Titel: | Ueber de Fortschritte der Zündmittel für Feuerwaffen, mit besonderer Berücksichtigung der Fabrikation der Zündhütchen; von H. Josten in Barmen. |
Autor: | H. Josten |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 486 |
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Ueber de Fortschritte der
Zündmittel für Feuerwaffen, mit besonderer Berücksichtigung der
Fabrikation der Zündhütchen; von H. Josten in Barmen.
(Fortsetzung von S. 342 Bd.
225.)
Josten, über die Fortschritte in der
Zündhütchenfabrikation.
Die Fabrikation der ZündhütchenVgl. auch die kurzen Notizen von
Egestorff, 1864 173 311. zerfällt in drei Abtheilungen: 1) die Anfertigung der
leeren Kapsel, 2) die Darstellung der Zündmasse und das
Einbringen der letztern in die erstere, das sogen. Laden der
Hütchen.
Die BlecheVgl. Fabrikation des Kapselbleches am Ural, *1862 164 94. zur Anfertigung der leeren Kapseln werden
vor Allem zunächst einer gründlichen Reinigung unterworfen, und
hierbei schon zeigt sich ein bedeutender Fortschritt in der
Fabrikation gegen früher, wo diese mühsame und unangenehme
Verrichtung der mehr oder minder geschickten Ausführung des
Arbeiters – der Handarbeit – anheimfiel, während
sie jetzt in der ausgezeichnetsten Weise von der Maschine
ausgeführt wird. Die Bleche werden zu diesem Behufe zunächst
– 25 bis 30 an der Zahl, welche ein Gewicht von 200 bis
210k repräsentiren
– in einen entsprechend großen Beiztrog gelegt, in welchem sich eine Beize,
zusammengesetzt aus Wasser und Schwefelsäure, befindet, die
hinreichend stark ist, um etwa fest anhaftende Unreinigkeiten
von den Blechen zu lösen; letztere liegen im Troge auf einem
Gestell, welches mit Leichtigkeit so hoch aus der Beize
herausgehoben werden kann, daß es durch eine Drehung um
90° die aufgelegten Bleche in Verticalstellung bringt.
Hierbei gleiten die Bleche in einen nebenstehenden Kasten mit
vielfach durchlöchertem Boden. Ein kräftiger Wasserstrahl
ergießt sich nun durch Oeffnen eines Hahnes über die Bleche in
den Kasten, füllt diesen sehr bald, trotz des durchlöcherten
Bodens, und reinigt so in sehr kurzer Zeit nicht nur die Bleche
von allem Oxyd, sondern entfernt auch die anhaftenden
Säuretheilchen, die ihren Zweck erfüllt haben und jetzt nur von
schädlicher Einwirkung auf die Bleche sein könnten. Eine
seitwärts in entsprechender Höhe angebrachte Ausflußöffnung
verhindert das Ueberlaufen des Wassers über den Rand des
Kastens. Auch dieser Kasten hat ein bewegliches Gestell, um die
Bleche herauszuheben und wieder horizontal zu legen. Ist dies
geschehen, so passiren sie ihrer ganzen Länge nach ein
eigenthümlich zusammengesetztes Walzwerk, welches aus zwei
rotirenden Walzenpaaren, und einem Paar festliegender hohler Walzen
besteht. Zunächst laufen die Bleche behufs Säuberung durch ein
Paar Bürstenwalzen, dann durch ein Paar Metallwalzen, welche sie
glätten, durch die Bürstenwalzen ziehen und zwischen den
festliegenden Hohlwalzen durchschieben. Diese Hohlwalzen
berühren sich nicht, lassen vielmehr eine Oeffnung von etwa
20mm Höhe frei und
dienen zum Abspülen der durchpassirenden Bleche mittels Wasser,
welches durch Löcher an den einander zugekehrten Seiten der
Hohlwalzen unter einem Druck von 4at ausströmt. Von hier
gelangen die Bleche, um das Ablaufen des Wassers zu begünstigen,
auf eine schiefe ansteigende Ebene, welche aus einem mit vielen
Oeffnungen versehenen Rahmen gebildet ist, zu einem etwas höher
gelegenem Walzwerke, welches ebenfalls drei verschiedene
Walzenpaare besitzt. Das erste führt die Bleche einem größern
hohlen Walzenpaare, den Trockencylindern zu, welche mit Dampf
von 4at Spannung
geheizt werden und mit Vorrichtungen zum Ablassen des
Condensationswassers versehen sind. Sie sind, wie der Name schon
andeutet, dazu bestimmt, die Bleche zu trocknen und verrichten
dies in kürzester Zeit in der befriedigendsten Weise.
