Titel: | Eismaschine von D. L. Holden und Bruder in Philadelphia. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 522 |
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Eismaschine von D. L. Holden
und Bruder in Philadelphia.
Mit Abbildungen auf Taf. X [d/2].
Holden's Eismaschine.
Das dieser Eismaschine zu Grunde liegende Princip besteht in der
Anwendung einer nicht gefrierbaren Flüssigkeit zur Ueberführung
der Kälte nach einem Behälter, worin die unter den Gefrierpunkt
abgekühlte Flüssigkeit ihre Temperatur auf einen Strom
atmosphärischer Luft überträgt, welcher dann in dem
Gefrierbehälter seine kältende Wirkung ausübt. Vorliegendes
System ist nach Mittheilung des Scientific American,
August 1877 S. 97 in einer großen Brauerei in
Philadelphia in Ausführung gebracht.
Figur 16 stellt den feststehenden Kühlcylinder oder
Refrigerator im horizontalen Längenschnitt dar; derselbe ist mit
Filz oder einem sonstigen schlechten Wärmeleiter überzogen. In
der Lage seiner Achse rotirt eine Welle A mit radialen Armen B, an
deren Enden Längsrippen C befestigt
sind. Um diese Rippen ist ganz nahe an der Cylinderperipherie
ein Schlangenrohr D gewunden, worin
eine gesättigte Salzlösung oder eine sonstige schwer gefrierbare
Flüssigkeit circulirt, die aus einem geeigneten Behälter
herbeigeleitet wird. Dieses Schlangenrohr, dessen Welle A ihre Umdrehung von irgend einem Motor
erhält, steht an beiden Enden mit den hohlen Enden der Welle in
Verbindung und durch deren Vermittlung mit dem Speiserohr E und dem Ausströmungsrohr F, so daß eine ununterbrochene
Circulation der Salzlösung in dem Schlangenrohr unterhalten
werden kann. Der Cylinder selbst wird durch eine Röhre G mit einer flüchtigen Flüssigkeit, wie
Aether, Gasolin, Schwefelkohlenstoff o. dgl. (1877 224 168) – angenommen mit Aether – gespeist,
welche am Cylinderboden so hoch steht, daß der untere Theil der
Schlangenrohrwindungen in dieselbe eintaucht. Das Niveau der
Flüssigkeit kann an einem außerhalb des Cylinders nach Art der
Wasserstandzeiger angebrachtem Glase beobachtet werden. Während
nun zwei Vacuumpumpen den Cylinder durch das Rohr H auspumpen, geht eine rasche
Verdunstung der an der Oberfläche des rotirenden Schlangenrohres
anhaftenden Aetherflüssigkeit vor sich, welche eine
Temperaturerniedrigung der in den Windungen circulirenden
Salzlösung zur Folge hat. Um jeder Entweichung des Aetherdampfes
vorzubeugen, läuft die Schlangenrohrwelle an beiden
Cylinderenden in Stopfbüchsen, worin die Salzlösung selbst einen
hydraulischen Verschluß bildet. Die Vacuumpumpen drücken den aus
dem Cylinder herbeigesaugten Aetherdampf in einen Condensator
und von da als tropfbare Flüssigkeit in einen unter dem
Condensator angeordneten Recipienten, während eine
Circulationspumpe die gekühlte Salzlösung durch die Röhre F nach dem in Fig. 18
im Verticalschnitt dargestellten Apparat und aus diesem durch
die Röhre E zurück in das
Schlangenrohr schafft.
Eine der beiden Aetherpumpen ist in Fig. 17
im Verticalschnitt dargestellt. Durch das nach innen sich
öffnende Ventil I und die Röhre H steht dieselbe mit dem Refrigerator
(Fig. 16)
in Verbindung. Das obere Ende des Pumpencylinders wird durch ein
schweres tellerähnliches Ventil J
geschlossen, dessen Durchmesser größer ist als der des Kolbens.
Dieses Ventil spielt zwischen der Cylinderflansche, die seinen
Sitz bildet, und dem darüber befindlichen Deckel. Beim
Niedergang saugt der Kolben den Aetherdampf durch die Röhre H und das sich öffnende Ventil I herbei. Beim Steigen des Kolbens
schließt sich I und der über dem
Kolben befindliche Aetherdampf öffnet, bis zu einem gewissen
Grad verdichtet, das Ventil J und
strömt durch die Röhre K in den
Condensator. In dem Raum zwischen dem Cylinder und dem Ventil
I bleibt eine kleine Menge
verdichteten Aethers zurück, welche sich nach Vorübergang des
aufsteigenden Kolbens an der Ventilkammer I in dem Raum unter dem Kolben verbreitet und beim
Niedergang desselben durch das Bodenventil L in das Rohr K entweicht. Da ferner die eben geschliffene Kolbenfläche
gegen Ende des Hubes mit der eben geschliffenen Fläche des
Ventils J zusammentrifft, letzteres
aber beim Rückgang von selbst auf der Cylinderflansche sich
aufsetzt, so ist die Pumpe im Stande, ein nahezu vollkommenes
Vacuum zu erzeugen, indem zwischen Ventil und Kolben kein
schädlicher Raum bleibt. Im Condensator durchströmt der
Aetherdampf ein Schlangenrohr, worin er durch circulirendes
Wasser von normaler Temperatur abgekühlt und condensirt wird.
Der flüssige Aether sammelt sich dann in dem Recipienten, um von
hier aus von Zeit zu Zeit den Refrigerator Fig. 16
zu speisen.
Die im Refrigerator abgekühlte Salzlösung wird, wie oben bereits
erwähnt wurde, in den Apparat Fig. 18
gepumpt. Hier gelangt sie zunächst in die über dem Luftkühler
N befindliche Vertheilungskammer M, deren Boden eine Anzahl Löcherreihen
enthält, welche unmittelbar über einer Reihe im Raume N ausgespannter verticaler Scheidewände
aus Drahtgewebe angeordnet sind. Die kalte Salzlösung träufelt
durch die Löcher über die Drahtgewebe, welche ihr Herabfallen
verzögern, langsam auf den Boden der Kammer N herab, während zugleich durch einen
Ventilator ein Luftstrom, dem die festen Scheidewände O einen Schlangenweg anweisen, durch die
Kammer getrieben wird. Der Luftstrom nimmt die unter dem
Gefrierpunkte des Wassers liegende Temperatur der Salzlösung auf
und gelangt in diesem Zustande durch das Rohr P in den Gefrierkasten RR₁, wo sie je nach
Stellung der Klappen T über, unter
und neben den Gefrierpfannen hinstreicht, das darin enthaltene
Wasser zum Gefrieren bringt und schließlich durch die Röhre Q zum Ventilator zurückkehrt, um den
nämlichen Kreislauf zu wiederholen. Die auf Walzen liegenden
Pfannen werden durch eine Thür R₁ der Gefrierkammer hereingeschoben und durch die
am andern Ende befindliche Thür R
herausgenommen.
Eine Uebersicht der beschriebenen Vorgänge gibt das Schema Fig.
19, worin die Kreisläufe der drei Stoffe, des Aethers a, der gesättigten Salzlösung s und der Luft l, leicht zu verfolgen sind. Die Stromrichtungen sind
durch Pfeile angedeutet.
Der Apparat, dessen Betrieb eine Dampfmaschine von 24e erfordert, liefert
täglich 16t Eis.
A. P.