Titel: | Beiträge zur Kenntniss der Leimung des Papieres; von C. Wurster. |
Autor: | C. Wurster |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 381 |
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Beiträge zur Kenntniss der
Leimung des Papieres; von C. Wurster.
(Schluß von S. 316 dieses
Bandes.)
Wurster, zur Leimung des
Papieres.
Gute Resultate erhält man bei Anwendung von 30 bis 34k krystallisirter Soda auf
100° Harz; man verfährt dabei folgendermaßen: 65l Wasser werden in einem
Kessel mit indirectem Dampfe erhitzt, darin 30 bis 34k Soda aufgelöst, in die
kochende Flüssigkeit langsam 100k grob gepulvertes Harz
eingetragen. Unter fortwährender Dampfzuströmung wird nun
erhitzt. Die Kohlensäureentwicklung geht in dieser concentrirten
Flüssigkeit nur langsam vor sich; nach 1 bis 3 Stunden ist sie
so ziemlich beendet. Es muß jedoch weiter erhitzt werden, um die
Flüssigkeit zu concentriren und das freie Harz in der Seife
aufzulösen. 5 bis 8 Stunden werden in den meisten Fällen für die
Dauer der Operation genügen. Die Harzseife ist fertig, wenn
dieselbe, an einem eingetauchten Spatel hängend, durchsichtige
Flächen ohne Gasbläschen bildet. Die abfallenden Massen müssen
kurz abreißen, ohne Fäden zu ziehen. Beim Verdünnen mit dem
gleichen Volumen heißen Wassers muß die Seife ein bräunliches,
gelatinöses Aussehen annehmen und keine hellgelben Streifen
zeigen. Eine Probe, in lauwarmem Wasser aufgerührt, muß sich zu
einer milchigen Trübung ohne Flocken auflösen. Das Verdünnen der
Harzseife geschieht so, daß 1l Flüssigkeit 20 bis 25g Harz enthält. Wo die Umstände es nicht erlauben, so viel
Flüssigkeit in den Holländer hineinzubringen, muß man die Menge
auf 50g Harz erhöhen;
dies geschieht jedoch zum Nachtheile der leimenden Eigenschaften
der Flüssigkeit. Bei Anwendung von Harzseifen, die schon viel
freies Harz enthalten, ist der Unterschied, welcher bei der
Anwendung dünneren oder dickeren Leimes eintritt, kein großer;
er wird aber sehr bemerklich, wenn man zum Auflösen des Harzes
36 oder 38k Soda
anwendet, da dann ein geringer Unterschied im Gehalte an freiem
milchförmigem Harze sehr hervortritt. Man wird gut thun, die
Harzlösung zugleich mit etwas Stärke zu versetzen, um so die
Suspension der Harzmilch zu erleichtern; man kann auf 5 bis 8k Harz 1k Stärke nehmen. Der Kessel
wird zu 3/4 mit Wasser angefüllt, letzteres stark erwärmt, die
vorher in lauwarmem Wasser suspendirte Stärke eingerührt und
erhitzt, bis die Verkleisterung vollendet ist. Der
Stärkekleister wird nun durch Zusatz von kaltem Wasser
abgekühlt, die nöthige Menge Harzseife eingetragen, tüchtig
umgerührt; nachdem das Meiste vertheilt ist, wird wieder Dampf
zugelassen und die Flüssigkeit stark handwarm gemacht. Aus der
Beschaffenheit der Flüssigkeit läßt sich schon erkennen, ob die
angewendete Harzseife gut war oder nicht. Fällt hierbei das Harz
flockig aus, so sammelt es sich nach Minuten langem Stehen am
Boden des Kessels an, besonders wenn stärker erhitzt wurde. Der
Leim wird nun durch den untern Hahn des Kessels in die
Leimgefäße abgelassen. Am Ende des Rohres wird ein dünner
Flanellsack oder ein Tuch angebracht, um den Leim zu filtriren.
Durch Klopfen auf den Sack wird das Durchlaufen beschleunigt.
War die Harzseife gut, so befinden sich in dem Sacke nur die
Unreinheiten des Harzes, kein freies Harz. Wird freies Harz
flockig ausgeschieden, so muß der Sack häufig umgetauscht und
ausgewaschen werden, da er sich leicht verstopft.
