Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, Nr. , S. 103 |
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Miscellen.
Miscellen.
Prüfung von Indicatorfedern.
Zur Prüfung von Indicatorfedern empfiehlt Professor Böck in einer interessanten Abhandlung
(im Berg- und hüttenmännischen Jahrbuch, 1877 S. 36 ff.) über
die Wannieck-Köppner'sche
Flachschiebersteuerung (* 1876 221
492), den Indicator
sammt einem Quecksilber-Manometer auf einem gemeinsamen Rohre
aufzuschrauben und dieses dann mit einem Dampfkessel zu
verbinden. Durch entsprechende Drosselung lassen sich dann
allmälig verschiedene Spannungen hervorbringen, welche am
Quecksilber-Manometer abgelesen und auf der Papiertrommel des
Indicators, der man von Hand eine Drehung ertheilt, durch einen
Strich bezeichnet werden. Mittels der so entstehenden
Scale läßt sich der Indicatormaßstab auf seine Genauigkeit
prüfen, eventuell das Diagramm entsprechend corrigiren.
Dies erscheint als die einzig verläßliche Prüfung der Federn, da
sie thatsächlich unter gleichen Umständen wie bei der
Functionirung des Instrumentes erfolgt; sie wird aber dennoch
(wohl wegen ihrer Umständlichkeit) fast nie angewendet. Wenn man
sich aber hierzu eines Quecksilber-Manometers mit verkürzter
Scale bedient, wird die Manipulation ganz einfach.
Fr.
Coret's Apparat
zum Anzeigen warm laufender Achslager.
Ein Signal des Warmlaufens von Achslagern, von Coret in Paris, wird in den
Sitzungsberichten der Société d'Encouragement, 1877 S. 169,
beschrieben. Die Vorrichtung dürfte sich besonders zur Anwendung
bei schwer zugänglichen Lagerzapfen empfehlen, um sofort beim
Beginn des Warmlaufens die Aufmerksamkeit zu erregen und dadurch
das Einfressen des Zapfen oder Ausschmelzen der Lagerschalen zu
vermeiden. Eine Zahl kleiner Metallröhrchen, mit elastischen
Böden und angefüllt mit einer leicht expandirenden Flüssigkeit,
wird in ein größeres Rohr derart eingeschlossen, daß sich die
einzelnen Böden berühren und damit bei der Ausdehnung durch
Wärme ihre Verlängerungen summiren können. Es ist leicht
erklärlich, daß die einzelnen Röhrchen eben nur so lang sein
dürfen, daß die zu erwartende Verlängerung der Flüssigkeitssäule
gleich der elastischen Durchbiegung ihrer Böden ist; demnach
kann die Gesammtausdehnung einige Millimeter betragen, und dies
ist genügend zur Functionirung des Apparates. Derselbe wird
nämlich hinter dem Lager direct auf die zu beobachtende Achse
befestigt, so daß er mit derselben rotirt. Sobald nun das Lager
warm zu laufen beginnt, dehnen sich die einzelnen Röhrchen, und
ein am Boden des letzten befindlicher Daumen wird so weit
herausgeschoben, daß er an eine Glocke anschlagen kann, welche
grade hinter dem rotirenden Apparate fest aufgestellt ist. Das
so entstehende Läuten zeigt dann sofort das beginnende
Warmlaufen an.
Fr.
Amerikanischer Dampf-Tramway-Wagen.
Schon zur Zeit der Weltausstellung 1876 war in Philadelphia ein
Tramway-Wagen in continuirlichem Betrieb, der gleichzeitig
Maschine und Kessel trug und mit Dampf vorwärts bewegt wurde. Er
unterschied sich in seinem Innern und Aeußern kaum von einem
gewöhnlichen Tramway-Wagen, ebenso wenig im Betrieb, da er fast
momentan zu halten vermochte und das Publicum weder durch die
Wärme, noch durch Stöße oder unangenehmes Geräusch belästigt
wurde. Inzwischen soll der Dampfbetrieb auf Straßenbahnen
allgemeiner in Amerika eingeführt werden, speciell nach einem
Modell der berühmten Baldwin'schen
Locomotivfabrik in Philadelphia. Hier befindet sich gleichfalls
Wagen und Maschine vereinigt; doch bilden die zwei Achsen, das
Wagengestell, der Kessel und der Antriebsmechanismus ein festes
Ganzes, auf welches der eigentliche Wagenkasten nur aufgesetzt
ist und leicht wieder entfernt werden kann. Die Dampfcylinder
sind rechts und links außerhalb der Gestellbalken unter dem
Wagenkasten angebracht und treiben, analog wie bei der
Locomotive, durch Treib- und Kuppelstange die vier Treibräder
an. Der Dampfkessel ist ein stehender Röhrenkessel aus
Stahlblech und wird auf 20at Druck geprüft. Thatsächlich sind jedoch bei den
stärksten in Philadelphia vorkommenden Steigungen nur 6 bis 7at erforderlich.
