Titel: | Beiträge zur Kenntniss der Leimung des Papieres; von C. Wurster. |
Autor: | C. Wurster |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 310 |
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Beiträge zur Kenntniss der
Leimung des Papieres; von C. Wurster.
(Fortsetzung von S. 82 dieses
Bandes.)
Wurster, zur Leimung des Papieres.
Die Technik der
Harzleimung.
Das beim Leimen in Verwendung kommende Harz ist das Colophonium,
der entwässerte Destillationsrückstand des Terpentins. Die
Beschaffenheit des Colophoniums ist eine sehr verschiedene, je
nach der Gewinnungsart und dem bei der Destillation
eingeschlagenen Verfahren. Die Farbe wechselt vom hellsten Gelb
bis zum dunkelsten Braun. Das Colophonium ist amorph, sehr
spröde und läßt sich leicht pulverisiren. Alkohol, Aether, Oele
und Kohlenwasserstoffe lösen das Colophonium leicht auf; beim
Verdampfen der Lösungsmittel hinterbleibt dasselbe als amorpher
Harzkuchen. In Wasser ist das Colophonium vollkommen unlöslich,
durch blose Berührung mit dem Wasser wird es nicht benetzt. Um
das Harzpulver in Wasser auf zu schlemmen, muß man es längere
Zeit mit dem Wasser zusammen reiben. Alkalische Flüssigkeiten
benetzen das Harz leicht und verbinden sich mit demselben zu
einer in Wasser löslichen Harzseife.
Es wird gewöhnlich in den Lehrbüchern angegeben, daß das Harz bei
70° erweicht, bei 125° vollständig geschmolzen
ist. Diese Zahlen variiren jedoch, sowohl für die verschiedenen
Colophoniumsorten, als auch für die Art und Weise, in welcher
diese Schmelzbestimmungen praktisch vorgenommen werden. Ein
amerikanisches Harz in Wasser geschmolzen zeigte folgendes
Verhalten: Die Temperatur des Harzes stieg rasch auf 54°.
Es fing hierbei an zu erweichen, die Temperatur blieb einige
Zeit unverändert; bei 55° war das Harz ziemlich weich,
bei 63° zähflüssig. Die Temperatur stieg rasch auf
90°, bei welcher das Harz vollkommen dünnflüssig war.
Beim Abkühlen zeigte sich ein ähnliches Verhalten: bei
87° war das Harz vollkommen dünnflüssig, bei 80°
Fäden ziehend, bei 75° zähflüssig.
Daß viele Colophoniumsorten bei niederer Temperatur erweichen,
ist häufig beobachtet worden. Stehen Harzfässer den directen
Sonnenstrahlen ausgesetzt, so dringt das weiche Harz oft aus
allen Fugen hervor. Verfasser fand, daß das oben angeführte
Harz, grob pulverisirt mit Wasser zusammengerieben, bei starker
Sommerhitze im Schatten stehend, nach einigen Stunden sich zu
einem zusammenhängenden porösen Kuchen verbunden hatte. Es
besitzt demnach das getrennte Harz bei nicht sehr hoher
Temperatur die Eigenschaft, sich wieder zu vereinigen –
ein Verhalten, welches bei der Leimung sehr in Betracht
kommt.
Die Dichtigkeit des Harzes wird zu 1,07 bis 1,08 angegeben. Harz
in Stücken sinkt im Wasser unter. Feineres Harzpulver schwimmt
auf reinem Wasser, sinkt jedoch zu Boden, sowie das Wasser etwas
alkalisch gemacht wird.
Was die chemische Zusammensetzung des Harzes betrifft, so sind
unsere Kenntnisse darüber noch sehr geringe. Das Colophonium
besteht je nach der Art des Vorkommens aus verschiedenen
isomeren Säuren oder Säureanhydriden, die theils krystallinisch,
theils amorph erhalten werden und denen die Formel
C₂₀H₃₀O₂ zukommt. Die aus dem
gewöhnlichen Colophonium gewonnene Sylvinsäure (Abietinsäure)
schmilzt bei 129°, die isomere Pimarsäure aus dem
französischen Gallipot erst bei 149°. Ich werde wie
früher das Colophonium mit dem in der Technik gebräuchlichen
Namen Harzsäure bezeichnen.