Der so erhaltene Leim besitzt eine schöne milchweiße Farbe, die
Menge des darin suspendirten Harzes beträgt 15 bis 20 Proc. 2,5
bis 3k dieses Leimes
werden genügen, um mittlere Papiere vollkommen leimfest zu
machen. Am besten in seinen Wirkungen wird dasjenige
Leimverfahren sein, bei welchem zur Bildung der Harzseife am
wenigsten Soda verwendet wird und deshalb auch die größte Menge
suspendirtes freies Harz ergibt. Ich lasse hier das schon
erwähnte Recept von L. Müller
folgen.
25k
möglichst reiner gebrannter Kalk werden mit 50k Wasser gelöscht und zu
einer dicken Kalkmilch angerührt; hierzu setzt man 20k calcinirte oder 100k krystallisirte Soda von
36 Proc. kohlensaurem Natron und erhitzt unter gutem Umrühren
bis zum Kochen. Hierauf gibt man dem kohlensauren Kalk Zeit und
Ruhe sich abzusetzen und läßt dann die klare Lauge durch ein
feines Sieb in den kupfernen Kessel ab, welcher mit doppelter
Wandung versehen durch Dampf erhitzt wird. Man gibt so viel
Wasser hinzu, daß die ganze Flüssigkeit 250l beträgt, erhitzt bis zum
Kochen und setzt nach und nach 400k möglichst fein
gepulvertes Harz hinzu. Nach 4- bis Windigem Kochen ist das Harz
nun vollständig gelöst und wird die Leimauflösung in einen
Bottich abgelassen, in welchem man sie 5 bis 8 Tage ruhig stehen
läßt. In dieser Zeit scheidet sich die blaßgelbe Seife von der
durch den Farbstoff des Harzes braun gefärbten Lauge ab, die
letztere wird abgelassen, die Seife ein paar Mal mit kaltem
Wasser durchgewaschen, und diese ist alsdann zum Gebrauche
fertig. Vor der Anwendung wird diese Seife im 10fachen ihres
Gewichtes kochenden Wassers geschmolzen und das Kochen bis zur
gänzlichen Lösung 1 Stunde lang unterhalten, darauf durch ein
Metalltuch Nr. 80 in einen andern Bottich übergefüllt und
erkalten gelassen. Die sogen. Leimlösung ist vollständig weiß
und verursacht bei der Verarbeitung keine Schaumbildung. Zu
einer guten Leimung nimmt man von dieser Lösung 36l auf 100k Papier, entsprechend 2k,4 Harz.
Während es mir bei Anwendung von kohlensaurem Natron ohne
Ausscheidung stockigen Harzes nur gelungen ist, die Sodamenge
auf 32, höchstens 30 Th. für 100 Th. Harz herabzudrücken, so
will L. Müller bei Anwendung
kaustischen Natrons diesen Procentsatz bis auf 25 und weniger
gebracht haben; da nicht angegeben wird, ob der Kalkrückstand
beim Kausticiren der Soda ausgewaschen und die Waschwässer zum
Auflösen mit benutzt werden, so hält dieser Rückstand noch einen
großen Theil der 25 Proc. Soda zurück. Es folgt daraus, daß,
während bei der Darstellung des braunen Leimes ein Kausticiren
nur von Nachtheil ist, bei der Darstellung weißen Leimes
Aetznatron hingegen mit großem Voltheil angewendet werden
kann.
Bei diesen Darstellungen bleiben alle oder der größte Theil der
Farbstoffe des Harzes in dem Leime; man muß also für feinere
Papiere ganz helle Sorten verwenden. Es ist jedoch möglich, auch
das Verbessern der Farbe des Harzes durch Waschen der Harzseife
beim weißen Leime anzuwenden. Man kann dann aber die Operation
nicht auf einmal vollenden, sondern wird zuerst eine völlig gelöste
Harzseife mit Ueberschuß von Alkali darstellen, diese nach dem
oben angegebenen Verfahren durch Waschen mit Kochsalz reinigen,
die reine Harzseife dann wieder in den Kessel bringen, durch
Erhitzen von Wasser befreien und nun 10 bis 15 Proc. oder mehr
Helles Harz besserer Sorte eintragen und so lange erhitzen, bis
die Beschaffenheit der Harzseife anzeigt, daß das Harz völlig in
der Seife aufgelöst ist.
