Titel: | Cavayé's Verfahren zur vortheilhafteren Ausnutzung des Maises durch Ausscheidung des Oeles und Verbesserung der Mehlsubstanz. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, S. 539 |
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Cavayé's Verfahren zur
vortheilhafteren Ausnutzung des Maises durch Ausscheidung des Oeles
und Verbesserung der Mehlsubstanz.
Mit Abbildungen auf Taf. X [a.c/3].
Cavayé's Ausnutzung des
Maises.
Um das in dem Keim- oder Samenlappen des Maises enthaltene Oel zu
gewinnen, schrotet Cavayé in
Lavour (Dep. Tarn, Frankreich) das Korn zunächst zwischen
horizontal laufenden Mühlsteinen, trennt dann mittels besonderer
Apparate die Keime von den mehlhaltigen Theilen und mahlt sie
zwischen verticalen Mühlsteinen zu einem Teig, aus welchem
schließlich durch hydraulische Pressen das Oel ausgedrückt wird.
Die mehlhaltigen Theile werden in gewöhnlichen Mahlgängen zu
Mehl vermahlen. Durch dieses Verfahren erhält man die
größtmögliche Ausbeute an Oel und ein ölfreies Mehl, welches
sich wie gewöhnliches Getreidemehl hält und sehr vortheilhaft
zur Brodbereitung verwendet werden kann.
Nicht minder günstig sind die Resultate dieses Verfahrens
bezüglich der Branntweinbrennerei. Bisher setzten die
Destillateure das gemahlene Maiskorn ohne vorherige Entfernung
der Keime dem Gährungsproceß aus – ein Verfahren, welches
ernste Uebelstände nach sich zog; denn das im Keimlappen
enthaltene Oel hindert die vollständige Ausgährung des Mehles
und hat einen gewissen Verlust an Alkohol zur Folge; auf der
andern Seite theilt das aus dem ölhaltigen Theile des Maises
sich entwickelnde Oel den für die Destillation bestimmten
Flüssigkeiten, mit denen es gemengt ist, einen üblen Geruch und
Geschmack mit, der sich in dem daraus gewonnenen Alkohol wieder
findet. Dieser doppelte Uebelstand ist bei Cavayé's
Verfahren beseitigt. Dabei liefert dasselbe ein für
Beleuchtungs- und andere Zwecke ausgezeichnetes Oel und nebenbei
Oelkuchen als ein vortreffliches Mastfutter.
Der in Rede stehende Trennungsproceß kann auf trockenem oder nassen:
Wege durchgeführt werden. Für die Trennung auf trockenem Wege
bedient sich Cavayé eines
Sortirapparates, welcher in verhältnißmäßig kurzer Zeit
beträchtliche Mengen zu bearbeiten gestattet. Derselbe ist in
Fig. 20 bis 22 in
zwei Verticalschnitten und im Grundriß dargestellt und besteht
aus mehreren runden Sieben T, die an
senkrechten Achsen A über einander
angeordnet sind und durch eine besondere Transmission in
wechselnde Kreisbewegung gesetzt werden, während die Bürsten C, welche die Bestimmung haben, die
Keime von den Körnern zu trennen, nach einer und derselben
Richtung rotiren. Hierzu dient folgender Mechanismus. Die
Horizontalwelle a, welche durch
einen um die Rolle P geschlagenen
Riemen angetrieben wird und ungefähr 130 Touren in der Minute
macht, setzt mittels Eingriffes zweier Winkelräder b die Verticalwelle D in Umdrehung. Auf diese sind die
Schnurscheiben p₁
festgekeilt, von denen aus die an der Mittelachse A lose sitzenden Rollen p und mit diesen die Bürsten C in gleichgerichtete Drehung gesetzt
werden. Zugleich aber ertheilt das an der Welle a sitzende Excenter d der Welle c eine oscillirende Bewegung. Die Welle c ist an ihren Enden mit zwei Hebeln f versehen, welche mit ihren
geschlitzten Enden die Zapfen zweier in Führungen g₁ gleitenden Horizontalschienen
g aufnehmen. Da aber letztere mit
den an die Mittelachsen A
befestigten Armen h verbunden sind,
so ist dadurch die wechselnde Kreisbewegung dieser Achsen
bezieh. der Siebe erklärt.
Die Siebe bestehen aus einem Holzkreuz t, an welches ein mit einem Drahtgewebe überspannter
Holzkranz t₁ befestigt ist,
der an seinem Umfange eine kreisförmige Rinne T₂ besitzt, worin sich das
Maisschrot sammelt. Ueber dem Holzkreuz ist das eigentliche Sieb
angeordnet, welches aus einem nach außen leicht geschweiften
Metallkranz u besteht, das unten
durch ein Drahtgewebe geschlossen ist; letzteres läßt das
Maisschrot hindurch, während die Keime in eine am Kranze u befestigte Kreisrinne T₁ gebürstet werden. In der Mitte
des Siebes ist außerdem ein Holz- oder Blechreif u₁ angeordnet, welcher das
Sortirgut von der Achse A entfernt
hält. Mit Hilfe der Schrauben v läßt
sich das Sieb T höher oder niedriger
stellen und somit der Durchgang des Maisschrotes durch das Sieb
nach der Rinne T₂
reguliren.