Unterstützt werden sie außerdem noch durch einen von einem
Roots-Blower erzeugten und auf seinem Wege zu den Blechen stark
erwärmten Luftstrom, welchen die Bleche, indem sie die heißen
Cylinder verlassen, passiren müssen. Zwei kleine Walzen führen
sie während dessen in schräger Richtung nach unten, wo sie ein
Kasten aufnimmt, der ihnen bis zur weitern Verarbeitung als
Aufbewahrungsbehälter dient. In der Regel unterwirft man auf
einmal eine ganze Lieferung von 2000 bis 3000k dieser Behandlung, da ein
solches Quantum für den Betrieb mehrerer Tage ausreicht.
Die so vorbereiteten Bleche werden nun in Partien von 50 bis
60k genau abgewogen;
ein solcher „Posten“ wird mit einer
laufenden Nummer versehen, die der Buchführung, sowie
sämmtlichen Arbeitern, einschließlich des Controleurs, durch
alle Stadien der weitern Verarbeitung, bei welcher das Princip
der Arbeitstheilung streng durchgeführt ist, als Anhaltspunkt
dient. Ein Posten Blech wird nun schön geordnet auf die Richtmaschine gelegt – ein genau
abgehobelter gußeiserner Tisch mit einer gußeisernen Walze von
entsprechenden Dimensionen und einem Gewicht von etwa 200k. Durch Maschinenbetrieb
wird die Walze in rollender Bewegung über die Bleche – 15
Stück, je nachdem sie dicker oder dünner sind, mehr oder minder
– hin und her bewegt, wodurch dieselben in wenigen
Minuten gerichtet und geebnet sind. Der Tisch ist so lang, daß
die Walze noch neben den Blechen Platz findet; der sie bewegende
Mechanismus ist theils unter, theils an der
Seite des Tisches angebracht. Man kann dann bequem nach dem
Richten die Bleche einzeln abnehmen, um dieselben unmittelbar
durch die Einölmaschine – ein
gepolstertes, mit Oel getränktes Walzenpaar – gehen zu
lassen, welche jedes einzelne Blech an jeder Seite mit einer
dünnen Schicht von Oel, dem etwas Petroleum beigemischt ist,
überzieht. Es hat dies den Zweck die Schneidewalzen, welche die
Bleche in Streifen schneiden, und diejenigen Walzen, die den
geschnittenen Streifen die entsprechende Dicke zu geben bestimmt
sind, sowie die Bleche selbst möglichst zu schonen. Von dieser
Einölmaschine, deren Form wir im weitern Verfolg der
Fabrikation, nur in kleinern Dimensionen, wieder begegnen
werden, gelangt die Blechtafel direct zur Schneidemaschine, um von dieser selbstthätig in eine
beliebige Anzahl Streifen geschnitten zu werden, deren Breite
den daraus zu fertigenden Hütchen entsprechend gewählt werden
muß. Schneide- und Walzmaschine sind für die Fabrikation der
Kapseln von der größten Wichtigkeit. Sie werden deshalb mit
vollem Recht „die Calculationsinstrumente der
Fabrikation“ genannt. Die Schneidemaschine gestattet
allenfalls noch eine Toleranz von 0mm,1 Differenz in der
Breite der Streifen; die Walzmaschine gibt dagegen kaum 0mm,01 in der Dicke als
Toleranz.