Fr.
Ueber Lampson's
künstliche Mühlsteine; von K. W. Kunis.
Dieselben sind aus französischem Rohmaterial (Süßwasserquarz von
La Ferté sous Jouarre) hergestellt. Dieses Rohmaterial
wird zerkleinert, gesiebt und sortirt und hierauf mit einem
geeigneten Bindemittel vermischt in Formen gebracht. Die
hergestellten Steine bilden in Folge dessen ein einziges Stück
von durchaus gleicher Beschaffenheit und je nach Verlangen mehr
oder weniger Porosität. Sie können deshalb sofort, nachdem die
Haue genau in die Mitte eingelassen, in Betrieb gesetzt werden,
ohne das lästige Abwiegen vornehmen zu müssen. Der Fabrikant
kann nach Wunsch Steine von größerer oder geringerer Härte,
fein- oder grobkörnig liefern. Da die Steine aus einzelnen
kleinen Stückchen mit scharfen Ecken und Kanten bestehen, welche
sich zwar auch abmahlen, aber fortwährend durch neue ersetzt
werden, so bieten dieselben trotz ihrer Geschlossenheit eine
gute Mahlfläche, welche für gewisse Mahlzwecke nicht geschärft
zu werden braucht. Wer Kraft genug zur Verfügung hat und weniger
Werth auf das Schärfen der Mühlsteine legt, der kann Lampson's
Mühlsteine getrost ohne Schärfe lassen; wer aber weniger mit
Kraft, sondern mehr mit Kunst mahlen muß und wer nach dem
Sprichwort: „Schärfen versäumt nicht“
gewohnt war, fast tagtäglich zu schärfen, der wird auch
Lampson's Steine, wenn auch nicht zu oft, schärfen. Die
künstlichen Mühlsteine erfordern in Folge ihrer Geschlossenheit
tiefe Hauschläge, deren gute Instandhaltung sich der Müller
angelegen sein lassen muß, wenn er die Steine auf ihre volle
Leistungsfähigkeit ausnutzen will.
Was nun die Leistungsfähigkeit betrifft, so eignen sich diese
Steine zwar für alle Mahlzwecke, stehen aber als Ausmahlsteine
unübertroffen da. Ueber ihre Leistungen als Schrotsteine liegen
dem Verfasser folgende Daten einer süddeutschen Mühle vor:
„Zwei gleich große Quantitäten geringer Weizen (sogen.
Abbruch) wurden abgewogen, davon die eine einem Gange mit frisch
geschärften französischen Mühlsteinen übergeben, während alle
übrigen Gänge außer Betrieb gesetzt waren. Der Gang wurde durch
eine gewisse, genau regulirte Wassermenge in Bewegung gesetzt,
und wurde das ganze Quantum in einem Zeitraum von 20 Minuten
fein durchgeschroten. Die zweite gleiche Menge wurde nun dem mit
künstlichen Mühlsteinen versehenen Gange übergeben, während der
Wasserzufluß sowie alle übrigen Verhältnisse dem vorigen
Versuche gleich waren. Die künstlichen Mühlsteine hatten das
ganze Quantum in einem Zeitraum von 15 Minuten fein geschroten.
Die Steine hatten durchaus gleichen Durchmesser und arbeiteten
mit 102 Umdrehungen in der Minute. Das Mahlgut von den
französischen Mühlsteinen fühlte sich etwas warm, von Lampson's
Mühlsteinen dagegen vollständig kalt an. Beim Abwiegen der
gewonnenen Producte ergaben Lampson's Steine 4 Proc. Griefe und
1 Proc. Dunst mehr, dagegen weniger Schrotmehl. Das Mehl, mit
den französischen Steinen erzeugt, war eine Idee weißer, was
seinen Grund darin hatte, daß die französischen Steine, wie
schon erwähnt, 5 Proc. Gries und Dunst mit zu Mehl vermahlen
hatten – ein Umstand, der in Süddeutschland, wie
überhaupt bei Hoch- und Halbhochmüllerei, nur ungern gesehen
wird.“
Als Ausmahlsteine sind Lampson's Steine, wie schon erwähnt,
unübertroffen, sie leisten bis 25 Proc. mehr als andere und
liefern dabei ausgezeichnete Producte. Versuche, welche sich
über den Zeitraum von fast einem Jahre erstrecken, während
welcher Zeit Lampson's Steine tagtäglich in Betrieb waren, sowie
die Beobachtungen, welche Verfasser außerdem in verschiedenen
andern Mühlen machen konnte, und die Mittheilungen bewährter
Fachgenossen berechtigen zu diesem Urtheil. (Nach der Mühle,
1877 S. 258.)
Ueber Schlackenwolle.