Aus dem ersten Theile der Abhandlung geht hervor, daß die Kunst
der Leimung darin besteht, die Faser mit anticapillarischen
Stoffen zu umhüllen. Das einfache Vermischen von Harzpulver mit
dem Papierbrei würde kaum brauchbare Resultate ergeben, da das
Harz nicht an der Faser haften, ferner die durch mechanische
Mittel erreichte, nur sehr geringe Vertheilung die Anwendung
einer ungemein großen Menge Harzes bedingen und letztere das
Papier in seinen Eigenschaften ganz verändern würde.
Daß ein Leimen des Papieres durch Auflösen des Harzes in leicht
flüchtigen Körpern und Verdampfen der Lösung auf dem Papiere
bewirkt wird, ist schon hervorgehoben worden. Bis jetzt scheint
allerdings die gebräuchliche Methode der Abscheidung des Harzes
aus der Harzseife, theils durch das Wasser, theils durch
Thonerdesalze, das vortheilhafteste und einzig anwendbare zu
sein, und werden wir uns daher zunächst mit der Darstellung der
Harzseife zu beschäftigen haben.
Die Darstellung der Harzseife ist die wichtigste Operation der
Leimung, denn die Qualität der Harzseife allein bedingt
hauptsächlich ein günstiges Resultat der Leimung. Aetzende
Alkalien verbinden sich schon in der Kälte mit dem Harze unter
Bildung harzsaurer Alkalien. Kohlensaure Alkalien in
concentrirter Lösung lösen fein vertheiltes Harz schon in der
Kälte, compactes Harz erst in der Wärme, wenn dasselbe
geschmolzen ist, leicht auf.
Die zur Verwendung in Betracht kommenden Producte werden
hauptsächlich sein: Aetznatron, krystallisirtes kohlensaures
Natron und calcinirte Soda.
Bei der Wahl der Alkalien werden zunächst die gute Wirkung, der
Preis, die Reinheit des Körpers und die constante
Zusammensetzung in Frage kommen. Aetznatron verbindet sich
leicht mit dem Harze zu Harzseife. Die Operation des Lösens ist
eine sehr einfache, da nur ein geringes Schäumen erfolgt. Der
Niederschlag von kohlensaurem Kalk, der sich beim Kausticiren
der Soda bildet, reißt die mechanischen Verunreinigungen mit
nieder, die klare Aetznatronlauge ist deshalb ziemlich rein.
Diese Ursachen haben häufig die Theoretiker bewogen, das
Aetznatron zum Auflösen des Harzes anzuempfehlen. Ein großer
Theil der Fabrikanten jedoch scheint unter Umständen ihren
Vortheil nicht in der Anwendung des kaustischen Natrons gefunden
zu haben, und es kann dies nicht Wunder nehmen, da wir jetzt
wissen, daß ein Ueberschuß an Alkali beim Leimen sehr
nachtheilig wirkt und bei Anwendung von Aetznatron die richtig
anzuwendende Menge Alkali immer erst durch chemische Versuche
festgestellt werden muß.
Calcinirte Soda wird zum Auflösen des Harzes am häufigsten
verwendet. Wir können jedoch der calcinirten Soda denselben
Vorwurf machen wie dem Aetznatron, daß die anzuwendende Menge
immer von neuem bestimmt werden muß, da der Gehalt an reinem
kohlensauren Natron ein sehr wechselnder ist. Die calcinirte
Soda ist durch ihre Darstellungsweise sehr verunreinigt mit
Kohlenstaub, Asche und dgl. Löst man calcinirte Soda in Wasser
auf und filtrirt, so findet man diese Unreinigkeiten auf dem
Filter meist in großer Menge. Es ist also jedenfalls bei
Anwendung calcinirter Soda zu feineren Papieren nöthig, dieselbe
in einem besonderen Gefäße aufzulösen und die fremden festen
Körper durch Absetzenlassen oder Filtriren zu entfernen. Die
Analyse zeigt in der calcinirten Soda, besonders schlechterer
Sorten, noch immer die Anwesenheit verschiedener anderer Salze,
die von Nachtheil sein können. Die krystallisirte Soda scheint
das zum Leimen zweckmäßigste Product zu sein, da sie alle
Eigenschaften vereinigt, die wir an den vorher genannten Körpern
vermißt haben, d.h. Constanz der Zusammensetzung, größere
mechanische und chemische Reinheit. Ihr Preis stellt sich zwar
wesentlich höher als der der calcinirten Soda, hauptsächlich
durch die Transportkosten des in ihr enthaltenen
Krystallwassers; dafür sind aber die mit der krystallisirten
Soda erhaltenen Resultate ziemlich sichere. Ueberdies wäre es
jeder Fabrik leicht möglich, sich die krystallisirte Soda selbst
darzustellen. Man bedarf zu diesem Zwecke außer den zum Leimen
schon vorhandenen Einrichtungen nur eines größeren
Krystallisationsgefäßes. Calcinirte Soda wird in kochendem
Wasser gelöst, bis die kochende Lösung 32° B. oder etwas
mehr zeigt. Man läßt die Lösung sich absetzen,
hebert das Klare ab, filtrirt nochmals und bringt die reine
Lösung in das Krystallisationsgefäß. Nach 8 Tagen ist der größte
Theil der Soda auskrystallisirt und es kann dieselbe direct zum
Leimen benutzt werden. Die Mutterlauge, welche 25 bis 29°
B. zeigt, ergibt beim Eindampfen ein unreineres Product; es wird
jedoch zweckmäßiger sein, dieselbe direct zu verwenden entweder
zur Darstellung von Leim für gewöhnliches Papier, oder zum
Kochen der Hadern.