Früher, und in einigen Zündhütchenfabriken auch jetzt noch,
diente die einfache Kreisschere mit oder ohne Dampfbetrieb
– wenn nicht gar noch eine ältere Form beliebter war
– zum Schneiden der Streifen, wobei jedesmal nur ein
oder, wenn man mehrere Bleche auf einander legen konnte, einige
Streifen von den Blechen abgeschnitten wurden. Die Neuzeit hat
auch auf diesem Gebiete Abhilfe geschaffen. Meine
Multiplications-Streifenschneidemaschine hat sich im Betriebs
vollkommen bewährt; sie zerschneidet die Bleche mit einem Male
in so viel Streifen, als gewünscht wird, und zwar in sechs
verschiedenen Breiten. Der Uebergang von der einen Breite zur
andern, d. i. der Wechsel dieser Systeme, erfordert nur 1/6
Umdrehung einer Kreisscheibe, in welcher die 6 verschiedenen
Schneidewalzen gelagert sind, was in einer Minute ausführbar
ist. Die Streifen werden in einen Kasten, der mit Rädern
versehen ist, aufgefangen und der Walzmaschine zugeführt.
Die Walzmaschine, welche die Streifen
jetzt zu passiren haben, ist ein System von Walzen, deren
Gesammtzahl sich nach den verschiedenen Sorten der Kapseln
richtet. Man hat deren 2 bis 8 Walzenpaare. Sie haben alle den
gemeinschaftlichen Zweck, den Streifen in seiner ganzen Länge
die größte Gleichheit bezüglich seiner Dicke zu geben. Dies
beschränkt sich jedoch nicht blos auf den einzelnen Streifen,
sondern selbstredend auf alle Streifen, aus welchen eine
bestimmte Sorte Hütchen hergestellt werden soll. Es ist
dies keine kleine Aufgabe, und es gehört dazu, außer
ausgezeichneten Walzen, eine fortwährende gewissenhafte
Aufmerksamkeit, öftere Prüfung durch fleißige Handhabung der
Meßinstrumente und ein feines Gefühl. Erleichtert wird dies
durch genaue Meßinstrumente, von denen neben jedem Walzenpaar
eines angebracht ist, und welche bis zu 0mm,01 genau angeben, welche
Dicke der Streifen beim Durchgang des betreffenden Walzenpaares
haben muß, damit dieses Walzenpaar selbst das entsprechende
leistet und die nachfolgenden nicht überbürdet werden. Material
und Maschine sind trotz enormer Leistungen möglichst zu schonen.
Behufs Regulirung der Walzen an sich ist in jedem Etablissement
eine eigens zu diesem Zwecke construirte Schleifmaschine
vorhanden, welche 0mm,01 Ungenauigkeit in unzweifelhafter Weise in
hundertfacher Vergrößerung anzeigt. Das Originalmeßinstrument,
wonach alle Maße normirt werden, gestattet 0mm,05 genau zu messen und
sicher abzulesen. Die auf richtige Dicke gewalzten Streifen
müssen das letzte Walzenpaar in möglichst gerader Richtung
verlassen und dürfen ihre Geschmeidigkeit noch nicht ganz
eingebüßt haben.