Schlackenwolle aus Schlacke vom Hohofen Nr. 1 der Albrechtshütte
in Tizynietz am 7. October 1875 hatte nach einem Bericht der
Verwaltung in Teschen (Technische Blätter, 1877 S. 120) folgende
Zusammensetzung:
Kieselsäure
40,84
Thonerde
8,27
Eisenoxydul
0,63
Manganoxydul
3,42
Kalk
34,25
Magnesia
8,98
Schwefelcalcium
2,95
(entspr. 1,31 Proc. Schwefel)
–––––
99,34.
Leitet man einen langsamen Strom trockner oder feuchter
Zimmerluft durch eine lange Schicht Schlackenwolle, so läßt sich
auch bei sehr langer Einwirkung in der austretenden Luft kein
Schwefelwasserstoff nachweisen (vgl. 1876 221 284). Ein Strom
von reiner, feuchter Kohlensäure bewirkt sehr bald eine
deutliche Reaction auf Schwefelwasserstoff, ein Strom von
ausgeathmeter Luft mit 3 bis 4 Proc. Kohlensäure gibt eine
solche Reaction erst nach längerer Einwirkung. Die Zersetzung
des Schwefelcalciums in der Schlackenwolle durch die
atmosphärische Luft ist hiernach nur unbedeutend.
Ueber das Treiben der Cemente.
Nach den Mittheilungen aus dem mechanisch-technischen
Laboratorium der Polytechnischen Schule in München von Prof. J.
Bauschinger (1877 Heft 7) sind
mittels der sogen. Glasprobe folgende 7 Cemente auf Treiben
untersucht worden:
1) Dyckerhoff und Söhne in Amoeneburg,
2) Schifferdecker und Söhne in Heidelberg,
3) Perlmooser Cement,
4) Böcking und Dietsch in Malstadt bei
Saarbrücken,
5) Espenschied in Friedrichsfeld bei
Mannheim,
6) Stuttgarter Cementfabrik, Blaubeuern,
7) Delune und Comp. in Grenoble.
Diese Cemente wurden sowohl rein, wie in drei verschiedenen
Sandmischungen mit gewaschenem Isarsand, der durch ein Sieb mit
5 Maschen auf 1qc
gegangen war, mit so viel Wasser angemacht, daß man eine leicht
ballende plastische Masse erhielt. Diese wurde in kleine
Zuckergläser von 7cm
Höhe und 5cm,5
Durchmesser unter Aufklopfen derselben eingefüllt; nun wurde
beobachtet, ob und wann die so bis zum Rande völlig gefüllten
Gläschen, zusammen 132 Stück, von dem Cement gesprengt würden.
Innerhalb 80 Tagen sprangen an Gläschen:
Dickerhoffund Söhne.
Schifferdeckerund
Söhne.
Perlmoos.
Böcking undDietsch.
Espenschied.
Blaubeuern.
Delune.
1 Cement und 5
Sand.
1
4
1
4
5
4
1
1 Cement und 4
Sand.
1
2
5
4
4
4
3
1 Cement und 3
Sand.
2
2
2
2
5
3
0
ReinerCement.
0
1
1
2
5
4
0
Es ist bemerkenswerth, daß kein einziger der sieben untersuchten
Cemente die Probe völlig bestanden hat. Die
Thonindustriezeitung, 1877 S. 190 bemerkt dazu, man solle
meinen, daß, wenn ein Cement treibt, auch sämmtliche Proben
desselben treiben müßten, bei der Glasprobe wurde aber nur ein
Theil der Gläschen zertrümmert. Es ist ferner auffallend, daß
grade die sandreichen Proben mehr Gläser zersprengt haben,
während doch reiner Cement stärker treiben müßte als mit Sand
vermischter. Die Glasprobe ist demnach für praktische Zwecke
unbrauchbar; vollends untauglich erscheint sie aber, wenn man
die mit den Cementen ausgeführten Festigkeitsversuche
berücksichtigt. So fand Bauschinger
für den Cement von Blaubeuern bei Erhärtung unter Wasser eine
Zugfestigkeit nach 60 Tagen von 25k, nach 144 bis 160 Tagen
von 32k für 1qc, also einerseits eine an
sich völlig befriedigende Zugfestigkeit, anderseits eine
beträchtliche Zunahme derselben in der weitern Erhärtungsfrist,
und gleichwohl hatte der reine Cement bei sämmtlichen vier damit
angestellten Glasproben die Gläser zertrümmert.