Kaliverbindungen sind zwar von verschiedenen Seiten zur
Darstellung von Harzseife anempfohlen worden; was der Zusatz von
Kaliverbindungen, die alle theurer sind als die entsprechenden
Natronverbindungen, bezwecken soll, ist mir nicht
erklärlich.
Die Mengenverhältnisse von Soda und Harz zur Bildung der
Harzseife werden sich hauptsächlich nach der Natur des zu
erhaltenden Productes richten. Die Grenzen des Procentsatzes an
Soda sind jedoch auch bei verschiedenen Verfahren bestimmte, da
einestheils der Zusatz größerer Sodamengen, als zur
vollständigen Auflösung des Harzes nothwendig, durchaus unnöthig
ist, anderseits aber die Fähigkeit der Harzseife, freies Harz
aufzulösen und milchig abzuscheiden, ebenfalls nur eine
bestimmte sein wird. Wir können uns schon durch theoretische
Betrachtungen über die anzuwendende Sodamenge orientiren. Nehmen
wir das Colophonium als aus chemisch reinen Säuren von der
Formel C₂₀H₃₀O₂ bestehend an,
so wird das Auflösen des Harzes nach folgender Gleichung vor
sich gehen: 2 C₂₀H₃₀O₂ +
Na₂CO₃ = 2
C₂₀H₂₉O₂Na + CO₂ +
H₂O. Das Moleculargewicht der Sylvinsäure ist 302, des
kohlensauren Natrons = 106, des krystallisirten kohlensauren
Natrons = 286. Theoretisch verlangen also 604 Sylvinsäure 106
chemisch reines kohlensaures Natron oder 286 krystallisirte Soda
zur Auflösung, oder 100 Sylvinsäure erfordern 16,5 kohlensaures
Natron oder 45,6 krystallisirte Soda.
Da aber das Colophonium immer noch Wasser und andere
Verunreinigungen enthält, so genügen 40 bis 41 Tb.
krystallisirtes kohlensaures Natron, um 100 Th. Harz vollständig
aufzulösen. Wie weit es gelingt, freies Harz in der Harzseife
aufzulösen, daß dasselbe noch milchförmig ausgeschieden wird,
kann ich nicht bestimmt entscheiden, da mir darüber zu wenig
Erfahrungen zu Gebote stehen. L. Müller Dr. L. Müller: Die Fabrikation des Papieres etc. (Berlin 1877.
Julius Springer) 4. Auflage S.
350. gibt das Verhältniß 100 Th. Harz zu höchstens
25 Th. krystallisirter Soda an. Es enthält demnach der nach
diesem Verfahren dargestellte Leim mindestens 35 bis 38,5 Proc.,
wahrscheinlich aber mehr freies ungelöstes Harz.
Das Auflösen des Harzes geschieht am zweckmäßigsten in kupfernen
doppelwandigen Kesseln durch indirecten Dampf. Es ist nicht
zweckmäßig, den Kessel in seiner ganzen Höhe mit einer doppelten
Wandung zu umgeben, da dann lediglich der Schaum der Masse
überhitzt wird und dadurch das Schäumen weniger leicht geregelt
werden kann. In einigen Fabriken steht der zum Auflösen
bestimmte Kessel auf einem erhöhten Unterbau, so daß von dem
unten mit Hähnen versehenen Kessel die Harzseife, der Harzleim
und die Stärke durch Röhren direct in die für dieselben
bestimmten Holzgefäße filtrirt und abgelassen werden können.