Die die Walzmaschine verlassenden Streifen wurden früher entweder
von Hand oder durch eine geeignete Vorrichtung aufgerollt, bis
die Rolle einen gewissen Durchmesser erlangt hatte, dann
entweder fest gebunden oder in einen Ring gesteckt, um das
Wiederabrollen der einzelnen Streifen zu verhindern, und hierauf
in einen Glühofen (Retorte oder
ähnliche Form) gebracht, um die volle Geschmeidigkeit wieder zu
erlangen. Jetzt führt man die von der Walzmaschine kommenden
Streifen unmittelbar über ein System von Gasflammen, welche sie
genugsam glühen, ohne Gefahr des Verbrennens. Der Glühapparat wird durch die Walze selbst
regulirt, und der Streifen ist fast in demselben Moment, wo er
die letzte Walze verläßt, bereits geglüht. Er wird bei dieser
Operation in einen Kasten geleitet, der an beiden Enden und oben
offen, dessen Boden einer Leiter nicht unähnlich ist, und
welcher etwa 10 bis 15k
Streifen faßt. Ist dieser Kasten gefüllt, so wird er über
zweckmäßig angeordnete Rollen weiter befördert und gelangt sammt
seinem Inhalt in einen Beiztrog, dessen Beize von der schon
genannten Beschaffenheit ist. Hier verweilen die Streifen eine
entsprechende Zeit, welche von deren Material und von der Stärke
der Beize abhängig ist. Von hier aus gelangt der Kasten mit
seinem Inhalt in einen andern mit Wasser halb gefüllten Kasten,
dem beständig ein starker Strom reinen Wassers zufließt, das
sich über die gebeizten Streifen ergießt, diese von Säure etc.
befreit und am andern Ende des Kastens durch ein angebrachtes
Rohr in ein Bassin abfließt, in welchem das abgelöste
Kupfer sich ablagert. Der angesammelte Niederschlag wird zur
gelegenen Zeit als werthvolles Material an chemische Fabriken
verkauft. Auch die gesättigte Beize in den Beiztrögen wird auf
ähnliche Weise verwerthet; ebenso die gesammelte Kupferasche,
die aber meistens dem Schmelzproceß unterworfen wird. Die in dem
Kasten befindlichen, jetzt genügend entsäuerten Streifen
passiren neuerdings ein Walzwerk,
welches der Form nach Aehnlichkeit mit der Putzmaschine für
Bleche hat, nur in bedeutend kleinern Dimensionen ausgeführt ist
und sich außerdem noch von dieser dadurch unterscheidet, daß es
wohl die Bürstenwalzen und die Glätte- bezieh. die
Durchzugwalzen aufzuweisen hat, nicht aber die dann noch
folgenden hohlen Spülwalzen. Die Streifen werden nämlich von
dieser Putzmaschine direct in einen mit Wasser gefülltes
Behälter geleitet, in welchem etwas Weinstein aufgelöst wurde,
um sie glänzend zu erhalten. Dieses Wasser wird nur nach
Erforderniß von Zeit zu Zeit erneuert. Die aus diesem Wasser
ausgehobenen Streifen werden abtropfen gelassen, dann mittels
heißer (von einem Roots-Blower zugetriebenen) Luft rasch
getrocknet und hierauf einzeln auf die Einöl- und Glättmaschine
gelegt. Hier passirt der Streifen zuerst ein Paar gepolsteter
Walzen, die mit Oel, welchem etwas Petroleum beigemischt wurde,
getränkt sind, und dann ein Paar durch Spiralfedern gegen
einander gedrückter Metallwalzen. Von den letztern kommend, wird
der Streifen sofort durch eine sinnreiche Vorrichtung
aufgerollt, bis die Rolle etwa 10k aufgenommen hat und nun
verschlossen werden kann. So vorbereitet wird diese Rolle nun
vor die Kapselmaschine gebracht. Es
ist diese Maschine insofern von größter Wichtigkeit, weil sie es
ist, wonach sich alle andern Maschinen zu richten haben, und
wird demnach mit Recht „der Regulator der
Production“ genannt.
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß bei all den vorhin
angeführten Arbeiten, sofern eine eben nennenswerthe
Kraftanwendung in Betracht kommt, die zweckmäßigsten technischen
Hilfsmittel zur Anwendung gelangen. Ebenso stehen neben der
Kapselmaschine eine Reihe von exact arbeitenden Hilfsmaschinen
in Thätigkeit zur Anfertigung der Hohl- und Vollstempel, zum
Bohren von Löchern, zum Schleifen und Poliren der Werkzeuge u.
dgl.