Der Gehalt der menschlichen Nahrungsmittel
im Vergleich zu ihren Preisen.
Rechnet man in animalischen Nahrungsmitteln 100g Eiweiß zu 65 Pf., 100g Fett zu 20 Pf., in
vegetabilischen Nahrungsmitteln 100g Eiweiß zu 15 Pf., Fett zu
4,5 und stickstofffreie Extractstoffe zu 2,5 Pf., so gelangt man
nach J. König (Zeitschrift für
Biologie, 1876 S. 497) zu folgenden Werthen:
Textabbildung Bd. 226, S. 107
Animalische
Nahrungsmittel; Zusammensetzung in Proc.; Wasser;
Eiweißstoff (Proteïn); Fett; Stickstofffreie
Extractstoffe; Salze; 1k hat; Nährgeldwerth berechnet; Marktpreis; Rind,
Lendenstück; Rindfleisch 2. Sorte; Herz; Leber; Schwein,
Schinken; Hase, Lende; Krammetsvogel; Häring; Sardellen;
Cervelatwurst; Frankfurter Würstchen; Blutwurst; Eier;
Milch; Butter; Käse
Textabbildung Bd. 226, S. 107
Vegetabilische
Nahrungsmittel; Chemische Zusammensetzung in Proc.; Wasser;
Eiweißstoff (Proteïn); Fett; Stickstofffreie
Extractstoffe; Holzfaser; Asche; 1k hat; Nährgeldwerth
berechnet; Marktpreis; Roggenmehl, feines; grobes; Reis;
Schwarzbrod; Feines Weizenbrod; Erbsen; Gelbe Mohrrüben;
Blumenkohl; Chocolade, süß; Thee; Kaffee gebrannt, 1. Sorte;
Von 100 Th. dieser Sorte werden bei der Kaffeebereitung
gelöst
Hiernach sind die fettreichen Fleischsorten am preiswürdigsten,
Geflügel und Wild sind sehr theuer, Fische meist billig im
Verhältniß zum Nährwerth. Wurst und geräucherte Fleischwaaren
sind theurer als frisches Fleisch. Milch und Käse sind billig,
Butter ist preiswürdig.
Hülsenfrüchte und Kartoffeln sind im Verhältniß zum Nährwerth am
billigsten, Weizen- und Roggenmehl billiger als Reis; Gemüse
sind am theuersten. Kaffee, Thee und Chocolade sind nur
Genußmittel.
Analyse von Elsässer Weinen.
Noch ist die Frage eine ungelöste, ob die chemische Analyse der
Weine je dazu führen wird, auf ihre Resultate hin eine allseitig
wirklich zutreffende Werthschätzung derselben vornehmen zu
können. Trotzdem sind Analysen von reinen Naturweinen immerhin
schon schätzenswerth. C. Weigelt
(Annalen der Oenologie, 1876 S. 439) hat nun eine Anzahl
Elsässer Weißweine von 1874 untersucht und folgende Resultate
erhalten.
Textabbildung Bd. 226, S. 108
Ursprung;
Qualität; Spec. Gew.; 1 hl
enthält; Gemeinde; Gelände; Alkohol Zucker; Gesammtsäure;
Extract; Hattstadt; Scherkessel; Holzweg; Goldschmitt;
Geberschweier; Goldert; Haul; Brückle; Gugger; Rufach;
Hartweg; Gelbühl; Risthor; Westhalten; Haul; Garten
Das specifische Gewicht wurde mit dem Piknometer, der Alkohol
vaporimetrisch bestimmt, der Zucker mit Fehling'scher Lösung,
die Säure mit Zehntelnatron, beide mit Berücksichtigung
Ulbricht'scher Cautelen, und der Extractgehalt piknometrisch
nach Balling's Tabellen.
Mycodermabildung im Bier.
C. Reischauer (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1338) hat gefunden, daß bei
zunehmender Mycodermabildung im Bier anfangs mehr Säure gebildet
wird, nach 8 Tagen war aber alle Säure und fast aller Alkohol
verzehrt. Der Proteïngehalt des Mycoderma betrug 29,7
Proc., und zwar waren 65,5 Proc. der Proteine aus dem Bier in
das Mycoderma übergegangen, von dem Aschengehalt nur 22,6 Proc.
