Titel: | Indigoersatz in der Blaufärberei und im Blaudruck; von A. Stiassny. |
Autor: | Albert Stiassny |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 426 |
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Indigoersatz in der
Blaufärberei und im Blaudruck; von A. Stiassny.
Stiaßny, über Indigoersatz.
Daß indigoblaugefärbten Stoffen, insbesondere dunkelblauer Waare,
mitunter ein Blauholzaufsatz gegeben wird, ist als bekannt
anzunehmen. Das Verfahren läßt sich auch anwenden, um in
dunkelblauem Grunde lichtblaue Zeichnungen zu erzeugen; doch ist
dasselbe bei dem heutigen wohlbegründeten Widerwillen des
Publicums gegen ganz oder theilweise unechte Farben nicht mehr
zu empfehlen – so wenig als der Kunstgriff, dem
Indigoblau durch einen Aufsatz von Chemischblau nachzuhelfen.
Der Vorschlag, dem Indigoblau einen Bistergrund zu geben, ist
ein Versuch geblieben, weil auf der mit Manganoxyd imprägnirten
Waare der Indigo nur lose haftet, so daß er leicht weggewaschen
wird. Vortheilhafter erweist sich jedenfalls ein Cachougrund,
wenn man bei dunkelblauen Stoffen an Indigo sparen will; für
helle zartere Nüancen ist natürlich eine derartige cachoubraune
Unterlage nicht zulässig. Die meisten Vortheile bietet
jedenfalls das Grundiren der Waare mit Anilingrau, sowohl was
die Nüance, als was die Echtheit der Farbe betrifft; die
Ersparniß an Indigo nach diesem Verfahren beträgt 75 bis 80
Proc. Man klotzt nach demselben die weiße Waare mit einer 5 bis
7proc. Lösung von weinsaurem oder salzsaurem Anilin; der Zusatz
von Salmiak und chlorsaurem Kali beträgt je den vierten Theil
des Anilinsalzgehaltes, der Zusatz von Kupfersalz wird möglichst
schwach gegeben. Nach dem Klotzen und Abtrocknen der Waare wird
24 Stunden in dem auf 35° erwärmten Oxydationslocal
verhängt, hernach durch lauwarmes, schwach angesäuertes Wasser
genommen, in reinem Wasser gewaschen, ein schwaches Sodabad
gegeben und nochmals in reinem Wasser gespült, worauf in der
Küpe so lang Überfärbt wird, bis die erwünschte Nüance
erreicht ist.
Größere Schwierigkeiten bietet das Verfahren, wenn man es nicht
blos für einfarbige Waare, sondern auch für gemusterte
Blaudruckartikel verwenden will, wenn also ein vorgedrucktes
Küpenweiß oder Küpenorange zuerst das Anilingrau und dann noch
das Indigoblau reserviren soll. Die gewöhnlichen Vorschriften
für Küpenreserve enthalten jedoch meist ein Kupfersalz, um in
der Blauküpe den reducirten Indigo rasch über den mit der
Reservefarbe bedruckten Stellen zu oxydiren, d.h. nicht im Faden
sich befestigen zu lassen. Eine solche Reserve wird umgekehrt an
den mit ihr bedruckten Stellen die Bildung des Anilingraues
begünstigen. Gibt man jedoch derselben einen Zusatz von Soda
oder von Natronlauge, so verhindert dieser Zusatz die Zerlegung
des chlorsauren Kalis und damit die Entwicklung des Anilingraues
an den bedruckten Stellen, und die Reserve kann hernach immer
noch den Indigo abwerfen. Damit der Weißpapp unter der
Klotzfarbe fest stehen bleibt, darf das Klotzen der Waare nicht
auf einer gewöhnlichen Grundirmaschine vorgenommen werden,
sondern auf einer Walzendruckmaschine oder auf einer Maschine
für einseitige Appretur, von welcher die Waare über Dampfplatten
oder Dampftrommeln geführt wird, damit sie so schnell als
möglich trocknet. Die Klotzfarbe erhält eine Verdickung; die
übrige Behandlung ist, wie oben für einfärbiges Blau angegeben
worden ist. Der Versuch, mittels Zinkstaub die Bildung des
Anilingrau zu verhindern, lieferte insofern ein negatives
Resultat, als damit kein Weiß, wohl aber ein Lichtblau in
dunkelblauem Grunde erzielt wurde.
R.