Bis zur Kapselmaschine wanderten die Streifen den gemeinsamen
Weg, d.h. sie wurden, zu was für einer Sorte Hütchen sie auch
verwendet werden sollten, derselben Behandlung unterworfen. Hier
gehen nun ihre Wege aus einander. Die einen werden in
„Kreuze“ verwandelt, andere in
„Sterne“ erster oder zweiter Größe, und nur
diejenigen, die zu solchen Hütchen bestimmt sind, welche
inwendig und auswendig annähernd noch die cylindrische Form
beibehalten, finden auf der gewöhnlichen Kapselmaschine ihre
Formvollendung. Ausgenommen hiervon sind jedoch solche Hütchen,
deren Durchmesser zur Höhe in einem solchen Verhältniß steht,
daß ihre Dimensionen mit einem Druck
nicht zu erreichen sind, wie z.B. die Zünder für die
Dynamitpatronen. Die gewöhnliche Kapselmaschine – hier im
berechtigten Sinne „Zündhütchenmaschine“
genannt – schneidet zunächst ein Scheibchen aus dem
Streifen, formt es zum Hütchen und schneidet dieses auf Länge
ab. Es gibt solche, die bei einer Umdrehung der Maschine nur ein
Hütchen erzeugen, und vervollkommnete, die es bis zu 5 Hütchen
gebracht haben. Ihre Leistungen variiren zwischen 20 bis 120
Tausend im Tag (zu 10 Stunden) je nach Sorte und Größe der zu
kapselnden Hütchen. Die Hütchen „Pavillon de Guerre“ und
„Pavillon de
Chasse“, beides Hütchen mit Rand (Krampe), die
sich nur durch ihre Größe hinsichtlich der Form und des Kalibers
von einander unterscheiden, erfordern schon complicirtere
Maschinen. Die vorgeschrittenste sah man auf der letzten
Londoner Ausstellung 1862, die mit 6 Stempeln arbeitete und 35
000 Stück Hütchen in der Stunde lieferte, wobei sie sogar noch
die „Kreuze“ selbst aus dem Streifen
schnitt und sie den Stempeln in untadelhafter Form zuführte.
Eine ganze Reihe von Maschinen, mehr oder weniger complicirt,
dient noch dazu, die verschiedensten Formen von Kapseln
herzustellen; wir können sie hier aber nicht weiter
berücksichtigen; nur diejenige für die Patronenhütchen M/71
(vgl. * 1875 216 230) sei noch kurz erwähnt.
Sie wird von den Arbeitern nicht mit Unrecht „Non plus ultra“ genannt und
unterscheidet sich von der gewöhnlichen Kapselmaschine
hauptsächlich dadurch, daß sie das Hütchen nicht abschneidet,
sondern das ausgeschnittene Scheibchen (aus Messing) ganz zu
einem Hütchen verwandelt. Auch diese Maschine hat trotz ihrer
Jugend schon die verschiedensten Abänderungen erfahren.
Neben der KapselmaschineUeber Maschinen zur
Kapselfabrikation vgl. 1856 * 139
102. * 141 161. 164. sind
noch zwei interessante Maschinen zu erwähnen, zunächst die Plättchenausschneidemaschine, welche in
durchaus selbstthätiger Weise aus den dünnsten Kupfer-, Messing-
oder Staniolstreifen runde Scheibchen ausschneidet und diesen
die Form einer Halbkugel gibt. Dieselben werden später (von
Hand) auf die Zündmasse in den Patenthütchen gelegt und mit
derselben in den Hütchen festgepreßt, um die Zündmasse vor der
Einwirkung äußerer Einflüsse, feuchter Luft
etc. zu schützen. Die Maschine hat sich lange auf der Höhe der
Zeit erhalten und noch immer leistet sie gute Dienste; indessen
ist sie doch in der neuesten Zeit von der „Plättcheneinlegemaschine“
überflügelt worden, welche das Vollendetste in dieser Branche
leistet. Sie schneidet mit größter Sauberkeit hundert Plättchen
auf einmal aus und legt diese zugleich untadelhaft in die mit
Zündmasse versehenen Hütchen, ohne die geringste Beihilfe der
menschlichen Hand. Die zweite Maschine heißt „Flobert-Maschine“, welche an den Bd. 225 S. 341
erwähnten Floberthütchen (Kugelhütchen), nachdem diese den
Zündsatz, der zugleich als Treibsatz dient, in sich aufgenommen,
zunächst die Wulst (Kopf) anpressen, wodurch zu gleicher Zeit
die Zündmasse im Boden des Hütchen festgepreßt und außen, am
Boden des Hütchens, die Schutzmarke aufgedrückt wird. Dann legt
sie eine Kugel auf die Oeffnung des Hütchens, drückt diese bis
auf eine bestimmte Tiefe in dasselbe hinein und bringt das
fertige Hütchen aus der Maschine in einen Kasten, der von Zeit
zu Zeit geleert wird.