Da der weiße Leim in seinen leimenden Eigenschaften den braunen
bei weitem übertrifft, seine Darstellung weniger kostet, man zu
einer guten Leimung mit weißem Leim nur die Hälfte des Harzes
braucht, welches zur Leimung mit braunem Leime nothwendig ist,
sodann noch bedeutend weniger Alaun zur Fällung bedarf und die
Wirkung dieses Leimes so zu sagen eine nie versagende ist, so
erscheint die Anwendung des weißen Leimes dringend geboten.
Einige Uebelstände jedoch bringt der weiße Leim auch mit sich.
Es ist bei seiner Anwendung nicht zu vermeiden, daß Theile des
suspendirten Harzes sich an den Wandungen der Gefäße
niederschlagen; wir finden deshalb alle Gefäße, in denen weißer
Leim sich befindet, mit freiem Harz überkleidet. Hierdurch ist
nun allerdings die Gefahr vorhanden, daß solche gröbere
ausgeschiedene Harztheile in das Papier gelangen und dort als
Harzflecken erscheinen. Durch peinliche Reinlichkeit und
Aufmerksamkeit wird diese Gefahr leicht vermieden werden können,
besonders bei nochmaligem Filtriren des Leimes durch Beuteltuch,
ehe er in den Holländer gegeben wird.
Wir werden uns nun mit der Fällung des Harzleimes zu beschäftigen
haben. Die Wirkung der Thonerdesalze bei der Fällung des
Harzleimes habe ich dahin erklärt, daß dieselben lediglich als
freie Säuren wirken. Das harzsaure Natron wird durch
schwefelsaure Thonerde im Ueberschuß zersetzt in freies Harz,
basisches Thonerdesalz und schwefelsaures Natron. Es muß
weiterhin so viel Thonerdesalz zugesetzt werden, um die
natürliche Alkalinität des Wassers des Papierbreies aufzuheben,
und zwar sowohl des schon im Holländer enthaltenen, als auch der
auf der Maschine zufließenden Wassermengen. Die Alkalinität des
Wassers ist meistentheils bedingt durch einen Gehalt an gelöstem
kohlensaurem Kalk; derselbe setzt sich ebenfalls mit der
schwefelsauren Thonerde um in schwefelsauren Kalk und basisch
schwefelsaure Thonerde.
Die beizufügende Menge schwefelsaurer Thonerde wird sich deshalb
richten nach der Menge des beim Auflösen des Harzes verwendeten
Alkalis, oder nach dem in der Harzseife noch vorhandenen Alkali,
sofern die Lauge abgeschöpft wurde, ferner nach der Alkalinität
des Wassers und dem Grade der Verdünnung des Gangzeuges auf der
Maschine.
Die anzuwendende Menge Thonerdesalz läßt sich durch Rechnung nur
schwer, leicht dagegen durch den Versuch bestimmen. Die Menge
ist zu gering bemessen, wenn das von dem Siebe der
Papiermaschine ablaufende Wasser noch alkalisch oder neutral
ist; es muß so viel des Salzes zugesetzt werden, um das Wasser
schwach sauer reagirend zu machen.
Darstellung, Eigenschaften und chemischer Werth der verschiedenen
Präparate, welche schwefelsaure Thonerde enthalten, sind in den
neueren Handbüchern über Papierfabrikation ausführlich und
sachgemäß behandelt, und brauche ich deshalb hier nicht näher
darauf einzugehenVgl. das oben citirte Werk von Dr. L. Müller, ferner Carl Hofmann Praktisches Handbuch für
Papierfabrikation. (Berlin 1875. Julius Springer.).
Setzt man zu weißem Leim so lange Alaun zu, bis in der
Mutterlauge kein freies Harz mehr nachweisbar ist, sondern ein
schwacher Gehalt an Thonerde auftritt, so ist neben dem
suspendirten freien Harze hauptsächlich harzsaure Thonerde
vorhanden. Man bedarf hier nach einem von mir ausgeführten
Versuche zur Fällung von 100 Th. Harz als weißen Leim 33,3 Th.
Alaun. Die Reaction findet nach folgender Gleichung statt: 6
C₂₀H₂₉O₂Na + Al₂
(SO₄)₃ =
(C₂₀H₂₉O₂)₆ Al₂
+ 3 Na₂SO₄. Wir brauchen also auf 6 Mol.
Silvinsäure 1 Mol. schwefelsaure Thonerde, oder 1 Mol.
Alaun.
