Titel: | Zur Prüfung von Schmierölen. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 307 |
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Zur Prüfung von
Schmierölen.
Zur Prüfung von Schmierölen.
Die großen Vorzüge, durch welche ein gutes Mineralöl sich allen
vegetabilischen Schmiermaterialien gegenüber ganz besonders
auszeichnet, bestehen nach W. Hellwich (Technische Blätter, 1877 S. 119) vor Allem in
der andauernden Unveränderlichkeit seiner Consistenz. Dieselbe
ist in einfachster Weise zu erkennen, indem man einige Tropfen
Oel auf einer Glasplatte, jedoch nicht bis zum Rande der
letzteren, zerfließen läßt und diese, gegen Staub geschützt, bei
einer Temperatur von 15 bis 30° den Einwirkungen der
Sonne und der atmosphärischen Luft aussetzt. Sind dem Oele Harze
beigemischt, so zeigt sich dies bei der Probe schon nach einigen
Tagen dadurch, daß die mit Oel überzogene Gasfläche stark
klebrig und bei einem durch mehrere Wochen fortgesetzten
Versuche ganz trocken wird, während die auf derselben
angetrockneten harzigen Rückstände einem Leimüberzuge
gleichen.
Ein leichtes, dünnflüssiges und unreines Mineralöl, auf diese
Weise erprobt, zeigt an der mit Oel überzogenen Fläche schon
nach einigen Stunden eingetrocknete Ränder, die bei
fortgesetztem Versuche immer breiter, jedoch nicht so klebrig
werden und weniger Rückstände hinterlassen wie im ersten Falle.
Ist ein Mineralöl hingegen frei von jeder Fälschung, so
erscheint dasselbe auf einer damit überzogenen Glasplatte selbst
nach 4 bis 6 Monaten noch ganz unverändert und fettig, ist weder
verharzt, noch verflüchtigt.
Die Farbe ist für die Qualität eines Mineralöles nicht
entscheidend, Wohl aber ist auch in der Regel durch den Geruch
desselben die Beimengung von Harzen zu erkennen; das specifische
Gewicht eines Oeles ist insofern von Bedeutung, als für schwere
Maschinen auch das schwerste Oel am vortheilhaftesten sich
bewährt.
Als ein weiteres Merkmal eines unverfälschten Mineralöles kann
noch gelten, daß dasselbe im Winter selbst bei –
15° noch nicht gefriert, und ist auch dies ein Vortheil,
welcher namentlich für den Eisenbahnbetrieb ganz besonders
wichtig ist und auf den leichten Gang der Fahrbetriebsmittel
einen sehr bedeutenden Einfluß übt.
Wiederhold (Wochenschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, 1877 S. 276)
schlägt zur Prüfung eines fetten Oeles auf Säuren folgendes
Verfahren vor. Man bringt etwas Kupferoxydul oder statt dessen
die überall leicht zu beschaffende Kupferoxydul haltige
Kupferasche der Kupferschmiede in ein weißes Gläschen und
übergießt dieselbe mit dem zu prüfenden Oele. Enthält dasselbe
freie Fettsäuren oder Harzsäuren, von einer etwaigen
Verfälschung des Oeles mit Harzöl herrührend, so färbt sich das
Oel in kurzer Zeit grün, und zwar zuerst in einer der
Kupferasche zunächst liegenden Schicht.
G. Merz (Deutsche Industriezeitung,
1877 S. 124 und 135) zeigt, daß die Oelsäuremessung von Burstyn (1875 217 314) 432)
unrichtige Resultate gibt, da durch Schütteln eines ranzigen
Oeles mit Weingeist demselben keineswegs alle freie Säure
entzogen wird; vielmehr theilen sich Oel und Weingeist in die
vorhandene Säure, weil beide für diese ein bedeutendes
Lösungsvermögen besitzen. Merz
empfiehlt daher folgendes Verfahren.
Man bringt eine kleine Menge, etwa 2cc,5, des zu untersuchenden
Oeles, mit dem 5 bis 10 fachen Volum Weingeist von etwa 90 Proc.
in ein 50cc Fläschchen
mit Glasstopfen, fügt etwas Curcumatinctur und dann unter
fortwährendem Schütteln so lange Natronlauge von bekanntem
Gehalte zu, bis die Flüssigkeit nicht mehr citronengelb, sondern
röthlichgelb ist. So lange noch Säure im Oele ist, wird die
durch Natron tiefbraun gefärbte Flüssigkeit beim Schütteln
wieder citronengelb; je mehr sich der Versuch dem Ende nähert,
um so längeres Schütteln ist nöthig, diesen Farbenwechsel
hervorzubringen, und um so vorsichtiger muß man mit dem
Natronzusatz sein. Erleichtert und genauer wird der Versuch,
wenn man das Oel in 5 bis 10 Vol. Aetheralkohol löst; ist nicht
viel Natron erforderlich, so bleibt die Lösung klar, bei
größerem Zusatz wird sie zwar getrübt, die Reaction tritt aber
viel rascher ein als ohne Aether.