Eine Operation wird nun noch mit den Hütchen, sobald sie von der
Maschine kommen, vorgenommen, nämlich der Grath entfernt, der
sich an dem offenen Ende des Hütchens beim Kapseln gebildet hat.
Es war dies lange Zeit ein ungelöstes Problem, welches zu sehr
sinnreich construirten Maschinen Veranlassung gab, die aber alle
den Erwartungen nicht entsprachen, bis man auf den Gedanken kam,
eine ovale eiserne Trommel
herzustellen, deren äußere Begrenzung aus eng zusammen
gestellten runden Stahlstäben gebildet ist. In diese Trommel
werden die Hütchen, etwa 25 bis 30k – soviel an
Gewicht beträgt in der Regel ein Posten Hütchen –
geschüttet und nach Verschluß der Trommel diese in Rotation
gesetzt. Die Hütchen rollen auf den Stäben, der Grath reibt sich
dadurch völlig ab und fällt durch die Zwischenräume, die so eng
sind, daß sie keine Hütchen hindurch lassen, in einen
untergestellten Kasten. In sehr kurzer Zeit ist der Zweck
erreicht und somit der technische Theil, in Bezug auf die Form
des Hütchens, zum Abschluß gebracht. Was jetzt noch mit den
leeren Kapseln vorgenommen wird, dient lediglich dazu, ihnen
einen schönen bleibenden Glanz zu geben, und es geschieht dies
durch rein mechanische Mittel. Zu dem Ende werden sie zunächst
in einer hölzernen Trommel durch Sägemehl von dem anhaftenden
Oel befreit und dann „verlesen“, d.h. die
schlechten, fehlerhaften Hütchen von den guten gesondert. Für
diese Manipulation hat man wohl Hilfsmittel, aber keine
Maschine. Es ist diese (Frauen-) Arbeit der Geschicklichkeit der
Hand und dem Scharfblick des Auges anheimgegeben; sie wird ihnen
verbleiben, so lange Hütchen fabricirt
werden. Nach dem „Verlesen“ werden die
Hütchen der genauen Controle und der Calculation unterworfen,
wobei die feinsten Wagen, die genauesten Meßinstrumente, Gläser
mit 20facher Vergrößerung Anwendung finden. Was nicht die
Prüfung besteht, wird sofort verworfen. Die als gut erkannten
Hütchen (Kapseln) werden nun, um jede Spur etwa noch anhaftender
Fett- oder Säuretheilchen zu entfernen – beide könnten
der Zündmasse gefährlich werden – in Wasser, in welchem
etwas Weinstein aufgelöst wurde, durch Dampf gekocht, darauf mit
reinem Wasser abgespült, dieses in der Schleudermaschine
möglichst aus dem Hütchen wieder entfernt, und dann in einer
hölzernen Trommel mit trocknem Sägemehl polirt. Behufs
Entfernens dieses Sägmehles aus und von den Hütchen nach
erfolgter Politur werden die Hütchen von der Polirtrommel in ein
rotirendes Sieb geschüttet. Die fertigen Hütchen werden in Säcke
verpackt, mit den entsprechenden Marken versehen und bis zur
weitern Verarbeitung im Magazin aufbewahrt.