Das Moleculargewicht der Silvinsäure ist 302, das der
schwefelsauren Thonerde 342,8, des Alauns 949. Wir benöthigen
also für 6 × 302 = 1812 Silvinsäure 949 Alaun, oder für
100 Th. Harz 52,4 Th. Alaun. Es wurden aber nicht 45,6
krystallisirte Soda angewendet, um 100 Th. Harz zu lösen, wie
die Theorie es vorschreibt, sondern nur 32; wir haben also die
Proportion 45,6 : 32 = 52,4 : x oder
x = 32 × 52,4 : 45,6 = 36,6.
Diese Zahl stimmt zwar mit der durch den Versuch gefundenen nur
annähernd überein; aber es sind die Fehlerquellen in der Technik
zu große, besonders war die verwendete Soda nicht rein, sondern
schwächer.
Die Technik hat durch Erfahrung bewiesen, daß man bei der Leimung
auf 1k Harz mindestens
1k Alaun bedarf. Dieses
Verhältniß würde aber der Bildung eines basischen Thonerdesalzes
von der Formel Al₂O (SO₄)₂ entsprechen. Wir
können deshalb die Reaction des Alauns im Ueberschuß auf die
gebildete harzsaure Thonerde durch die Gleichung ausdrücken:
(C₂₀H₂₉O₂)₆ Al₂
+ 2Al₂ (SO₄)₃ + 3 H₂O = 6
C₂₀H₃₀O₂ + 3 Al₂O
(SO₄)₂.
Die Fällung der Harzseife mittels Alaun im Ueberschuß kann
ausgedrückt werden durch die Gleichung: 6
C₂₀H₂₉O₂Na + 3 Al₂
(SO₄)₃ + 3 H₂O = 6
C₂₀H₃₀O₂ + 3 Al₂O
(SO₄)₃ + 3 Na₂SO₄.
In der Regel wendet man mehr Alaun an, nach Carl Hofmann oft 2 bis 3 und selbst 5k auf 1k Harz. Eine eisenfreie
schwefelsaure Thonerde wird in ihrer Wirkung dem Alaun
vollkommen gleich stehen, dagegen viel billiger in ihrer
Anwendung kommen. Alaun enthält 36,1 Proc. trockene
schwefelsaure Thonerde; die verschiedenen Präparate –
Patent-Alaun, geschmolzene schwefelsaure Thonerde,
Kryolith-Alaun u.s.w. – enthalten 40 bis 51 Proc.
schwefelsaurer Thonerde. Der einzig wirksame Bestandtheil des
Alauns bei der Leimung ist die schwefelsaure Thonerde; so lange
der Preis der letzteren in den Alaunsurrogaten sich niedriger
stellt als in dem Alaun selbst, so sind für die meisten Zwecke
die Surrogate dem Alaun vorzuziehen.
Daß ein geringer Gehalt der schwefelsauren Thonerde an freier
Schwefelsäure dem Papiere nachtheilig wird, scheint mir kaum
wahrscheinlich, da die freie Säure die Wirkung der
schwefelsauren Thonerde nur unterstützt und jedenfalls nach der
Fällung des Harzleimes im Papierbrei keine freie Säure mehr
vorhanden sein kann, welche schädlich auf Farben u.s.w.
einwirken könnte. Wie weit der Gehalt der schwefelsauren
Thonerde an freier Säure gesteigert werden darf, ohne die
Leimung zu beeinträchtigen, konnte ich noch nicht ermitteln.
Jedenfalls ist es von Wichtigkeit, diese Grenze zu bestimmen, um
so möglicherweise einen Theil der Arbeit der schwefelsauren
Thonerde der viel billigeren Schwefelsäure zu überlassen.
Das Auflösen der schwefelsauren Thonerde sollte nicht in
kupfernen Gefäßen geschehen, da diese stark angegriffen werden,
sondern in hölzernen Bottichen, die eventuell mit einem
Dampfrohre versehen sind, um durch Erhitzen mit directem Dampf
das Auflösen zu befördern. Das Auflösen der harten Kuchen von
schwefelsaurer Thonerde erfolgt schon von selbst und in der
Kälte, wenn man die Kuchen nicht direct in das Gefäß wirft, wo
sie auf dem Boden liegen bleiben und nur durch heftiges Rühren
aufgelöst werden können, sondern dafür Sorge trägt, daß die
schwefelsaure Thonerde nur mit dem obern Theile der Flüssigkeit
in Berührung kommt und dort der auflösenden Wirkung des Wassers
ausgesetzt wird, entweder durch Auflegen auf ein Holzgitter,
oder durch Einhängen in Tüchern im obern Theile des Wassers,
wodurch gleich ein Filtriren der schwefelsauren Thonerde bewirkt
wird. Die Alaunlösung oder die Lösung der schwefelsauren
Thonerde wird man zum Gebrauche ziemlich gesättigt anwenden
können.