Zucker wird bei der Mycodermabildung nur wenig verbraucht.
100cc Bier mit 2cc Normalschwefelsäure
versetzt entwickelte nur wenig, mit 3cc gar kein Mycoderma, wohl
aber nach Zusatz von 4cc Normalnatron oder 4cc kalt gesättigter Borsäurelösung.
G. Polli (Daselbst S. 1382) behauptet
dagegen, daß Borsäure zur Aufbewahrung von Bier, Milch, Eier,
Urin oder als Desinfectionsmittel für Wunden ebenso wirksam sei
wie Phenol – eine Angabe, welche vorläufig bezweifelt
werden muß.
Nach H. A. Smith (Naturforscher, 1877
S. 286) werden Räderthierchen von einem
schwefelsäurehaltigen Wasser erst dam: getödtet, wenn 1l desselben 0g,15 Säure enthält.
Ueber den Ursprung des Kohlenstoffes der
Pflanzen.
Zur Entscheidung der Frage, ob die Pflanze ihren Kohlenstoff sich
noch auf einem anderen Wege als durch Kohlensäureaufnahme in den
Blättern verschaffen könne, hat J. W. Moll (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1877 S. 327) eine
Reihe von Versuchen angestellt, welche zu folgenden Resultaten
führten. In fortwährend kohlensäurefrei gehaltenem Raume bildet
ein Blatt oder Blattstück nie Stärke in sichtbarer Menge, wenn
auch organisch mit ihm verbundene, ja selbst unmittelbar
angrenzende ober – oder unterirdische Pflanzentheile sich
in einer Umgebung befinden, die vielmals reicher an Kohlensäure
ist als die gewöhnliche Luft. Es kann also die Kohlensäure, die
einem beliebigen Pflanzentheil in Ueberfluß zur Verfügung steht,
in einem mit diesem Theile verbundenen Blatte oder Blattstücke,
das sich in kohlensäurefreiem Raume aufhält, nie zur sichtbaren
Stärkebildung Veranlassung geben. Die Stärkebildung eines
Blattes oder Blattstückes in der freien Luft wird nicht sichtbar
beschleunigt, wenn sich ein mit diesem Blatte oder Blattstücke
organisch verbundener Theil derselben Pflanze in einer Umgebung
befindet, deren Kohlensäuregehalt den der Luft sehr übersteigt.
Die im Boden der Wurzel zur Verfügung stehende Kohlensäure kann
in den Blättern derselben Pflanze weder in kohlensäurefreiem
Raum eine sichtbare Stärkebildung veranlassen, noch die in der
freien Luft stattfindende Stärkebildung sichtbar
beschleunigen.
Ueber den sogenannten Piney-Talg.
Nach den Versuchen von G. Dal Sie
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1381)
bildet dieser durch Auskochen der Früchte von Vateria indica (Malabar) mit Wasser
erhaltene Pflanzentalg eine gelbgrüne, bei 30°
schmelzende Masse von 0,91 spec. Gew. Er reagirt sauer, wird
leicht verseift und besteht aus unverbundenen Fettsäuren, auf 75
Th. Palmitinsäure 25 Th. Oelsäure. Schweflige Säure und andere
zur Entfärbung von Fetten vorgeschlagene Mittel verändern den
Talg nicht, nur Chlor bewirkt eine tiefer eingreifende
Veränderung. Kurzes Kochen mit Salpeterlösung, welcher
Schwefelsäure zugesetzt worden, bewirkt Entfärbung. Der
Farbstoff verschwindet auch, wenn die zertheilte Masse an der
Luft dem directen Sonnenlicht ausgesetzt wird. Die daraus
verfertigten Kerzen brennen besser als die aus gewöhnlichem Talg
bestehenden und verbreiten beim Ausblasen keinen Geruch.
Das Entweichen von Ansteckungsstoffen aus
den Cloaken.
Bekanntlich werden die Erreger der Fäulniß und somit auch die
Ansteckungsstoffe oft durch die atmosphärische Luft verbreitet
(vgl. 1876 221 285) 1877 224 343). E. Frankland (Proceedings of the Royal Society, vol.