Die vielen zur Darstellung des Leimes angewendeten verschiedenen
Mengenverhältnisse von Harz und Soda lassen sich alle auf zwei
Leimverfahren zurückführen: 1) auf die Darstellung eines reinen
harzsauren Natrons, d.h. vollständig in Wasser gelösten Harzes,
oder braunen Leimes; 2) auf die Darstellung einer Harzseife, die
freies Harz enthält, letzteres wird beim Verdünnen der Harzseife
ausgefällt und bewirkt das weiße milchige Aussehen des daraus
dargestellten sogen weißen Leimes.
Die Darstellung der Harzseife zur Bildung braunen Leimes ist sehr
einfach; die so oft angegebenen Vorsichtsmaßregeln sind ziemlich
zwecklos. Man löst etwa 40 bis 42k krystallisirte oder die
entsprechende Menge calcinirte Soda in 80 bis 150l Wasser auf, erhitzt die
Lösung beinahe zum Kochen und trägt 100k grob gepulvertes Harz
unter Umrühren und fortwährendem Zertheilen der entstehenden
Klumpen in die Flüssigkeit ein; sobald das Harz anfängt zu
schmelzen, beginnt die Entwicklung der Kohlensäure. Der
Dampfzufluß wird genau geregelt, damit kein Ueberschäumen
erfolgt.Bei
amerikanischem Harze beobachtete Pütter, Director der Dresdener Papierfabrik, zuweilen die
Anwesenheit größerer oder geringerer Mengen gelber Theile, die
nach dem Erkalten auf dem Harze obenauf schwimmen, leicht wieder
erhärten und dadurch entfernt werden können. Es scheint dies
noch rohes Terpentin zu sein. Pütter
läßt deshalb die Temperatur seiner Harzseife nie über 85°
steigen und nur mäßig umrühren, um das Terpentin nicht zu
vertheilen, und entfernt nach erfolgter Auflösung des Harzes das
wieder Festgewordene durch Abschöpfen. Schäumt die
Masse stark, so darf man mit dem Rührscheit nur im obern Theile
des Schaumes rühren, um den Schaum sofort fallen zu machen. Je
nach dem Grade der Dampfzufuhr und der Stärke des Umrührens ist
das Auflösen nach 1/4 bis 1 Stunde vollendet. Es zeigt sich dies
durch das Zusammenfallen der Lösung bei gleichbleibendem
Dampfzuflusse. Eine kleine Probe der Seife, mit wenig heißem
destillirtem Wasser, nämlich einfachem Condensationswasser des
Kessels, zusammengebracht, wird sich vollständig auflösen, ohne
Harzflocken oder geschmolzene Harztröpfchen zu zeigen. Wird noch
freies Harz vorgefunden, so muß noch weiter erhitzt werden. Ist
nach einiger Zeit das Harz nicht verschwunden, so war die
Sodamenge zu gering bemessen, und man muß je nach Umständen
noch 0,5 oder 1k Soda
zusetzen, weiter erhitzen und von Zeit zu Zeit die Seife prüfen.
Ist die Harzseife nun fertig, so kann sie sofort verwendet
werden.
Das harzsaure Natron ist löslich in Wasser und Alkohol, unlöslich
in Salzlösungen; es scheidet sich deshalb beim Stehen der
Harzseife diese von der das überschüssig zugesetzte Alkali
enthaltenden Mutterlauge ab. Diese Mutterlauge ist gelb bis tief
braun gefärbt und wird abgeschöpft. Viele Fabrikanten, welche
den Nachtheil der überschüssigen Soda beim Leimen erkannt haben,
oder die Farbe des Harzes verbessern wollen, waschen deshalb
ihre Harzseife mit Wasser, wodurch jedoch immer etwas Harzseife
aufgelöst wird. Kochsalzlösungen werden sich besser hierzu
eignen. Soll dieses Waschen des Harzes zum Verbessern der Farbe
wirklich von Erfolg begleitet sein, so muß man durch Erhitzen
die Harzseife in wenig Wasser unter Zusatz von etwas Soda
auflösen und durch Hinzufügen von Kochsalz zu der Lösung wieder
ausfällen. Wiederholt man dieses Auflösen und Ausfällen ein oder
mehrere Male, so wird die Farbe des Harzes wesentlich verbessert
sein. Die erhaltene Harzseife wird nun, ob abgeschöpft oder
nicht, entweder allein in kochendem Wasser verdünnt und
abfiltrirt, oder, wie es häufig geschieht, noch zugleich mit
Stärke, oder auch noch mit thierischem Leim aufgelöst, so daß
noch eine in heißem Zustande durch Tuch filtrirbare Flüssigkeit
entsteht.