Die Fällung des Harzleimes kann so vorgenommen werden, daß zuerst
der Harzleim in den Holländer gegeben wird und, nachdem dieser
in dem Ganzstoffe gehörig vertheilt ist, der Zusatz des
Thonerdesalzes erfolgt. Soll zugleich noch Stärke
zugesetzt werden, so wird dies am zweckmäßigsten nach dem
Harzleim und vor dem Thonerdesalz geschehen, um durch die Stärke
womöglich noch eine feinere Vertheilung des Harzes bei der
Fällung zu bewirken.
Ob unter Umständen ein geringer Zusatz von schwefelsaurer
Thonerde in den Holländer vor dem Harzleime zweckmäßig ist oder
nicht, wage ich nicht zu entscheiden. Es ließe sich allerdings
ein Grund dafür anführen: Die schwefelsaure Thonerde macht aus
dem kohlensauren Kalk Kohlensäure frei, welche, wie wir wissen,
die Abscheidung von freiem Harze in Milchform bewirken kann; ist
die zugesetzte Menge schwefelsaurer Thonerde jedoch größer, so
hebt sich dieser Vortheil wieder auf.
Die Menge des zu dem Papier zuzusetzenden Harzes richtet sich
außer dem Grade der Vertheilung ganz nach der Größe der
Oberfläche, welche gegen die benetzende Wirkung der
Flüssigkeiten geschützt werden soll. Da nun durch einen Zusatz
pulverförmiger Stoffe die zu schützende Oberfläche sehr
vergrößert wird, so muß bei Anwendung von Beschwerungsmitteln
auch die Harzmenge vergrößert werden. Die große Bedeutung der
Feinheit der auf der Faser abgeschiedenen Harztheilchen und die
dadurch erreichte möglichst große Oberfläche, welche der
benetzenden Flüssigkeit entgegengesetzt wird, ist schon
hervorgehoben worden.
Verwendet man das Harz in Form von weißem Leim, welcher 20 Proc.
freies Harz enthält, so braucht man 2k,5 Harz, um 100k eines mittleren Papieres
zu leimen. Nimmt man hingegen das Harz in Form von braunem Leim,
so bedarf man, um die gleiche Wirkung zu erreichen 5k Harz auf 100k Papier. Es wirken also
die 20 Proc. = 0k,5
freien milchigen Harzes ebenso viel wie 3k Harz, welches durch
schwefelsaure Thonerde ausgefällt wird.
Daß die Stärke wirklich nur die ihr von mir zugeschriebene Rolle
bei der vegetabilischen Leimung spielt, geht aus ihrem ganzen
physikalischen Verhalten in unzweifelhafter Weise hervor.
Trockener Stärkekleister bildet eine durchsichtige Haut, die
leicht von Tinte durchdrungen wird. Es kann demnach die Stärke
als solche für sich weder das Leimen noch die Farbe verbessern.
Der Stärkekleister, wie er in der Papierfabrikation angewendet
wird, ist bekanntlich keine Lösung der Stärke in Wasser, sondern
nur die aufgequollene zerplatzte Stärkesubstanz. Da hierdurch
die Stärke die ganze Flüssigkeit so zu sagen in eine Unmasse
einzelner kleiner Abtheilungen zerlegt, auch die Strömungen und
molecularen Bewegungen der Flüssigkeit bedeutend beeinträchtigt,
ja zuweilen vollständig aufhebt, so ist es erklärlich, daß durch
einen Zusatz von Stärkekleister die
Geschwindigkeit der chemischen Reaction bedeutend verlangsamt
wird, und es liegt ganz in der Natur der Sache, daß ein in
Stärkekleister hervorgebrachter Niederschlag aus kleineren
Theilen bestehen kann, als ein in einer reinen, leicht
beweglichen Flüssigkeit gebildeter; jedenfalls verhindert der
Stärkekleister eine spätere Vereinigung des Niederschlages zu
dichteren Theilchen. Durch längeres Kochen mit Wasser geht die
unlösliche Stärke über in die lösliche; letztere wird nach
meiner Ansicht beim Leimen keinerlei Rolle spielen, also ganz
unnöthig sein. Es ist also sehr unzweckmäßig, eine Stärkelösung
zum Gebrauche des Leimens länger zu kochen, ja sogar das
Erhitzen bis zum Kochen selbst sollte vermieden werden; da die
Verkleisterung der Stärke zwischen 75 bis 80° eine
vollständige wird, so ist jedes weitere Erhitzen unnöthig und
nur von Nachtheil.
