Titel: | Kröncke's Silber-Extraction. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 401 |
Download: | XML |
Kröncke's
Silber-Extraction.
Kröncke's Silberextraction.
Dieser Proceß, der seit einigen Jahren in Chile (in den Werken
von Escobar und Ossa im District von Copiapo) bei der Zugutemachung
reicher geschwefelter und antimonialischer Silbererze mit
bedeutendem Erfolge angewendet wird, beruht auf einer etwas
modificirten Anwendung der alten Chlorirungsmethode durch
Kupferchlorür und heißer Salzlösung und soll dem Petioprocesse
gegenüber nur unbedeutende Verluste an Quecksilber verursachen.
(Vgl. 1871 200 214. 201 516. 1874 212 46.) Ein Modell der ganzen
Anlage (in 1/6 n. Gr.) war auf der Ausstellung in Philadelphia
1876 zu sehen, und entnehmen wir der Beschreibung im Engineering and Minning Journal, Januar
1877 S. 37 (woselbst der Erfinder „Krohnke“ genannt ist)
folgendes.
In der ersten Abtheilung des Werkes befinden sich die
Zerkleinerungsapparate, die durch eine horizontale Dampfmaschine
in Bewegung gesetzt werden. Die erste Zerkleinerung der Erze
geschieht in zwei Walzenmühlen von 355mm Walzendurchmesser, die
über einander aufgestellt sind, so daß die eine der andern
zuarbeitet. Das vorgewalzte Haufwerk gelangt in einen Behälter,
der entsprechend den sechs Kollermühlen, welche die weitere
Zerkleinerung bewirken sollen, in sechs Abtheilungen getheilt
ist. Jede dieser Abtheilungen ist mit einem Schieber versehen,
welcher abwechselnd geöffnet und geschlossen wird und zwar durch
die Maschine selbst, so daß also die Vertheilung des Mahlgutes
eine ganz gleichförmige ist. Die Läufer der Kollergänge haben
2m Durchmesser und
werden in ihrer obern Hälfte von einer an der Triebachse
befestigten Trommel umfaßt, um so ein Verschleudern des Erzes zu
verhindern. Das Mahlen geschieht unter beständigem
Wasserzuflusse, der das fein gemahlene Erz durch Oeffnungen in
der Peripherie des Mahlbodens in Klärbottiche abführt. Nachdem
es aus diesen ausgeschlagen ist, läßt man es vollkommen
austrocknen, bevor es dem Extractionsverfahren unterworfen wird,
welches in einer zweiten Abtheilung der Hütte vorgenommen wird.
An dem einen Ende derselben befindet sich die Umtriebsmaschine
und die Pumpen, um Wasser in die Behälter zu heben, die im
Dachstuhle angebracht sind. Der übrige Raum wird fast ganz von
den Amalgamationsfässern eingenommen, die in zwei Reihen von je
6 Stücken einander gegenüber liegen. Außerdem sind noch zwei
kleinere Fässer zum Waschen des Amalgams vorhanden. Die
Dimensionen der Fässer sind von den in Freiberg gebräuchlichen
verschieden, obwohl die Anlage im Uebrigen nach dem Freiberger
System ausgeführt ist. Sie sind fast cylinderförmig, 2m,16 lang, bei einem
Durchmesser von 1m,87.
Einem der Achsenlager, in welchem die Fässer rotiren, kann durch
einen kurzen Hebel eine gleitende Bewegung (etwa 75m) nach vorwärts oder
rückwärts ertheilt und so ein Eingreifen des Zahnrades, welches
an dieser Seite des Fasses auf dessen Umfang aufsitzt, mit dem
Rade der Antriebswelle bewirkt bezieh. aufgehoben werden. Jedes
Faß hat zwei Spundlöcher und zwar in derselben Daube, zum
Einfüllen der Erze und der Chemikalien und diametral gegenüber
liegend eine größere Oeffnung in der Mitte zum Ausleeren.
Gerade über der Mittellinie zwischen den beiden Faßreihen läuft
eine kleine Schienenbahn, die mit dem Beschickungsboden in
Verbindung steht, auf welchem in 4 Bottichen die Füllungen für
die Fässer zurecht gemischt werden. Kleine Wagen fahren
dieselben über die Fässer, und während man in eine Oeffnung
mittels eines Trichters aus Blech das Erz einbringt, läßt man in
die andere durch einen Kautschukschlauch die Chemikalien
einlaufen. Das nöthige Wasser für die Fässer kommt aus einer
Röhre, die längs der Schienenbahn hingeführt ist und für jedes
Faß eine Abzweigung hat.