25 p. 542) hat nun Versuche
angestellt, auf welche Weise Theilchen von Cloakenflüssigkeit in
die atmosphärische Luft entweichen. Die mäßige Bewegung einer
Flüssigkeit erzeugt hiernach keine Bildung von Theilchen, die
durch die Luft fortgeführt werden, wohl aber geschieht dies
durch Entwicklung von Gasen innerhalb der Flüssigkeit. Schlecht
eingerichtete Canäle, in denen die Abfallstoffe in Fäulniß
übergehen und somit Gasentwicklung veranlassen, können demnach
durch die Verbreitung von Ansteckungsstoffen für die Anwohner
sehr gefährlich werden.
Es ist daher für die Gesundheit von größter Wichtigkeit, daß alle
Abfallstoffe aus der Nähe menschlicher Wohnungen entfernt
werden, bevor sie in Fäulniß übergehen, was, für größere Orte
wenigstens, nur durch das Schwemmsystem mit reichlicher
Wasserspülung und guten Canälen möglich ist.
Ueber die specifische Wärme des
Wassers.
Aus zahlreichen Versuchen von Münchhausen berechnet A. Wüllner (Annalen der Physik und Chemie, 1877 Bd. 1 S. 592)
die specifische Wärme des Wassers bei t° zu: k = 1 + 0,000302
t, mit einem wahrscheinlichen Fehler
von 0,0000099. Die Weiche für k
wachsen hiernach rascher als nach den Versuchen von Regnault, aber langsamer als nach Jamin und Amaury. Es wird nämlich k
nach:
Wüllner.
Regnault.
Jamin.
für
20°
1,0060
1,0012
1,0235
40
1,0121
1,0030
1,0459
60
1,0181
1,0056
1,0703
80
1,0241
1,0089
1,0957
100
1,0302
1,0130
1,1220.
Wärmeleitungsvermögen des
Hartgummis.
J. Stefan hat über das
Wärmeleitungsvermögen des Hartgummis ausgedehnte Versuche
gemacht. Verglichen mit andern Körpern ordnen diese sich nach
ihrer Wärmeleitungsfähigkeit, wie folgt: Kupfer = 1, Eisen =
0,17, Eis = 0,0057, Glas = 0,0016, Wasser = 0,0015, Wasserstoff
= 0,00039, Hartgummi = 0,00026, Luft = 0,000055.
(Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften. Abth.
2 Bd. 74 S. 438.)
Einfluß des Lichtes auf den elektrischen
Leitungswiderstand von Metallen.
R. Börnstein zeigt durch eine größere
Anzahl von Versuchen, daß die Eigenschaft, durch Einwirkung von
Lichtstrahlen einen geringern elektrischen Leitungswiderstand zu
erlangen, nicht auf Selen (1876 222
500) und Tellur
beschränkt ist, sondern auch dem Platin, Gold und Silber, höchst
wahrscheinlich den Metallen überhaupt zukommt.
Der elektrische Strom verringert ferner sowohl das
Leitungsvermögen, als auch die Lichtempfindlichkeit seines
Leiters; beide nehmen nach Aufhören des Stromes ihre frühern
Werthe allmälig wieder an. (Habilitationsschrift. Heidelberg
1877. C. Winter.)
Beschädigung von Unterseekabeln durch
Fische.
In dem 1874 zwischen Para und Cayenne gelegten Kabel zeigten sich
bald nach dem Legen mehrere Fehler, und in den ausgeschnittenen
fehlerhaften Stücken fand man an den beschädigten Stellen
Knochenreste. Das eine Stück zeigte zwar auf der einen Seite
zwei Verletzungen mit Knochensplittern und etwa in der Mitte
zwischen beiden auf der andern Seite eine dritte ebenfalls mit
Splitter, so daß demnach die Beschädigung von einem Biß hätte
herrühren können. Doch besaß keins der sämmtlichen aufgefundenen
Knochenstücke in der Structur die geringste Aehnlichkeit mit
einem Zahne, und ebenso mehrere 1875 in demselben Kabel
gefundene; deshalb war man (nach Engineering, April 1877 S. 270 und 293) genöthigt, die
Verletzungen dem Sägefisch zuzuschreiben, welcher mit seiner
Säge den Grund furcht und dabei das Kabel verletzt. (Vgl. 1877
224 556.)
E–e.
Sterling's neue
Erdöllampe.
Von Zeit zu Zeit stattfindende Explosionen, sowie das
umständliche Füllen und Beschneiden bei den gebräuchlichen
Erdöllampen haben einer kürzlich erschienenen verbesserten Lampe
von Sterling in Boston schnellen
Eingang verschafft, da bei dieser Lampe eine Explosion undenkbar
und das Auffüllen des Oeles äußerst bequem bewerkstelligtbewerstelligt, ja sogar während des Brennens der Lampe vorgenommen
werden kann. Neben diesen Vorzügen verbindet diese Lampe, welche
als Wandlampe ihre Anwendung findet, noch
manche Annehmlichkeiten; sie hat ein gefälliges Aeußere, ist
leicht zu reinigen, und wirft beinahe gar keinen Schatten.