Betrachten wir noch das Verhalten des geleimten Papieres auf der
Maschine während des Trocknens. Wie im Anfange dieser Abhandlung
erwähnt wurde, erweichen gewisse Harzsorten schon bei ziemlich
niederer Temperatur zwischen 50 und 70°. Je feuchter das
Papier, je höher die Trockentemperatur, desto größer wird die
Gefahr sein, daß das Harz sich zusammenballt, oder zu größeren
Theilchen zusammenschmilzt, in Folge dessen seine Oberfläche
also sehr verringert wird und möglicherweise ganze Fasern oder
Fasertheile des schützenden Ueberzuges beraubt werden.
Die gute Wirkung der niedergeschlagenen, unlöslichen basischen
Thonerdesalze und der Stärke beim Leimen habe ich außer der bei
der Fällung des Harzes stattfindenden Vorgänge hauptsächlich
auch darauf zurückgeführt, daß diese Körper dieses
Zusammenschmelzen des Harzes auf den Trockencylindern
verhindern. Wird das Papier trockener, also der Widerstand,
welchen die Stärke und die basischen Thonerdesalze einer
Vereinigung des Harzes entgegensetzen, größer, so wird auch ein
stärkeres Erhitzen bis zum Schmelzen des Harzes die Leimung
nicht mehr wesentlich beeinträchtigen. Das ausgeschiedene, fein
vertheilte Harz bildet ein zartes Weihes Pulver; auch bei
dunkleren Sorten ist dieses Pulver kaum gefärbt, so daß die
Farbe des gewöhnlichen weißen Papieres durch Harzpulver nicht
schlechter wird. Die gelbe Farbe des Harzes tritt erst dann auf,
wenn das Harzpulver schmilzt. Es ist dieser Umstand bei der
Darstellung feinerer Papiere wohl zu beachten, und ein möglichst
langsames Trocknen mit nicht zu heißen Cylindern anzurathen.
Vegetabilisch geleimtes Papier wird geleimt sein für neutrale und
schwach saure Flüssigkeiten, nicht aber für alkalische. Die
Tinte, mit der wir schreiben, muß also stets schwach sauer
gehalten werden. Aus demselben Grunde ist die Leimprobe mit der
Zunge eine sehr unsichere, da der Mundspeichel meistens schwach
alkalisch ist, also besonders dünne, neutral
gehaltene Papiere leicht durchdringen kann, auch wenn das Papier
gut geleimt ist.
Fassen wir nochmals die Hauptmomente vorliegender Abhandlung
zusammen, so geht daraus hervor: Die vegetabilische Leimung des
Papieres wird bewirkt durch freies, mit dem Papiere innig
vermengtes Harz.
Die Vertheilung des Harzes wird erreicht: 1) durch Auflösen des
Harzes in Alkalien, als harzsaures Alkali, und Zersetzen des
harzsauren Alkalis mittels schwefelsaurer Thonerde im
Ueberschuß, in freies Harz, schwefelsaures Alkali und basisch
schwefelsaure Thonerde, der braune
Leim; – 2) durch Auflösen freien Harzes in dem
concentrirten harzsauren Alkali, Fällen des freien Harzes in
Milchform durch Verdünnen der Harzseife mit Wasser und weiteres
Zersetzen des harzsauren Natrons mit schwefelsaurer Thonerde,
der weiße Leim.
Das durch Wasser in Milchform ausgeschiedene Harz ist in seiner
leimenden Wirkung dem durch die schwefelsauren Thonerde
niedergeschlagenen Harze bei weitem überlegen, und ist deshalb
die Darstellung eines weißen Leimes mit möglichst viel freiem
Harze in Milchform anzustreben.