöfen in der Zeiteinheit
gebrauchten Luftmengen zur Weite der Leitungen hat die
Geschwindigkeit einen ganz bedeutenden Einfluß auf die Reibung;
je mehr man die erstere vermindert, um so geringer wird
letztere.
Für kalte Luft ist, wie sich aus Vorstehendem ergibt, eine
cylindrische Form der Leitung, mit unveränderter Weite zwischen
Regulator und Düse, die günstigste. Wird die Luft unterwegs
erhitzt, so ändert sich dieses Verhältniß. Da die Luft sich
durch die Erhitzung ausdehnt, so vermehrt sich, wenn man den
Querschnitt der Leitung nicht gleichzeitig vergrößert, mit
der Pressung auch die Geschwindigkeit und in Folge dessen die
Reibung. Wird in Figur 53
die Luft in der Röhre bc bei
α erhitzt, so muß man deshalb
auch von da ab die Röhre erweitern und zwar in demselben
Verhältniß, wie der Raum größer wird, den die erhitzte Luft,
ohne ihre Pressung zu vermehren, beansprucht. Hierdurch erzielt
man, daß die Geschwindigkeit trotz der Erhitzung dieselbe
bleibt. Da eine Verminderung der Geschwindigkeit durch
Zusammenziehen der Luft in Folge etwaiger darauffolgender
Abkühlung die Reibung vermindert, so braucht hierauf keine
Rücksicht genommen zu werden. Man läßt der Leitung die ihr nach
dem Erhitzen gegebene Weite bis zu der Stelle, wo der Wind sich
nach den einzelnen Düsen abzweigt. Um die Verschiebung der
einzelnen Lufttheilchen unter sich zu vermeiden, ist es am
zweckmäßigsten, wenn die Luft nicht erhitzt wird, der Leitung
die Form eines geraden Cylinders wie in Fig. 52
zu geben. Die ganze Luftsäule verschiebt sich in diesem Falle
einfach an den Wänden und in ihrem Innern herrscht möglichste
Ruhe. Wird die Luft erhitzt, so ist auch wieder die Form Figur 53 die vortheilhafteste, weil die Lufttheilchen der
durch die Erhitzung veranlaßten Ausdehnung ungehindert folgen
können. Errichtet man in Fig. 52
an irgend einer Stelle α der
Röhre bc eine Wand, welche die
Röhre theilweise schließt, so wird beim Anprall der von r herkommenden Luft gegen dieselbe ein
Wirbel entstehen, also eine Bewegung der Lufttheilchen in sich.
Die ähnliche Erscheinung tritt ein, wenn man der Leitung die in
Fig. 54 angedeutete Winkelform gibt. Der Stoß der
Luftsäule bc gegen die Fläche
αβ erzeugt eine
plötzliche Störung im Fortschreiten der Luftmasse, Bewegung der
einzelnen Theilchen in sich und in Folge dessen Reibung. Will
man Aenderungen in der Richtung eintreten lassen, so wähle man
dazu einen rechtwinkligen Krümmer (Fig. 55).
Von allen Formen, die man Leitungen geben kann, ist, wenn die
Richtung geändert werden soll, die Bogenform die geeignetste,
weil bei ihr jeder plötzliche Uebergang vermieden wird.
Verengungen in der Leitung, dort wo sie aus besonderen Gründen
angebracht werden müssen, mache man deshalb nie plötzlich (Fig.
56), sondern stets, wie in Fig. 57
angegeben. Dort, wo die einzelnen Rohrstücke zusammenstoßen,
sorge man dafür, daß die Stöße vollständig glatt sind, daß also
von keinem Rohr innerlich Theile gegen das andere vorstehen.
So einfach und selbstverständlich viele der hier gegebenen
Vorschriften erscheinen, so sind doch bis jetzt überall mehr
oder weniger grobe Verstöße gegen dieselben gemacht worden. Fast
alle bis jetzt angewendeten Röhrenapparate sind damit behaftet.
Sowohl auf die Querschnitte, als auf die zweckmäßigste
Form bei Aenderung der Richtung ist zu wenig Rücksicht genommen
worden, woher es kommt, daß die Luft, vor und hinter dem Apparat
gemessen, Pressungsdifferenzen zeigt, welche bei richtiger
Construction vollständig hätten vermieden werden können.
Als letzten Grund von Pressungsdifferenzen sind anzuführen die in
den Leitungen vorkommenden Undichtigkeiten.