Eine gegossene façonnirte Platte mit seitlichen
Vorsprüngen wird entweder direct an die Wand oder auf ein
Holzschild festgeschraubt; in diese Platte wird der Arm, welcher
die Lampe trägt, eingehängt. An einem Ende des Armes, zunächst
der Wand, befindet sich das Oelreservoir, welches unten mittels
einer Sehschraube festgehalten wird und oben einen Metallaufsatz
trägt, der als Trichter zum Aufgießen des Oeles dient und durch
einen metallenen, ornamentirten Stöpsel geschlossen wird; durch
diesen Aufsatz geht eine Messingröhre bis nahe zum Boden des
Oelgefäßes und durch den hübsch ornamentirten, 30 bis 40cm langen Lampenarm,
welcher als Heber dient und an dessen äußerstem Ende sich ein
verticales Rohr befindet, das weit genug ist, um den Docht und
etwas Oel aufzunehmen; der Brenner mit Cylinder und Schirm wird
oben aufgeschraubt. Meistens kommt bei diesen Lampen eine Art
neuer Brenner in Anwendung, der in zwei Theilen angefertigt und
mit einem Scharnier versehen ist. Der Schirm wird mittels einer
Feder festgehalten, und es kann somit der Brenner, ohne Schirm
und Cylinder abzunehmen, mit diesen aufgeklappt werden, um den
Docht zu beschneiden. Im Arm und Dochtbehälter der Lampe liegt
ein Messingfutter (ein in Heberform gebogenes Messingrohr mit
verticalem Cylinder), welches vor dem Gießen des Armes in die
Form gelegt wird, somit fest mit dem Arm verbunden ist, daher
das Oel nur durch Messing geführt wird. Dadurch wird die
Fabrikation etwas kostspielig, doch hat sich diese Anordnung als
sehr zweckmäßig erwiesen, da jedes billigere Material das Erdöl
nach und nach durchsickern läßt. Im Handel kommt diese Lampe
ohne Brenner auf 16 Dollars das Dutzend zu stehen; ein Dutzend
der oben beschriebenen Brenner kostet 2 Dollars und 50 Cents. (1
Dollar = 4 M. 20 Pf.)
Bei dem erstmaligen Anbrennen der Lampe ist es nothwendig, das
Glasreservoir und den Metallaufsatz bis über die Mündung in den
Arm zu füllen, damit letzterer seine Function als Heber beginnen
kann; fernerhin arbeitet derselbe continuirlich, bis das Oel
consumirt ist. Sollte alles Oel aufgezehrt sein und der Arm sich
mit Luft füllen, so muß das Reservoir wieder ganz aufgefüllt
werden wie beim Beginn. Oel in den Dochtbehälter zu gießen, ist
völlig unnöthig. Ein kleines Loch befindet sich im Stöpsel, um
Luft in das Reservoir dringen zu lassen; dieses sollte immer
offen, nie verstopft sein. Die Lampe brennt immer gleichmäßig
und eignet sich insbesondere für Schreibtische, Werkbänke und
öffentliche Locale. E. Bilhuber.
(Gewerbeblatt aus Württemberg, 1877 S. 145.)
Zur Geschichte des Fernrohres.
Die Bibliothek des Polytechnicums in Zürich besitzt eine
Handschrift von Schreiner vom J.
1616, in welcher ausgeführt wird, daß das Fernrohr von einem
Brillenmacher in Deutschland erfunden ist. Von hier aus wurden
zwei Fernrohre nach Italien gebracht und dort wurden sie
besonders von Galilei verbessert und
zu astronomischen Dingen verwendet. (Annalen der Physik und
Chemie, 1877 Bd. 1 S. 479).
Ueber einige Producte der Destillation des
Holzes bei niedriger Temperatur.