Der Sortirapparat wird mit dem Malzschrot beschickt, indem man
dasselbe in das oberste Sieb schüttet. Die Keime, welche
leichter als geschrotete Körner sind, gelangen unter dem
Einflusse der hin- und herschwingenden Bewegung des Siebes an
die Oberfläche und werden durch die Bürsten C in die Kreisrinne T₁ getrieben, von wo sie durch
einen kurzen Rohransatz t₂
(Fig. 21)
in einen untergestellten Behälter fallen. Das
Maisschrot aber geht durch das Sieb T und nimmt seinen Weg zwischen dem letztern und dem Kranz
t₁ in die Rinne T₂, welche es durch die Oeffnung
t₃ auf das folgende seitwärts
darunter angebrachte Sieb entleert. Der gleiche Vorgang
wiederholt sich in diesem zweiten Sieb, aus welchem die dem
Schrote noch beigemengten Keime in einen untergestellten
Behälter fallen, während das Maisschrot durch den offenen
ringförmigen Raum T₂ auf das
darunter befindliche, mit dem zweiten an einer und derselben
Achse A sitzende dritte Sieb fällt.
In diesem Sieb wird der letzte Rest der dem Maisschrot etwa noch
beigemengten Keime auf gleiche Weise wie oben beseitigt, während
das vollständig gereinigte Maisschrot in den besondern Behälter
R fällt.
Die Trennung der Keimlappen von dem geschrotenen Mais läßt sich,
wie oben bemerkt wurde, auch auf nassem Wege durchführen. Fig.
23 stellt den hierzu dienlichen Apparat im
Verticalschnitte dar; derselbe besteht der Hauptsache nach aus
einem mit Wasser gefüllten Bottich A, in welchen man das Gemenge aus Maisschrot und Keimen
durch einen Schütteltrog mit siebartig durchlöchertem Blechboden
fallen läßt. Zu diesem Zweck enthält der auf zwei parallelen
Pfosten stehende Trog auf der Seite einen Zapfen, welcher durch
Federn fortwährend gegen eine an der verticalen Mittelwelle B befestigte, mit radialen Pflöcken
versehene Rüttelscheibe b angedrückt
wird. Beim Fall in das Wasser schwimmen begreiflicher Weise die
leichteren Keime auf der Oberfläche, wogegen das schwerere
Maisschrot zu Boden sinkt. Zwei an der Welle B sitzende krumme Schaufeln C streifen die schwimmenden Keime
fortwährend von der Oberfläche ab und entfernen sie durch die
Oeffnung c aus dem Apparate. In der
Nähe des Bodens wird durch dieselbe Welle B eine Schaufel D im Kreise
herumgeführt, welche das Maisschrot einem in der Nähe des
Umfanges angebrachten Trichter a
zuschiebt, dessen Mündung durch einen Schieber a₁ selbstthätig geöffnet oder
geschlossen wird. Die Höhe der Schaufel D über dem Boden läßt sich vom Hebel E aus reguliren, indem der kürzere Arm
desselben mit seinem gabelförmigen Ende den Hals des Muffes d umfaßt, an welchem der Hebel F hängt. Dieser erfaßt an seinem einen
Ende den an der Welle B befestigten
horizontalen Arm F₁; von dem
andern Ende hängt die Schaufel D an
zwei Stangen f herab, welche in dem
Arm F₁ ihre Führung finden.
Man kann also durch Auf- oder Niederbewegung des Hebels E die Schaufel D heben oder senken, je nachdem man das Maisschrot vom
Bottichboden entfernen will oder nicht.
Die Welle B setzt durch Kegelräder
G eine Horizontalwelle g in Umdrehung, welche an ihrem Ende
eine Rolle g₁ trägt; letztere
läuft auf einer am Boden erhöht angeordneten runden Schiene h und führt auf diese Weise das ganze
System im Kreise herum. Die Welle g
selbst ist mit einem Rührrechen versehen, welcher die mit dem
Schrot zu Boden gesunkenen Keime vom Schrote lostrennt, so daß
sie wieder zur Oberfläche emporsteigen, wo sie durch die
Schaufel C aus dem Apparate entfernt
werden.
Um die Thätigkeit der verschiedenen Mechanismen, von welcher die
Trennung der Keime von dem Maisschrot sowie die Entfernung
beider Substanzen aus dem Bottich abhängt, zu reguliren,
überträgt die Welle B ihre Bewegung
mittels Winkelräder auf die neben dem Bottich stehend gelagerte
Welle I, auf welche drei Excenter
i bis i₂ festgekeilt sind. Das Excenter i bewegt den Gegengewichtshebel E₁, welcher die Stellung und
Bewegung der Schaufel D regulirt;
das Excenter i₁ wirkt auf den
Hahn k behufs der Regulirung des
Wasserzuflusses, während das Excenter i₂ mit Hilfe des Gegengewichtshebels l die Schieberöffnung a₁ regulirt, durch welche Wasser
und Maisschrot den Bottich verlassen. Der Apparat ist so
eingestellt, daß in dem Augenblick, wo die Schaufel D in Wirksamkeit treten soll, der ganze
sie tragende Mechanismus sich senkt, wodurch das Kegelräderpaar
G außer Eingriff und der an die
Welle g befestigte Rührapparat in
Ruhe kommt. Die Folge ist, daß sich das Maisschrot auf dem Boden
absetzt, von wo es durch die Schaufel D nach dem oberhalb des Abfallrohres angebrachten Trichter
a geschoben wird, dessen Mündung
sich abwechselnd in kurzen, vom Excenter i₂ abhängigen Zwischenräumen öffnet und schließt,
so daß nur solches Wasser, welches sehr viel Maisschrot mit sich
führt, entweichen kann. Auf ähnliche Weise findet eine
abgesetzte Wasserspeisung und zwar in Mengen statt, welche dem
verbrauchten Volum stets gleich sind. (Nach Armengaud's
Publication industrielle, Bd. 23 S. 425.)
A. P.