Ist die Operation in den Fässern beendigt, so läßt man deren
Inhalt durch Querrinnen in eine große Sammelrinne ab, welche
längs jeder Faßreihe herläuft und in einen Rührbottich
einmündet. In derselben wird durch wiederholtes Waschen das
Amalgam und das überschüssige Quecksilber von den tauben
Bestandtheilen getrennt. Das Amalgam und Quecksilber wird darauf
in bekannter Weise filtrirt, ersteres aber
sodann nochmals in einer Centrifugalmaschine von den letzten
Theilen anhaftenden Quecksilbers befreit. Diese Maschine hat
2m,13 Durchmesser, 0m,40 Höhe und macht 2500
Umdrehungen in der Minute.
In der dritten und letzten Abtheilung des Werkes wird das
Abdestiliren des Amalgams und das Schmelzen des Silbers
vorgenommen. Ersteres geschieht auf sehr vollkommene Weise, und
sind die dabei benutzten Apparate ganz verschieden von den sonst
gebräuchlichen. Man preßt zuerst das Amalgam in gußeiserne,
cylindrische Formen von 610mm Höhe und 280mm
Durchmesser und führt sie in den Destillationsraum. Hier werden
sie mittels Krahnen abgehoben und in eine Röhre eingebracht, in
der sie auf einem gußeisernen Träger aufruhen. Man hebt darauf
die Form von dem Amalgamcylinder ab. Die so gefüllte Röhre steht
auf einem kleinen Wagen und wird unter die Destillirglocke
gefahren, welche ungefähr 2m,60 hoch über der Sohle des Gebäudes angebracht ist. Sie
besteht aus einem gußeisernen Cylinder von 1m,37 Höhe, 0m,43 Durchmesser und 46mm Wandstärke, der auf
914mm von oben nach
unten noch durch schmiedeiserne Ringe verstärkt ist. Durch
Aufwinden der Platform, welche den kleinen Wagen trägt, wird nun
der Amalgamcylinder vollständig in die Glocke eingebracht und
der Verschluß dadurch hergestellt, daß man in die Röhre so viel
Wasser eingießt, bis dasselbe mehrere Centimeter über dem untern
Rande der Destillirglocke steht. Man setzt darauf über den obern
Theil der Glocke einen transportablen Windofen von 1°,10
Durchmesser und beginnt gelinde zu feuern. Ist die Destillation
beendigt, so hebt man, nachdem die Platform wieder
heruntergelassen, das Silber mit den Krahnen aus und läßt den
Inhalt der Röhre in einen Trog laufen. Das Silber wird in einem
Flammofen eingeschmolzen.
Die ganze Anlage, die 230000 Dollars gekostet hat, bezweckt, wie
man sieht, möglichst die Handarbeit durch Maschinenkraft zu
ersetzen, und vermag täglich 40t Erz zu verarbeiten.
Das Ausbringen ist ein sehr hohes, da durchschnittlich nur 28g Silber von 1t verarbeitetem Erz
verloren geht, sogar in einzelnen Fällen mehr ausgebracht wurde,
als nach der Probe zu erwarten war. Das Probenehmen geschieht
auf folgende Weise. Nachdem man eine große Anzahl vollkommen
trockener Erzproben den verschiedenen Haufen entnommen hat,
werden dieselben durch einen Trichter gegeben, unter dessen
Mündung eine Pyramide mit der Spitze nach oben aufgehängt ist,
so daß beim Herabfallen des Probegutes sich 4 gleiche Theile
bilden. Zwei von denselben werden auf gleiche Weise behandelt
u.s.f., bis eine hinreichend kleine Menge für das
Probiren erhalten ist. Während des Reducirens des Probegutes
werden die Trichter und Proben mit Leinen umhängt, um ein
Verstäuben zu verhindern, da man gefunden hat, daß das
Mehrausbringen gegen die Probe in dem Verluste durch Verstauben
seinen Grund hatte.
W. K.