Nach Merz empfiehlt es sich, die
Titrirlauge so zu stellen, daß höchstens 6cc Wasser auf etwa 20cc Weingeist verdünnend
einwirken. Merz behält als Ausdruck
für den Säuregehalt den Burstyn'schen Begriff von 1 Grad Säure
bei, da er nichts Besseres an seine Stelle zu setzen weiß. Damit
die Prüfung recht handlich sich gestalte, wird für die Praxis
die Benutzung zweier Titrirlaugen empfohlen, deren Gehalt so
gestellt ist, daß jede Unterabtheilung der in 0cc,1 getheilten Bürette bei
säurereicheren Oelen genau 1° Säure und bei säurearmen
Oelen genau 0,1° Säure anzeigt. Das Abmessen des Oeles
geschieht mittels einer auf den Inhalt graduirten kleinen
cylindrischen Pipette; vor dem Einstellen auf die Marke reinigt
man mit Fließpapier die eingetauchte Spitze, legt
diese beim Einstellen an die Gefäßwand und spült mit Hilfe eines
vor der Lampe gefertigten Trichterchens das in der Pipette
hängen bleibende Oel mit der beizumischenden Flüssigkeit nach,
was auch mit Weingeist sehr vollständig gelingt. Durch Eingießen
einiger Tropfen Aether in die Pipette, Erwärmen und Aussaugen
wird dieselbe schnell wieder gereinigt. Das Schüttelfläschen
reinigt man mit einer öfter brauchbaren Lösung von Schmierseife,
durch darauffolgendes Spülen mit reinem Wasser und Weingeist
oder Aetheralkohol. Vorsicht erfordert die Beschaffenheit des
Weingeistes oder Alkoholes; deren gewöhnlich vorhandene
schwachsaure Reaction beseitigt man, indem man den ganzen
Flüssigkeitsvorrath mit Curcuma gelb färbt und behutsam mit
Natron bis zur goldgelben Farbe neutralisirt.
Eine empfehlenswerthe Säureprobe zur
Auswahl tauglicher Maschinenschmieröle erfordert als
Apparat einen als Dampfbad dienenden, kleinen, gußeisernen
Kochtopf und ein als großen Deckel darauf zu legendes Zinkblech.
Auf das unmittelbar vorher mit Schmirgelpapier blank gescheuerte
Zink bringt man von jeder der zu vergleichenden Oelsorten einen
von einem dünnen Glasstäbchen frei herabfallenden Tropfen.
Alsdann setzt man das Blech etwa 1 1/2 Stunden lang dem Dampfe
des kochenden Wassers aus, läßt es hierauf mindestens 1/2 Stunde
lang in der Kälte liegen und beobachtet nun das Aussehen des
Zinkbleches und des Oeles. Gutes Provenceröl, z.B. von
3,5° Säure, läßt das Zink völlig blank und bleibt selbst
ganz unverändert (selbst nach viel längerem Erhitzen). Oele von
15 bis 20° Säuregehalt bleiben an der Oberfläche
glänzend, aber das Zink verliert den Glanz und ist mit einem
dünnen, matten, dunklen bis schwärzlichen Staub bedeckt. Oele
von höherem Säuregehalt, 30 bis 60°, bedecken sich mit
einer trüben faltigen Haut und lagern auf dem Zink eine
undurchsichtige, dicke, weiße, kleisterartige Schicht ab.
Selbstverständlich machen sich auch Uebergänge zwischen den
hervorgehobenen Säuregehalten bemerklich. So konnte von jeder
der darum befragten Personen nach dem Aussehen der Oeltropfen
und des Zinkes immer die dem Säuregehalt entsprechende richtige
Reihenfolge von 9 Oelsorten leicht herausgefunden werden, deren
wahrer Gehalt an Säure war: 3,5, 15,8, 21,7, 25,3, 30,6, 36,1 (2
Sorten), 44,2 und 66,5°. Noch nach mehreren Tagen zeigte
jeder Tropfen sein charakteristisches Aussehen. Bei Anwendung
eines Bleibleches würde sich in noch kürzerer Zeit die
Verschiedenheit der Säuregehalte ergeben, aber dessen Oberfläche
kann nicht leicht glatt und blank erhalten werden.