Zur Leimung von Papier mittlerer Stärke wird man 5 bis 6k Harz auf 100k Papier bedürfen. Das
Einbringen der vorher nicht verdünnten Harzseife in den
Holländer ist ein sehr rohes Verfahren und unter keinen
Umständen zu empfehlen.
Die durch Anwendung des reinen vollständig gelösten Leimes
erhaltenen Resultate sind sehr unsichere. Mittlere und dickere
Papiere werden zwar noch leimfest erhalten, dünne jedoch kaum
ohne gleichzeitigen Zusatz von Stärke.
Wird der Leim mit Stärke zugleich aufgekocht, so erhält man eine
höchst empfindliche Flüssigkeit, die leicht umschlägt. Sowie die
erhaltene Gallerte anfängt, ihre klebrige Beschaffenheit zu
verlieren, ist der Leim verdorben. Durch welche Umstände dieser
Umschlag bedingt wird, weiß ich nicht; man hört jedoch darüber
die merkwürdigsten Angaben von den Papiertechnikern. Es sollen
die Schwankungen der Atmosphäre, Gewitter etc. von Einfluß sein
u.a.m.
Weit wichtiger, aber auch schwieriger ist die Darstellung des
weißen Leimes. Ein Gehalt der Harzseife an freiem Harze kann auf
verschiedene Weise hervorgebracht werden: 1) durch Behandeln des
Harzes mit einer zum völligen Lösen ungenügenden Menge Alkali;
2) durch Behandeln mit Soda im Ueberschuß, aber nur so langes
Erhitzen, bis noch eine bestimmte Menge freies Harz vorhanden
ist, und Abschöpfen der überschüssigen Lauge; 3) durch
Herstellung einer völlig löslichen Harzseife, und Auflösen einer
bestimmten Menge frischen Harzes in der concentrirten Harzseife.
Die erste und zweite Methode sind in der Technik angewendet, die
dritte, obwohl sie rascher und sicherer zum Ziele führen wird,
noch nicht. Hier soll uns nur die erste beschäftigen.
Während bei dem braunen Leim die Concentration der Lösung nur
eine untergeordnete Rolle spielte, ist diese nun zu einem
Hauptmomente bei der Bereitung der Harzseife geworden. Nach der
neuen von mir vertretenen Ansicht wird der Leim um so besser, je
mehr freies Harz in der Harzseife aufgelöst ist. Die
Bedingungen, unter welchen diese Auflösung geschieht, sind noch
wenig erforscht; aus dem bis jetzt darüber Bekannten geht nur
hervor, daß mit zunehmender Concentration der Seife auch mehr
freies Harz aufgelöst wird. Die Concentration der Seife ist
immer von einer Erhöhung des Siedepunktes der Flüssigkeit
begleitet; diese höhere Temperatur bedingt aber ihrerseits ein
völligeres Schmelzen des Harzes. Es kommt deshalb wohl der
Schmelzpunkt eines Harzes bei der Darstellung des weißen Leimes
sehr in Betracht. Die Concentration der Harzseife wird nun bei
weitem leichter gelingen durch Anwendung von Kesseln, die mit
directem Feuer geheizt werden, als bei durch Dampf geheizten,
besonders wenn letzterer nur eine geringe Spannung besitzt, und
es erklärt sich daraus die Abneigung vieler Fabrikanten gegen
Kessel mit Dampfheizung.
Verwenden wir zur Darstellung der Harzseife krystallisirtes
kohlensaures Natron, so gelingt es uns leicht, einen Harzleim zu
erhalten, der 15 bis 20 Proc. freies Harz enthält. Ein Steigern
der Harzmenge auf den schon vorher von L. Müller angeführten Procentsatz scheint nur bei Anwendung
von Aetznatron möglich, und dürfte so schließlich Planche mit seiner Behauptung, daß 6 Th.
Soda als Aetznatron so viel Harz auflösen können, als 10 Th.
Soda als kohlensaures Natron, doch Recht behalten. Es war mir
bis jetzt nicht vergönnt, die Anwendung des L. Müller'schen
Verfahrens im Großen zu versuchen.
(Schluß
folgt.)