Bei Anwendung kalter Gebläseluft lassen sich dieselben leicht
vermeiden. Die oben empfohlene cylindrische Form für
Luftleitungen ist auch gleichzeitig die zweckmäßigste in Bezug
auf Widerstandsfähigkeit gegen inneren Druck. Man hat also nur
nöthig, das Material und die Stärke der Wandungen so zu wählen,
daß sie dem zu erzeugenden inneren Drucke nicht nachgeben, und
die ganze Leitung so anzulegen, daß sie keinem äußern Druck
ausgesetzt ist.
Der Vermeidung von Undichtigkeiten bei Anwendung erhitzter
Gebläseluft ist weit schwieriger nachzukommen. Hierbei hat man
zu unterscheiden die directe Wirkung des Feuers auf den im
Innern des Heizapparates befindlichen Theil der Leitung und die
durch Temperaturdifferenzen in allen Körpern entstehende
Formveränderung. Bei den hohen Temperaturgraden, bis zu welchen
man in der Neuzeit die Gebläseluft erhitzt, sind leider die aus
Eisen construirten Röhrenapparate nicht von langer Dauer, selbst
wenn man das beste Material zu ihrer Herstellung verwendet. Die
seit einigen Jahren eingeführten Apparate aus feuerfesten
Steinen mit Blechmantel sind dagegen in dieser Beziehung
unverwüstlich. So sehr man sich bis jetzt vielerseits gegen die
Einführung derselben sträubt, so wird doch ihre Verbreitung nur
eine Frage der Zeit sein können, weil zu unserer
Concurrenzfähigkeit mit dem Auslande eine möglichste
Brennmaterialersparniß ihr gut Theil beiträgt, diese aber durch
stärkeres Erhitzen der Gebläseluft, als dies bisher geschehen,
erreichbar ist.
Die Formveränderung der Körper durch Temperaturdifferenzen
besteht bekanntlich in der Ausdehnung beim Erhitzen und
Zusammenziehen beim Abkühlen; letzteres geschieht indessen nur
theilweise, weil alle Körper, diesen Temperatureinflüssen
unterworfen, eine bleibende Verlängerung zeigen. Hierzu kommt,
daß bei häufigem Erhitzen und Wiederabkühlen in vielen
Substanzen eine Veränderung der Molecularzusammensetzung
eintritt, welche ein Brüchigwerden derselben bewirkt.
Als brauchbarstes Material für Warmwindleitungen, im Verhältniß
zum Kostenpreis, hat sich bis jetzt das Schmiedeisen erwiesen,
und es ist zweckmäßig, daraus die ganze Leitung vom Apparat bis
zur Düse herzustellen. Röhren aus Eisenblech mit vernieteten und
verstemmten Stößen sind allen anderen vorzuziehen,
gußeiserne Röhren mit Muffen- oder Flanschenverbindung dagegen
für hohe Temperaturen absolut zu verwerfen. In Bezug auf die
Construction ist zu bemerken, daß kein Theil der Luftleitung,
soweit wie sie erhitzt ist, weder innerhalb noch außerhalb des
Apparates (bei Annahme von Röhrenapparaten) an beiden Enden fest
liegen darf, weil sonst in Folge der Formveränderungen unfehlbar
Undichtigkeiten entstehen. Um die Luft gegen Abkühlung zu
schützen, können die Blechrohre entweder äußerlich mit
schlechten Wärmeleitern bekleidet, oder, wie dies jetzt schon
häufig geschieht, innerlich mit feuerfesten Steinen gefüttert
werden. Wesentlich ist es ferner, der Leitung eine solche
Unterlage zu geben, daß sie frei den Formveränderungen folgen
kann und sie überirdisch derart aufzuhängen, daß man stets ihre
ganze Oberfläche überblicken und alle Stellen derselben zum
Zwecke einer etwa vorkommenden Reparatur erreichen kann.
Schließlich sei hier bemerkt, daß alle im Laufe dieser Abhandlung
mitgetheilten Erfahrungen auf experimentalem Wege durch den
Verfasser gemacht worden sind, und daß es ihm stets gelungen
ist, bei praktischer Anwendung derselben Temperaturdifferenzen
bis auf ein fast unmeßbares Minimum zu vermeiden. Bei neuen
Anlagen bietet dies, wenn man alle einschlägigen Factoren im
Auge behält, nicht die geringste Schwierigkeit.
– r.