Eine Holzessigfabrik in Brooklyn destillirt das Holz bei einer
durch Thermometer sorgfältig unter 200° gelegenen
Temperatur. Bei der Rectification des Rohproductes scheidet sich
ein schweres, röthlichgelbes Oel von eigenthümlichem Geruch aus
dem Destillat ab, welches H. B. Heill
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 936)
untersucht hat. Mit Chlorcalcium getrocknet der Destillation
unterworfen, sing es bei etwa 100° zu sieden an; das
Thermometer stieg aber sogleich auf 160°, blieb zwischen
160 bis 170° stehen, bis die Hauptmenge übergegangen war,
und stieg alsdann wieder rasch bis zu 200° hinauf. Nach
einigemal wiederholtem Fractioniren ließ sich eine etwa 60 Proc.
des angewendeten Oeles betragende, zwischen 160 bis 165°
siedende Fraction abscheiden, von welcher der größte Theil bei
162° siedete. Die fast farblose, das Licht stark
brechende, nach Bittermandelöl riechende Flüssigkeit wurde als
Furfurol erkannt.
Durch Behandlung des rohen Oeles mit Natronlauge gelang es
ferner, lange, orangegelbe Nadeln von Pyroxanthin abzuscheiden,
welche bei 162° schmelzen, sowie etwas Brenzschleimsäure
und eine kleine Menge eines stark nach geräucherten Fischen
riechenden Oeles, das sich leicht mit Wasserdämpfen
verflüchtigt.
Ueber die Ausfällung des Kalkes durch
kohlensaure Alkalien.
E. Drechsel (Journal für praktische
Chemie, 1877 Bd. 16 S. 169) zeigt, daß die Abscheidung des
Kalkes bei gewöhnlicher Temperatur schon nach 15 Minuten eine
vollständige ist, wenn man durch Schütteln während dieser Zeit
den Krystallisationsproceß beschleunigt; daß es ferner
gleichgiltig ist, ob man zur Fällung kohlensaures Natron oder
kohlensaures Ammon anwendet, ob Ammoniak vorhanden ist oder
nicht. Es ist darauf zu sehen, daß anfangs nur ein geringer
Niederschlag vorhanden ist, in Gegenwart des überschüssigen
kohlensauren Alkalis. Der Niederschlag wird dann schon nach 3
bis 5 Minuten langem Schütteln völlig krystallinisch, und die
spätern Niederschläge werden, wenn man sie heftig mit ihm
durchschüttelt, fast augenblicklich krystallinisch. In
alkalischen Flüssigkeiten ist der kohlensaure Kalk fast völlig
unlöslich.
Bestimmung von Zink, Blei und Kupfer durch
Elektrolyse.
Nach einer Mittheilung von Parodi und
Mascazzini (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1098) kann Zink, zur
quantitativen Bestimmung desselben, auf elektrolytischem Wege in
fester zusammenhängender Form auf einem Platindraht abgeschieden
werden, wenn das Metall sich als Sulfat in Lösung befindet und
letztere einen Ueberschuß von Ammoniumacetat enthält. Eisen und
Blei müssen zuerst aus der Lösung entfernt werden. Eine sehr
geringe Menge von Blei befördert übrigens die zusammenhängende
Abscheidung des Zinks. Die Versuche wurden direct mit Zinkerzen
angestellt, und die Resultate zeigten mit andern auf
gewichtsanalytischem Wege erhaltenen Proben genügende
Uebereinstimmung. Aus derselben Lösung kann zuerst das Kupfer
und dann nach Zusatz von Ammoniak und Essigsäure das Zink
elektrolytisch abgeschieden werden. – Nach vorläufigen
Versuchen ist es den Verfassern auch gelungen, das Blei in
fester Form abzuscheiden, wenn es bei Gegenwart von essigsaurem
Alkali sich als Tartrat in alkalischer Lösung befindet.
Mittels eines aus zwei dünnen Drähten bestehenden
Zinkplatinelementes wird das Kupfer aus sehr verdünnten Lösungen
seiner Salze als schwärzlicher Ueberzug auf dem Platindraht
abgeschieden. Setzt man den mit Wasser gewaschenen, aber nicht
getrockneten Ueberzug nach L. Cresti
einige Augenblicke einem Gemenge von Bromwasserstoff- und
Bromdampf aus, wie man es durch Zersetzung von Bromkalium
mittels mäßig concentrirter Schwefelsäure erhält, so nimmt der
Kupferüberzug eine tief violette Farbe an, welche namentlich
dann zu erkennen ist, wenn man den Platindraht auf einer
Porzellanplatte abstreicht. Verfasser halten die violette
Flüssigkeit für eine Lösung von Kupferbromür in Bromwasserstoff.
Die Reaction ist sehr empfindlich, und es genügen einige
Cubikcentimeter einer 1 Milliontheil Kupfer enthaltenden Lösung,
wenn man das Zinkplatinelement 12 Stunden lang einwirken
läßt.